Mit den zunehmenden Krisen der jüngsten Vergangenheit denken immer mehr Hausbesitzer über die Investition in eine Photovoltaik-Anlage, einen Speicher, eine Wallbox oder ein Elektroauto nach. Gerade Photovoltaik-Dachanlagen sind dabei durchaus finanziell lukrativ und machen die Privathaushalte unabhängiger von hohen Stromkosten. Dabei gilt, je höher der Eigenverbrauch, umso lohnender. Doch auch für überschüssig eingespeisten Solarstrom erhalten die Betreiber eine Vergütung. Dagegen lohnt sich die zusätzliche Investition in einen Photovoltaik-Heimspeicher aktuell meist noch nicht, wie es von der Initiative „Zukunft Altbau“ heißt.
Das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm gibt Hausbesitzern Tipps, wie sie ihre Photovoltaik-Anlagen dimensionieren sollten und in welchem Fall die Kombination mit Speicher oder Wallbox sinnvoll sein kann.
Eine der wichtigsten Regeln für Betreiber neuer Photovoltaik-Anlagen lautet: Möglichst viel Solarstrom selbst nutzen, statt einzuspeisen. Das verspricht „Zukunft Altbau“ zufolge eine deutlich höhere Rendite. Dabei werden die durchschnittlich 35 Cent für jede Kilowattstunden aus dem Netz mit rund 13 Cent pro selbst erzeugte Kilowattstunde Solarstrom gegengerechnet. Rund 20 Cent pro Kilowattstunde könnten also gespart werden. Allerdings erreichen Betreiber von privaten Photovoltaik-Anlagen meist nur eine Eigenverbrauchsquote von 15 bis 30 Prozent und speisen den restlichen Solarstrom ins Netz ein.
„Dass die Eigenverbrauchsquote häufig nicht höher ausfällt, hat einen einfachen Grund“, erklärt Thomas Bürkle, Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg. „Eine nach Süden ausgerichtete Anlage auf dem Dach erzeugt den meisten Strom am Mittag, wenn viele bei der Arbeit sind und weniger Strom brauchen, als erzeugt wird.“ Am Abend, wenn der Strombedarf deutlich höher ist, werde dagegen kaum noch Solarstrom erzeugt. „Zukunft Altbau“ empfiehlt für eine höhere Eigenverbrauchsquote daher die Photovoltaik-Anlagen nach Osten und Westen auszurichten, da so die Solarstromerzeugung gleichmäßiger über den Tag erfolge.
Eine andere Variante sei, den überschüssigen Solarstrom in einem Heimspeicher zwischenzuspeichern und dann zu verbrauchen, wenn er im Haushalt gebraucht werde. Die Eigenverbrauchsquote lasse sich so auf bis zu 70 Prozent steigern. Allerdings sind die meisten Produkte noch zu teuer, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Nach Angaben von „Zukunft Altbau“ haben sich die Kosten in den vergangenen Jahren stark reduziert und liegen aktuell bei rund 1250 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität. „Wirtschaftlich sind sie damit aber meist immer noch nicht. Dazu müssten sie bei dem derzeitigen Strompreis unter die 900-Euro-Grenze fallen“, heißt es vom Informationsprogramm weiter. Allerdings werden auch zunehmend Photovoltaik-Heimspeicher in Deutschland installiert, wobei weniger die finanziellen Aspekte im Vordergrund stünden, sondern die Absicherung gegen steigende Strompreise, die höhere Unabhängigkeit vom Stromversorger, ein Beitrag zum Klimaschutz und Technologieaffinität.
Eher zu empfehlen aus Sicht von „Zukunft Altbau“ ist ein rollender Speicher. Also Hausbesitzer, die ein Elektroauto fahren, könnten mit der Installation einer Wallbox ihre Fahrzeuge mit günstigem Solarstrom vom eigenen Dach „betanken“. In diesem Fall, gerade wenn das Elektroauto tagsüber zu Hause geladen werden kann, sollte die Photovoltaik-Dachanlage nicht zu klein dimensioniert sein. Für eine durchschnittliche Fahrleistung von 20.000 Kilometern pro Jahr würden drei bis vier Kilowatt installierter Photovoltaik-Leistung benötigt.
„Zukunft Altbau“ rechnet vor, dass für den Betrieb der weiteren elektrischen Geräte im Haushalt noch einmal drei bis vier Kilowatt Leistung erforderlich seien. Für Phasen mit schlechtem Wetter sollte zudem noch ein Puffer eingerechnet werden. Rund zwölf Kilowatt müssten meist ausreichen, so die Empfehlung von „Zukunft Altbau“. Solche Anlagen seien auf Dachflächen von rund 60 Quadratmetern zu realisieren.
