Die für Besitzer von Elektroautos erzielbaren Treibhausgas- (THG-) Quoten-Erlöse hängen seit Monaten im Keller. Pro Auto und Jahr lassen sich gerade einmal noch 85 Euro verdienen. Mit so einem niedrigen Wert kann der Quotenhandel kaum einen Anreiz schaffen, die Elektromobilität auszubauen. Auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf schlug der Bundesverband THG Quote deshalb Alarm.
Die Erlöse seien seit der Einführung des Modells um 75 Prozent eingebrochen. Im Jahr 2022 erhielten E-Auto-Besitzer demnach noch etwa 400 Euro im Jahr von Mineralölkonzernen. Letztere wurden verpflichtet, einen Ausgleich für das Inverkehrbringen von Mineralölprodukten zu zahlen. Nach einem bestimmten Rechenschlüssel kamen die Ausgleichszahlungen bei den E-Auto-Nutzern an. Als der Handel startete, versprachen die THG-Quoten-Unternehmen noch, dass der Erlöspreis mit jedem Jahr weiter steigen würde.
Das Gegenteil ist eingetreten. Der Erlöspreis sinkt seither. Der Bundesverband THG Quote, der im vergangenen Jahr gegründet wurde und bis heute zehn Mitglieder zählt, mutmaßt, dass falsch deklarierte Biodiesel-Importe aus China dafür verantwortlichen seien. Eine entsprechende Ermittlung der Staatsanwaltschaft Bonn wurde aber aus Gründen „mangelnder zureichender Anhaltspunkte“ bereits wieder eingestellt.
Neben den geringen Erlösen führt dem Verband zufolge auch überbordende Bürokratie zu Frustration bei Endkunden. Es vergingen demnach Monate, bis Antragstellende erfahren, ob sie von der THG-Quote profitieren dürfen.
Um kurzfristig wieder für neuen Schwung im Markt für THG-Quotenhandel zu sorgen, formuliert der Verband einige Forderungen. Dazu gehört der Ruf nach mehr Digitalisierung in den administrativen Prozessen, um den quotenhandelnden Unternehmen die Abläufe zu erleichtern. Zudem sollen regulatorische Anpassungen mit mindestens drei Monaten Vorlaufzeit eingeführt werden – anders als beispielsweise die Fristverkürzung, bei der Fahrzeughalter, die noch für 2023 THG-Quoten-Erlöse einnehmen wollten, nicht mehr bis zum 28. Februar 2024 ihren Antrag stellen konnten, sondern dies bis zum 15. November 2023 erledigt haben mussten.
Der sogenannten Flutung mit Bio-Diesel aus mutmaßlich nicht geklärter Herkunft sollten aus Sicht des Verbands ordnungspolitische Maßnahmen in Form von Strafzöllen entgegenwirken. Bei Lkw und Bussen sollte der Schätzwert für die THG-Quote nach oben korrigiert werden. Für diesen Bereich sind aus Sicht der Branche die Verbräuche zu gering angelegt, um eine Triebkraft für den Markt zu entfalten.
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Die „überbordende Bürokratie“ ist bei Zertifikate-Systemen nunmal systeminhärent. Zudem ist die derzeitige Quote ökologisch nicht zielführend: sie fördert die Anschaffung von Produkten, die Energie verbrauchen (auch fossile!). Bei dem Dschungel blickt keiner mehr durch. Die THG-Quote sollte komplett abgeschafft werden.
Meines Erachtens gehört die THG-Quote für E-Autos verboten. Ich habe mir doch nicht E-Autos zugelegt, um hiermit Ölfirmen Verschmutzungen zu ermöglichen, sondern um der Umwelt zu helfen. Solange BEV steuerlich gefördert werden, bedarf es auch keiner Rechtfertigung des Staats.
Ich habe freiwillig keine THG-Quoten verkauft.
Beim THG-Quotenhandel fürs E Auto hab ich mich schon immer einiges gefragt aber noch nie eine Antwort dazu gefunden oder erklärt bekommen.
Auch welcher Grundlage wird sie berechnet. Also der Co2 Preis wird an der Börse gehandelt, das ist transparent, aber wie sieht es aus mit der emittierte Menge die für diese Rechnung als Grundlage hergenommen wird. Durchschnittlichen Verbrauch und gefahren Kilometer sind es offenbar nicht, selbst wenn man die irrsinnige Annahme macht und ein Co2 Ausstoß von 0 Gramm pro Kilometer beim E Auto angesetzt wird da hierfür die ausbezahlte Menge die letzten Jahre viel zu hoch waren.
