Bislang führt Agri-Photovoltaik in Deutschland ein Schattendasein. Nach Erhebungen der Deutschen Energie-Agentur Dena sind gerade einmal Anlagen mit insgesamt 16 Megawatt, überwiegend um verhältnismäßig kleinere Forschungsanlagen, in Deutschland installiert. Das Potenzial sei aber enorm: So prognostiziert die Dena in dem am Donnerstag veröffentlichten Impulspapier „Welche Mehrwerte kann die Agri-PV für die Energie- und Agrarwende bieten?“ einen Zubau von bis zu einem Gigawatt an geförderten und ungeförderten Agri-Photovoltaik-Anlagen in Deutschland. Vier zentrale Handlungsfelder seien wesentlich, um den Markthochlauf zu unterstützen.
Als ersten Punkt fordern die Dena-Experten eine „definitorische Klarheit“. Es sei notwendig, Agri-Photovoltaik klar zu definieren und damit Abgrenzungen zu anderen Photovoltaik-Konzepten zu ziehen. Dies würde Transparenz für die Marktakteure schaffen. Als zweites bedürfe es einer Neubewertung der Anwendung in der Raum- und Regionalplanung, um weitere Flächenpotenziale zu erschließen und Genehmigung zu erreichen. Zudem sollten sich Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen an der tatsächlichen landwirtschaftlichen Nutzung orientieren.
Als drittes wesentlichen Handlungsfeld benennt die Dena in ihrem Impulspapier die Optimierung der Geschäftsmodelle. So sollten die Fördervorgaben nicht wegen zu detaillierten technischen Vorgaben den Innovationswettbewerb und somit die Weiterentwicklung der Agri-Photovoltaik beeinträchtigen. Als letzten Punkt fordert die Dena, die gezielte Förderung von Pilotprojekten und Stärkung der Begleitforschung einhergehend mit Kommunikationsmaßnahmen im landwirtschaftlichen Sektor, um die Sichtbarkeit der Agri-Photovoltaik-Anlagen zu erhöhen.
Mit Verweis auf Projektdaten wird in dem Impulspapier weltweit von einer Gesamtleistung von 14 Gigawatt an installierten Agri-Photovoltaik-Anlagen ausgegangen. In Europa seien insbesondere Frankreich, Italien und die Niederlande Vorreiter. In Frankreich seien bereits frühzeitig Agri-Photovoltaik-Projekte mit einer Leistung von bis zu fünf Megawatt gefördert worden. Auch in Italien würden bereits seit mehr als zehn Jahren Agri-Photovoltaik-Anlagen installiert. Außerhalb Europas sind dem Impulspapier zufolge Länder wie Japan, China und einzelne US-Bundesstaaten führend bei der Entwicklung von Agri-Photovoltaik-Anlagen. „Mit Blick auf das hohe Anwendungspotenzial und die gute Ausgangslage im Bereich Forschung und Entwicklung könnte Deutschland aber relativ schnell zu einem der zentralen europäischen Märkte für Agri-Photovoltaik werden“, heißt es weiter.
Mit Blick auf die finanzielle Förderung heißt es, ob der im „Solarpaket 1“ geplante maximale Höchstwert von 9,5 Cent pro Kilowattstunde für Agri-Photovoltaik-Anlagen mit einer lichten Höhe von mehr als 2,10 Meter auskömmlich sei. Dies gelte auch für den Technologiebonus für die Anlagen, deren Vergütung gesetzlich bestimmt wird. Die Ergebnisse der Ausschreibungen können zudem zeigen, inwiefern es ein differenziertes Ausschreibungsdesign braucht, um im Sinne der Technologieoffenheit verschiedene Systeme zu etablieren.
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Diese Kernaussage: „Agri-PV-Anlagen stellen eine Schlüsseltechnologie für das Gelingen der Energiewende, dar, da sie dazu beitragen, bestehende Ziel- und Nutzungskonflikte zwischen Energie- und Agrarproduktion aufzulösen.“ ist fragwürdig. Es gibt bei genauerem Hinsehen keine Ziel- und Nutzungskonflikte zwischen Energie- und Agrarproduktion durch Freiflächenphotovoltaik. Wenn es eine Teller-Tank-Diskussion geben sollte, dann gerne bei der Bioenergie. Für Bioenergie wird mehr als 12 % des Agrarlandes verwendet. Das sind mehr als 2 Millionen Hektar intensiver Hochertragsackerbau (u.a. fast 1 Million Hektar Maiswüste) mit extrem schlechter energetischer Effizienz. (Biodiv-) Solarparks erzeugen mit aktueller Technik ca. 50 mal Strom pro Jahr und Hektar mit weiter steigender Tendenz, wegen des technischen Fortschritts und wegen der negativen Folgen des Klimawandels für die Pflanzenproduktion.
Für die Ausbaupläne der Bundesregierung in Sachen Photovoltaik mit Biodiv-Solarparks mit einer Leistung von 1,2 – 1,3 Megawattpeak je Hektar benötigte man lediglich 0,6 % des Agrarlandes. Es gibt darum noch Luft nach oben für eine mehr Autarkie und Autonomie durch Solarparks auf Agrarland mit dem Mehrfachnutzen „Steigerung der Artenvielfalt“ plus sichere alternative Einkommensoption für die Landwirtschaft durch Verpachtung von Land und Mitmachen beim Betrieb.
Danke Herr Schnitzler für Ihre Klarstellung.
Wenn dann noch die sowieso stillgelegten Flächen mit senkrtechten Modulen in Nord-Südrichtung genutzt würden wäre das die eierlegende Wollmilchsau. Aber mit einer Mindesthöhe von 2,1 m ist diese Variante nicht einmal vorgesehen. Landwirtschaft UNTER Modulen ist nicht praktikabel!
Es ist nicht verwunderlich, dass bisher vor allem kleine Agri-PV-Anlagen realisiert werden: große Anlagen bedeuten für landwirtschaftliche Betriebe ein zu hohes Investitionsvolumen. Kleine Anlagen sollten auch weiterhin im Fokus stehen, sofern man landwirtschaftlichen Betriebe die Betreiberrolle zugestehen will.
Zwei Dinge würden Agri-PV in die Breite bringen:
1) Für Freiflächen-PV und somit auch für Agri-PV sollten im EEG die Einspeisevergütungen nach Größe der PV-Anlagen gestaffelt werden. Kleine Anlagen sind sonst nicht wirtschaftlich.
2) Das EEG sollte bis 1 MWp eigentlich sichere Vergütungen bieten. Nach sieben Jahren § 51 EEG wird deutlich, dass die Direktvermarkter Interesse an negativen Strompeisen haben. Der BEE fordert die Abschaffung des § 51 oder aber eine Umstellung der Fördersystematik von der Förderung eines Zeitraums auf eine Förderung der Strommenge.
Agri-PV sollte aus der Sicht der landwirtschaftlichen Betriebe betrachtet werden. Der Köder muss dem Fisch schmecken. (Projektierer betrachten weder FF-PV noch Bio-Energie aus der Brille der landwirtschaftlichen Betriebe.)