Der Energieverbrauch in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 8,1 Prozent auf 10.735 Petajoule gegenüber 2022 gesunken. „Der Energieverbrauch fiel damit auf einen historischen Tiefststand“, heißt es dazu von der Arbeitsgemeinschaft (AG) Energiebilanzen in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht zur Energieversorgung in Deutschland. Die Gründe dafür seien das anhaltend hohe Energiepreisniveau und die schwache wirtschaftliche Entwicklung gewesen. So sei zwar im Jahresverlauf ein Rückgang bei den Einfuhrpreisen zu verzeichnen gewesen, doch das Niveau war weiterhin höher als 2021. Für das hohe Preisniveau seien sowohl Investitionen in die Energieeffizienz und Energieträger-Substitutionen als auch Kürzungen energieintensiver Produktionen und der damit einhergehende Verbrauchsrückgang verantwortlich.
Die leicht wärmere Witterung habe sich dagegen nur schwach ausgewirkt. Witterungsbereinigt hätte der Rückgang 2023 bei 7,4 Prozent statt 8,1 Prozent gelegen. Verbrauchssteigernd habe sich einzig die demographische Entwicklung ausgewirkt. So sei die Gesamtbevölkerung um 300.000 auf 84,7 Millionen Einwohner angewachsen.
Die AG Energiebilanzen ermittelte zudem, dass sich die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität um 8,4 Prozent verbessert hat. Dieser Wert liege signifikant über dem langjährigen Mittel der Jahre 1990 bis 2022 von 2,5 Prozent pro Jahr. Für diese Entwicklung sieht die AG Energiebilanzen „viele, sich überlagernde Ursachen“, darunter die hohen Energiekosten für die Wirtschaft, die Produktionsrückgänge und die milde Witterung. Die energiebedingten CO2-Emissionen sind demnach im vergangenen Jahr um 11,8 Prozent auf etwa 74 Millionen Tonnen gesunken. 45 Millionen Tonnen davon entfielen auf den Bereich der Stromerzeugung, wo der Rückgang 23 Prozent betrug. Hier wirkte sich der größere Erneuerbaren-Anteil aus sowie die geringere Kohleverstromung. Die Minderung im Verkehrssektor lag bei 1,3 Prozent oder 2,2 Millionen Tonnen. Den Rückgang im verarbeitenden Gewerbe bezifferte die AG Energiebilanzen auf 6 Millionen Tonnen CO2. Bei den privaten Hauhalten waren es 8,5 Prozent oder 6,6 Millionen Tonnen CO2.
Verschiebungen im Energiemix
Der Verbrauch von Mineralöl sank der AG Energiebilanzen zufolge um 6,8 Prozent im vergangenen Jahr, während der Erdgasverbrauch um 2,4 Prozent zurückging. Dabei sei zur Stromerzeugung nur geringfügig weniger Erdgas eingesetzt worden. Vorrangig seien die Einsparungen auf das hohe Preisniveau zurückzuführen. Der Verbrauch bei Steinkohle reduzierte sich mit 18,5 Prozent deutlich, was vor allem am geringeren Bedarf der Kraftwerke lag. Bei der Braunkohle betrug der Rückgang beim Primärenergieverbrauch sogar mehr als 23 Prozent gegenüber 2023. Bei der Stromerzeugung blieben die Kraftwerke dabei sogar um 25 Prozent unter Vorjahresniveau. Rückläufig war auch der Beitrag der Kernenergie. Die letzten drei AKW gingen Mitte April 2023 endgültig vom Netz.
Zulegen konnten dagegen die Erneuerbaren um insgesamt 3,1 Prozent. Bei der Stromerzeugung betrug der Anstieg sogar sieben Prozent, was vornehmlich an den guten Bedingungen für die Windstromproduktion lag. Bei der Photovoltaik gab es trotz massivem Ausbau nur einen leichten Zuwachs bei der Stromproduktion. Um elf Prozent erhöhte sich die Stromerzeugung aus Wasserkraft. Biomasse macht mehr als die Hälfte des Primärenergieverbrauchs aus Erneuerbaren aus. Sie blieb jedoch zwei Prozent hinter dem Wert von 2022 zurück.
Insgesamt blieb Mineralöl der wichtigste Energieträger mit einem Anteil von 35,1 Prozent, was leicht über dem Niveau des Jahres davor lag. Mit 24,7 Prozent folgt Erdgas auf Platz 2 vor den Erneuerbaren mit einem Anteil von 19,6 Prozent am gesamten Energieverbrauch. 2022 waren es noch 17,5 Prozent. Der Anteil der Steinkohle sank auf 8,7 Prozent und der Braunkohle auf 8,3 Prozent.
