Fraport, die Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt, setzt den Bau der senkrecht installierten Photovoltaik-Anlage entlang der Startbahn West fort. Im Herbst 2022 ging dort zunächst eine Demonstrationsanlage mit 8,4 Kilowatt in Betrieb, damals wurde ein Ausbau auf 13 Megawatt angekündigt. Jetzt gab das Unternehmen bekannt, die Installation von 37.000 Solarmodulen auf einer Gesamtlänge von 2800 Metern zu projektieren. Als Gesamtleistung sind demnach nunmehr 17,4 Megawatt geplant. Errichter der Anlage ist die Next2Sun Gruppe, die auch das vertikale Photovoltaik-System entwickelt hat.
Der Flughafenbetreiber ist mit den bisherigen Betriebserfahrungen sehr zufrieden. Die Demonstrationsanlage „hat sich für uns erwartungsgemäß als überaus geeignete Methode der Energiegewinnung erwiesen“, sagt Projektleiterin Nicole Keller vom Energiemanagement der Fraport AG. „Die senkrecht angeordneten Panels schonen unsere Grünflächen und passen auch hinsichtlich Wartung und Pflege optimal zu unseren Bedürfnissen und Prozessen.“ Auf dem Flughafen ging bereits 2021 eine konventionell angeordnete 1,5- Megawatt-Anlage in Betrieb. Deren Stromproduktion mit Erzeugungsspitzen zur Mittagszeit werde nun gut durch die senkrecht angeordneten Module mit ihren Erzeugungsspitzen am Morgen und am Abend ergänzt.
Das Frühjahr will Fraport nutzen, um zunächst einen Großteil der benötigten 19.500 Gründungspfosten aufzustellen. Diese tragen später das eigentliche Gestellsystem mit den Solarmodulen. Ein erster Bauabschnitt soll bereits bis Anfang März komplettiert werden. Danach, also ab dem Beginn der Brutzeit, ruhen die Arbeiten – dann haben auf den Grünflächen entlang der Startbahn „erst einmal die Bodenbrüter Vorrang“, so Projektleiterin Keller. Im Herbst soll dann die Fertigstellung der verbleibenden fünf Bauabschnitte beginnen.
Die Grünflächen des Flughafens „sind im Hinblick auf ihre Biodiversität nahezu einmalig – diese Eigenschaft soll trotz Installation uneingeschränkt erhalten bleiben“, sagt Marcus Keimling, Leitung Netzdienste der Fraport AG. Hierfür sei die vertikale Montage besonders gut geeignet. Nicole Keller sieht auch aus diesem Grund gute Aussichten für einen Ausbau: „Bedenkt man das weitere Potenzial für solche Zaunanlagen innerhalb unseres weitläufigen Bahnensystems, kommt dieser Technologie im Hinblick auf künftige Energiebedarfe eine Schlüsselrolle zu.“
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Wenn man sich überlegt, wieviele Vorteile vertikale Anlagen haben, fragt man sich, warum überhaupt noch schräge Anlagen auf Freiflächen gebaut werden. Die Module sind billig. Ja, der Gesamtertrag ist etwas niedriger, aber die Anlagen verbrauchen praktisch kaum Fläche, haben kein Problem mit Hagelschlag, Schnee, Blendung, Vogeldreck, Hitze (Kamineffekt) und sie erzeugen bei Ost-West-Ausrichtung mit bifazialen Modulen ihren Hauptertrag früh und abends anstatt mittags. Außerdem können sie zusätzlich als Wind- oder Lärmschutzwand dienen und es gibt bestimmt noch mehr zu sagen.
@Andreas Hahn
Es könnte daran liegen, dass bei vertikalen Solarpaneelen ein gewisser Reihenabstand vorhanden sein muss, um die gegenseitige Beschattung zu minimieren. Selbst beim Einsatz bifazialer Module, kann hierbei die Fläche der Module geringer sein, wie bei der konventionellen Anordnung.
Interessant ist es aber sicherlich für das Agri-Photovoltaikkonzept, da man sich hierbei die teurer Hochständer spart.
