Einen Tag vor dem dritten Wärmepumpengipfel analysiert die Wärmepumpenbranche bei einer Pressekonferenz die aktuelle Marktsituation und formuliert Forderungen an die Politik. Die Branche habe vereinbarungsgemäß die Voraussetzungen für die Installation von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr in Deutschland geschaffen und dafür Produktions- und Installationskapazitäten aufgebaut, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe Martin Sabel, allerdings gebe es nun einen starken Einbruch bei der Nachfrage nach der Wärmepumpenförderung. Es zeichne sich somit ab, dass die für die Klimaziele notwendige Anzahl an neuen Geräten nicht bestellt und installiert werde. Als Ursache sieht Sabel zum einen die Verunsicherung der Kunden durch die Heizungsdebatte und die längeren Fristen für die Umstellung der Heizung auf 65 Prozent erneuerbare Energien in Bestandsgebäuden im neuen Gebäudeenergiegesetz. Der zweite Grund seien der hohe Strompreis und der im Vergleich dazu sehr niedrige Gaspreis in Deutschland.
Diese Aussagen unterstrichen Volker Breisig und Christian Linden von PwC Deutschland mit einer Analyse der Markttrends. Schätzungen der Analysten zufolge steigt die Anzahl der in diesem Jahr installierten Wärmepumpen bis Dezember voraussichtlich auf 350.000 Stück. Das wäre wieder ein deutliches Plus nach 276.000 Stück im Jahr 2022. Erforderlich seien jedoch 500.000 Stück pro Jahr, um bis 2030 das Ziel von sechs Millionen Wärmepumpen zu erreichen. Außerdem zeichne sich bereits ein Einbruch der Absatzzahlen ab. Ein Teil der in diesem Jahr installierten Heizungen war bereits bis August 2022 bestellt worden und wurde dann bis 2023 hinein abgearbeitet.
Bis August 2022 war ein rasanter Anstieg der Anträge auf Fördermittel registriert worden, der nach der Änderung der Förderrichtline und der Diskussion um das Heizungsgesetz um mehr als 70 Prozent einbrach. Industrievertreter Kai Schiefelbein von Stiebel Eltron rechnet auch nach Beschluss des neuen Gesetzes nicht mit einer schnellen Erholung der Nachfrage. Da die neuen Fördersätze in der Öffentlichkeit als attraktiver kommuniziert werden, sei nicht mit einem Run auf die im Dezember auslaufende Förderung zu rechnen, sagte er. Durch die Zeitpläne der Wärmeplanung in Kommunen sei auch danach der Zeitdruck gering.
Das läuft den Planungen der Politik und den vereinbarten Ausbauzielen zuwider. Als Reaktion auf die vorherigen Wärmegipfel hatte die Industrie damit begonnen, die Produktionskapazitäten in Deutschland und angrenzenden EU-Ländern zu erhöhen. Es entstünden, analog zu den Gigawatt-Fabriken der Batteriehersteller, Produktionsstätten mit einem Volumen von mehr als 100.000 Einheiten pro Jahr, legte Breisig dar. Besonders Polen, Tschechien und die Slowakei profitierten von den Investitionen in neue Produktionskapazitäten, während der in der Heizungstechnik bislang führende Standort Deutschland durch lange Genehmigungen und mangelnde Förderung an Boden verliere.
Als Absatzmarkt entwickle sich Deutschland zwar generell positiv. In absoluten Verkaufszahlen liegen nur Frankreich mit 622.000 und Italien mit 514.000 Wärmepumpen weiter vorn. Allerdings war Deutschland 2022 mit nur sechs verkauften Wärmepumpen pro 1000 Haushalten im europäischen Ranking dennoch nur Vorletzter vor Ungarn. Spitzenreiter sind die Finnen mit 69 Wärmepumpen.
