Das 21. Forum Wärmepumpe am Mittwoch und Donnerstag in Berlin fiel dieses Mal in eine hochinteressante Zeit. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist beschlossen, die Förderbedingungen aber noch nicht endgültig verabschiedet. Auch das Gesetz für die kommunale Wärmeplanung soll schon im Januar in Kraft treten. Die Bundesnetzagentur will in den nächsten Wochen Vorgaben zur Leistungsreduzierung von Wärmepumpen durch Netzbetreiber vorlegen. Die Bundesregierung und die EU haben sich über die Novellierung der F-Gase-Verordnung geeinigt und ebenfalls in dieser Woche verkündet die Regierung den Deutschlandpakt zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsprozessen und die Einigung zum Industriestrompreis.
Kein Wunder also, dass das Programm der Tagung der Wärmepumpenbranche vor allem politisch geprägt war. Die Branchenvertreter verdeutlichten gegenüber der Politik, dass sie schnell Klarheit in Bezug auf die Förderkulisse benötigen und langfristige Planungssicherheit. Aufgrund der noch unsicheren kommenden Regeln würden Kunden aktuell mit der Investitionsentscheidung abwarten, was sich in einem deutlichen Rückgang der Förderanträge um mehr als 70 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr und einem Rückgang der Installationszahlen niederschlägt.
Doch auch wenn das Regelwerk für die Förderung bis Ende des Jahres feststeht, blieben noch weitere offene Punkte, die derzeit den Wärmepumpenhochlauf auf 500.000 Installationen ab 2024 behindern. So sei das Verhältnis vom Strom- zum Gaspreis noch immer sehr hoch und liege beim Faktor drei oder mehr. Als Zielmarke für einen langfristig günstigeren Betrieb der Wärmepumpen gegenüber fossilen Erzeugern sehen die Branchenvertreter einen Faktor von 2,5 oder weniger an.
pv magazine Podcast
pv magazine Podcast: Eric Prager, das Heizungsgesetz ist da, was müssen Kunden jetzt entscheiden?
Das Gebäudeenergiegesetz wurde novelliert und auch die Förderbedingungen stehen weitestgehend fest. Wir diskutieren im Podcast mit dem Wärmepumpenexperten Eric Prager von Solarwatt die Neuerungen. Kunden müssen schnell entscheiden, ob sie noch die alten Bedingungen nutzen wollen oder auf das Inkrafttreten der Gesetzesänderungen warten. Viele müssen sich genau ansehen, ob und wenn ja, wie viel Geld sie durch die Umstellung auf eine Wärmepumpe im Bestandsgebäude sparen können, insbesondere wenn sie es mit Heizkörpern beheizen.
Im Rahmen einer parlamentarischen Diskussionsrunde tauschten sich Martin Diedenhofen (SPD), Thomas Heilmann (CDU), Bernhard Herrmann (Grüne), Daniel Föst (FDP) und Ralph Lenkert (Linke) mit der Moderatorin Hanna Gersmann über den Stand der Wärmewende aus. Die Abgeordneten der Ampelkoalition zeigten sich dabei zuversichtlich, dass die in diesem Jahr ergriffenen Maßnahmen, vor allem das Gebäudeenergiegesetz und neue Heizungsförderung die Nachfrage nach regenerativen Heizungssystemen wieder in Gang bringen würde. Einigkeit zeigten die Abgeordneten darin, dass eine Entlastung des Strompreises dringend erforderlich sei, wenngleich die Meinungen noch auseinandergingen, welche Rolle dabei jeweils dem verstärkten Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung und der Absenkung staatlicher Abgaben, insbesondere der Stromsteuer, zukommt.
Die am Donnerstag darauf von den Regierungsspitzen beschlossene Ausgestaltung für die Senkung des Industriestrompreises war nicht Thema des Panels. Demzufolge wird der Strompreis zwar reduziert, aber nur für Unternehmen des produzierenden Gewerbes.
Wärmepumpen „dimmen“
Barbie Kornelia Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, fasste die ab Januar vorgesehenen neuen Regelungen für die Einbindung steuerbarer Verbraucher, wie Wärmepumpen und Ladestationen, in die Verteilnetze zusammen. Dabei adressierte Haller ein zentrales Interesse vieler Nutzerinnen und Nutzer von Wärmepumpen. Sie sagte, dass Netzengpässe den Anschluss von Wärmepumpen nicht bremsen dürften. Der Ausbaubedarf sei aber im Verteilnetz sehr hoch. Selbst mit einem schnellen Ausbau, könnten die Netze durch Gleichzeitigkeiten beim Stromverbrauch überlastet werden. Als Notfallinstrument will die Bundesnetzagentur den Netzbetreibern daher das Recht einräumen, steuerbare Verbraucher zu Dimmen. Die Maßnahmen dürften den Betrieb der Verbraucher aber nur einschränken, nicht abschalten. Mit den neuen Regeln, die ab Januar 2024 gelten sollen, sei eine Verweigerung von Netzanschlüssen für Wärmepumpen dann nicht mehr möglich.
