Auch an Solaredge geht das Ruckeln auf dem deutschen Photovoltaik-Endkundenmarkt nicht spurlos vorbei. Dagegen könnte eines der neuen Angebote helfen, die Robert Bruchner nun auf den Roadshows präsentierte, die bis Mitte März über das Bundesgebiet verteilt stattfanden. Der neue Vertriebs- und Marketingleiter in Deutschland stellte ein Finanzierungsprodukt vor, das es den Installationspartnern leichter machen soll, Aufträge zu generieren. Man darf es durchaus als ein Angebot sehen, mit dem man am Erfolg der Mietanlagen von Enpal und anderen partizipieren will. Allerdings arbeitet Solaredge nicht nur daran, dass Installateure die von ihnen errichteten Photovoltaik-Anlagen zum Mietkauf anbieten können, sondern auch einer einfach abwickelbaren Kreditfinanzierung.
Vorbild für das neue Produkt sei der Prozess beim Autokauf, erklärt Senior Marketing Manager Rasmus Wilken. Es sei üblich, dass beim Autokauf die Finanzierung mit dem Produkt angeboten werde, und es sei geplant, dass auch beim Kauf einer Photovoltaik-Anlage die Bonitätsprüfung nur ein Tag dauern solle. „So wird das Kaufmomentum erhalten“, sagt er. Der Zinssatz liege derzeit unter sieben Prozent, je nach Finanzierungslänge, und werde sich für Neuabschlüsse ungefähr wie der Leitzins ändern. Finanziert wird das Angebot durch einen Investor.
Die Resonanz auf das Angebot sei sehr gut, so die beiden Solaredge-Experten. Auf einem rustikalen Gutshof südlich von Berlin, eine der sieben Roadshow-Stationen, folgten rund 120 Mitarbeiter von Installationspartnern den Präsentationen und Diskussionen. „Wir haben sie auch gefragt, ob sie einen Mietkauf oder eine Kreditfinanzierung für sinnvoller halten“, sagt Robert Bruchner, der vor seiner neuen Funktion Country Manager bei Sunroof und bei Tesla für die Einführung der Powerwall zuständig war. „Die große Mehrheit spricht sich für die Kreditfinanzierung aus.“ Diese ist etwas günstiger, da anders als beim Mietkauf kein Rundum-Sorglos-Paket für Reparaturen miteingeschlossen ist. Das ist insofern interessant, da im Zusammenhang mit Mietangeboten immer wieder diskutiert wird, ob die Ausgaben für Versicherungen, Wartung und Reparatur nicht zu hoch angesetzt werden.
Anders als bei den klassischen Mietanlagen bleibt die Preishoheit bei dem Solaredge-Angebot bei den Installationsbetrieben. Sie bieten wie gehabt die Photovoltaik-Anlage zu ihrem Preis an, die Finanzierung wird dann wenn gewünscht auf dieser Basis berechnet. Derzeit testet Solaredge das Produkt mit ausgewählten Betrieben, in einigen Monaten soll es dann für alle verfügbar sein.
Ebenfalls als Reaktion auf den Markt, in dem die bundesweiten Anbieter mit zentralem Marketing stark gewachsen sind, darf man die zweite Neuerung bei Solaredge verstehen. „Wir planen eine an Endkunden gerichtete Marketingkampagne“, sagt Bruchner. Damit komme man auch der Aufforderung der Partner nach, die sich diese Unterstützung wünschten.
Günstigen Netzstrom mit Speicher nutzen
Im technischen Bereich tut sich auch etwas. Auf der Intersolar Europe hatte Solaredge das Energiemanagementsystem „SolarEdgeOne“ bereits vorgestellt. Ab Mai wird für alle Wechselrichter-Generationen ohne Display, die ab 2019 bezogen wurden, dann auch automatisch die Funktion verfügbar sein, in Abhängigkeit dynamischer Stromtarife die Batterie auch aus dem Netz zu laden. Wenn nicht genug Solarstrom vorhanden ist, können Kunden so davon profitieren, wenn zum Beispiel bei starkem Windkraft-Aufkommen im Winter der Strompreis gerade niedrig ist.
Es wird immer wieder diskutiert, unter welchen Umständen es rechtlich möglich ist, den Speicher auch aus dem Netz zu laden. Es ist in der so genannten sonstigen Direktvermarktung erlaubt, wenn man auf die EEG-Vergütung verzichtet. Doch auch mit EEG-Vergütung gebe es ein funktionierendes Konzept, so Rasmus Wilken von Solaredge. Das Laden der Batterie aus dem Netz sei laut VDE FNN Richtlinie „Anschluss und Betrieb von Speichern am Niederspannungsnetz“ möglich, solange sichergestellt ist, dass kein Strom aus der Batterie in das Netz eingespeist wird und dementsprechend sollen die Kundenanlagen auch „im EEG bleiben“, so Wilken. Die dynamischen Stromtarife sind insbesondere zum Betrieb für Wärmepumpen interessant. Im dritten oder vierten Quartal will Solaredge auch die Wärmepumpenintegration mit EEBus und Vaillant abgeschlossen haben.
Neuer Optimizer mit höherem Spannungsbereich
Auch dieses Jahr stellt Solaredge einen neuen Optimizer vor. Die Komponenten, über die die Module an die Modulstrings angebunden werden, regeln die Modulspannung je nach Lichtsituation höher oder niedriger, so dass am Wechselrichter immer die gleiche Spannung anliegt. Mit dem neuen „S600A“ vergrößert sich der Spannungsbereich nun auf 8 bis 100 Volt. Das Vorgängermodell „S500B“ regelt zwischen 12,5 und 80 Volt. „Die höhere Spannung hilft bei kürzeren Strings die notwendige Spannung zu erreichen“, sagt Bruchner.
Das ist zum Beispiel bei Ost-West-Anlagen im Eigenheim interessant, wo die Module auf die beiden Himmelsrichtungen verteilt und Modulstränge dadurch kürzer werden. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Trend zu dreiphasigen Wechselrichtern geht, die in Deutschland ab 4,6 Kilowatt Leistung sowieso vorgeschrieben sind. Diese benötigen höhere Eingangsspannungen als einphasige Wechselrichter. Die Herausforderung, den Spannungsbereich an die Länge der Modulstrings anzupassen, haben auch Hersteller von Stringwechselrichtern. Wie sich der größere Spannungsbereich auf die Effizienz auswirkt, lässt sich nur bei einer Betrachtung des gesamten Systems beurteilen.
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