Als Beispiel: 400€ THG Quotenzahlung bei einen gleichzeitigen Co2 Preis von 85-90€ wären wir also bei rund 4,5 Tonnen Co2 – Durchschnittsemission der neu zugelassenen Fahrzeuge die letzten Jahre laut Kraftfahrtbundesamt <130gramm/km. Würde heißen bei angenommenne 0 Gramm für die Elektroautos wären wir bei durchschnittlich fast 35000km Im Jahr. Selbst bei den mit einberechneten sonstigen Emmisionen, von der Ölquelle bis zur Tankstelle, die rund 20% betragen (in einen Papier zur Berechnung der Co2 Emmisionen in der Speditionsbranche fand ich mal den Wert von 3,1 kg / Liter Diesel – was den 20% Aufschlag entspricht) komme ich noch auf rund 27500km im Jahr die den Co2 gegenübersteht. Die durchschnittliche jährliche Fahrleistung in Deutschland beträgt jedoch weit unter 15000 km …
Dann kommt für mich die Frage auf, die eigentlch viel wichtiger ist:
Woher kommen diese Co2-Zertifikate die mein E Auto doch angeblich generiert so dass ich sie verkaufen kann?
Ist ein E Auto eine Co2 Senke ? Das würde ich mal klar mit NEIN beantworten.
Oder läuft er hier so wie früher bei den Emmisionen in der Industrie. Jeder bekommt Zertifikate die für seine Produkte die aus einen Referenzwert berechnet wurden. Ist man Sparsamer hat man welche über und kann diese an Unternehmen verkaufen dessen Produktionsabläufe noch nicht so effizienz sind. Die Ausgegebene Menge an Zertifikate wird stetig reduziert um eine Effizienzsteigerung bei der Industrie vorranzutreiben / erzwingen. – Hier haben aber alle Marktteilnehmer Zertifikate erhalten, also bei unseren Beispiel würde auch der Diesel und Benzinverbrenner diese bekommen, in der Erweiterung dieser frage konnte man auch sagen wieso nicht jeder Bürger. Für ein Fahrrad dass einen PKW einspart bekommt man schließlich keine THG- Quotenkohle?
Also wer hat sich dieses, meines erachtens Betrugsmodel, zur Förderung von E Autos einfallen lassen und woher kommen die Co2 Zertifikate dafür?
@Christian
Es ist eine politische Maßnahme für die weitere Förderung der E-Mobilitätswende. Der Rechenweg ist politischer Wille, keine wirtschaftswissenschaftliche Maßnahme 😉
Und natürlich wird wie bei jeder derartigen Maßnahme getrickst wo es nur geht. Der massenhafte Export von Tesla nach Dänemark wäre ein Beispiel. Dass die fossilen Konzerne auf einmal „aus heiterem Himmel“ massenweise Bio-Treibstoff „importieren“, ist ebenfalls so ein Trick.
Wie @Thomas schon kommentierte: Ich finde ich, man sollte es einfach lassen. Es ist einfach nur unproduktive Selbstbeschäftigung oder ein weiteres zielloses bürokratisches Umverteilungsrädchen, auf das man schadlos verzichten kann.
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Die THG-Prämie berechnet sich durch den Wert der eingesparten Strommenge inkl. Anpassungs- und Multiplikationsfaktor sowie den benötigten CO₂-Einsparungen für quotenverpflichtete Unternehmen, welche wiederum durch die Absätze von Mineralölunternehmen und die gesetzliche Einsparungsquote beeinflusst werden. Diese vorgeschriebene Einsparungsquote steigt jährlich von 7 % in 2022 bis auf 25 % in 2030.
Im Rahmen der Bescheinigung werden die Strommenge in MWh sowie die dadurch gesparten THG-Emissionen ausgewiesen. Zur Berechnung wurden im ersten Jahr (2022) Schätzwerte bestimmt. Für jeden Pkw betrug die Einsparung pauschal 2 MWh, für die Fahrzeugklasse N1 (leichte Nutzfahrzeuge) 3 MWh und für die Fahrzeugklasse M3 (Busse) 72 MWh. Der Gesetzgeber behält sicher allerdings vor, diese Werte auf Basis neuer Daten anzupassen.