Eine wichtige Ursache sieht Christian Linden in dem ungünstigen Verhältnis vom Gas- zum Strompreis in Deutschland von 1 zu 3,2, was den Umstieg erschwert. Im europäischen Durchschnitt liege das Verhältnis bei 1 zu 2. Hier könnten die effizienten Geräte eine deutlichere Einsparung der Energiekosten erwirken. Am einfachsten ließe sich der Strompreis durch den Verzicht auf Steuern und Abgaben reduzieren. So fordert der Verband eine Senkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum. Denn während im EU-Schnitt Abgaben und Steuern 19 Prozent vom Strompreis ausmachen, seien es in Deutschland 27 Prozent. Gleichzeitig müsse die Senkung der Umsatzsteuer auf Gas zurückgenommen werden.
Schiefelbein bedauerte, dass auf die Industrie durch die unstetige Förderpolitik und die neue Gesetzeslage wie beispielsweise die Wartezeit auf die Wärmepläne nun voraussichtlich in den nächsten zwei bis drei Jahren Absatzschwierigkeiten zukommen. Er geht davon aus, dass vorübergehende Überkapazitäten, Effizienzgewinne bei der Produktion und auf den Markt drängende Konkurrenten die Preise für die Geräte in kurzer Zeit um bis zu 30 Prozent drücken könnten. Für den Endkunden sind das allerdings gute Nachrichten, die helfen könnten, das Geschäft zu beleben.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Der Absatz ist längst drastisch eingebrochen. Das braucht man nicht befürchten, das kann man längst konstatieren.
Die aufgebauten Überkapazitäten werden zu Firmenpleiten und einem brutalen Preiskampf führen.
Retrospektiv war der Verkauf von Viessmann auf dem Höhepunkt des Wärmepumpen-Hypes das Werk eines gewieften Fuchses.
Schuld an der Misere ist in diesem Falle tatsächlich zu 100% die deutsche Politik, namentlich die Ampel-Koalition.
Ich möchte gern hinzufügen:
… und das ständige (ich möchte sagen „undurchdachte“) „Rumgefuchtel“ im Klein-Klein der Preismechanismen (und der Schaffung neuer Bürokratiemonster), anstatt dass man sich auf die großen Linien der Rahmengesetzgebung im Sinne eines gemeinsamen Ziels konzentriert. Diese Art von Politik wird unangenehme Kollateralschäden verursachen und tut es bereits.
Da wird auf Bundesebene bis ins letzte Prozent der aller kleinsten Förderungsdetails monatelang hineinregiert währenddessen man darüber möglichst medienwirksam die schrillsten Grabenkämpfe der Kategorie „Parteiprofilierung“ führt. Kopfschütteln.
Wenn die FDP so destruktiv weitermacht, wie vor 15 Jahren in der Koalition mit Merkel, dann wird sie am Ende der Legislaturperiode wieder aus dem Bundestag rausfliegen, wie 2013. Schon damals war der heutige Parteivorsitzende die treibende Kraft hinter der Destruktion. In der FAZ, die früher ja mal sehr FDP-freundlich war, ist ein sehr amüsant zu lesender Rückblick auf die Vorgänge dieser Zeit zu lesen: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/irreparabel-besch%C3%A4digt/ar-AA1gQZUm?ocid=winp1taskbar&cvid=79c24bbc37d5467a82033477d92a315b&ei=27 . Bloß ob Olaf Scholz das Format hat von Merkel, die die Gemeinheiten der FDP einfach an sich abperlen und deren unfähige Minister sich selbst blamieren ließ, ist fraglich.
Das traurige: Nochmal 4 Jahre ohne klare Leitplanken, die doch viele bräuchten. Insbesondere die Inpflichtnahme der Vermögenden, dass sie ihr Vermögen einsetzen, um den Klimaschutz voranzubringen, statt ihn durch hohe fossile Energieverbräuche noch zu befeuern, ist wieder nicht gelungen. Der Kampf gegen das Heizungsgesetz war dafür symptomatisch: Eigentlich geht es ja darum, die Besitzer von Vermietimmobilien dazu zu zwingen, ihren Mietern gut gedämmte Wohnungen mit zukunftsträchtiger Heiztechnologie bieten zu müssen. Das wurde erfolgreich torpediert, mit dem (richtigen) Hinweis, dass das die Mieten erhöhen würde. Aber ich zahle doch gerne mehr Miete, wenn ich gleichzeitig Heizkosten spare! Die SPD lässt sich von solchen Halbwahrheiten aber beeindrucken. Und die Vermieter sind wieder darum herumgekommen, etwas für den Klimaschutz tun zu müssen. Dank Axelspringerpresse und der FDP.
