Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen haben sich am Dienstag mit Vertretern der Wärmepumpenbranche, dem Handwerk, der Energiewirtschaft, der Immobilienwirtschaft, den Gewerkschaften und des Verbraucherschutzes zum dritten Wärmepumpengipfel getroffen. Inhaltlich ging es um ein erstes Fazit: „So haben die Herstellerfirmen massiv in die Ausweitung der Produktionskapazitäten investiert und ihre Schulungsangebote ausgebaut. Das Handwerk und die Gewerkschaften haben sich mit Anpassungen an Lehrplänen, Schulungen und Medienkampagnen auf den Weg in die Zukunft gemacht. Die Energiewirtschaft und Anbieter von Wärmepumpenlösungen arbeiten an neuen Geschäftsmodellen. Und die Forschung schreitet voran, um die Leistungsfähigkeit und klimafreundlichen Eigenschaften einer Wärmepumpe weiter zu optimieren“, so das BMWK.
Parallel zum Gipfel wurde das „Update zum Fahrplan 2023“ veröffentlicht, das einen Überblick über die einzelnen Handlungsfelder gibt. Im Fokus der Diskussionen standen laut BMWK diesmal die Fachkräftequalifikation und die notwendige Beratung. Beides seien wichtige Handlungsfelder angesichts des Ziels, 500.000 neu installierte Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 zu schaffen.
Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), begrüßte das Festhalten an den Zielen. „Die Branche hat ihren Teil der Vereinbarung eingehalten: Die Produktionskapazitäten wurden und werden stark aufstockt. Die Branche kann liefern. Wir erwarten, dass die Bundesregierung jetzt ihren Teil einhält und nach der Verunsicherung durch die Heizungsdebatte wirksame Maßnahme für den Wärmepumpen-Rollout setzt.“ Ein solches Aufbruchssignal könne nicht allein von der angekündigten Förderung ausgehen, da es einen eklatanten Widerspruch zwischen Förderung und Energiepreisen gebe. „Bei der Förderung tritt man auf das Gaspedal, bei den Energiepreisen zieht man die Handbremse. Kein Wunder das Markt und Industrie derzeit schlingern“, so Sabel.
Details zur Marktlage hatte der BWP am Vortag veröffentlicht und dabei auch erste Forderungen an die Politik formuliert. „Insbesondere die Stromsteuer ist ein Relikt der Vergangenheit und wirkt heute den Klimazielen entgegen“, so Sabel. Darüber hinaus plädiert der BWP dafür, dass in Wärmepumpen genutzter Strom von einer abgesenkten Mehrwertsteuer profitieren sollte.
Die Spitzenverbände der Heizungsindustrie (BDH) und des Fachhandwerks für Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) fordern ebenfalls weitere Maßnahmen seitens der Politik, um den geplanten Wärmepumpenhochlauf zu stützen. In einem gemeinsamen Positionspapier nennen sie dafür drei zentrale Aspekte: die Anpassung der Förderkulisse, die Entlastung bei den Stromtarifen und die Zusatzqualifikation Elektrofachkraft.
Aus Sicht des BDEW muss der Fokus zusätzlich unbedingt auf die Netzinfrastruktur und die Bereitstellung von erneuerbarem Strom gelegt werden, um jährlich mindestens 500.000 Wärmepumpen erfolgreich an das Stromnetz anzuschließen. Die Verteilnetzbetreiber gehen demnach von einer Verfünffachung der Wärmepumpen bis 2028 aus. „Netzausbau ist daher das Gebot der Stunde – und zwar auf allen Spannungsebenen“, so BDEW-Chefin Kerstin Andreae. „Aber dazu müssen Politik, Industrie und Gesellschaft gemeinsam an einem Strang ziehen. Dazu gehört eine angemessene Eigenkapitalverzinsung, eine Einordnung des Verteilnetzausbaus ‚im überragenden öffentlichen Interesse‘ auch innerhalb von Ortschaften und mehr Personal in Genehmigungsbehörden bei Ländern und Kommunen.“
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Tja, wenn man das so liest, sieht’s schlecht aus für die Energiewende. In Schweden rüsten die Eigenheimbesitzer die seit Jahren mit Wärmepumpe heizen jetzt Ihre Häuser mit PV nach um vom Strommarkt unabhängiger zu werden. Sie heizten bis 2021 mit ca. 5 Euro Cent pro kWh Strom. Jetzt kostet er 30-59% mehr, weil die schwedischen Stromproduzenten ihren Strom lieber teuer ins Ausland verkaufen statt billig an schwedische Konsumenten. Der Markt halt.
