Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und das Photovoltaik-Unternehmen Sunvigo starten ein Pilotprojekt zur Nutzung kleinteiliger Flexibilitäten im Engpassmanagement. Ziel ist es, durch die Vernetzung von Photovoltaik-Anlagen, Elektroautos, Batteriespeichern und Wärmepumpen hier an Effizienz zu gewinnen: Stellt Tennet eine Überlastung des Netzes fest, steuert Sunvigo die teilnehmenden Anlagen so, dass Engpässe reduziert werden können. An dem Vorhaben nimmt eine nicht genannte Zahl von Haushalten aus München und der Nähe von Bremen teil.
Die Partner sehen in dem Konzept eine potenziell wichtige Ergänzung zu konventionellen Redispatch-Maßnahmen – allen voran das Herunterregeln von Windkraftanlagen im Norden sowie gleichzeitig das Hochfahren fossiler Kraftwerke im Süden Deutschlands. Das Pilotprojekt zielt darauf, Windkraftanlagen nicht abregeln zu müssen, sondern deren Stromerzeugung beispielsweise in Wärmepumpen oder Elektroautos im Norden zu nutzen und die Inanspruchnahme fossiler Kraftwerke zu reduzieren, indem der Verbrauch von Wärmepumpen oder Elektroautos im Süden zeitlich verschoben wird.
Bündelung der Flexibilitätspotenziale ganzer Häuser
Gemeinsam wollen Tennet und Sunvigo dafür sorgen, den Strom so flexibel zu nutzen, wie er von Windkraft und Photovoltaik erzeugt wird: Sunvigo prognostiziert, wann ein Pool an Elektroautos und Batteriespeichern be- oder entladen werden kann und meldet diese Flexibilitätspotenziale an den Partner. Entstehen Engpässe im Netz, prüft Tennet, ob diese Potenziale zur Engpassbeseitigung genutzt werden können und ruft die angebotene Leistung bei Bedarf ab. Dabei steuert Sunvigo die Flexibilitäten automatisiert an – die Anlagen werden entsprechend hoch- oder heruntergeregelt.
Die notwendige Steuer- und Messtechnik verbaut Sunvigo: Eigenheime werden mit intelligenten Messsystemen sowie einer Steuerbox ausgestattet. Über die Equigy-Crowd-Balancing-Plattform, die Tennet gemeinsam mit anderen europäischen Netzbetreibern entwickelt hat, wird die gebündelte Flexibilität von Kleinanlagen und -verbrauchern an den Netzbetreiber kommuniziert. Während auf der Plattform bislang Pools aus sehr ähnlichen Komponenten wie etwa Elektroautos teilnehmen, sorgt Sunvigo dafür, die Flexibilitätspotenziale ganzer Häuser zu bündeln. Dieser Ansatz in Kombination mit dem entstehenden Marktplatz für regionale Flexibilitäten eröffnet neue Möglichkeiten für das Engpassmanagement, hoffen die Partner.
„In zahlreichen Kooperationen und Forschungsprojekten erschließen wir neue Wege für die systemdienliche Integration von kleinteiligen dezentralen Flexibilitäten in das Stromnetz – ein wichtiger Baustein für das Stromsystem der Zukunft“, sagt Tim Meyerjürgens, Chief Operating Officer von Tennet. „Hierzu zählt auch unser Kooperationsprojekt mit Sunvigo. Gemeinsam erproben wir im realen Netzbetrieb, wie durch intelligente Vernetzung das bisher ungenutzte Potenzial verschiedener Flexibilitätsquellen eingesetzt werden kann, um den Netzausbau sinnvoll zu ergänzen und das Übertragungsnetz zu entlasten.“
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hm… verstehe das nicht so ganz. Lasst es doch einfach den Markt machen und stellt die Rahmenbedingungen, Regeln und Algorithmen entsprechend ein. Also dynamische Stromtarife ergänzt durch ein sinniges dynamisches Netzentgelt, welches die lokale EE-Verfügbarkeit und den aktuellen Zustand des Netzes mit abzudecken hat. Ich verstehe jetzt nicht so ganz, was da proprietär eigene Regelungen etabliert werden sollen. Man sollte sich vielmehr darauf konzentrieren, „wie“ das Preissignal verteilt bzw. zeitversetzt zu setzen ist und wie man zum Beispiel „Schwarmsprünge“ vermeidet. Gelingt das, passiert der Rest ganz von alleine auf verschiedenste kreative Weise. Ist das System nur gut eingerahmt, kann der freie Markt voll wirken.
Die Netzentgelt-Reform ist für mich alles entscheidend für „echte“ Effizienz ohne sinnlose Redispatch Maßnahmen.
Sehe ich genauso. Gier- und Geiz sind starke Triebfedern, die in diesem Fall auch umwelt- und klimafreundlich wirken. Dynamische Strompreise und dynamische Einspeisevergütung einführen – dann entstehen auch die passenden Lösungen, Smartmeter werden vom Verbraucher gewünscht werden, und das Engpassmanagement stellt sich automatisch ein.
Detlef K. schreibt.
verstehe das nicht so ganz. Lasst es doch einfach den Markt machen und stellt die Rahmenbedingungen,
@ Detlef K.
Sie wissen doch, der Markt ist keine „Wohltätigkeitsorganisation“
Siehe hier
.https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/energieversorgung-in-deutschland-stromhaendler-zocken-fast-bis-zum-blackout-a-815587.html
Zitat:…Stromhändler zocken fast bis zum Blackout