Zudem sollte eher eine Wallbox mit niedrigeren Ladeleistung gewählt werden. „Liegt diese bei etwa drei bis sechs Kilowatt, ist das optimal. Allerdings sind längere Ladezeiten die Folge“, sagt Frank Hettler von „Zukunft Altbau“. „Der Vorteil: Die Photovoltaik-Anlage kann so einen höheren Anteil der ans Auto gelieferten Energiemenge bereitstellen. Wer dagegen mit 22 Kilowatt lädt, der braucht zum Laden auch mittags in der Regel Strom aus dem Netz.“ Auch mit Blick zu die Zukunft würden sich mit dem bidirektionalen Laden weitere Optionen eröffnen. „Wenn Autos auf den Markt kommen, deren Batterie auch Strom ins Hausstromnetz liefern kann, könnten die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer Solarstrom aus dem Elektroauto auch abends im Haus nutzen.“ Aktuell gebe es das jedoch noch nicht.
Für Hausbesitzer mit Flachdächern oder gebäudeintegrierter Photovoltaik empfehlen die Experten noch die Begrünung unter oder neben den Modulen. Diese Gründächer und begrünte Fassaden senken die Temperatur im Haus und kühlen damit die Photovoltaik-Anlage. Die Begrünungen wirkten wie ein Hitzeschild: Durch die Verdunstung von Wasser an heißen Sommertagen kühlen sie die Luft in der direkten Umgebung um bis zu fünf Grad Celsius ab. Das der Wirkungsgrad von Solarmodulen mit steigenden Temperaturen abnimmt, wirke sich dies letztendlich auch direkt auf die Solarstromerzeugung aus.
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Leider wird auch hier wieder das Narrativ „Stromspeicher lohnen sich nicht, denn sie sind unwirtschaftlich“ bedient.
Es wird wieder nur auf den sichtbaren monetären Vorteil eines Einzelnen geschaut.
Ich hatte gehofft das wir durch die in 2022 plötzlich explodierenden Strompreise eines Besseren belehrt worden sind und wir mit eingeschalteten Fernlicht der Zukunft entgegenfahren. Denn auf einmal stimmten die Wirtschaftlichkeitsberechnungen PV-Anlage mit und ohne Speichere nicht mehr.
Und was ist mit der Möglichkeit bei negativen Börsenstrompreisen den Heimspeicher zu beladen und dadurch Geld vergütet zu bekommen. Dies ist durch die dynamischen Stromtarife welche alle großen EVU’s seit 2023 anbieten sollen bereits jetzt Realität. Bei meinem Anbieter klappt das prima auch ohne Intelegenten Stromzähler.
Hat die Studie auch betrachtet welche gesamtgesellschafliche Kosten eingespart werden wenn Stromspeicher regulierend auf die Netzfrequenz einwirken?. Diesen Faktor muss eine Studie heutzutage mit berücksichtigen.
Sicherlich wird die Möglichkeit des bidirektionales Ladens von E-Autos einiges verändern. Aber wann kommt das und zu welchen Mehrkosten? Was ist mit der Hersteller Garantie auf die Fahrzeugbatterie? Ist wieder so eine Möhre die man dem Esel vor das Maul hält.
Damit kann man wunderbar das persönliche Nichtstun rechtfertigen.
Mein Fazit:
Wer es sich leisten kann, hat meiner Meinung nach eine gesellschaftliche Verantwortung auch Dinge jetzt zu tun die sich monetär nicht sofort lohnen. Denn wenn Menschen außschließlich von der Redite geleitet werden, werden wir die Aufgaben nicht meistern.
Ich befinde mich gerade im Rahmen einer Solarselbstbau Initiative nach dem Schaumburger Modell in der Vorplanung einer PV- Anlage für unsere Schule und suche Informationen welche Stromspeicher Preissignale von dynamischen Stromtarifen verarbeiten können und welche Zulieferer uns das nötige Equipment und die passenden API zu okayen Preisen liefern könnten. Wir wollen ebenfalls unsere Speicher zu negativen Preisen füllen und im Winter unsere Wärmpumpen möglichst sparsam betreiben. Gibt es konkrete Informationen, Marken und Firmen die wir ansprechen können? Vielen Dank im Voraus. Herzliche Grüße, Jürgen
Ausgerechnet tagsüber, wenn die PV-Anlage Strom produziert, steht ein Elektroauto auf dem Firmenparkplatz (!) und eben NICHT an der heimischen Wallbox. Und wenn Feierabend ist, kann ich zumindest im Sommer noch ein bisschen laden. Aber die andere Hälfte des Jahres ist es zum Feierabend bereits dunkel – und der heimische Stromspeicher wird allein durch Wärmepumpe und Hausverbrauch vollständig entleert.