Der für mich offensichtlichste Grund ist hier gar nicht genannt. Die Preise der Wärmepumpen sind noch viel zu hoch, das ist im Krisenjahr noch abschreckend extrem in die Höhe gegangen. Daher kann ich die Zurückhaltung absolut nachvollziehen… ich würde auch noch 2-3 Jahre warten, bis die Skalierung sich in günstige Preise widerspiegelt… gilt insbesondere für die etablierten Hersteller aus dem asiatischen Raum, die erst noch die Vertriebs- und Servicestrukturen hier aufbauen müssen. Was da bislang an Wärmepumpen hierzulande angeboten wurde, war fast ausschließlich ein geschlossener Premium-Bereich mit kostenintensiver Bindung (inkl. Service) zwischen Installateur und hiesigen Herstellern… kann man fast schon als Kartell bezeichnen. Wird Zeit, dass die asiatische Konkurrenz den Markt aufmischt und sich auch ein paar Installateure mal „freier“ machen…
Dem kann ich zu 100% zustimmen. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen eine einfachere Variante der WP Anlage noch wesentlich günstiger gebaut werden kann. Die Installateure bauen vielfach die Einheits-Premium Variante.
Naja
Man muss es auf alle Heizungsarten vergleichen, zudem ist auch die Baubranche und Neubauten eingebrochen,
Das zwischenzeitlich erreichte Preisniveau bei WP war für sich prohibitiv. Europäische Hersteller zusammen mit dem Handwerk haben massiv überzogen. So wie es die Solarteuere auch aktuell tun.
Eine Panasonic Aquarea ist vom ambitionierten Laien für unter 10.000€ zu installieren. Der Heizi will direkt 35.000€ für seinen Kram… da kann Gas sehr teuer werden, bis der Kunde aus wirtschaftlichen Gründen mitmacht.
Die deutsche Industrie beschwert sich über steigende Löhne und hebt die Preise auf sittenwidrige Margen an. Finde den Fehler….
Für eine WP, die im Internet für 13k€ angeboten wurde, wollte ein Installateur 49k€ haben. Mittlerweile kostet die WP 15k€. Solange sich Hersteller und Installateure die Förderung einfach in die Tasche stecken, werde ich keine WP installieren.
Franz Wimmer
Ich hab vor 15 Jahren eine WP eingebaut, mit Förderung, die nächste vor 4 Jahren, ebenso mit Förderung.
Die Programme der KfW mit damals 30% Zuschuss für WP und Dämmung haben super funktioniert.
Hätte man alles lassen können. Was nicht funktioniert ist allein der Strompreis und die Auflagen der Stadtwerke für den Wärmestrom und den meist erforderlichen neuen Zählerschrank (3000 € bei mir)
Dadurch wird alles uninteressant, dazu die saftigen Preise des HB.
Nun beschwerden sich die WP-Hersteller über einbrechende Verkaufszahlen. Als der Entwurf zum Heizungsgesetz „durchgestochen“ wurde und die Opposition und Medien in populistischer Weise Unwahrheiten, Halbwahrheiten, Verschweigen von Tatsachen und Angstmacherei diesen Gesetzentwurf „zerrissen“, hörte man keine Richtigstellungen von dieser Branche, schließlich verdiente man mit den Eilkauf von konventionellen Heizungen, andererseits versuchte man durch überhöhte Preise die Situation auszunützen. Nun rächt sich das Taktieren.
