Um den Energieverbrauch an die unbeständige Erzeugung anpassen zu können, kommen vorrangig Speicher zum Einsatz. Deren Anschaffung ist jedoch teuer. Stattdessen ist es wirtschaftlicher, das Auto dann zu laden oder die Wäsche dann zu waschen, wenn der Strom gerade günstig zur Verfügung steht. Voraussetzung dafür ist eine Kommunikation zwischen den jeweiligen Geräten, Plattformen oder anderen Komponenten. Und genau dafür soll EEBus als herstellerunabhängige Kommunikationsschnittstelle sorgen.
Es ist also eine große und wichtige Rolle, die die Gründer der EEBus Initiative bereits 2012 für den EEBus vorgesehen haben. Seitdem ist viel passiert, mal hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz den Ausbau beschleunigt, mal wurde der Ausbau gebremst. Heute befinden wir uns mitten in der Energiewende. Trotz der frühen Aktivitäten der EEBus Initiative steckt die standardisierte Kommunikationsschnittstelle allerdings nicht in jeder Ladestation oder in jeder Wärmepumpe. Warum das so ist, hat seine Gründe:
Ursprünglich war der EEBus eine proprietäre Technologie, da die technischen Spezifikationen nicht öffentlich waren. Das änderte sich 2016, nachdem im Mai die Ankündigung der Offenlegung erfolgt war. Von da an konnte jeder die Dokumentation einsehen. Allerdings nur, wenn er seine Kontaktdaten hinterließ – keine Spur also von einem Open-Source-Gedanken, wie ihn ähnliche Initiativen pflegen. Auch stellten viele enttäuscht fest, dass die Dokumentation unvollständig ist und sich allein damit das Protokoll nicht implementieren lässt. Daran hat sich bis heute leider nichts geändert.
Wer etwas recherchiert, findet den möglichen Grund dafür: Aus mutmaßlich wirtschaftlichen Interessen besteht seitens der Initiative erst gar nicht der Wille zur Verbesserung ihres Angebots. Vor einigen Jahren gab es zwei Anbieter auf dem Markt, die eine EEBus-Implementierung mit einem Technologie-Stack unterstützen konnten: die Firmen Bosch und KEO. Bosch hat die Entwicklung des Stacks mittlerweile wieder eingestellt. Damit ist KEO aktuell der einzige Anbieter für einen EEBus-Stack.
Bevorzugung eines Unternehmens?
Dies ist insbesondere deshalb problematisch, weil die EEBus Initiative es mittlerweile geschafft hat, die Schnittstelle als Standard in Gesetze und Normen einzubringen. Zuletzt zu sehen war dies, wenn auch nur optional, in der Definition der FNN-Steuerbox, mit der Ladestationen und Wärmepumpen netzdienlich geregelt werden sollen. Aus der Monopolstellung und der unvollständigen Dokumentation des Protokolls ergeben sich Marktvorteile für KEO, die es der Konkurrenz schwer bis unmöglich machen, eine Alternative anzubieten.
Der Umstand, dass der vorsitzende Vorstand der EEBus Initiative laut Handelsregister bis Anfang des Jahres gleichzeitig auch Geschäftsführer von KEO war und weiterhin über die Hauptgesellschafterin mit über 45 Prozent an KEO beteiligt ist, erzeugt einen Beigeschmack. Auch die Geschäftsadresse von KEO und der EEBus Initiative ist identisch.
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Abgesehen von diesen Verflechtungen bleibt das EEBus-Protokoll selbst für erfahrene Informatiker schwer zu durchschauen. Die Komplexität des EEBus ist enorm gewachsen und bringt damit auch Hürden für die Energiewende mit sich. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass aktuell verfügbare Komponenten, die den EEBus unterstützen, nur selten mit anderen Komponenten, die den EEBus implementieren, kompatibel sind. Selbst wenn also versucht wird, Interkompatibilität herzustellen, gelingt die Kommunikation häufig nur, wenn die Komponenten vom gleichen Hersteller stammen.
Alternativen
Aus diesem Grund haben sich auf dem Markt alternative Protokolle für Teilaspekte gebildet. So gibt es etwa das Sunspec-Protokoll, welches auf Modbus basiert, für Wechselrichter oder das OCPP-Protokoll, welches die Kommunikation mit Ladestationen abdeckt. Beides sind gute Beispiele dafür, wie willkommen solche Lösungen sind, wenn sie offen und einfach gestaltet sind.
Ein Lichtblick sind öffentliche Open Source-Projekte, die sich zum Ziel gesetzt haben, den EEBus für alle zugänglich zu machen. Die Entwicklungen stecken jedoch noch in den Kinderschuhen. Zudem ist dies kein leichtes Unterfangen und aufgrund der Komplexität werden die möglichen Lösungen auch für Hersteller nicht einfach zu integrieren sein. Projekte dieser Art lassen aber darauf hoffen, dass zukünftig ein Gleichgewicht im Markt geschaffen wird.