Ich komme da auf keinen positiven Wert beim Elektroauto.
Hallo Andreas,
Natürlich passt EMobilität nie bei Allen.
Doch es tut sich viel. Viele Arbeitgeber stellen Strom für die Mitarbeitenden zu Verfügung – teils zu günstigen Preisen ggf. kostenlos (Lohnersatzleistung)
Und ab 2024/25 landet mittels bidirektionaler Ladentechnik der Arbeitgeberstrom Nachts bei dir Zuhause in der Wärmepumpe. Versuch das mal mit der alten Kfz Technik und einer fossilen Heizung.
Will sagen: EMobilität eröffnet Weg an die wir noch gar nicht gedacht haben.
Selten so ein Blödsinn gelesen…
Durchschnittlich 20.000km Laufleistung? 2021 waren es im Schnitt knapp über 12.000km bei den Elektroautos.
20.000km * 18kWh/100km = 3.600kWh/Jahr
Hierfür werden 3~4kWp empfohlen, was je nach Ausrichtung 3.000~4.000kWh im Jahr ergeben. Das Auto was ~380km in der Woche fährt muss somit jeden Tag 100% der empfohlenen PV Sonne Tanken.
Wer arbeitet denn dauerhaft Nachtschicht und nur in der hellen Jahreszeit um gewährleisten zu können, dass das Auto tagsüber von 9 bis 18 Uhr vor der Tür steht?
Für jeden der eine PV Anlage errichten möchte lohnt sich ein Blick in das Photovoltaikforum. Die einfache Zusammenfassung, welche fast immer passt: so viel wie möglich auf das Dach und wenn dann Geld übrig ist kann man sich den Speicher zulegen.
Nicht zu vergessen dass erst ab 8A oder 1,6 kW Leistung der PV Anlage geladen werden kann! Es braucht also mehr Leistung der PV weil an wolkig Tagen die Leistung dann nicht ausreicht ohne Stromzukauf
So ist es. Alles, was geht, aufs Dach geht – rauf damit.
Auch in die Zukunft gedacht ist das schlau.
Denn es ist wohl sehr unwahrscheinlich, dass man in Zukunft nennenswerte Vorteile durch eine minimalistischere Auslegung erhalten wird. Andersherum ist es wahrscheinlicher, dass man mehr Energie benötigen wird. Wodurch und wozu auch immer.
Und bei begrenzten Ressourcen: Erst einmal auf Akku verzichten und dafür mehr kWp installieren – da hat man einfach auch wirtschaftlich auf 20 Jahre mehr von, auch unter Berücksichtigung von zukünftigen Unsicherheiten und Veränderungen.
Endlich darf ich es mal sagen: Viel hilft viel 🙂
Um meinen Vorrednern mal zu widersprechen: mein Wagen steht vor der Tür und wird ab 8 (Hochsommer) ab 11 (Herbst) mit PV-Strom vom Dach geladen. Dann ist nämlich der Speicher im Keller voll. Im Winter reicht es nicht aus, dann muss Strom vom öffentlichen Netz ran.
Das ist richtig, Sie werden aber wohl mehr als die empfohlenen 3~4kWp für das Auto besitzen. Bei uns steht das Auto von 18 bis kurz vor 8 an der wallbox, sodass es mit 23kWp Ost/West gut funktioniert das Auto täglich zum Pendeln von knapp 100km zu laden. Sobald abends Wolken aufziehen ist dann aber schnell vorbei mit Sonnenstrom laden, von November bis März geht nichts ohne Netzstrom.
Was ich damit sagen möchte, bis 30kWp bekommt man seine PV steuerfrei (ohne Rundsteuerempfänger bis 25kWp) die sich über die Vergütung selber trägt. Die Rendite ist im ersten Moment besser wenn man weniger baut, nach der Logik dürften wir alle nur ein Balkonkraftwerk bauen. Es erreichen mich in den letzten zwei Jahren häufiger Anfragen nach einer Erweiterung der PV obwohl die Anlagen teilweise erst wenige Monate installiert sind. Gerüst/Nebenkosten fallen dann ein zweites (unnötiges) mal an.