Start-up des Monats: Bürgerbeteiligung so einfach wie Online-Shopping

Teilen

pv magazine und Vireo Ventures starten die Reihe Start-up des Monats. Wir stellen ab jetzt monatlich in einem standardisierten Format ein junges Unternehmen vor, das an Innovationen für die Solarbranche arbeitet und das wir für interessant halten. Für März haben wir Johannes Schrefl, Geschäftsführer des Start-ups Brickwise, unsere Fragen geschickt.

Wer seid ihr?

Johannes Schrefl: Mit Brickwise haben wir eine multifunktionale, digitale Beteiligungsplattform entwickelt. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine erfolgreiche Energiewende nur durch die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger möglich ist. Mit diesem Leitgedanken haben wir eine Plattform für moderne Bürgerbeteiligungen an Erneuerbare-Energien-Projekten entwickelt, die vollständig digitalisiert ist und mit mobilen Anwendungen Beteiligungen so einfach wie Online-Shopping macht. Ursprünglich im Immobilienmarkt beheimatet, haben wir unsere Expertise und Erfahrung auf den Bereich der Erneuerbaren Energien ausgeweitet. Wir sind ein deutsch-österreichisches Start-up mit Entwicklung in Wien und einer Niederlassung in München, von wo aus wir unsere Plattformen für Partner betreiben.

Wer sind eure Kunden?

Unsere digitale Beteiligungsplattform richtet sich in erster Linie an Stadtwerke, Energieversorger und Projektentwickler, die die Akzeptanz ihrer Erneuerbare-Energien-Projekte erhöhen und gleichzeitig die Finanzierung optimieren und verbreitern wollen. Unsere Lösung wird dabei jeweils als White-Label-Applikation an die Bedürfnisse des Partners angepasst und auch zur Stärkung der Kundenbindung eingesetzt. Durch die vollständige Digitalisierung und Vereinfachung der Bürgerbeteiligung können diese einen größeren Kreis von Bürgerinnen und Bürgern sowie potenzielle Investorinnen und Investoren erreichen.

Start-up des Monats von pv magazine und Vireo Ventures

In Kooperation mit Vireo Ventures, einem Frühphasen-Investor für eine vollständig elektrifizierte Welt, präsentieren wir monatlich ein aufstrebendes Unternehmen, das an Innovationen für die Solarbranche arbeitet und das wir für interessant halten. Wir wollen aufzeigen, was die Visionen der Unternehmer sind, aber auch wo diese Start-ups heute stehen und wo es konkrete Möglichkeiten für Kooperationen gibt.

Hier findet Ihr die bisherigen Start-up des Monats

Wenn du Dein Start-up als Start-up des Monats präsentieren möchtest, kontaktiere uns gerne. Ebenso für Rückmeldungen zum vorgestellten Unternehmen, zu dessen Fragen (siehe ganz unten) und zu unserer Auswahl. Kontakt per Email an pv magazine und Vireo: Start-up-des-monats@vireo.vc

Welches Problem/Herausforderung haben eure Kunden?

Unsere Kunden stehen vor der Herausforderung, die Akzeptanz für Erneuerbare-Energien-Projekte in der Bevölkerung zu erhöhen, ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten zu finden und einen höheren Eigenkapitalanteil im Projekt zu erreichen. Die Beteiligungsbereitschaft der Bevölkerung ist durchaus vorhanden: Eine aktuelle Umfrage von drei Universitäten und der Unternehmensberatung Deloitte zeigt, dass über 40 Prozent der Befragten grundsätzlich offen sind, sich an Erneuerbare-Energien-Projekten zu beteiligen. Die derzeitige Beteiligungsquote liegt jedoch nur bei rund 3 Prozent. Diese Diskrepanz zwischen Bereitschaft und tatsächlicher Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger verdeutlicht das vorhandene Potenzial. Neben der finanziellen Komponente setzen wir mit unserer Lösung auch auf die emotionale Einbindung: Durch die Integration von Live-Energiedaten fühlt sich eine Beteiligung so an, als wäre die Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach. Mit der Integration eines Impact-Rechners können die User ihren persönlichen Beitrag zur Energiewende ermitteln.

Welche Lösungen gibt es dafür bisher auf dem Markt und was macht ihr aus eurer Sicht anders?

Es gibt schon einige bestehende Lösungen am Markt. Diese sind jedoch gar nicht bis nur unvollständig digitalisiert und bieten auch nur sehr starre und veraltete Beteiligunskonzepte an. Durch analoge Prozesse ist die Usability sehr eingeschränkt und spricht kein junges Publikum an. Mit ergänzenden mobilen Apps für iOS und Android sprechen wir auch eine rein mobile Zielgruppe an und übernehmen die Zahlungsabwicklung, wobei kleinere Beträge sogar über Kreditkarte oder Apple Pay abgewickelt werden können. Auch das Onboarding ist mittels 3D-Selfie und Ausweisscan ohne menschliches Video-Ident-Verfahren möglich.

Erneuerbare-Energien-Anlagen werden auch über mehrere Jahrzehnte betrieben und Beteiligungen haben oft eine Laufzeit von 15 bis 20 Jahren. Vor diesem Hintergrund ist ein Zweitmarkt für Investoren wichtig, auf dem sie ihre Anteile bei Bedarf auch zum Verkauf anbieten können. Herkömmliche Beteiligungsplattformen bieten jedoch nur Nachrangdarlehen an, ohne die Möglichkeit, diese vor Ende der Laufzeit zu verkaufen.