… dem von Herrn Harth ist voll umfänglich zuzustimmen. Die unsäglich populistische Kampagne bestimmter Medien (insbesondere BILD & Co.), ganz im Einklang mit der Opposition (CDU/CSU inclusive Regierungs-FDP), haben es nachhaltig geschafft, die Bürger komplett zu verunsichern. Dass die Wirtschafts- und Kommunikationspolitik von Robert Habeck und Frau Gleywitz an dieser Stelle absolut kein Ruhmesblatt waren, muss wohl nicht besonders hervorgehoben werden.
Einerseits ja. Dazu kommt, daß man als Gesamtgesellschaft (mit Politik und Medien) auch für das Bildungsniveau der Handwerksunternehmer und der Mitarbeiter in den angesprochenen Branchen mitverantwortlich wurde und ist.
Ich bin Energieberater und täglich mit dem Thema beschäftig. Die Zahlen in der Grafik sind sicher korrekt, bilden aber ein komplett falsches Bild mit der Überschrift.
Aus meiner Sicht sieht’s so aus:
Der Wärmepumpenbedarf ist riesig insbesondere in 1-2 Familienhäusern.
Das Thema Fernwärme betrifft überwiegend Ballungsräume und Mehrfamilienhäuser.
Der Peak im Aug 2022 war nur, weil sich viele noch die Förderung von einer kompletten Hybridanlage sichern wollten.
Die Reduktion der Förderanträge danach kommt aus der Unsicherheit der GEG Diskussion. Keiner investiert jetzt in etwas, wo man nicht weiß, ob es Morgen noch erlaubt ist und mit welcher Prozentzahl.
Alle die zu der gehypten Diskussion beigetragen haben oder eine fossile Lobby vertreten, haben hauptsächlich zu dieser Situation geführt. Ich wünsche mir Sachlichkeit von allen.
Ich geb von meiner Seite alles …. 😉
Danke. Klingt sehr plausibel. Sie schildern das jetzt stark aus der Perspektive der 1-2-Familienhäuser. Wichtiger scheint mir noch die Situation bei den Mehrfamilienhäusern (70% der Wohnungen). Die Vermieter dort haben keinen Anreiz, für preiswerte Wärme zu sorgen. Beim Abschluss eines Mietvertrages spielen die Heizkosten immer noch eine untergeordnete Rolle. Deshalb wäre es schon wichtig gewesen, dass die Vermieter gezwungen worden wären, etwas für den Wärmeschutz und eine zukunftsfähige Wärmeversorgung zu tun.
Nachdem das erstmal so gründlich in die Hose gegangen ist, sollte man einen neuen Ansatz wählen: Kein Zwang, sondern Anreize. Wenn die Vermieter, je nach Wärmeklasse ihrer Immobilie einen größeren oder kleineren Teil der Heizkosten übernehmen müssten, hätten sie einen Anreiz, den Wärmeschutz zu verbessern. Die bisherige Beteiligung an den CO2-Kosten ist dafür nicht ausreichend. Das ist bürokratisch mühsam, und dabei geht es nur um Cent-Beträge. Aus eigener Erfahrung kann ich noch ergänzen: Meine Mieter, in einer sehr schlecht gedämmten Wohnung (Klasse E) aus den 70ern, beziehen Fernwärme. Der Fernwärmeanbieter verbrennt zwar Erdgas, kauft aber noch Zertifikate dazu, die ihm bescheinigen, jetzt „CO2-frei“ zu sein. Der Zertifikatpreis geht in die Fernwärmekosten ein, wird dort aber nicht separat ausgewiesen. CO2-Abgabe fällt deshalb nicht an, und ich muss meinen Mietern nichts ersetzen. Völliger Irrsinn! Ich würde natürlich gerne mal wärmetechnisch etwas machen an der Wohnung, aber die WEG, die zustimmen müsste, sieht (Originalton WEG-Versammlungsprotokoll) „keinen Handlungsbedarf“. Den anderen Besitzern (alles ziemlich alte Eigennutzer) sind die Energiepreise offensichtlich noch nicht zu hoch, und statt in Klimaschutz investieren sie lieber in ein neues SUV.