Auch wenn dies aufgrund der bereits bestehenden Gesetze und Normen schwierig ist: Ich wünsche mir eine einfache Alternative, ähnlich wie Sunspec oder OCPP, mit der alle Marktteilnehmer einfach, schnell und kostengünstig die Energiewende vorantreiben können. MQTT ist so ein Protokoll: es ist Open Source, einfach und sicher. Es fehlt lediglich eine standardisierte Struktur, um eine fertige Lösung für die breite Masse zu erhalten.
— Markus Große Gorgemann ist seit rund fünfzehn Jahren im Erneuerbare-Energien-Sektor tätig. Bei der energielenker Gruppe ist der Informatiker bis heute in verschiedenen leitenden Positionen beschäftigt, in denen er seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Softwareentwicklung sowie seine Kenntnisse im Bereich Energiemanagement zum Einsatz bringt. Bei der Entwicklung eigener Produkte legt die energielenker Gruppe Wert auf deren Herstellerunabhängigkeit. Die Expertise der Beschäftigten zu Software-Schnittstellen bildet hierfür die Voraussetzung. —
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Sehr wertvoller Kommentar, den ich nur unterstützen kann.
In Bezug auf EEBUS lohnt sich bei Open Source ein Blick auf https://enbility.net/ , welches auch in evcc Verwendung findet um EEBUS Use Cases abzubilden.
Also mir ist aktuell keine bessere Lösung als EEBUS bekannt, weshalb die Branche auf EEBUS setzt! Gerne freue ich mich auf einen Austausch dazu…
Eebus ist so toll, dass es niemand nutzt.
Lokales OCPP und Modbus! Ohne sinnlosen Cloud und Registrieringszwang.
Die Branche setzt auf EEBUS? Das ist mir neu. Eine einzige Miele Waschmaschine, ein Steckerschaltteil aus Taiwan und der Homemanager von SMA.
EEBUS ist so tot wie OS/2 als Betriebssystem oder Token Ring Netzwerke oder Betamax. Proprietär gehalten, weil die Hersteller es ja soooo viel besser wussten als alle anderen.
Das EEBUS Protokoll hat weder einen Cloud- noch einen Registrierungszwang. Für das herunterladen der Spec muss man einen Account anlegen, mehr nicht.
Einige Wärmepumpen, Wallboxen und Energiemanager unterstützen in unterschiedlichem Funktionsumfang EEBUS:
– SMA Data Manager M lite (mit EEBUS Software Upgrade, Unterstützung für Wallboxen), SMA Home Manager 2.0 (nur ältere Wärmepumpen)
– Hager XEM600 Energy Management System
– Porsche Home Energy Management System
– Viessmann GridBox (angekündigt)
– Hager Wallbox witty flow
– Porsche Mobile Charger Connect und Porsche Mobile Charger Plus
– Elli Charger Connect und Pro
– Spelsberg Wallbox Smart Pro
– Vaillant Arotherm VWL 75/6A
– Viessmann Vitoconnect
Das sind nur einige die mir spontan eingefallen sind. Weitere Produkte sind in der aktiven Entwicklung.
EEBUS ist extrem komplex, was absolut ein extrem großer technischer Schwachpunkt ist. Trotzdem ist es momentan das einzige Protokoll welches in SMGWs für §14a Unterstützung aktiv in der Umsetzung ist. Mir ist kein SMGW Hersteller bekannt, der ein anderes Protokoll aktuell integriert. Denn dazu müsste egal welches Protokoll die Anforderungen der Bundesnetzagentur und des BSI erfüllen. Bis Oktober hat jeder Zeit entsprechende Vorschläge auszuarbeiten und einzureichen. Und dann auch die SMGW Hersteller zu motivieren, diese auch zu integrieren.
Weder ModBus noch OCPP sind für die Kommunikation in ihrer heutigen Form aufgrund der Anforderungen mit einem SMGW/Steuerbox einsetzbar.
Was ist mit Matter?
Matter bietet keine Unterstützung für die für §14a relevanten Szenarien.
Solche Standards sollte man meiden.
Modbus, MQTT, Daten übertragen mit XML, es gibt so viele Möglichkeiten wie man Daten schöner übertragen kann als mit so einem proprietären Mist.
Jedes Protokoll ist für sich gesehen proprietär 😉
Für §14a ist es wichtig, dass das unterstützte Protokoll die gesetzlichen Anforderungen unterstützt. Weder Modbus, MQTT, schon gar nicht XML (was kein Protokoll ist, sondern ein Datenformat) tun dies.
EEBUS ist ein technisches Monster. Ich arbeite seit 4 Jahren (nahezu alleine) aus eigener Motivation an einer freien und kostenlosen Open Source Umsetzung unter MIT Lizenz.
