BKW hat nach der Prüfung verschiedener Standorte in diesem Jahr nun sechs konkrete alpine Photovoltaik-Projekte im Kanton Bern vorgestellt. Insgesamt sollen sie eine Leistung von 70 Megawatt haben und jährlich 100 Gigawattstunden Solarstrom produzieren. Aufgrund der Höhenlage soll etwa die Hälfte der Photovoltaik-Erzeugung auf das Winterhalbjahr entfallen und damit dem drohenden Winterstromproblem in der Schweiz entgegenwirken.
Der Schweizer Energiekonzen will die Projekte „Adelboden Schwandfäl“, „MontSol“ (Saint-Imier), „Schattenhalb Tschingel Ost“, „Schattenhalb Tschingel West“, „Grindelwald Gemschberg“ und „Grindelwald Oberjoch“ realisieren. Für die drei erstgenannten Projekte lägen bereits die Zustimmungen der jeweiligen Gemeinden vor. Das Projekt „Schattenhalb Tschingel West“ werde der Gemeinde im Frühling 2024 zur Abstimmung vorgelegt, hieß es weiter. Die beiden Projekte in Grindelwald befänden sich zudem noch in Verhandlungen mit den Grundeigentümern.
Alle sechs Projekte erfüllen die Bedingungen für eine Förderung nach Artikel 71a des Energiegesetzes, wie es weiter hieß. Dieses war im September 2022 vom Parlament verabschiedet worden und trägt auch den Titel „Solarexpress“, da dort eine vereinfachte Genehmigung für diese Art der alpinen Photovoltaik-Kraftwerke festgeschrieben ist. Allerdings ist diese auch zeitlich befristet. BKW will nach Aussagen von CEO Robert Itschner mit den alpinen Kraftwerken sowie Freiflächenanlagen den Photovoltaik-Ausbau in der Schweiz vorantreiben und auch die Winterstromproduktion stärken. Itschner sagt aber auch: „Es gibt externe Rahmenbedingungen, die wir nicht oder nur bedingt beeinflussen können. Dazu gehören die Akzeptanz der Projekte in den Gemeinden, allfällige Einsprachen sowie die Dauer der Bewilligungsverfahren für Netzverstärkung.“
Ein wesentlicher Faktor für die Realisierung alpiner Photovoltaik-Kraftwerke ist die Anschlussfähigkeit an das Verteilnetz und auch dessen Verstärkung bis spätestens Ende 2030. Denn das „Solarexpress“-Gesetz schreibt vor, dass bis Ende 2025 mindestens zehn Prozent der gesamthaft erwarteten Produktion der Anlagen vor Ort verbraucht werden oder ins Netz eingespeist werden müssen. Bis Ende 2030 sollen es dann 100 Prozent sein. Im „Solarexpress“ sind allerdings nur beschleunigte Genehmigungsverfahren für die Photovoltaik-Anlagen und die Anschlussleitung bis zum Netzanschlusspunkt vorgesehen. Daher brauche es schnell den vom Bundesrat bereits angekündigten „Netzexpress“. Mit diesem sollen unter anderem auch Netzverstärkungen ab dem Anschlusspunkt schneller umsetzbar sein. Dies wäre nicht nur für die alpinen Kraftwerken, sondern auch für Photovoltaik-Anlagen von Privathaushalten und Unternehmen wichtig.
Bei der Realisierung seiner alpinen Photovoltaik-Anlagen achtet BKW nach eigenen Angaben vor allem auf die Netzkapazität sowie die Klima- und Umweltschutzinteressen. Daher würden die Anlagen nicht immer einfach so groß wie möglich geplant, sondern es gehe darum, im Dialog mit allen Beteiligten gemeinsame und zukunftsfähige Lösungen zu finden. Mit technischen Innovationen soll zudem die Flora und Fauna der Regionen geschützt werden. Die von einem BKW-Team entwickelte und patentierte Lösung für alpine Photovoltaik-Anlagen sei dank weniger Stützen durchgängiger für Tiere. Ein Rahmen um die einzelnen Solarmodule ermögliche zudem die schnelle und umweltschonende Montage vor Ort. Und durch eine Sollbruchstelle soll die Konstruktion sogar im Falle eines Schnee-Jahrhundertereignisses intakt bleiben.
BKW verfolgt nicht nur den Bau eigener großer Photovoltaik-Anlagen, sondern betreibt auch an mehr als 60 Standorten Dachanlagen im sogenannten Contracting-Modell. Als einer der größten Verteilnetzbetreiber der Schweiz hat BKW 2023 erstmals Photovoltaik-Anlagen mit mehr als 100 Megawatt Gesamtleistung in einem Jahr an sein Verteilnetz angeschlossen. Insgesamt sind in dem Versorgungsgebiet von BKW etwa 23.000 Photovoltaik-Anlagen mit 480 Megawatt Leistung installiert. Pro Tag schließt das Energieunternehmen 22 neue Photovoltaik-Anlagen an sein Netz an, Tendenz steigend.
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Vielen Dank, Frau Enkhardt, für diesen super geschriebenen und informativen Beitrag.
Wie soll das gehen, die Hälfte der Stromproduktion im Winterhalbjahr? Auch wenn der Himmel wolkenlos ist, sind die Tage im Winter nur halb so lang …