Redox-Flow-Batteriehersteller Voltstorage hat große Ambitionen und baut weiter aus

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Bei Voltstorage tut sich derzeit viel. Im Juni hat das Münchner Startup, das 2016 mit Vanadium-Redox-Heimspeichersystemen gestartet war, ein Gewerbespeichersystem mit 50 Kilowattstunden Kapazität vorgestellt. Kurz darauf vermeldete es einen Venture-Debt-Kredit über 30 Millionen Euro von der Europäischen Investitionsbank, um Eisen-Salz-Technologie-Speicher zu entwickeln. Es zieht an einen neuen Standort um und baut dort eine halbautomatisierte Fertigung auf, mit der nächstes Jahr 400 Systeme gefertigt werden sollen. Jetzt hat es Michael Reinartz von Sonnen abgeworben, der die Stelle des COO übernimmt. Das läutet wiederum eine Rochade ein. Die bisherige COO Verena Graf wechselt auf die Position der CTO. Der bisherige CTO Michael Peither wird als CIO die Bereiche Business Development und Innovation verantworten.

Vanadium-Redox-Flow-Speicher werden immer wieder als Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien gehandelt. Sie benötigen anders als die vorherrschende Lithium-Ionen-Speichertechnologie kein Lithium und können nicht so intensiv brennen, was den Brandschutz vereinfacht. Die Energie wird chemisch in einer Flüssigkeit in Tanks gespeichert, die zum Laden und Entladen durch einen Stack gepumpt wird. Vergrößert man die Tanks, erhöht man die Speicherkapazität, aber nicht die Leistung. Dadurch kann es einen Kostenvorteil bei Speichersystemen mit längeren Speicherzeiten geben, die höhere Kapazitäten im Vergleich zu Ladeleistungen benötigen. In der Vergangenheit wurden die Entwicklungen durch Kostensteigerungen bei Vanadium und Preissenkungen bei Lithium-Ionen-Batterien gebremst. Außerdem muss man Kunden erst einmal überzeugen, dass die Systeme ähnlich lange halten wie etablierte Lithium-Ionen-Speicher.

Kostensenkung durch Produktion kleiner Einheiten

Voltstorage will die Kosten dadurch senken, dass es nicht einzelne große Einheiten produziert, sondern kleinere Einheiten, die zu größeren Einheiten zusammengesetzt werden. „Dadurch erreichen wir hohe Stückzahlen und können Kosten senken“, so CIO und Co-Founder Michael Peither. „Das hat noch niemand vorher gemacht“. Bei der Entwicklung haltbarer Systeme helfe dem Unternehmen die Erfahrung mit den Heimspeichern. Diese werden zwar nicht mehr vertrieben, doch 280 Systeme seien bereits im Feld. „Das ist die größte Flotte an Redox-Flow-Speichern, die es bisher gibt, und dadurch hatten wir einen schnellen Markteintritt“, so Peither.

Im Sommer hat das Unternehmen dann den Gewerbespeicher VDIUM C50 vorgestellt. Mit der 50-Kilowattstunden-Batterie, die Outdoor installiert wird, richtet sich das Start-up unter anderem an Gewerbe, Industrie und landwirtschaftliche Betriebe. Mit dem System lässt sich der Eigenverbrauch erhöhen oder Strom am Intraday-Markt handeln, wo auch längere Speicherzeiten sinnvoll sind. Das notwendige Vanadium werde in England, Brasilien und Südafrika bezogen, was geopolitisch mit Blick auf die Lieferketten im Vergleich mit Lithium-Ionen-Speichern von Vorteil sei. Die Control Unit mit einer ausgefeilten Steuerung in Kombination mit einer Sensorik zur Bestimmung des Ladezustands dient nach Aussage von Peither dazu, eine hohe Zuverlässigkeit und lange Lebenszeit der Batterie zu erreichen.

Die maximale Entladeleistung liegt bei zehn Kilowatt. Damit benötigt man fünf Stunden, um die Batterie vollständig zu laden oder zu entladen. Es hängt vom Geschäftsmodell des Anwenders ab, welche Lade- und Entladeraten ausreichend sind. Zur Eigenverbrauchserhöhung oder auf dem Intraday-Markt sind nicht so hohe Raten notwendig wie bei der Teilnahme an der Primärregelleistungsvermarktung. Zum Vergleich: Bei vielen Lithium-Ionen-Batterien liegt diese so genannte Speicherzeit bei einer Stunde. In Abhängigkeit der gewünschten Speicherdauer und wenn die Preise bekannt sind kann man errechnen, welche Speichertechnologie am wirtschaftlichsten ist.

Demonstrator für einen Vanadium-Redox-Flow-Batteriespeicher für das Gewerbe.

Foto: Voltstorage

Christoph Ostermann, der als Sonnen-Gründer und langjähriger CEO in der Speicherbranche wohlbekannt ist, berät das Startup und sagt, er sei „persönlich beeindruckt von dem Team“. Das Marktsegment werde an Bedeutung gewinnen. „Viele haben das Segment der langfristigen Speicher nicht auf der Uhr, diese Systeme seien für die Energiewende aber notwendig“.

Grundlastversorgung mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen

Neben den kommerziellen Vanadium-Redox-Flow-Speichern arbeitet Voltstorage daran, Speicher-Prototypen auf Basis der Eisen-Salz-Technologie vor allem für den Einsatz bei Energieversorgern und bei Wind- oder Solarparks zu skalieren. Mit dieser Technologie ließen sich gerade bei noch längeren Speicherdauern die Kosten vermutlich nochmals dritteln und in Kombination erneuerbaren Energien eine Grundlastversorgung aufbauen. Zwar lassen sich damit anders als mit Wasserstoff keine saisonalen Speicher bauen. Aber der Wirkungsgrad liege mit 75 Prozent deutlich über dem einer Strom-Wasserstoff-Strom-Konversion und die allseits befürchtete Dunkelflaute, in der weder die Sonne ausreichend scheint noch Windkraft zur Verfügung stehe, dauert auch in ungünstigsten Szenarien maximal einige Wochen.

Untersuchungen zeigten, so Voltstorage-Gründer und -CEO Jakob Bitner, dass mit einer Vier-Stunden-Batterie Grundlast zu 60 Prozent der Zeit bereitgestellt werden könne, mit einer Zwei-Tages-Batterie sogar 95 Prozent der Zeit. Er glaubt an das Segment und will bis 2029 einen Umsatz von 800 Millionen Euro erreichen. Er hat dafür namhafte Investoren gefunden. So hat beispielsweise der Diesel- und Gasmotorenspezialist Cummins 24 Millionen Euro investiert, Juwi-Gründer Matthias Willenbacher ist ebenso beteiligt wie die Venture Capital Gesellschaft des Freistaats Bayern.

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