Diese anrechenbare Menge wird nun mit den durchschnittlichen THG-Emissionen pro Energieeinheiten des Stroms in Deutschlands multipliziert. Das waren im Jahr 2022 119 kg Kohlenstoffdioxid-Äquivalent pro Gigajoule. 2023 sind es 135 kg, wonach pro E-Auto weniger CO₂-Äquivalent eingespart wird. Zusätzlich wird die Antriebseffizienz von E‑Fahrzeugen mit einem Anpassungsfaktor von 0,4 multipliziert.
Um die Elektromobilität in Deutschland weiter zu stärken, hat die Bundesregierung beschlossen, einen Multiplikationsfaktor von 3 einzusetzen. Hieraus entsteht eine höhere Einsparung. („PS: Sie hätte auch einen Faktor von 10.000,333333 setzen können, es hat keinen tieferen Sinn, es ist am Ende einfach nur „willkürlich“).
Mineralölunternehmen kaufen jetzt diese Bescheinigung ab und rechnen die erhobene Einsparung an ihre in 2022 geforderte Minderung von 7 % (2023: 8 %) an. Daraus resultierte 2022 eine schlussendliche Einsparung von 0,838 Tonnen CO₂-Äquivalent.
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Die THG Prämie hat sich seit 2023 stark verringert: Dies liegt vor allem am Import von fragwürdigen Biokraftstoffen aus China im ersten Halbjahr 2023.
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Was wiederum mit daran liegt, dass deutsche Politik stark auf sich selbst bezogen ist. Es wird bei der Gesetzgebung vor allem auf die INNEN-Wirkung geachtet, und dabei vergessen, dass diese Themen auch außenwirtschaftlichen Einfluss haben. Andere lachen sich dann ins Fäustchen und machen einen Reibach mit der „dümmlichen“ kleindeutschen Gesetzgebung und hierzulande wundert man sich und macht: „nix“. Sind ja nur Steuergelder, was soll’s.
In Kopenhagen ist geschätzt jedes ~20te Auto heute ein Tesla. Davon dürften sehr sehr viele letztlich mit deutschem Steuergeld zusätzlich gefördert worden sein. Juhu.
@HD
„Die THG-Prämie berechnet sich durch den Wert der eingesparten Strommenge…“
Ein E-Auto spart also durch seine blose Existenz Strom und diese Strommenge die man sich aus den Fingern gesaugt hat multipliziert man mit paar Schwurbelumrechnungsfaktoren … Klingt nicht nur komisch sonder eher Richtung „Betrugsmodel“
Naja, trotzdem Danke
@Christian
Es ist Politik. Sie sind nich immer im falschen Fach bei Ihrer Argumentationssuche 🙂
Zum Thema KFZ-Export: Beim Export eines gebrauchten Autos (>6 Monate, >6000km) muss aber keine Mehrwertsteuer mehr bezahlt werden. D.h. wenn ein Däne ein deutsches Auto nach nur wenigen Monaten kauft ist es vor allem Dänemark welches einen Verlust macht. Deutschland hätte sonst an in Dänemark verkauften Auto keine Mehrwertsteuer verdient. D.h. so schlecht ist das Geschäft für den deutschen Steuerzahler nicht, da praktisch alle E-Autos mehr Mehrwertsteuer eingebracht haben als die 6000€ Prämie.
Matthias, hilf mir mal bitte. Wer hat denn die Mehrwertsteuer an wen bezahlt? Und wer nicht?
Was hat denn die Merhwertsteuer damit zu tun? 😀 Spoiler: nichts.
Es waren die zwei Förderregime der beiden Länder, die zusammen zu dieser lukrativen Art des Autohandels führten.
Der springende Punkt war die Kombination von deutscher Förderung in Kombintion mit der dänischen Luxussteuer von 150% auf Neuwagen. Nach 6 Monaten wurden die Autos zu Gebrauchwagen und konnten dank hoher Nachfrage aus Dänemark mit Gewinn weiterverkauft werden.
Die THG-Goldgräberstimmung ab Herbst 2021 war schon herrlich, aber nicht nachhaltig.