Am heutigen Mittwoch begann die neue Sitzungswoche des Bundestags. Sie dauert bis Freitag, und eigentlich war mit den abschließenden Beratungen über das „Solarpaket 1“ gerechnet worden. Doch bislang findet sich dazu kein Tagesordnungspunkt, und dies wird auch so bleiben. Die Obfrau der SPD im federführend zuständigen Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie, Nina Scheer, bestätigte pv magazine: „Das Solarpaket ist weiter im Einigungsprozess. Es wird unter Hochdruck an einer Verabschiedung gearbeitet.“ Als nächstmöglichen Termin für eine Verabschiedung im Ausschuss nannte sie den 11. März. Nachfolgend könnte das „Solarpaket 1“ dann Mitte März im Bundestag abschließend beraten werden.
Auch von Seiten der Grünen bestätigte man die Verzögerungen. Derzeit seien einfach keine Termine mit der FDP zu finden, um weiterzuverhandeln, hieß es aus dem Büro von Katrin Uhlig. Sie sitzt für ihre Partei im Ausschuss für Klimaschutz und Energie. Die Grünen seien für weitere Verhandlungen bereit und wollten eine schnellstmögliche Verabschiedung des „Solarpakets 1“, dessen Schwerpunkt auf dem Abbau bürokratischer Hürden für den weiteren Photovoltaik-Zubau liege.
Hiergegen richtet sich der Widerstand der FDP allerdings auch nicht. Die Liberalen scheinen sich stattdessen gegen die Einführung von Resilienzmaßnahmen zu sträuben, die den Erhalt der heimischen Photovoltaik-Hersteller sichern soll. Konkret geht es neben Resilienzausschreibungen auch um Resilienzboni, also einen Aufschlag auf die Einspeisevergütung, wenn für die Photovoltaik-Anlagen Produkte von deutschen oder europäischen Photovoltaik-Herstellern genutzt werden. Zudem könnte ein gewisses Volumen aus den Ausschreibungen genutzt werden, um es an Anlagen zu vergeben, die mit deutschen oder europäischen Komponenten errichtet werden.
Wie zu hören ist, sollen die Verhandlungen über das Solarpaket mittlerweile auf der Ebene der Vize-Fraktionsvorsitzenden angekommen sein.
Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), warf in einem Interview mit der „Funke-Mediengruppe“ in dieser Woche der FDP eine „Hinhaltetaktik“ in diesem Punkt vor, der die verbliebene deutsche Solarindustrie mittlerweile zu zerstören drohe. So haben etwa Meyer Burger und Solarwatt angekündigt, ihre Modulwerke in Deutschland in den kommenden Monaten zu schließen, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen nicht ändern. Kellner betonte weiter, dass die Hersteller kurzfristig einen Resilienzbonus bräuchten.
Auch Nina Scheer bestätigte pv magazine, dass das „Solarpaket 1“ wegen der Resilienzmaßnahmen aktuell auf Eis liegt. „Als tragende Säule der Energiewende dürfen Deutschland und Europa bei der Solarwirtschaft keine noch weitergehende Importabhängigkeit riskieren“, sagte sie. „Deswegen bedarf es Resilienzmaßnahmen, die dem Verlust heimischer Wertschöpfung wirksam entgegenwirken. Leider konnte das Solarpaket I bislang noch nicht geeint werden“, so Scheer weiter.
pv magazine kontaktierte auch die FDP. Man wolle sich nicht zu laufenden Verhandlungen äußern, hieß es aus dem Büro des Abgeordneten Lukas Köhler.
Die Resilienzausschreibungen und -boni sind nicht nur innerhalb der Koalitionsparteien der Bundesregierung umstritten. Sie entzweien aktuell auch die Solarbranche in Deutschland. Während die Photovoltaik-Hersteller auf eine schnelle Einführung und Umsetzung dieser Maßnahmen hoffen, gibt es von Installationsunternehmen massiven Widerstand. Gerade 1Komma5° und Enpal positionierten sich jüngst öffentlich dagegen. Sie monieren unter anderem die hohen Kosten oder sehen Nachteile für eigene Pläne. 1Komma5° verließ sogar den Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der sich für die Aufnahme der Resilienzmaßnahmen in das „Solarpaket 1“ stark macht und warf diesem vor, „rückwärtsgewandt“ zu sein und „auf Kosten der Steuerzahler und des Industriestandortes Klientelpolitik für wenige Mitglieder“ zu betreiben.