Die AG Energiebilanzen verzeichnete auch, dass 11,8 Milliarden Kilowattstunden Strom mehr aus dem Ausland importiert als exportiert wurden. Dabei sei Deutschland seit 2002 erstmals wieder zum Netto-Importeur von Strom geworden. Die Ausfuhren seien dabei um 24 Prozent rückläufig gewesen, während die Importe um 40 Prozent anstiegen, so der Bericht.
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Es wird zwar offiziell nicht erwähnt, geht aber klar aus der Statistik hervor. Die Erneuerbaren werden zunehmend vorrangig im Lande verbraucht, wie das bis 2010 mal gesetzlich geregelt war, und 2010 aufgehoben wurde. Das, was ich hier das „Faule Ei“ nenne das der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde, erledigt sich dank Putin, immer mehr von alleine.
So wird es jedenfalls mit der folgenden Aussage im Jahresbericht der Statistiker klar zum Ausdruck gebracht
Zitat:…Für die Resilienz einer Volkswirtschaft gegenüber Energiekrisen spielt die Verfügbarkeit, Gewinnung und Nutzung von heimischen Energierohstoffen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Grundsätzlich senkt eine stabile Inlandsgewinnung die Einfuhrabhängigkeit und reduziert die Gefahr von Angebotsstörungen oder -unterbrechungen sowie das Preisrisiko für Wirtschaft und Verbraucher. Zitat Ende.
Die Betonung liegt auf Verfügbarkeit „heimischer Rohstoffe“. Ich füge hinzu, für die noch nicht mal Rohstoffrechnungen anfallen.
All das, was im Jahresbericht der Statistiker nun positives erwähnt wird, wie z.B. Rückgang der Kohleverstromung, und damit der Co2 Ausstoß, wurde seit 2010 verschleppt, weil seitdem die Kohlekraftwerke nicht mehr an die Erneuerbaren angepasst werden mussten, und daher unnötig Emissionen verursachten.
Ergänzung zu meinem Kommentar.
Wer sich mit dem neuen Strom Handelsgeschehen beschäftigt dem fällt auf, dass wir seit geraumer Zeit mehr importieren als exportieren. Das würde ja zu dem Zitat gar nicht passen, wo es wie folgt.heißt.
„Grundsätzlich senkt eine stabile Inlandsgewinnung die Einfuhrabhängigkeit“
Der gegenwärtige Import Überschuss bei uns hat rein wirtschaftliche Gründe, und ist dem europäischen Markt geschuldet.
Im Folgenden stellt das Prof. Burger vom Fraunhofer Institut klar.
https://geladen.podigee.io/94-stromhandel
Die Entwicklung geht zwar in die richtige Richtung, ist aber leider nicht gefestigt. Denn immer noch müssen die Erneuerbaren – die den Trend auslösen – außerhalb des Systems an der Börse als Überschuss gehandelt werden, und bleiben dadurch ein Spielball, der großen Player, mit dem man nach belieben umgehen kann. Das könnte nicht geschehen, wenn die EE wieder „physisch“ in die Bilanzkreise der Versorger gewälzt würden, wie das bis 2010 Gesetz war. Dann wären sie dort gesetzt und müssten auch „vorrangig“ verbraucht werden. Zur Erinnerung, seit 2010 werden die EE zwar in den Bilanzkreisen eingespeist und vergütet, müssen aber „Kaufmännisch“ an der Börse gehandelt werden.
Vielleicht liegt es auch daran, daß die Firmen die Fertigung ins Ausland verlagern.
Die Abwanderung der Unternehmen liegt an der ausufernden Bürokratie, der nicht vorhandenen Digitalisierung und an der nicht durchgeführten Energiewende in den Jahren 2010 bis 2022. Wenn die Industrie nicht erfolgreich gegen die Erneuerbaren lobbyiert hätte, so wären die Ausschläge am Energiemarkt seit 2022 wesentlich geringer ausgefallen. Naja, jetzt passiert endlich was und wir können uns auf langfristig stabile Energiepreise freuen. Wir sind auf eigene PV + Elektroauto umgestiegen. Die Wärmepumpe folgt. Fossile Preise interessieren mich nicht mehr.
