Mit immer mehr Photovoltaik- und Windkraftanlagen stoßen die Netze in manchen Regionen an ihre Grenzen. Dies spiegelt sich etwa in steigenden Redispatchkosten wider, die anfallen, um die Netze stabil zu halten. Netzbetreiber sind derweil auf der Suche nach Möglichkeiten, diese Kosten zu reduzieren und die vorhandenen Stromleitungen besser auszunutzen. Seit Ende vergangenen Jahres testet 50 Hertz im Umspannwerk Pasewalk dabei ein Pilotmodell. Es basiert auf einer neuen Trafofahrweise. Mit der „kurativen Trafofahrweise“ sei durch das Ausnutzen der thermischen Trägheit der Trafos im Umspannwerk deren Auslastung von bislang 70 auf 75 Prozent gesteigert worden, erklärte der Übertragungsnetzbetreiber am Freitag auf Bass der Daten der ersten sechs Monate.
Im Ergebnis sei „erheblich mehr Strom“ aus Erneuerbaren-Anlagen aus dem Verteil- ins Übertragungsnetz geleitet und so in die süddeutschen Lastzentren abtransportiert werden. Der erforderlich Redispatch verringerte sich 50 Hertz zufolge „überproportional“. In den ersten sechs Monaten seien bereits 176.000 Euro an Redispatchkosten durch die „kurative Trafofahrweise“ eingespart worden, da Einsenkungen von erneuerbaren Energien in Höhe von zwei Gigawattstunden vermieden wurden. Dabei sei 2023 bislang ein eher windarmes Jahr gewesen. In windstärkeren Zeiten erwartet der Netzbetreiber daher noch eine größere Ersparnis bei den Redispatchkosten.
Zum Testverfahren erklärt 50 Hertz weiter: Die Verteilnetze sind über Transformatoren – also Trafos – mit dem Übertragungsnetz verbunden. An den Schnittstellen wird die Spannung auf die jeweils notwendige Ebene – 380 Kilovolt, 220 Kilovolt oder 110 Kilovolt – gewandelt. Um das Übertragungssetz stabil zu halten, werden auch Trafos wegen des möglichen Falls eines Störereignisses im Normalbetrieb nicht voll ausgelastet. Bei der „kurativen Systemführung“ werde allerdings durch eine neue Fahrweise diese Auslastung erhöht und so mehr Strom aus dem Verteilnetz ins Übertragungsnetz eingespeist.
Aufgrund der positiven Ergebnisse in Pasewalk will 50 Hertz das Modell nun auch auf weitere Umspannwerke übertragen. Dabei habe es vor allem Netzverknüpfungspunkte zu Verteilnetzen im Blick, an denen viel Strom aus Windparks und Photovoltaik-Kraftwerken eingespeist werde.
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Wenn ich das richtig verstanden habe, sind zur Zeit nicht die Leitungen, sondern die Trafos das Nadelöhr. Und wer hindert die Netzbetreiber daran, die Trafos stärker auszulegen? Das wäre doch deren freie Entscheidung. Mit der hier beschriebenen Lösung steigt die Auslastung, aber die Sicherheitsreserve wird kleiner. Damit steigt dann das Risiko des weiträumigen Blackouts. Das sollte es aber nicht.
Hallo JCW,
50 Hertz hatte in seiner Pressemitteilung noch folgendes geschrieben, was ich aber im Artikel weggelassen hatte:
„Im seltenen Fall eines Trafoausfalls steigt die Auslastung der verbleibenden Trafos an und kann so für kurze Zeit sogar über deren Belastungsgrenze liegen. Als Gegenmaßnahme wird die Einspeisung aus dem Verteilnetz so reduziert, dass die Trafos sich nach kurzer Zeit wieder unter ihrer Belastungsgrenze befinden. Technisch ist dieser Vorgang unproblematisch, da der Grenzwert für die Betriebstemperatur des Trafos in dem kurzen Zeitraum nicht überschritten wird.“
JCW schreibt.