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Unfassbar, wie der Streit der Koalition auf dem Rücken der Nutzer ausgetragen wird. Ich hatte mir extra ein größeres Balkonkraftwerk gekauft und Monate bis zur Vereinfachung der Anmeldung mit der Montage gewartet. Soll die Energiewende vorankommen oder nicht?
Bitte? Einfach installieren und einspeisen. Bis die dort entschieden kann noch weiter ziehen.
Die Grünen sind halt einfach schlechte Strategen. Alle warten seit langem auf das Solarpaket 1 und weil ein Teilthema strittig ist, lässt man alles andere vor sich herschieben. Macht doch einfach ein Solarpaket 1a und 1b draus. Verabschiedet 1a und streitet danach weiter über 1b. Sonst kommen wir beim wichtigen Thema Mieterstrom nie vorwärts.
Überhaupt kommt bei den Grünen niemand auf die Idee, alternative Lösungen zum Thema Direktsubventionen zu finden. Z.B. statt unendlich viel Geld in Wärmepumpenförderung zu stecken und damit auch die Preise für Wärmepumpen unnötig in die Höhe zu treiben (also den Markt negativ beeinflusst), könnte man stattdessen einfach den Strompreis für Wärmepumpen soweit senken, dass jede andere Art der Heizung völlig im Betrieb uninteressant wird. Dann würden alle Bürger freiwillig einen WP wollen. Bei einem Bruttopreis von 25 Cent je KWh, wäre auch ein Altbau günstiger zu heizen. Da man aber lieber zuschaut, wie Energiekonzerne über einen unsinnigen Preismechanismus sich am Strom dumm und dämlich verdienen (siehe auch Kommentare von Herrn Diehl), wird man auch hier immer viel Geld reinstecken müssen, was dann nur den falschen Leuten in die Kasse Geld spült. Auch diverse Umlagen müssen doch nicht auf jede zusätzlichen KWh draufgepackt werden.
Solange man an diesen Grundfehlern nichts ändert, wird sich das Ganze Thema EE auch nur begrenzt nach vorne bringen lassen.
Auffällig ist, dass die FDP nie durch Vorschläge zur Verbesserung der Situation auffällt. Sie profiliert sich ausschließlich als Verhinderungspartei und damit dürfte viel Ampel-Streit genau darin wurzeln. Da sich die FDP ja auch bemerkbar machen muss, schreit das Zünglein an der Waage hier auch gern und laut, damit es nicht übersehen wird. Eine solche Partei braucht niemand und ich hoffe die Wähler erkennen das und schmeißen sie raus. Schade, dass die Grünen dafür die Prügel beziehen.
PS: Frau Strack-Zimmermann sei hier ausgenommen. Ihr kann man nur vorwerfen, dass Sie in der falschen Partei ist.
Ich denke, das liegt daran, dass die FDP selbst nicht weiß, was sie eigentlich will.
Hin- und hergerissen zwischen Neoliberalismus und Staatsverantwortung irrlichtern deren Vertreter im Niemandsland und sagen aus Angst vor einer Richting zu allem nein. Letztlich aus Angst vor der eigenen Courage und Verantwortung, auch wenn gebetsmühlenartig das Gegenteil gesagt wird. An Ihren Taten werden sie gemessen. So einfach ist das mit Umfrageergebnissen und letztlich Wahlen. Wie man diese Zusammenhänge derart hartnäckig ignorieren kann, bleibt ein Geheimnis.
Uwe P schreibt.
PS: Frau Strack-Zimmermann sei hier ausgenommen. Ihr kann man nur vorwerfen, dass Sie in der falschen Partei ist.
@ Uwe P
Ich wüsste nicht in welcher Partei die besser aufgehoben wäre, als Waffenlobbyistin.