Richtig, Andreas, Südaufständerung macht nur noch in Ausnahmefällen Sinn. Der Ertrag pro kWp ist bei Zaunsystemen etwa gleich oder leicht höher als bei Südaufständerung, aber man kriegt deutlich weniger Ertrag von der Fläche. Bei Agri-PV machen Nachführsysteme fast immer mehr Sinn, weil den im Vergleich zu Südaufständerung höheren Kosten (etwa gleich wie Zaunsysteme) ein deutlich höherer Solarertrag pro kWp gegenübersteht (+18-25%), man kriegt mehr kWp auf die Fläche und die Ertragskurve morgens/abends ist zwar nicht ganz so gut wie beim Zaunsystem, aber deutlich besser als Süd.
Zaunsysteme werden aber ihren Platz behaupten, z.B. am Flughafen wird ein Tracker wegen der Blendwirkung nach oben wohl nicht genehmigt werden :).
Die Vorredner haben es ja schon beschrieben. Zum Einen sind die Erträge m.W. schon noch ein gutes Stück niedriger als bei südausgerichteten Modulreihen – und das Andere ist eben die deutlich geringere Flächenausnutzung. Für eine konventionelle Freiflächenanlage bleibt von den reinen Stromerstehungskosten eine Südausrichtung die günstigste Variante. Ost-West hat natürlich sowohl bei der Flächenausnutzung als auch bei der tageszeitlichen Komponente einen großen Vorteil, rein auf EUR/MWh geschaut produziert man damit aber teurer.
Aber für jegliche Art von Zaunersatz oder eben in diesem wirklich tollen Beispiel vom Flughafen sind vertikale Systeme natürlich hervorragend geeignet.
Wie einige Kommentatoren schon völlig richtig schreiben, ist das so eine Sache mit dem Ertrag / Fläche und der Wirtschaftlichkeit.
Allerdings ist die Wirtschaftlichkeit dabei vor allem dann ein Thema, wenn man den Nutzen auf die PV reduziert – und das ist imho der Denkfehler bzw. eine Denk-Restriktion, die gar nicht notwendig wäre.
Denn bei den Vertikalanlagen verbleibt ja noch ein Wert für die Flächennutzung an sich. Also gewissermaßen ist ein „dual-use“ möglich, und zwar mit deutlich höherem Restwert für die verbleibende Fläche als bei den Aufständerinstallationen.
Diese Art von Effekten können die Vertikalinstallation – vor allem Gesamtwirtschaftlich – deutlich interessanter machen als die Horizontalaufständerung.
Ich brauche nicht viel Fantasie, um mir Synergien z.B. im Weidelandbetrieb vorstellen zu können. Ständer rammen und dann kann so eine Installation fix da sein – und auch (einigermaßen) mobil bleiben. Also mobil nicht im Sinne von, mal eben untern Arm packen heute hier morgen da, sondern dass man es eben umsetzen könnte, ohne die ganze Fläche komplett neu bearbeiten zu müssen.
Auch der ökologische Effekt ist sicherlich positiver bei Vertikalanlagen. Ich finde dazu auf die schnelle keine Primärstudie, aber das läge (für mich) auf der Hand.
Spannendes Thema. Sehr genial, dass es Leute gab, die auf diese Idee am Flughafen gekommen sind und diese auch durchsetzen konnten. Gerade beim Flughafen macht so etwas einfach unfassbar viel Sinn und man fragt sich, warum das nicht schon lange überall so gemacht wird. Wann sind die Verbräuche des Flughafens am größten? Genau.
„Das matcht“ sagt man heute, glaube ich.
Sehr gute Initiative! Aber sind die Solarmodule in Deutschland produziert- zum Beispiel von Meyer Burger ohne Zwangsarbeit und Schwermetalle ?
Es ist lächerlich anzunehmen, dass jedes chinesische Modul mit Zwangsarbeit gefertigt wird.
Vor allem ist es erst von Bedeutung seit es Solarmodule sind. Bei Kleidung, TV, Smartphone, Brennstäben und Erdöl scheint es keine Rolle zu spielen wo es unter welchen Bedingungen entstanden ist. Mit diesen Argumenten klappt es sicher besser an einem Stammtisch als in einem Fachforum.
Für performante vertikal-bifaciale PV-Anlagen werden speziell angepasste Module benötigt, die wir in DE und EU leider bisher nicht bekommen. Hoffentlich bekommt unsere Solarindustrie genug politische Unterstützung, um genau in solchen Zukunftsfeldern wieder zu wachsen.
@Musicman: Danke, das ist perfekt formuliert.
Als Ergänzung zu @Musicman: Es geht ja schon beim Frühstück los, wo man sich fragen kann, ob die Lieferkette bei Kaffee und Kakao fair ist.