Entgegen aller, oder zumindest meiner Erwartungen sind die Modulpreise in diesem Monat abermals gefallen. Das lässt sich vielleicht für die Klasse „Mainstream“ noch mit weiterhin hohen Lagerbeständen im Bereich der PERC-Module erklären, die aufgrund der noch nicht erschöpfenden Nachfrage zu Jahresanfang weiterhin existieren und dringend abgebaut werden müssen. Bei der Klasse „High Efficiency“, die im Wesentlichen Produkte mit TOPCon-, HJT- oder IBC-Zellen beinhaltet, ist ein weiterer Preisverfall damit aber nicht zu argumentieren.
Der Zufluss dieser Module wurde im Januar und Februar stark begrenzt, keine Ware sollte mehr ohne verbindliche vorherige Bestellung in den europäischen Markt kommen. Zumindest bei den bekannteren Herstellern selbst sind kurzfristig auch keine hocheffizienten Module verfügbar – neue Lieferungen ziehen sich bis weit in den April und Mai, teilweise sogar Juni. Die im Markt beziehungsweise auf diversen Online-Marktplätzen vermehrt existierenden Niedrigpreisangebote müssen also ausnahmslos von Großhändlern stammen, die sich verkalkuliert und nun doch wieder zu hohe Mengen für die aktuell verhaltene Nachfrage geordert haben.
Die laufend ankommenden Module namhafter Marken und mit Leistungen ab 425 Watt aufwärts landen aktuell zu Preisen im Markt, die kaum die Produktionskosten decken können, geschweige denn eine auskömmliche Handelsmarge enthalten. Bei einem Großhandelspreis zwischen 11 und 14 Eurocent pro Wattpeak ist noch nichts verdient, das wird einem jeder seriöse Hersteller selbst aus China bestätigen. Umso schwerer ist zu verstehen, welche Strategie hinter solchen Kampfpreisen steckt – ist es die pure Not oder soll hier der Wettbewerb geschädigt und supprimiert werden?
Letzteres drängt sich auf, wenn man sich neue Online-Marktplätze wie merXu, sun.store und Co. ansieht, die sich noch nicht einmal mehr die Mühe machen, ihre Niedrigpreisangebote hinter einer Registrierung und einem Login zu verbergen. Zwar wird im Kleingedruckten jeweils darauf hingewiesen, dass es sich um Angebote nur für Fachfirmen handelt – bis der Endkunde diese Information jedoch gefunden und gelesen hat, ist der Schaden bereits angerichtet. Es werden Preispunkte im Markt gesät, die für die vor- und nachgelagerten Instanzen nur als absolut geschäftsschädigend bezeichnet werden können.
Wenn wir Großhändler schon von Kunden vermehrt auf das im Netz mittlerweile existierende Preisniveau hingewiesen werden und dann entscheiden müssen, ob wir in Konsequenz daraus unsere Marge weiter reduzieren, um noch mithalten zu können – wie ergeht es dann den Installateuren selbst? Am Materialverkauf mitzuverdienen, um damit andere Kosten auszugleichen, die man dem Kunden bisher nicht oder nicht in voller Höhe in Rechnung stellen konnte, das gehört bald der Vergangenheit an. Oder es werden in Zukunft die genauen Bezeichnungen und Preise der Einzelkomponenten verstärkt in Pauschalangeboten versteckt. Damit werden wichtige Informationen verschleiert, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, was aber wiederum zu Intransparenz bei der Produktauswahl führt und echte Preisvergleiche unmöglich macht.
Wie man es dreht und wendet, Preisinformationen in den falschen Händen führen zu Problemen entlang der gesamten Lieferkette. Ein tieferes Marktverständnis sucht man bei den Machern solcher schnell programmierten Online-Marktplätze oft vergebens. Jeder meint, auf den Photovoltaik-Zug aufspringen und dank rasanten Wachstums bei geringem Risiko in einer vielversprechenden Branche kurzfristige Erfolge feiern zu können. Oft geht es den Plattformbetreibern gar nicht darum, ein langanhaltend tragfähiges, renditeträchtiges Geschäftsmodell zu erschaffen. Schnelles Wachstum und Marktbeherrschungs-Phantasien bis zum Exit, also der Übernahme durch einen Finanzinvestor, dominieren die Strategie. Was dies mit dem Umfeld, also den Lieferanten, Wettbewerbern und Kunden macht, spielt dabei keine Rolle. Solange die eigene Story stimmt, die auch noch regelmäßig mit sensationellen, oft nicht überprüfbaren Erfolgsmeldungen unterfüttert wird, ist alles in Butter. Dass andere dabei auf der Strecke bleiben, die ihr Business solide aufgebaut haben und mit einer gewissen Geschäftsmoral und Fairness betreiben, wird von dieser Art Marktteilnehmer billigend in Kauf genommen, vielleicht sogar provoziert. ‚Jeder denkt an sich, selbst zuletzt.‘ scheint da die Devise zu sein.