Die Verbraucher müssten sich jedoch mit dem „Dimmen“ ihrer Verbrauchseinheiten abfinden. Sie können aber von der Steuerbarkeit der Verbraucher durch günstigere Preise auch profitieren. Wer heute schon dynamische Stromtarife nutzt, müsse künftig aber auch mit widersprüchlichen Signalen aus dem Markt und vom jeweiligen Netzbetreiber rechnen. Zur genauen Ausgestaltung der Regelung und die technischen Anforderungen für die Verbindung zwischen Netzbetreibern und Energiemanagement des Kunden konnte Haller noch keine Angaben machen. Für beide Seiten, Kunden und Wärmepumpenhersteller auf der einen und Netzbetreiber auf der anderen Seite, werde es eine Übergangsfrist von zwei Jahren geben, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Mehrere der Gäste des Forums zeigten sich skeptisch, dass die Netzbetreiber in der Lage sein werden, einheitliche und einfache Methoden zur Steuerung von Verbrauchern zu gestalten.
Neuer Vorstandsvorsitzender gewählt
Weiteres Thema der Tagung war die Einigung bei der F-Gase-Verordnung. Hier stieß das beschleunigte Verbot von F-Gasen gegenüber der bisherigen Planung zur Absenkung der Mengen auf Kritik. Die Umstellung auf natürliche Kältemittel sei erst für wenige Leistungsklassen ausreichend fortgeschritten und bei vielen Wärmepumpentypen bestehe noch erheblicher Entwicklungsbedarf.
Die Mitgliederversammlung des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) wählte am Rande des Forums einen neuen Bundesvorstand, der sich künftig aus 16 Vertreterinnen und Vertretern von Herstellern, Handwerk, Energieversorgern und Erdwärmespezialisten zusammensetzt. Aus seiner Mitte wählte der Vorstand Claus Fest, Leiter Energiewirtschaft und Beschaffung der EnBW, zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Er löst damit Paul Waning ab, der sein Amt nach 19 Jahren abgab. In den geschäftsführenden Vorstand des BWP wurden neben Claus Fest auch Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron und Klaus Ackermann, Geschäftsführer von Nibe Systemtechnik gewählt.
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Das „21. Forum Wärmepumpe“ wurde durch die neuen Pläne der Bundesregierung ungewollt zu einem Witz.
Im Winter läuft die WP mehr oder weniger nonStop ; dimmen bedeutet -Frieren_ und zusätzlich die Unmöglichkeit das E-Auto zu laden …..und das für 4Monate. Das Ganze ist nur noch ärgerlich
Moin Udo,
lokale Netzengpässe bestehen nicht 4 Monate am Stück, sondern höchstens 3 Stunden zwischen 18 und 21 Uhr, während derer Wärmepumpe und Wallbox evtl. gedrosselt, aber nicht abgeschaltet werden.
Wer heute einen Wärmepumpenstromtarif nutzt, der kennt ähnliches.
100% Vollquatsch.
Jede moderne Wärmepumpe dimmt mittels Modulierung ganz von selbst, sie ist nur extrem selten in hoher Last. Mit der Dimmung auf 4,2 kW (und 3-4 fach größere Wärmeleistung) betrifft das zum allergrößten Teil ohnehin EFH’s gar nicht, weil die meist eine viel niedrigere Leistung aufweisen. Außerdem soll nur im Notfall gedimmt werden… wenn überhaupt nur ganz selten im Jahr. Auch das E-Auto bekommt man mit 4,2 kW in der Nacht (die als Zeit vermutlich gar nicht betroffen ist) normalerweise voll.
Das alles ist nur temporär und es wird ja auch honoriert mit günstigeren Strompreisen… ich wäre sofort dabei.
Ich heize seit 2007 mit WP und nutze einen günstigeren Netznutzungstarif für „unterbrechbare Einrichtungen“ (EnWG 14b). Der Netzbetreiber darf bei mir täglich zweimal bis zu 1 Stunde unterbrechen und er tut das auch. Netztechnisch sind die Unterbrechungen vermutlich derzeit nicht nötig. Da ich keine Einschränkungen spüre, ist mir das egal. Unterbrechungszeiten wurden mit einem Pufferspeicher eingeplant. Seit 2021 nutze ich den günstigen Tarif auch für zwei Wallboxen. Unsere E-Autos wurden bis jetzt immer noch ausreichend geladen.
Ich denke „gedimmt“ sollte ggf. in erster Linie die gehypten Widerstandsheizungen (IR Heizstrahler) welche den Wärmebedarf 1:1 mit Strom bereitstellen. Wo hingegen die schlechtesten WP mit 1:2 arbeiten.