Ganz im Gegenteil. Frau Strack Zimmermann sollte es nicht mehr ermöglicht werden, ihre kruden Thesen in der Öffentlickeit zu verbreiten. Den Deustchen die Angst einzureden, Russland könnte auch D angreifen, führt zu einer noch grösseren Unsicherheit bei der Bevölkerung, was auch zur Kaufzurückhaltung in D geführt hat,wie wir ja auch in der Solarbranche merken.Wirtschaft ist zu grossen Teilen Psychologie und da ist das Kriegsgeschwätz von Strack Zimmermann kontraproduktiv
Unfassbar wie lange unsere Politikern diesen Prozess verzögern. Solarindustrie retten bitte und Abhängigkeiten abbauen und Jobs in eine ganze Werteschöpfungskette retten und dadurch noch weitere Jobs generieren. Strategische Enegieinfrastruktur unterstützen, statt nur stahl. Stichwort: Münchener Sicherheitskonferenz. Für Firmen wie Meyer Burger, Solarwatt und Wacker Chemie kosten die Verzögerungen jeden Tag viel Geld – werdet die Firmen danach dafür finanziell kompensiert? Erst diese Firmen durch Verzögerungen völlig zertrümmern, dann retten?
Eine gelbe Partei welche nicht mal auf 5% kommt (aktuell) versaut die Politik in einem kaum vorstellbaren Ausmaß und zieht das Gesamtniveau runter. Man sieht ja was bei Wissing aktuell los ist. Mich wundert es gar nicht. So wird weiter Politikverdrossenheit geschürt und die ehemaligen Verursacher vieler Probleme (CDU/CSU) tun so als könnten sie alles besser. Schade, dass ein bedeutender Teil der Gesellschaft sich so zu gesichert rechtsextremen Parteien schieben lassen.
👍
Das haben wir nun von den ewigen, subjektiven Partikularinteressen um den Resilienzbonus.
Nur weil einige ihre überteuerte und nicht wettbewerbsfähig Produktion retten wollen und dafür in lautesten Tönen die Lobby bewegen, ist nun mal wieder die gesamte Solarbranche in Geiselhaft genommen – denn es braucht das Solarpaket unbedingt zur Vereinfachung und Beschleunigung der Energiewende.
Was erleben wir stattdessen?
Projekte werden verzögert, weil man zum Beispiel auf die vereinfachen Regeln zum Netzanschluss oder der Zusammenfassung wartet.
Die Meyer-Burger-Lobby bremst den Ausbau.
Denn nur durch die de facto auf eine einzige Produktionsstätte bezogenen Resilienzboni, sind die neuen Streitigkeiten in der Bundesregierung entstanden. Zuvor bestand grundsätzlich Einigung.
Danke für nichts Meyer Burger.
So ist es!
Da merkt man schon deutlich wer sich mit dem Thema nicht wirklich befasst oder nicht ausreichend verstanden hat.
Sind die 2000 Watt Gesamtleistung auf Dach mit einem 800 Watt Wechselrichter denn immer noch Bestandteil des Pakets? Ich hatte zwischenzeitlich schon Meldungen gehört, dass der VDE eine dauerhafte Einspeisung von 800 W für Balkonkraftwerke verbieten will, weil meistens in der normalen Hausinstallation nur 3×1,5mm² an Leitung verbaut ist.
Ich finde, unsre Regierung sollte Solar“bewusster“ fördern. Erst einmal begreifen, dass wir bei „guter Massenware“ beim besten Willen NICHT längerfristig mit Ländern wie China / Amerika / Indien konkurrieren können.
2. Realisieren, dass, wenn wir uns auf besondere, gute NischenProdukte konzentrieren, der WeltMarkt gross genug ist, um unsre Industrie / auch „unsre Solarer“ auszulasten.