Das Unerhörteste kommt aber zuletzt: die Betreiber eines dieser neu gegründeten Online-Marktplätze behaupten doch tatsächlich, das von der europäischen Solarindustrie lang ersehnte Konzept zur Verwaltung von Kontingenten und Überbeständen, ja sogar ein ganz neues disruptives Geschäftsmodell erfunden zu haben, mit dem der transparente Handel über Landesgrenzen hinweg erleichtert und kanalisiert werden soll. Da sagen wir Kollegen von Plattformen wie Solartraders, Secondsol und pvXchange (in seiner früheren Ausprägung): Gratulation – da habt Ihr eine Super-Idee gehabt, nur leider nicht als Erste. Und macht bitte Eure Hausaufgaben, sonst geht es bald disruptiv bergab!
Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im März 2024 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 14.03.2024)
— Der Autor Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit bald 30 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt werden, die aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
So schwer das Leid wiegt, Transparenz als Ursache ist nicht der Grund.
Die Kunden wissen die Kompetenz eines kompetenten Partners durchaus zu schätzen und das beste Geschäft ist jenes, welches über Empfehlungen zustande kommt. Und ja, die Zeiten der sittenwiedrig hohen Margen wegen Mangellage sind vorbei und das ist gut so. Es hat genug Menschen mit zweifelhafter Kompetenz angezogen und nun muss Qualität und Kostenmanagement wieder in den Vordergrund.
Es ist ggf. auch ein Ansatz, aktiv Transparenz zu den Einkaufspreisen herzustellen. Entsprechend wird auch transparent, was an einem Projekt als Marge hängen bleibt. Man könnte diesen Posten auch explizit ausweisen sowie die darin enthaltenen Leistungen, von A wie Anrufe tätigen bis Z wie zur Inbetriebnahme fahren.
Am Ende bezahlen die Betreiber neben dem Material für die Kompetenz und das Doing. Ob man die Preise dafür in Aufschlägen oder in einem Posten „Lohn für gute Arbeit“ unterbringt, ist wohl Geschmackssache.
Der Leumund, auch nach Inbetriebnahme für den Betreiber langjährig und weitergebildet für die Unterstützung des Betriebs des Kraftwerks da zu sein, darauf sollte und wird es ankommen.
Bitte entschuldigen Sie – aber ich kann das nicht ernst nehmen was Sie hier schreiben. Die gesamte PV Industrie kassiert aktuell mächtig ab, Stundensätze von 140-200€ für ungelernte. Damit bringt man die Energiewende in keinsterweise voran. Eigentlich ist es verwunderlich, dass überhaupt noch Elektriker für andere Dinge als PV gefunden werden, bei den absolut verrückten Margen. Hier werden massiv Subventionen (Einspeisevergütungen) durch Lieferanten und Installateure abgegriffen.
Ich begrüße Transparenz in einem heute sehr simplen Geschäft absolut, es würde der Industrie mehr als gut tun.
Ein sehr guter Kommentar!
Martin
Die Einspeisevergütung in der Ausschreibung liegt zwischen 5 und 6 Cent je kWh….Bitte erklären Sie uns doch wie hierdurch Ihre hohen Margen entstehen!
Die Anlalagenpreise ermöglichen in diesem Fall die weltweit günstigste Stromerzeugung!
Ich denke jeder Handwerker der in diesem Zweig beschäftigt ist ist ein Grund mehr der hilft die Klimakatastrophe zu beherrschen.
Sollte es zu einem 0 Summen Spiel kommen findet sich auch hier kein Handwerker mehr…..dann wird es übel.
Scheinbar denken sie das ganze nicht zuende.
Schade das das so ist.
Nicht ich möchte den Handwerkern die Marge streitig machen – die lieben Hersteller und Mitbewerber, die Großhandelseinkaufspreise ungefiltert im Internet veröffentlichen, machen es uns allen schwer, noch Geld mit Photovoltaikkomponenten zu verdienen!