300km Fahrleistung am Tag heisst im Winter ca 75kWh Energiebedarf plus ca 120 kWh Bedarf an einem eiskaltem Tag für WP und Komfortstrom ergibt bei Drosselung auf 4,2 kWh max ca 100kwh/d. Die Traumwerte einer WP im Altbau liegen nicht bei 3-4 ,sondern bei 2,8. Man kann natürlich auch öffentlich tanken , das ist dann aber sich selbst in die Tasche gelogen.
Bei Nacht sind 75kwh plus 60 kWh (Halbtagesbedarf) nicht sichergestellt. Der Nonsens ist die Utopie der Nichtwissenden.
soso… 300km Fahrleistung am Tag. Wir sprechen hier also von geschätzt max. 1-2% der Fahrer und auch die können immernoch zum Schnellader. Ihr Szenario ist ohnehin Hahnebüchen, dass eine Drosselung niemals täglich auftritt, geschätzt an einer Hand abzählend im Jahr… und an solchen größeren Engpässen wird auch zu allerest (verpflichtend) modernisiert. Außerdem gehen Sie von 24 Stunden Drosselung aus… auch das wird ganz sicher nicht geschehen. Es geht um die Lastspitzen morgens und abends, um mehr nicht. Das Auto ist also nachts normalerweise nie betroffen… und wenn doch, dann gibt es auch allen Grund dazu und man sollte froh sein, dass man noch handlungsfähig vor dem Blackout ist.
Und Ihr Wärmepumpenbeispiel bedeutet 280 kWh Wärmeenergie (bei 100 kWh elektr. Energie!) am Tag… das ist jenseits von gut und böse und betrifft ebenso EFH-Besitzer vielleicht im Promille-Bereich, MFH Besitzer haben natürlich andere Grenzwerte. Mit einem solchen Energiebedarf im freistehenden Haus wäre eine einzelne Wärmepumpe ohnehin Wahnsinn, das sind dann wenn überhaupt meist hybride (mit Gas oder Holz) Systeme. Ansonsten wird es auch Härtefälle für solch extrem seltenen Fälle geben, die Politik ist ja nicht dämlich.
Das Them ist doch
„Wärmepumpenbranche fordert schnelle Entscheidungen zur Förderung und Strompreispolitik“
Was soll bitte gefördert werden?
Wäre das nicht ein ideales Betätigungsfeld für Stadtwerke und auch wissenschaftliche Einrichtungen?
Max-Leistung innerhalb Ihres Versorgungsgebietes zu limitieren und zu mannagen ist seit etlicher Zeit eine der Hauptaufgaben der Stadtwerke und vorgelagerter Distriburen und danch orginellen Stromproduzenten.
Worin besteht jetzt ein problem?
Ach, wir brauchen ein allseits akzeptiertes Konzept zur Verteilung der limitierten und variablen Recourcen? Ja dann mal ran!
…. Und leider gibt der heute in der -Welt – erschienene Artikel- -Billiger Strom durch Sonne und Wind ?-meinen Befürchtungen recht , geht er doch von 40 Prozent Dimmzeit im Verlauf eines Jahre aus.Damit wird die WP und die Emobilitaet einer schwierigen Zeit entgegensehen
Thomas; I schrieb:
„Ach, wir brauchen ein allseits akzeptiertes Konzept zur Verteilung der limitierten und variablen Recourcen? Ja dann mal ran!“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Nutzung des „Geisterstromes“ (bezahlter aber abgeregelter Strom, nahezu ausschließlich aus Erneuerbaren) in einem solchen Konzept ein brauchbarer Baustein wäre. Das würde die Verwaltungskosten deutlich senken.
Angeblich werden die Erneuerbaren ja aus Preisgründen abgeregelt. Das Witzige dabei ist, dass die kWh für den abgeregelten (Wind)Strom vom Verbraucher ebenso bezahlt werden muss, wie die als ersetzende kWh aus Kohle oder Gas. Der Verbraucher bezahlt beide, bekommt aber nur den dreckigen Strom und die Abgase. Warum regeln wir also nicht den dreckigen Strom ab?
Der Aufwand für den Wärmepumpenzähler wäre in meinem Fall so groß gewesen dass mir der Elektriker
2.500 € abgenommen hätte. Der Zähler in der WP wird natürlich von den SWM nicht akzeptiert.
Wenn ich nun die WP mit dem normalen Strom betreibe und dafür 41/33 ct t/n Tarif bezahle, und auf der anderen Immobilie Gas für 9 ct einkaufe, kann sich jeder ausrechnen welcher Luxus der Betrieb einer LWWP bei einem COP von 2,5 im Gedämmten Bestandsgebäude ist.
Die Ironie ist dass ich nicht mal CO2 einspare mit unserem neuen Strommixes vom Habeck
Eine andere Sonderprüfung ist die Umstellung auf niedrige Vorlauftemperaturen die im Bestand möglich ,aber für den normalen Nutzer ungewohnt ist.