Auch die emotionale Komponente der Bürgerbeteiligung wird nicht angesprochen: Eine Studie, die wir gemeinsam mit der FH Joanneum durchgeführt haben, zeigt, dass neben der Rendite der persönliche Beitrag zur Energiewende eine sehr wichtige Rolle spielt – er ist für die Bürger genauso wichtig wie die finanzielle Rendite der Beteiligung.

Welche Lösung bietet ihr euren Kunden an und gibt es bei euch ein Alleinstellungsmerkmal?

Wir bieten unseren Kunden eine 100 Prozent digitale Lösung für die Abwicklung von Bürgerbeteiligungen an Erneuerbare-Energien-Projekten, die auch eine emotionale Bindung ermöglicht. Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in unserer vollständig digitalen Plattform, die neben einer Web-App auch mobile Apps umfasst, in denen Live-Energiedaten angezeigt werden und der persönliche Impact berechnet werden kann. Der Beteiligungsprozess ist dabei so einfach wie Online-Shopping gestaltet, was die Akzeptanz und die Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger erhöht.

Auch bei der Auswahl des geeigneten Beteiligungsmodells sind wir sehr flexibel und erarbeiten gemeinsam das optimale Beteiligungsmodell. Unter Berücksichtigung von steuerlichen Aspekten, Mitspracherechten, Fremd- oder Eigenkapitalbedarf, Laufzeit sowie Renditeerwartung (fest, variabel, gewinnabhängig) legen wir dieses gemeinsam mit unseren Partnern fest. Bei langfristigen Beteiligungen ermöglichen wir auch einen Zweitmarkt und betreiben diesen für unsere Kunden unter regulatorischen Gesichtspunkten mit unserer Tochtergesellschaft, der Brickwise Investment GmbH.

Wie könnt ihr sicherstellen, dass es einen liquiden Zeitmarkt gibt? Ist zu erwarten, dass das Handelsvolumen ausreichend ist, um die Liquidität sicher zu stellen und gibt es Beispiele, die erwarten lassen, dass das Ziel realistisch ist?

Obwohl die Brickwise-Plattform keine Liquidität auf dem Sekundärmarkt garantieren kann, hat Brickwise bereits einen funktionierenden Sekundärmarkt für Immobilieninvestitionen geschaffen: Die auf dem Brickwise-Zweitmarkt gelisteten Immobilien haben gezeigt, dass jährlich circa 15 Prozent des Volumens den Eigentümer wechseln.

Findet eine Qualitätssicherung bei den Anlagen statt, so dass Käufer eine gewisse Sicherheit haben? Ist das nicht gerade für den Zweitmarkt essenziell, da ja niemand eine Beteiligung an einer älteren Anlage kaufen will, ohne dass sichergestellt ist, dass es keine Qualitätsprobleme gibt?

Brickwise verpflichtet die jeweiligen Emittenten vertraglich zur Einhaltung bestimmter Mindeststandards bei der Abwicklung und führt eine Plausibilitätsprüfung durch.

Wie sicher kann ein Verbraucher sein, dass diese vertragliche Verpflichtung nicht zu einem Ausfall der Investition führt?

Die jeweiligen Emittenten stellen die erzeugten Energiedaten sowie Jahresabschlüsse und sonstige Abrechnungen der Anlage zur Verfügung. Eine Ausfallgarantie besteht jedoch nicht.

Gibt es bereits Nachweise, dass die Lösung funktioniert, und Referenzen? Wenn ja, welche?

Ja, wir haben bereits erfolgreiche Partnerschaften mit Unternehmen wie der Green Infra GmbH in Österreich und der Coppen GmbH in Deutschland, für welche wir eigene Plattformen betreiben. Coppen wird im April mit einer eigenen Beteiligungsplattform starten (https://coppen.de/invest). Unsere Plattform hat sich bewährt und wird aktiv genutzt, um Bürgerbeteiligungen an Erneuerbare-Energien-Projekten zu ermöglichen und zu fördern. Ursprünglich im Immobilienmarkt beheimatet, betreiben wir auch in diesem Segment drei weitere Beteiligungsplattformen.

Inwiefern bringt diese Lösung die Energiewende voran?

Unsere Lösung leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, indem sie die Bürgerbeteiligung an Erneuerbare-Energien-Projekten erleichtert und fördert. Durch die Digitalisierung und Vereinfachung der Beteiligungsprozesse werden mehr Bürgerinnen und Bürger ermutigt, sich finanziell an Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen zu beteiligen. Dies erhöht die Akzeptanz für erneuerbare Energien und ermöglicht eine schnellere und effizientere Realisierung von Projekten, die zur Reduktion von Treibhausgasemissionen beitragen.

Wie seid ihr finanziert?

Wir sind durch Risikokapitalgeber finanziert und am Weg, dass wir uns selbst erhalten können.

Habt ihr Fragen an die Leser des pv magazine?

Welche konkreten Herausforderungen sehen Sie bei der Einbindung von Bürgern in erneuerbare Energieprojekte, und welche Funktionen würden Sie sich von einer Bürgerbeteiligungsplattform wünschen, um diese Herausforderungen zu meistern?

Bitte schicken Sie Ihre Fragen und Anmerkungen an Start-up-des-monats@vireo.vc (pv magazine und Vireo) .Wir leiten Sie an Brickwise weiter.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Bayern will 0,3 Cent/kWh Abgabe für große Solarparks verbindlich machen
19 Dezember 2024 Photovoltaik-Freiflächenanlagen ab fünf Megawatt sowie Windkraftanlagen sollen unter die heute vom bayrischen Kabinett verabschiedete Regelung fallen...