Angesichts der Marktrealitäten wirken die Maßnahmen der Bundesregierung irgendwie nicht adäquat, wenn ich es höflich ausdrücke.
Es liegt bei vielen Politikern vielleicht die irrige Annahme zu Grunde, dass die drohenden Folgen des Klimawandels ausreichen würden, die Hausbesitzer zum Umstieg auf Wärmepumpen zu bewegen!?
Das machen nur Idealisten.
Es muss billiger sein als mit fossilen Brennstoffen zu heizen in einer TCO Betrachtung über 10-20 Jahre.
Damit WP billiger wird als fossil, gibt es zwei Möglichkeiten: Man macht WP billiger oder fossil teurer. Die von mir präferierte Variante: Fossil per CO2-Abgabe teurer, aber das eingenommene Geld per Klimapauschale wieder zurück an alle. Bei provokativen Fragen von Journalisten über Erfolge muss diese Klimapauschale immer als erste Antwort kommen, sonst bleibt der Verlust bei den Menschen in Erinnerung, während der Gewinn schnell vergessen ist. Da kann man sogar von Trump lernen: Ein regelmäßiger Scheck per Post mit den Unterschriften von Kanzler, Finanz- und Klimaminister – das bleibt in Erinnerung, auch wenn es nicht die unbürokratischste Variante ist.
Das ist ja wohl Wunschdenken
Offenbar hat man nicht nur im politischen Berlin, sondern auch in der Wärmepumpen-Branche jeden Sinn für die Realität verloren.
Ein solches Zubau-Ziel wäre nur bei Halbierung der Wärmepumpen-Preise bei gleichzeitiger Verdoppelung des Gaspreises und einer kurzfristigen Umschulung/Rekrutierung von 100.000 neuen Handwerkern erreichbar.
Jeder einzelner dieser Punkte ist vollkommen unrealistisch.
Meine Prognose: Es werden nächstes Jahr keine 200.000 neue Wärmepumpen eingebaut.
Man kann den Zubau ja sehr gut anhand der BAFA-Förderanträge hoch rechnen. Und die sind seit Monaten eingebrochen und lassen keinerlei Zeichen von Erholung erkennen.
Tatsächlich? Nach den aktuellen Prognosen werden in diesem Jahr ca. 350.000 neue WP installiert. Knapp die Hälfte mehr als letztes Jahr und mehr als das Doppelte der Installationszahlen in 2021.
Das IST die Realität! Wohlgemerkt bei schlechteren Förderbedingungen als sie jetzt geplant sind. Das in einer Phase der Unsicherheit die Anträge zurückgehen, ist normal. Wenn aber die neuen Förderungen feststehen, dann werden sie auch wieder steigen. Und zwar ganz sicher.
Wir können ja wetten? Ich sage, die 500.000 WP werden im nächsten Jahr erreicht werden. Mal schauen, wer von uns beiden näher an der Wahrheit liegen wird?!
Wir müssen uns doch eigestehen, dass die Ampel – trotz aller berechtigten Kritik – die erste Regierung ist, die ernsthaft versucht die Klimaziele zu erreichen. Drei Parteien unterschiedlicher politischer Couleur, die sich über den richtigen Weg dahin einig sein müssen und noch dazu erst zwei Jahre im Amt sind. Die eine marode Infrastruktur geerbt haben, sich einem Krieg in Europa, und dem Wegfall einer gewichtigen und billigen Energiequelle stellen müssen, nebst nicht verschuldeten Fachkräftemangel und einen Wust an bremsenden Behördenvorschriften und -Verordnungen. Nicht zu vergessen ein wirtschaftlicher Abschwung in China, der uns – leider bedingt durch unsre starke Abhängigkeit – mit hinunterzieht. Und nun, voller Ungeduld, verlangt man dass alles reibungslos von statten geht. Sind wir da nicht etwas anmaßend mit unseren Forderungen?
Wie werden eigentlich selbst eingebaute WP in der Statistik erfasst? Ich selbst bin für 3 Luft/Wasser WP verantwortlich, die nirgens erfasst sind!