3. Insbesondere neue -oder bereits anwendungsreife-„besondere Solartechniken“ so lange fördern, bis deren Produktionslinien konstant etwas „Besonderes“ in gleichbleibender Qualität anbieten können
Beispiele ? :
1. Mehrschichtige Zellen mit nahe 40% WirkungsGrad
2. Optimierungen von Solar per „spezieller Optiken“
3. Hybrid-Zellen, deren „Ab“-wärme“ genutzt wird
4. Nicht „im Haus nutzbare“ AbWärme in mechanische/elektrische
„NutzEnergie“ transformieren
und… und… und
DAS mögen teils anfangs nur „Gags“ sein — ABER es gibt sicher viele Menschen weltweit, die als Kunden „ansprechbar sind“ —
denen der „Gag“ viel wichtiger ist , als die Wirtschaftlichkeit —
welche also die Entwicklungsphase unterstützen—
und somit auch helfen, Produkte „normal marktreif“ zu machen.
„Wir“ müssen endlich begreifen lernen, dass unsre Marktkompetenz immer weniger bei Standard_Produkten gesucht -und auch gefunden– werden kann,
weil wir gegen die einstigen „SchwellenLänder“ , wie China und Indien, Korea … … DA-mit immer weniger konkurrieren können–
sondern das künfige „made in germany“ bewusst immer mehr auf besonders hoch qualifizierten Standards ansieden ! —
Mehr Klasse als Masse eben !
Wolf Gerlach
Das Problem des Festhalten an deutscher Modulhersteller ist ein einfach die fehlende Masse. Während chinesische Hersteller die Chancen erkannt haben und einzelne! jährlich 100GW Produktionsvolumen zubauen, geht es in Deutschland um eine Produktion im einstelligen GW-Bereich.
Bei den aktuellen (angeblich zu niedrigen) Modulpreisen lässt sich überall auf der Welt mit Solar der günstigste Strom erzeugen.
Daher sollte alles da dran gesetzt werden, jetzt sofort alle verfügbaren Module zu verbauen und ans Netz zu bringen und nicht erst zu warten bis es irgendeine Förderung gibt.
Bisher hat jede neue Förderung den Markt eher behindert und (zum Glück) ist ein Förderung ist nicht mehr notwendig.
Du bringst das Problem ziemlich genau auf den Punkt, aber ziehst völlig abstrakte Schlussfolgerungen daraus. Es ist schon verwunderlich wie du einerseits die Unterstützung einer Industrie in einem fremden Land für gut befindest, während du der eigenen Wirtschaft bei sowas, weil es deiner Ansicht nach falsch ist, den Hahn zudrehene bzw gar nicht erst öffnen willst. Was gibt es denn konkret daran auszusetzen, dass in Deutschland und Europa Arbeitsplätze nachhaltig geschaffen werden und man sich dadurch unabhängiger macht?
@MK:
Problematisch daran ist, dass dadurch die Energiewende behindert wird, sowohl finanziell als auch zeitlich. Letztlich ist es eine politische Prioritätensetzung, die hier einen klassischen Zielkonflikt hat. Weder das eine noch andere andere ist für sich gut oder schlecht. Beides ist gewollt und hat Vor- und Nachteile.
Letztlich werden hierzulande viele Branchen nicht gefördert, weil deren Produkte aus dem Ausland deutlich günstiger sind (man denke z.B. an den „Kohlepfennig“). Es ist also wirtschaftlich (und nur aus dieser Sicht) erst einmal nicht besonders schlau, etwas selbst zu produzieren, was man woanders viel günstiger, besser, in ausreichenden Mengen etc. bekommt. Es geht also letztlich allein um die Frage, welche Gewichtung man den wenigen % der Ware geben möchte, die man ggf. hierzulande produzieren könnte. Ich halte von dieser Art von staatlichen Eingriffen gar nichts. Was am Anfang erstmal toll wirkt, ist am Ende ein Fass ohne Boden und endet i.d.R. in einem politischen und wirtschaftlichen Drama (siehe deutsche Kohle). Ganz zu schweigen von dem „Sunk cost effect“, der bei derlei Eingriffen extrem zum Vorschein kommt. Problem ist nicht der EINSTIEG in die Subvention, sondern der AUSSTIEG.
Das Argument „Qualität“ ist dabei nur einer von vielen Bausteinen, den man nicht überbewerten darf, wenn z.B. der Preis erschlagend niedrig ist (siehe Temu).