Der Stromverbrauch sinkt auch dadurch nicht unerheblich das sich immer mehr Leute eine PV aufs Dach stellen.
Der Strom der dort für die Eigennutzung erzeugt wird taucht im deutschen Stromnetz nicht auf, wird aber natürlich weniger aus dem Stromnetz benötigt und damit sinkt der Verbrauch.
„Die Industrie wandert ab“ hört man seit 30 Jahren seitdem alles qas geht nach China, Indien und andere Billiglohnländer ausgelagert wird.
Die angeblich exorbitanten Strompreise (die 2023 gegenüber 2022 deutlich gefallen sind) sind da eher nebensächlich, wenn die Industrie abwandern will dann tut sie das sowieso.
Die Verbrauchsstatistiken leiden auch unter dem „Faulen Ei“ von 2010 , seitdem die Erneuerbaren zwar in den Bilanzkreisen der Versorger „physisch“ eingespeist werden, aber vor Ort nicht verbraucht werden dürfen, sondern „virtuell“ an der Börse verkauft werden müssen.
Nach dem ich in diesbezüglichen Tab. mal die Bezeichnung „physisch und virtuell“ hinter den Zahlen gesehen hatte, diese Unterscheidung aber einige Zeit später wieder entfernt war, hatte ich bei der AG Energiebilanzen mal angefragt nach welchen Kriterien die da vorgehen, aber bis heute noch keine Antwort bekommen.
Besonders interessieren würde mich, wie – oder ob die überhaupt – den Eigenverbrauch mit den Heimspeichern ermitteln, weil der ja nicht nur fern vom öffentlichen Netz in die Hausnetze eingespeist wird, sondern auch bei den Versorgern in den Bilanzkreisen nicht auf dem Schirm sein kann, seitdem die EE dort raus genommen wurden, und an die Börse verbannt worden sind.
Ich denke mal die verlässlichsten Daten für die Energiewende , sind letztendlich die EE Zubaue, und die Rückgänge der Emissionen.
Möglicherweise liest hier jemand von der AG Energiebilanzen, und kann, bezüglich der Statistiken , für Aufklärung sorgen.
Nur zur Erinnerung:
Wenn eine Kilowattstunde Atom- oder Kohlestrom durch eine Kilowattstunde Solar- oder Windstrom ersetzt wird, sinkt der PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH statistisch um rund 2 kWh. Denn die Energieverluste von rund zwei Dritteln der ineffizienten konventionellen Kraftwerke zählen auch zum Primärenergieverbrauch.
@Kamm: Danke für diesen sehr wichtigen Hinweis !
Von daher wird bei der weiteren Energie-, Wärme- und Verkehrswende das System inhärent effizienter !!!
Nur müßen wir jetzt auch aufpassen, das nicht ein Rebound-Effekt eintritt und wir weiter – zusätzlich -Energie verschwenden, i.e. überflüssige Wasserstofferzeugung.
Und gleichzeitig auch zügig den Verbrauch drücken, z.B. weniger streamen, daddeln, etc. Aber auch Tempo 30-80-120, der Umwelt und vor allem UNS zuliebe.
Raimund Kamm,
danke.
Allerdings sind nicht nur die Verluste in den Kraftwerken erheblich. Leider sind die direktgekoppelten Generatoren der alten fossilen Kraftwerke ein Faktor für erhebliche Übertragungsverluste.
Durch die Synchronisation fließen/pendeln erhebliche Ströme zwischen den Generatoren durch das Hoch- und Höchststromnetz. Diese Energiemengen kommen letztendlich nie bei einem Verbraucher an und machen unser Leitungsnetz quasi zu einer Freiflächenheizung, als ob man einen Heizkörper an die Außenwand schraubt.
Dafür bezahlen wir direkt mit Rohstoffkosten (Brennstoffe), Emissionen und verstopften Übertragungskapazitäten. Und wir zahlen weiter indirekt, indem dies Abschaltungen von Erneuerbaren provoziert, für welche wir direkt bezahlen und gleich noch einmal bezahlen, weil der Ausfall mit fossiler Generation ersetzt wird.
Im Übrigen wird uns diese Synchronisation als technische Notwendigkeit verkauft. Dies stimmt zwar, aber die einzigen Gross-Verbraucher der von direkt gekoppelten Generatoren bereitgestellten Blindleistung sind … direktgekoppelte Generatoren. Es ginge mit sehr viel weniger ohne Probleme, wenn wir nicht riesige direktgekoppelte Generatoren ein- und auskoppeln würden.