Parteiübergreifende Diskussionen und dadurch verursachte Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung beziehungsweise politische Unterstützung belasten die europäische Photovoltaik-Branche nach wie vor. Anders als zum Beispiel in Spanien und Polen scheint das aber in Deutschland nicht unbedingt den Ausbau der Erzeugungskapazität zu bremsen. Nach einem bereits erfolgreichen Jahr 2023 beginnt das neue Jahr mit vielversprechenden Zahlen. Im Januar wurden schon wieder mehr als ein Gigawatt Photovoltaik neu installiert und auch im Februar geht der Zubau ungebremst weiter. Dies lässt sich zumindest aus den Verkaufszahlen der Hersteller und Großhändler ableiten.
Die gestiegene Nachfrage prallt allerdings auf eine zögerliche Lieferstrategie der Hersteller. Offenbar hat man in China nach dem Schock der großen Lagerbestände durch Überproduktion im vergangenen Jahr die Kapazitäten deutlich gesenkt und die kontinuierliche Überversorgung des Marktes eingedämmt. Man versucht so, den im vergangenen Jahr eingesetzten dramatischen Preisrutsch zu stoppen. Dies gelingt momentan jedoch nur allmählich. Immerhin gab es im Februar keine deutliche Korrektur der Preise mehr nach unten, sondern eher eine Seitwärtsbewegung. Nur bei den hocheffizienten Modulen war noch eine kleine Ermäßigung zu beobachten.
Dass einzelne Modulpreise überhaupt noch einmal gesenkt werden konnten, liegt an den vereinzelt noch immer existierenden Lagerbeständen aus dem vergangenen Herbst. Das Frühjahrsgeschäft läuft gerade erst an, so dass die Mengen langsam abfließen. Dennoch sind die Errichter gut beraten, sich bei Modulen und Wechselrichtern rechtzeitig für die nächsten Monate einzudecken. Zukünftige Modullieferungen kommen verzögert und sind etwas kostspieliger.
Einerseits machen sich die künstliche Verknappung, andererseits die gestiegenen Transportkosten bemerkbar. Gerade die höchsten Leistungsklassen bei Modulen und die neuen, größeren Hybridwechselrichter bis 25 oder 30 Kilowatt sind bei vielen Lieferanten für Neukunden erst wieder ab April oder Mai verfügbar. Bestellungen für großformatige Module, wie sie vor allem im Freiflächenbereich eingesetzt werden, können teilweise sogar erst im Juni bedient werden.
Eigentlich dachten wir ja alle, die Zeiten der Unterversorgung und langen Lieferzeiten seien vorbei. Durch den allgemeinen zweiwöchigen Stillstand in China an Chinese New Year und die längeren Laufzeiten von Containerware, die sich von vier bis sechs auf bis zu acht Wochen verlängert haben, steht uns wahrscheinlich eine Durststrecke bevor, die allenfalls durch Produkte mit schwächerer Leistung zu überwinden ist. Eine potente europäische Solarindustrie, die solche Turbulenzen im Welthandel abfedern könnte, fehlt uns leider auf unabsehbare Zeit.
Es droht uns sogar eine Abwanderung oder Betriebsaufgabe der noch verbliebenen deutschen Solarindustrie, wenn man den Meldungen und alarmistischen Statements in sozialen Netzwerken Glauben schenkt. Um das zu verhindern, sollte die Politik sich bemühen, faire Bedingungen für lokale Produzenten zu schaffen und europäische Zölle auf Vorprodukte endlich auch abschaffen, wie sie es bei fertigen Solarmodulen getan hat. Das ist allemal transparenter als die Förderung einzelner nach kaum nachvollziehbaren Kriterien – Stichwort: Resilienzbonus. Dass eine reine Subventionspolitik ohne Strategien für die Überführung in einen fairen und tragfähigen Wettbewerb zu nichts als Unmut und einer lautstarken Gegenbewegung führt, sobald die Förderung wieder einkassiert werden soll, zeigen uns die allerorts stattfindenden Bauernproteste.
Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Januar 2024 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 19.02.2024):
— Der Autor Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit bald 30 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt werden, die aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden. —
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Auch Herr Schachinger, scheint sich noch im Delirium der „noch“ hohen Zubauzahlen zu befinden. Handelt es sich doch hierbei um Altaufträge aus besseren Zeiten.