Bei den chin. Modulen ist es nicht allein der Preis, sondern schlicht die Technik, die Lieferfähigkeit, die Qualität und der Preis, die den Erfolg getragen haben und (ich vermute) auch künftig tragen werden.
Bei aller Liebe zur lokalen Produktion: Ich – und damit bin ich sicherlich nicht alleine – haben große Zweifel, ob eine europäische / deutsche PV-Produktion tatsächlich mit Steuergeld am Leben erhalten werden sollte – wenn es denn drauf an käme.
Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen ist seit Wochen und Monaten sehr schwach im Verhältnis zu den vielen Marktteilnehmern. Soll heißen … Der Kuchen ist einfach nicht mehr groß genug für die vielen Esser.
Es steht der PV-Branche eine starke Marktbereinigung bevor. Leider sind manche da noch im Delirium der noch recht hohen Zubauzahlen. Allerdings sind das alles Altaufträge aus besseren Zeiten.
Die deutschen Hersteller kann man nicht retten. Der Wettbewerb ist zu stark und der Binnenmarkt zu schwach. Warum soll der Endkunde das 3-fache für deutsche Module bezahlen, die dazu noch weniger Leistung haben?
Der aktuell viel diskutierte Resilienzbonus wird gar niemand retten und er wird den PV-Markt noch komplizierter machen und den Endkunde noch mehr verunsichern.
Die PV-Branche darf sich schon mal warm anziehen … ganz schwierige Zeiten stehen mal wieder an.
Die Entwicklung neuer Technologien und die Produktion innovativer Qualitätsprodukte „made in Germany“ sichert uns als Gesellschaft schon seit langer Zeit unser Auskommen. Die gleichbleibend hohe Verfügbarkeit von Elektrizität war und ist die Voraussetzung für die deutsche Hochtechnologie in der Schwerindustrie, Biotechnologie, Medizin, Softwareentwicklung, Logistik, etc. Kurzum, der deutsche Energiehunger ist enorm und nimmt stetig zu. Allein der Energiebedarf deutscher Rechenzentren und kleinerer IT-Installationen z.B. hat von 2010 bis 2020 von 10,5 auf 16 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr zugenommen (1).
Die Verfügbarkeit von elektrischer Energie wird zukünftig in vielen Szenarien eine dominierende Rolle spielen. Ein Teil wird über PV gedeckt werden. In Sachen Speichertechnologien muss sicherlich noch Entwicklungsarbeit geleistet werden.
Abgesehen von klimatischen Effekten, werden die aktuellen und sich abzeichnenden geopolitischen Entwicklungen uns mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder daran erinnern, dass es doch gut wäre, bestimmte F&E und Produktionen im Land zu haben und gerade nicht auf zunehmend unsicher werdende globale Lieferketten oder sich auf eine bestimmte Autokratie in Fernost verlassen zu müssen. Wenn China, als Monopolist unter den PV-Modulherstellern, beschließt den Preis für Europa zu erhöhen oder das Angebot künstlich verknappt, sähen wir ziemlich alt aus. Falls die Seewege für die Transporte aus China, Taiwan, Indien oder Südkorea unsicherer werden (Rotes Meer: Huthi-Rebellen), haben wir ebenfalls ein Problem. Man könnte diese Liste weiter fortsetzen.
Wir setzen nur allzu oft voraus, dass alles „wie früher“ funktioniert: Das wird aller Voraussicht nach langfristig nicht mehr so sein! Globalisierung wird u.U. nicht mehr so verlässlich funktionieren, wie wir es gewohnt sind.
Aus rein strategischen Überlegungen würde ich raten, die ohnehin existierende PV-Forschung und Entwicklung, als auch die PV-Modulproduktion zu schützen. Wenn diese Unternehmen einmal weg sind, dann kommen sie nicht so schnell wieder (warum auch!). Wer immer noch so tut, als würde sich geopolitisch nichts ändern (Kriege, Kriegsgefahren, Dominoeffekte etc.) und dies eben nicht bei strategischen Entscheidungen, wie der Entscheidung über die Solarpakete, berücksichtigen, setzt uns Deutsche einem unnötig hohen Risiko aus.