Es wird oft gesagt, dass das eine oder das andere Protokoll viel besser ist. Aber mal ehrlich: Wer hat denn die Spezifikation gelesen und kann wirklich sagen dass die gleichen Anwendungsfälle von anderen Protokollen gleichwertig oder besser umgesetzt werden? Hand aufs Herz! Ich kenne sie fast alle, und sie sind eben nicht deckungsgleich.
Ab und an höre ich auch, dass es gut wäre wenn es einen einzigen Anbieter eines passenden Software-Stacks gibt. Da wird dann auch mal „damit ist die Kompatibilität gewährleistet“ genannt. Warum gibt es dann Produkte welche über EEBUS die gleichen Anwendungsfälle unterstützen, aber trotzdem nicht richtig funktionieren? Schaut mal im Forum der Software evcc.io nach EEBUS. Und dabei ist es nicht einmal so, dass die Probleme bei allen involvierten Parteien nicht bekannt wären.
Es fehlt eine Zertifizierung, wie es andere Protokolle bieten. Es fehlt eine Referenzimplementierung, wie es andere Protokolle bieten. Es fehlt an klaren Informationen welche Produkte mit welchen anderen kompatibel sind.
So führt dies am Ende dazu:
– Der Anwender sieht nur das Label EEBUS (so wie ich vor 4 Jahren) und denkt: „gut, die 2 können miteinander reden“. Aber es funktioniert nicht, wie z.b. bei vielen Kunden geschehen mit dem SMA Home Manager 2.0 und der Elli Connect/Pro Wallbox. Solche leidigen Erfahrungen findet man in vielen Foren zuhauf.
– Dass Firmen versuchen eine eigene Protokollumsetzung zu starten und früh scheitern. Positiv wird dort sicher nicht über das Protokoll gesprochen.
Bei EEBUS muss sich auch technisch sehr viel ändern, damit es allgemein gut genutzt und akzeptiert wird. Aus technischer Sicht muss es unbedingt entschlackt und vereinfacht werden. Es ist allerhöchste Zeit für eine runderneuerte Version 2.0 und es müssen viele Zöpfe dafür weg.
Es braucht eine offene, ehrliche Kommunikation und Probleme müssen auch gesehen werden wollen um sie dann anzugehen. Ich habe es so oft versucht. Aber ohne bezahlte Mitgliedschaft pro Jahr ist Feedback „von außen“ nur sehr schwierig möglich. Daher bin ich dankbar für jeden (!!) kritischen Blick der hilft Probleme anzusprechen und zu diskutieren. Aber es muss auch etwas besser werden. Ansonsten ist EEBUS am Ende wirklich das nächste OS/2.
Wer kennt es nicht: wenn man in seiner Welt ist, ist alles toll. Man findet immer die Rückmeldungen die einem Sagen wie toll es ist. Aber ist es wirklich so? Ist man nicht doch vielleicht ungewollt auf einem Auge blind?
EEBUS ist also eine Norm geworden? Dann könnte dieses Urteil https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/grundsatzurteil-des-eugh-zur-normung-19565590.html dazuführen, das es grundsätzlich offen zu legen ist….. eine Chance?
EEBUS ist bereits offen gelegt. Jeder kann sich die Spezifikation herunterladen. Wenn ich z.b. die Matter Spezifikation herunterladen möchte, muss ich dort meine Kontaktdaten angeben. Bei eebus.org muss ein Account angelegt werden.
SunSpec / Modbus funktioniert gut für Wechselrichter, weil einfach genug. OCPP ist wesentlich komplizierter und deshalb krankt es 4 Jahre nach Einführung von OCPP 1.6 immer noch an Interoperabilität zw. Wallboxen und backends. EEBus ist nochmal um ein vielfaches komplizierter als OCPP. Da wird es 10+ Jahre brauchen, bis Inkompatibilitäten ausgemerzt sind. Für eine schnelle Energiewende brauchen wir einfacherere Lösungen. Oder zumindest eine echte open-source Referenzimplementation.
Ich hoffe auf „Matter“, wo gerade in der Spec. 1.3 an der Ansteuerung von Energiemanagement Geräten, wie Wärmepumpen, Speicher, Solaranlagen, etc. gearbeitet wird. Die Spec ist kostenlos und es gibt kostenlose, funktionierende open-source Referenzimplementationen.
Ich muss Andreas Linde hier zustimmen. Die Implementierung des von EEBUS durch andere Entwickler hat sich für sehr viele, die es versucht haben, als äußerst schwer herausgestellt.
Es ist ebenso meine Meinung, dass dies an der unnötigen Komplexität dieses Standards liegt. Man könnte einen Kommunikationsstandard deutlich präziser und einfacher beschreiben als EEBUS.