von pv magazine USA
Am ersten Jahrestag der Verabschiedung des Inflation Reduction Act (IRA) in den USA hat das als historisch zu bezeichnende Gesetz bereits begonnen, die Wirtschaft anzukurbeln und die USA in Richtung einer klimaneutralen Zukunft zu bewegen.
Das umfangreiche Energie-, Klima- und Steuergesetz sieht Ausgaben in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar vor, von denen 370 Milliarden US-Dollar für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Klimaresistenz vorgesehen sind. Die Ausgaben werden durch die Schließung von Steuerschlupflöchern für die reichsten US-Amerikaner und Unternehmen unterstützt. Das Gesetz enthält zahlreiche Bestimmungen zur Unterstützung der US-Solarindustrie, darunter eine langfristige Verlängerung der bundesweiten Steuergutschrift für Investitionen, erhebliche Anreize für die inländische Fertigung, Arbeitsnormen, Steuergutschriften für die Produktion und vieles mehr.
In den vergangenen zwölf Monaten haben sich zahlreiche Branchenexperten darüber geäußert, was das IRA für die US-Wirtschaft, das Klima, die Sicherheit der Lieferkette und vieles mehr bedeuten wird. Die Experten des National Renewable Energy Lab (NREL) gehen beispielsweise davon aus, dass das IRA den Anteil sauberer Energie an der gesamten Stromerzeugung in den USA bis 2030 auf 71 bis 90 Prozent steigern wird.
Laut einer neuen Analyse der Solar Energy Industries Association (SEIA) haben US-amerikanische Photovoltaik- und Speicherunternehmen in dem Jahr, in dem das IRA in Kraft getreten ist, Investitionen des Privatsektors in Höhe von mehr als 100 US-Milliarden Dollar angekündigt, wobei im zurückliegenden Jahr 51 Photovoltaik-Produktionsanlagen angekündigt oder erweitert wurden.
Ausschlaggebend für das Wachstum in der Solarindustrie sind die Produktionssteuergutschriften (PTC) im Rahmen des IRA. Die PTCs, die bisher für Windkraftanlagen gewährt wurden, greifen nun erstmals auch für Photovoltaik-Anlagen. Dieser PTC für saubere Energie wird bis Ende 2024 gelten und dann technologieneutral werden. Für Photovoltaik-, Windkraft-, Geothermie-, Biomasse-, Wasserkraft- und andere förderungswürdige Projekte wird eine Steuergutschrift in Höhe von 0,003 US-Dollar pro erzeugter Kilowattstunde gewährt, wobei 0,015 US-Dollar an Projekte gezahlt werden, die von Arbeitnehmern gebaut werden, die einen vorherrschenden Lohn erhalten und die Ausbildungsanforderungen erfüllen. Ein höherer PTC von 0,026 US-Dollar pro Kilowattstunde steht für Projekte zur Verfügung, die vor einem Stichtag für den Baubeginn gebaut werden, der 60 Tage nach der Festlegung der Lohn- und Ausbildungsanforderungen durch den Internal Revenue Service liegen wird.
Ankündigung neuer Produktionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette
In den vergangenen Monaten hat pv magazine über eine Fülle von Produktionsankündigungen in der gesamten Photovoltaik-Wertschöpfungskette berichtet. Die jüngste Ankündigung betrifft den deutschen Hersteller Siemens, der in den USA eine Fabrik für String-Wechselrichter eröffnen will, die jährlich 800 Megawatt an den US-Markt für Großanlagen liefern soll.
Während die in den USA hergestellten Wechselrichter voraussichtlich nur eine Kapazität von 7 Gigawatt haben werden, sind die Erwartungen an die Kapazität der im Inland hergestellten Module, Zellen, Ingots und Wafer beeindruckend. Der Verband SEIA geht davon aus, dass die USA bis 2026 über das 17-fache ihrer derzeitigen Produktionskapazitäten in der gesamten Lieferkette verfügen werden. Das heißt auch, es wäre genug, um die Mehrheit der in den USA zu erwartenden Photovoltaik-Projekte zu beliefern.
Die Ankündigungen umfassen:
- 85 Gigawatt an Modulkapazität
- 43 Gigawatt für Solarzellen
- 20 Gigawatt an Ingots und Wafern
- 7 Gigawatt an Wechselrichterkapazität
Zu diesen Ankündigungen gehört auch das schweizerisch-deutsche Unternehmen Meyer Burger, das in Colorado Springs, Colorado, eine Produktionsanlage für Solarzellen mit einer Kapazität von zwei Gigawatt pro Jahr errichten wird. Die Anlage wird zur Herstellung von Solarzellen für die eigene Solarmodulproduktion in Arizona dienen. Erst am Donnerstag betonte der Photovoltaik-Hersteller, er wolle nun den Aufbau seiner Zell- und Modulkapazitäten für seine Heterojunction-Technologie in den USA nun mit höchster Priorität vorantreiben.