Das was EnPal, 1Komma5 und andere Installateure machen, hat nichts mit PV-Innovation im eigentlichen Sinne zu tun. Sie nutzen den Weltmarkt und profitieren von günstigen chinesischen PV-Modulen.
Anderes Beispiel – gleiches Problem:
Antibiotikaproduktion in Deutschland. Was denken Sie, weshalb man 2014 die letzte Produktion in Frankfurt Höchst eingestellt hat und weshalb wir uns heute wünschten mehr als nur eine sehr kleine eigene Produktion im Land zu haben (2)?
1: https://www.experten.de/2022/02/deutsche-rechenzentren-auf-wachstumskurs/
2: https://progenerika.shorthandstories.com/a8c7ace6-f710-4e77-b121-4b97c948c613/index.html
Welche Unternehmen würdest Du denn dann als schutzbedürftig vorschlagen? Die Unternehmen, welche gerade am lautesten nach (finanziellem) Schutz schreien sind auch diejenigen, die diese Finanzen dringend für hohe Investitionen im (nichteuropäischen) Ausland benötigen und gleichzeitig hier die Produktion ohnehin schon herunterfahren.
Haben wir nichts von Nokia gelernt?
Ich bin ja kein Freund der FDP, aber in diesem Punkt unterstütze ich ihre Haltung tatsächlich mal. Ein Resilienzbonus wird nur eins: teuer. Damit wird aber niemals nie eine neue Solarproduktion in Deutschland aufgebaut werden, stattdessen werden einige wenige Arbeitsplätze dann umgerechnet mit Millionen gefördert, und nach ein paar Jahren wird man es trotzdem aufgeben.
Wie kann man denn diese Sache so einseitig betrachten?
Ja klar, vielen wollen lieber NUR vom Markt reden. Das ist so schön einfach.
Hier der Wink mit dem Zaunpfahl:
Zieht jemand in Zweifel, dass sich die globale Sicherheitslage verändert?
– Russland: Krieg in der Ukraine, Proliferation in Richtung Westeuropa nicht ausgeschlossen (Einschätzung: Kriegstüchtigkeit Deutschland in 5-8 Jahren)
– China: friedliche Wiedervereinigung mit Taiwan ausgeschlossen, Ziel: bis 2050 stärkste Macht global (wirtschaftlich, militärisch)
– BRIKS-Staaten: positionieren sich zunehmend gegen die G7
– Naher Osten (Iran/Palestina/ Israel-Problematik): ein Pulverfass wie nie zuvor, die ganze Region ist in Aufruhe
… um nur einige wirtschafts-schädliche Entwicklungen zu nennen.
Hier reden einige so, als würde „unser guter alter Markt das schon regeln“ (ach ja, die gute alte FDP). Denken Sie tatsächlich noch, dass „der Markt“ so etwas wie die gute alte blackbox ist, mit der „wir“ bisher immer ordentlich Geld verdient haben? Ja, das war in den letzten 70 Jahren so: Kriege gibts nicht/ an Kriegen beteiligen wir (D) uns nicht, die heißen Kohlen holen die Amis aus dem Feuer (wir zahlen dafür), unsere Wirtschaft brummt weiter (zu wessen Lasten?) und die dt. Gesellschaft leistet sich den Luxus auf Pazifismus zu machen (70er bis dato etc.). Deutschland, die pazifistische Wirtschaftsmacht. So oder so ähnlich läuft doch dieser Deal, oder?
Diese seichte Zeit könnte sich durchaus änder! Ich denke da sehr an die BRIKS Staaten. Unter Führung der Russen und Chinesen sind diese sehr daran interessiert, die „Weltordnung“ zu ihren Gunsten zu drehen. Mit Weltordnung ist deren Rolle in der Welt gemeint. Offenbar sieht man die Zeit dafür gekommen, selbst auch ein größeres Stück abzubekommen vom Kuchen. So wie wir seit Jahrzehnten die Ressourcen der Welt zu unseren Gunsten nutzen (billig kaufen (z.B. bei BRIKS Staaten), teuer weiterverkaufen (Industriestaaten) , wollen diese Länder zunehmend mehr das Gleiche für sich in Anspruch nehmen.