Die Party (Solarboom) ist vorbei und die PV-Branche ist bereits am Anfang einer großen Krise. Die aktuelle Nachfrage ist sehr schwach und der Preiskampf bei schlüsselfertigen PV-Anlagen ist bereits auf einem höchst ungesunden Niveau.
Weitere negative Faktoren die den Endkunde zögern lassen sind das vergebliche Hoffen auf Förderungen, hohe Zinsen, Unsicherheit … und auf Netzbetreiberseite natürlich immer noch Bürokratische Hürden und der Netzausbau.
Wege aus der Krise? Politisch und von den Verbänden (BSW usw.) Fehlanzeige. Die Marktbereinigung wird kommen und es wird nicht nur die schwarzen Schafe treffen … Zu wenig Anreize, zu viel Unsicherheit, zu viele Marktteilnehmer.
Winter has come …
Das Problem zur Zeit sind die vielen neuen Markteilnehmer, die es nicht gewohnt sind, dass im Winter die Nachfrage schwächer ist. Gleichzeitig kommen die Preise wieder auf ein normales Niveau zurück. Da wird es bei vielen als Krise angesehen, wenn bei 2 Anlagen noch kein neuer Firmenwagen übrig ist. Aber es ist, wie bei der deutschen Wirtschaft allgemein, wenn es kein Wachstum gibt ist es eine Krise.
Da wird auch ein super Jahresstart beim Zubau (trotz mal wieder vorhanden Winter) schlecht geredet. Besser wäre es doch zu sagen: Schaut her, der Zubau boomt, kauft Euch günstige PV-Anlagen.
Aber die nächste Energiekrise wird (leider) kommen und den Markt für PV weiter steigen lassen. Und dafür sind zum Glück inzwischen die nötigen Kapazitäten vorhanden.
Der Betreiber einer Online-Handelsplattform empfiehlt den Installateuren, sich rechtzeitig einzudecken, weil es wieder knapp wird bei Modulen etc….
Die ist absolut falsch, die Aussagen von Reimar Sauter sind leider absolut richtig, ich kann sie noch ergänzen um
a) Thema Klimaschutz hat an Bedeutung verloren
b) Blutdruck durch gesunkene Strompreise ist gesunken
c) Viel verbrannte Erde bei von Amateuren geplanten und von Subunternehmern installierten PV-Anlagen, einfach mal die Google-Bewertungen der üblichen Verdächtigen lesen
d)…..
Yes, Reimar:
Winter has come!
Herr Schachinger
Bitte schreiben Sie uns doch nochmal wie hoch die Lagerkapazität im Oktober/ November war… waren dies nicht 38 Gigawatt??
Davon sind in Deutschland im Januar 1 Gigawatt verbaut worden. In Europa dann nochmal vielleicht 3…..
Dann soll eine Knappheit herrschen wenn die Transporte 8 Wochen Dauern? Ich denke der Lagerbestand in Rotterdam reicht für 1,5 Jahre.
Und auch der Zubau im Januar ist durch den Effekt des 21. Jahres sowie der Vergütungssenkung von 1% unnormal hoch.
Was meinen Sie was zudem noch in den Lagern der Installateure über Winter angesammelt wurde….Die Montage erfolgt bei uns schon lange aus dem Lager um Arbeitsplätze zu sichern, und nicht auf Bestellung . Wenn wie jetzt die Preise sinken wird der Lagerbestand erstmal runtergefahren.
Ich persönlich kann ihre Argumentation nicht nachvollziehen.
Ich kann aus persönlichen Erfahrungen im Großhandel und aus Berichten von Kunden und Mitbewerbern berichten: die Lager der Händler und Installateure sind allenfalls voll mit Modulen, die kaum einer noch kaufen will. Aktuelle Technik und hohe Leistungsklassen sind teilweise schon wieder ausverkauft, weil es kaum Verschiffungen aus Asien im Januar und Februar gab und viele sich wieder hektisch für’s Jahr eingedeckt haben, die noch Lagerkapazitäten frei haben oder in naher Zukunft bekommen. Die nächsten TOPCon-Modullieferungen kommen bei uns erst wieder Mitte/Ende April oder im Mai – je nach Marke.