Q-Cells kündigte außerdem Pläne zur Herstellung der gesamten Wertschöpfungskette an, darunter Ingots, Wafer, Zellen, Module und Verkapselungen, die in einer neuen Fabrik in Bartow County, Georgia, hergestellt werden sollen und die die bestehende Anlage in Dalton, Georgia, ergänzt.
„Der beispiellose Anstieg der Nachfrage nach erneuerbaren Energien aus amerikanischer Produktion ist ein klares Zeichen dafür, dass die im letzten Jahr vom Kongress verabschiedeten Anreize für saubere Energie funktionieren“, sagte Abigail Ross Hopper, Präsidentin und CEO der SEIA.
Viele neue Jobs
Die heimische Produktion stellt nicht nur sicher, dass die Investitionen in saubere Energie in den USA bleiben, sondern trägt auch zur Wirtschaft der Produktionsregion bei. Viele Städte, Bundesstaaten und Landkreise bieten Anreize für Photovoltaik-Unternehmen, um sie aufgrund der wirtschaftlichen Vorteile für Investitionen in ihrem Gebiet zu gewinnen. Nach Angaben der National Association of Manufacturers werden für jeden US-Dollar, der für die Fertigung ausgegeben wird, 2,60 US-Dollar in der Wirtschaft umgesetzt.
Die im vergangenen Jahr angekündigten Photovoltaik-Produktionsanlagen werden mehr als 20.000 Amerikaner beschäftigen. Die Zahl der Beschäftigten in der Solarindustrie wird sich in den nächsten zehn Jahren auf über 100.000 verdreifachen, was eine gute Nachricht ist.
Die Herausforderung besteht jedoch darin, die Arbeitskräfte zu finden. Laut der jüngsten National Solar Jobs Census des Interstate Renewable Energy Council (IREC) stellt der angespannte Arbeitsmarkt in den USA weiterhin eine Herausforderung für die Personalbeschaffung dar. In dem Bericht heißt es, dass im vergangenen Jahr 44 Prozent der Arbeitgeber in der Solarbranche angaben, dass es sehr schwierig“ sei, qualifizierte Bewerber zu finden. Dies ist der höchste Prozentsatz, der jemals bei der Erhebung der Photovoltaik-Arbeitsplätze verzeichnet wurde. Der Inflation Reduction Act versucht, das Problem mit neuen Anforderungen an die Arbeitskräfte zu lösen, die sich auf Ausbildung, Bezahlung, Vielfalt und Arbeitsplatzentwicklung in unterversorgten Regionen beziehen.
Zu den vielen Vorteilen der Verabschiedung des historischen Inflation Reduction Act gehört neben der Sicherung einer heimischen Lieferkette auch die Dekarbonisierung des US-Netzes. Das IREC prognostiziert, dass sich die Gesamt-Installationen in den USA in den nächsten zehn Jahren verfünffachen werden, von 141 Gigawatt im Jahr 2022 auf über 700 Gigawatt im Jahr 2033. Der Zubau bei der Photovoltaik wird bis 2033 jährlich 459 Millionen Tonnen CO2 kompensieren, was etwa einem Drittel der gesamten Emissionen des Stromsektors im Jahr 2021 entspricht.
Während wir auf die Möglichkeiten der IRA zurückblicken, müssen wir auch die Herausforderungen anerkennen, die beim Aufbau eines sauberen Energienetzes zu bewältigen sind. Gregory Wetstone, Präsident und CEO des American Council on Renewable Energy (ACORE), wies darauf hin, dass Herausforderungen wie Engpässe in der Lieferkette, Handelsbeschränkungen, Verzögerungen bei Genehmigungen und Netzanschlüssen, unzureichende Übertragungskapazitäten und Arbeitskräftemangel zu Verzögerungen bei Geschäftsabschlüssen, höheren Projektkosten und mehr führen können. „Der heutige Jahrestag ist ein Grund zum Feiern, aber wir haben noch viel zu tun, um das volle Potenzial des neuen Gesetzes auszuschöpfen und die ehrgeizigen Ziele der Regierung Biden für saubere Energie zu erreichen. Wir müssen diese zentralen Herausforderungen angehen, um die saubere Energiezukunft zu erreichen, die das amerikanische Volk will und die wir laut unseren Wissenschaftlern dringend brauchen.“
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