Seit dem 7. Oktober 2023 ist klar, dass sich die BRIKS Staaten und grundsätzlich die Staaten der Südhalbkugel eine, vom Westen abweichende, Meinung leisten. Das sollte zu denken geben, wenn man denn weiß, wer da die Strippen zieht. Diese Staaten wünschen sich alle mehr Gewicht auf der Bühne der Geopolitik.
Russlands und Chinas Einfluss im Ressourcen-reichen Afrika ist etabliert. Wir Europäer sind wieder einmal sehr spät bzw. bekommen bisher keinen Fuß in diese Tür.
Einige meinen, es wäre besser die PV-Produktion sein zu lassen und besser extern einzukaufen. Ja, im Moment kann man das tun. Mittel- oder langfristig würde ich aus besagten Gründen ein dickes Fragezeichen dahintersetzen.
Zurück zur PV: China manipuliert massiv „den Markt“, 1Komma5° und Enpal profitieren davon. Es geht für Europa, für Deutschland, um die Verfügbarkeit von PV-Zellproduktionkapazitäten, welche auch unter widrigen Marktbedingungen funktionieren (z.B. „China-first“ bei der Auslieferung von PV-Modulen -> EnPal und 1Komma5° schauen plötzlich in die Röhre). Diese deutsche PV-Produktionskapazität existiert! Diese Arbeitsplätze existieren!
Deshalb macht es Sinn diese PV-Technologie (reine Zellforschung und auch Produktion/ Weiterentwicklung der Produktionstechnik) hier in Europa, hier in Deutschland zu halten!
Ja, deshalb sollte man Mittel zur Stärkung der Resilienz deutscher PV-Hersteller investieren.
Weshalb sollte man EnPal oder 1Komma5° machen lassen was sie wollen?
Weil sie billige chineische PV-Module verbauen und z.Z. alle (der Markt) total scharf darauf sind?
Das hat nichts mit Innovation zu tun, das ist Gewinnmaximierung und dient so überhaupt nicht unserer Sicherheitstrategie (sich zukünftig nicht mehr so abhängig zu machen von Autokratien (PV-Hersteller, Öl- und Gas-Lieferanten)).
Aber klar, schreit weiterhin nach mehr von den chinesischen PV-Modulen, Hauptsache billig! Ihr habt keine Ahnung von Spannungslagen und Krieg und dreht euch angewidert weg, wenn es darum geht resilienter zu werden gegenüber solchen, sich ändernden geopolitischen Lagen. (Würde mich nicht wundern, wenn hier auch Freunde der Nordstream-Pipeline dabei sind – da ist der Rubel auch ganz ordentlich gerollt, gell ;-))
1Komma5° torpediert einerseits die PV-Hersteller, respektive deren Unterstützung, während sie gleichzeitig vorgeben, selbst in Deutschland PV-Hersteller werden zu wollen. Das macht keinen Sinn. Sie wären denselben schlechten Marktbedingungen, wie z.B. Meyer Burger, ausgesetzt. Und dann? Investoren buttern in 1Komma5°. Ja, aber nur solange absehbar ist, dass sie sich auf dem Markt gegen alle Konkurrenz (China u.a.) durchsetzen und in absehbarer Zeit (!) Gewinne einfahren! Wann wird das wohl sein?
These: Aus dieser Perspektive ginge es dem Noch-Installateur und Bald-Produzent 1Komma5° lediglich darum, die unliebsame Konkurrenz aus dem Weg zu räumen. Da passt es doch gut, gleich so ein Werk in Sachsen zu übernehmen.
Für Deutschland als Wirtschaftsstandort bringt die Unterstützung der existierenden PV-Hersteller mehr, als den besagten anderen Akteuren nach dem Mund zu reden.
Was ist denn nu mit Solarpaket 1 ?????
Wurde nun abgestimmt am 22.03 wie angekuendigt oder nicht???
Und wenn ja, warum, und wenn nein, warum nicht????
Nein, wurde es nicht. Sonst hätten wir es sicher berichtet. Nächste Termine gibt es im April und da die FDP den Resilienzbonus nun abräumt hat, klappt es dann vielleicht. Aber Genaues weiß man noch nicht…