Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und der Universität Göttingen führten eine Umfrage durch, um herauszufinden, welche Faktoren deutsche Landwirte motivieren könnten, agrivoltaische Anlagen zu bauen. Ein Ergebnis: Die große Mehrheit der deutschen Landwirte zieht diese Option in Betracht.
„In der bisherigen Literatur wurde bereits festgestellt, dass Landwirte ein großes Interesse an der Nutzung von Agri-Photovoltaik haben“, erklären die Wissenschaftler. „Allerdings hängt die Wahrnehmung der Agri-Photovoltaik von der wahrgenommenen Machbarkeit und Nützlichkeit der Technologie ab. Gegenwärtig besteht ein hohes Maß an Unsicherheit in Bezug auf die Agro-Photovoltaik, da sie noch als in einem frühen Entwicklungsstadium befindlich angesehen wird.“
Die Frage, die im Mittelpunkt der Umfrage stand, lautete: „Wären Sie prinzipiell bereit, ein agrivoltaisches System auf Ihrem Betrieb einzusetzen?“ Sie basierte auch auf einem Technologieakzeptanzmodell, das die „wahrgenommene Nützlichkeit“ und die „wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit“ einer bestimmten Technologie berücksichtigt. Ersteres beschreibt das Ausmaß, in dem eine Person das Gefühl hat, dass ihre Arbeitsleistung durch eine bestimmte Technologie verbessert wird, und letzteres beschreibt das Ausmaß, in dem eine Person die Nutzung einer Technologie als mühelos empfindet.
Die Umfrage berücksichtigte auch Faktoren wie Risikotoleranz, Innovationsfähigkeit, Wissensstand, Umweltbewusstsein, Auswirkungen des Klimawandels, Auswirkungen auf die Energiepreise und subjektive Norm. Letztere bezieht sich auf den wahrgenommenen sozialen Druck, der von einflussreichen Personen ausgeht.
Die Wissenschaftler erklärten, dass die Umfrage im Februar 2023 durchgeführt wurde und auf den Antworten von 214 gültigen Befragten basierte, wobei die Rücklaufquote bei 66,7 Prozent lag. „Um herauszufinden, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, dass Landwirte auf ihren Höfen Agri-Photovoltaik einsetzen wollen, wurde eine binäre logistische Regression angewendet“, betonten sie. „Die acht Faktoren, die aus der Faktorenanalyse extrahiert wurden, werden als unabhängige Variablen einbezogen, um das Entscheidungsverhalten der Landwirte zu erklären.“
Die Analyse hat gezeigt, dass die wichtigsten Faktoren, die deutsche Landwirte zur Einführung einer agrivoltaischen Lösung motivieren, die zusätzliche Einkommensquelle aus der Solarstromerzeugung, die „wahrgenommene Nützlichkeit“ der Technologie und die „subjektive Norm“ sind. Die Studie zeigte auch, dass 72,4 Prozent der Landwirte bereit sind, Agri-Photovoltaik zu nutzen.
Die Ergebnisse der Untersuchung finden sich in der Studie „Factors influencing the willingness to use agrivoltaics: A quantitative study among German farmers“ vorgestellt, die das Fachmagazin „Applied Energy“ veröffentlichte.
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Aufgrund umfangreicher Erfahrungen mit Umfragen bei Landwirten aus meiner Studienzeit der Agrarwissenschaft weiß ich, dass ich keiner Umfrage glaube, die ich nicht selber gefälscht habe. Zweitens weiß ich, dass Landwirte das tun, was sich lohnt. Was sich pro Hektar am meisten lohnt ergibt sich aus diesem Erfahrungsbericht: Sechs Lehren aus vier Jahren Betrieb (https://www.pv-magazine.de/2024/03/21/erstes-agri-pv-projekt-mit-tracker-in-deutschland-sechs-lehren-aus-vier-jahren-betrieb/).
Was bei der Umfrage vermutlich gar nicht befragt wurde, sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Agrarproduktion in den nächsten Jahrzehnten. Es steht zu vermuten, dass landwirtschaftliche Urproduktion immer riskanter und weniger rentabel wird. Angesichts dieser Gedanken würde ich auf reine Solarparks setzen und diese – falls Sie gezielt der Artenvielfalt dienen (also Biodiv-Solarparks sind) – steuerlich als Landwirtschaft werten. Denn dem Artenschwund in der Agrarlandschaft zu begegnen, gelingt damit erheblich besser, als mir Agri-PV.