Landwirtschaftliche Flächen gleichermaßen nutzbar machen für ökologische Aufwertung, Energieerzeugung und Agrarwirtschaft – so hat Greengo Energy sein aktuelles Whitepaper zur Biodiversitäts-Photovoltaik überschrieben. Diese Trias ist dem dänischen Projektierer zufolge der Grund für das große Wachstumspotenzial, das sein Whitepaper biodiversitätsfördernden Solarparks zuschreibt. Hinzu kommt, das die Bundesregierung zunehmend auf Freiflächenanlagen setzt, um die in Deutschland installierte Photovoltaik-Leistung bis 2040 auf 400 Gigawatt auszubauen, nicht zuletzt da große Solarkraftwerke die niedrigsten Stromgestehungskosten haben.
„Um diesen Ausbau erfolgreich voranzutreiben, ist es erforderlich, Flächenkonkurrenzen und naturschutzfachliche Konflikte zu vermeiden“, so Greengo. Noch besser für das Erschließen neuer Flächenkulissen sei es, wenn die Erzeugung erneuerbarer Energien weitere Nutzungssynergien verspreche. Das sei bei extensiver Agri-Photovoltaik beziehungsweise Biodiversitäts-Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen gegeben.
Für die landwirtschaftlichen Betriebe kann die Photovoltaik laut Greengo ein entscheidendes Instrument zur Einkommens- und Ertragssicherung gegenüber vergleichbaren Einkommensquellen wie etwa Pachterlösen für die rein landwirtschaftliche Nutzung sein. Die Photovoltaik könne die Ertragslage je nach Betriebsform um 50 bis 70 Prozent im langjährigen Durchschnitt verbessern. Damit könne die Biodiversitäts-Photovoltaik auch einen signifikanten Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums leisten.
Bei entsprechender Bauweise könnten die Anlagen zudem die Biodiversität der genutzten Flächen aufwerten, unter anderem da die intensive Bewirtschaftung in eine extensive Nutzung überführt und der Einsatz von Düngemitteln reduziert werde. Wenn die biodiversitätsfördernde Wirkung als landwirtschaftliche Haupttätigkeit angesehen werdee, bleibe zudem der Status der Fläche erhalten und eine spätere Rückführung in eine intensive landwirtschaftliche Nutzung möglich.
„Die Landwirtschaft nimmt mit 16,6 Millionen Hektar mehr als die Hälfte der Flächen Deutschlands ein. Um die Ausbauziele der Bundesregierung im Bereich Solarenergie zu erreichen, brauchen wir lediglich 1,7 Prozent“, so Greengo-Deutschlandchef Stefan Degner. Geeignet seien vor allem Flächen oder Böden, die vorbelastetet und unwirtschaftlich sind sowie ein hohes und konfliktarmes Potenzial für erneuerbare Technologien bieten. „Aktuell werden die Flächen leider wenig genutzt. Genau hier sehen wir riesiges Potenzial für Solaranlagen“, so Degner.
Mit dieser Sicht ist Greengo nicht allein. Im Juli haben 18 Photovoltaik-Unternehmen ein gemeinsames Positionspapier zur gesetzlichen Anerkennung der biodiversitätsfördernden Agri-Photovoltaik vorgelegt. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Photovoltaik-Projektierer aus Deutschland wie Baywa re, Wattmanufaktur, Maxsolar, Juwi, Wattner oder GP Joule, aber auch die Energiekonzerne EnBW, Vattenfall und Eon Solar. Im jüngst vom Kabinett beschlossenen „Solarpaket 1“ ist inzwischen mit einer eigenen Verordnungsermächtigung eine zusätzliche Förderung für Biodiversitätssolarparks vorgesehen.
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Danke Greengo für das Whitepaper. In den nächsten Tagen werde ich noch einen drauflegen und die Fortsetzung von „Power to the Bauer“ (https://www.pv-magazine.de/2021/06/22/power-to-the-bauer-mit-agri-photovoltaik/) hier im PV-Magazine veröffentlichen. Mit der neuen „extensiven Agri-PV“ wird „Power to the Bauer“ gelingen können, wenn die extensive Agri-PV gut durch das Gesetzgebungsverfahren kommt.
Meinen bescheidenen Rechnungen nach – welche ich gemeinsam mit Hans-Heinrich Schmidt-Kanefendt (https://www.ernes.de/seite/422657/softwaretools-100prosim.html) vor wenigen Tagen durchgeführt habe – bedarf es allerdings ca. 800.000 Hektar Agrarfläche. Das sind ca. 3,3 % des Agrarlandes, aber immerhin doppelt so viel, wie Greengo meint.