Wenn ich das richtig verstanden habe, sind zur Zeit nicht die Leitungen, sondern die Trafos das Nadelöhr.
@ JCW
Vordergründig sind es wahrscheinlich die Leitungen. Dazu muss man natürlich das mysteriöse Geflecht kennen.
Siehe hier meine Kommentare.
https://www.pv-magazine.de/2023/08/02/energiebedingter-co2-ausstoss-im-ersten-halbjahr-um-mehr-als-acht-prozent-gesunken/?
Da muss ja das Erhalten der Netzstabilität schwierig, und teuer werden, wenn man extra ein „Pseudonetz“ unterhält, nur um die Erneuerbaren auszugrenzen.
Nachtrag.
Das mit den Leitungen ist natürlich ironisch gemeint, nämlich die Pseudoleitung für den EEG Strom auszugrenzen.
@ Sandra E.: Jetzt habe ichs kapiert. Es geht darum, für kurzzeitige Lastspitzen einen großzügigeren Grenzwert zuzulassen, als für Dauerbelastung. Das wird die Betriebssicherheit tendenziell erhöhen, weil in der Zeit der höheren Belastung eine Ersatzlösung gefunden werden kann, ohne dass in dieser Zeit der Trafo schon ausfällt mit womöglich der Folge weiterer vor- und nachgelagerter Ausfälle.
m. W. haben entsprechende Trafos inzwischen Lieferzeiten von > 2 Jahren. Es ist auf jeden Fall zu begrüßen wenn vorhandene Kapazitäten besser ausgenutzt werden.
Hans Diehl
Was ist den jetzt schon wieder an diesem Artikel auszusetzen?
Da geht ein Unternehmen dran, die bisherigen wirklich auf Dauerbetrieb üppig ausgelegten technischen Regeln für den eher kurzzeitigen Überlastungs-Betrieb von Trafos etwas mehr aus zu reizen und Sie grätschen schon wieder mit Ihrer Ansicht von eher ungerchtfertigter virtuell und physischer Einspeisung der EEG dazwischen!
Was würde nach Ihrer Auffassung die von Ihnen ständig geforderte Änderung der Einspeise- und Vergütungsbedingungen für die EEG an der beschriebenen techn. Verfahrensweise ändern oder verbessern?
Oder lassen Sie uns nur wieder in dem Bewußtsein zurück, daß die Regelung von vor 2010 eine bessere war!
Ist ihnen bewußt, daß sich die Erkugel auch nach 2010 ständig weiter dreht?
Mit den aktuellen Entwicklungen von E-Energie für den Verkehr und auch durch WWP-Betrieb für die Beheizung von Gebäuden stehen die Energieversorger mit ihrem bestehenden Versorgungsnetz vor einem weit größerem Problem, als den EEG preislich wirklichen Vorrang einzuräumen.
Mit zunehmender Installation von PV und Windkraft wird sich das Thema vorraussichtlich selbst erledigen.
Thomas I schreibt.
Hans Diehl
Was ist den jetzt schon wieder an diesem Artikel auszusetzen?
Da geht ein Unternehmen dran, die bisherigen wirklich auf Dauerbetrieb üppig ausgelegten technischen Regeln für den eher kurzzeitigen Überlastungs-Betrieb von Trafos etwas mehr aus zu reizen und Sie grätschen schon wieder mit Ihrer Ansicht von eher ungerchtfertigter virtuell und physischer Einspeisung der EEG dazwischen!
@ Thomas I
Da haben Sie was falsch verstanden. Ich bin doch nicht dem Unternehmen dazwischen gegrätscht, sondern habe lediglich auf den Kommentar von JCW mit den Leitungen reagiert, und auf das mysteriöse Geflecht der Leitungen hingewiesen.
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Energie/Unternehmen_Institutionen/ErneuerbareEnergien/Hinweispapiere/Hinweis_kaufmannische.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Lesen Sie doch mal unter der folgenden Überschrift
„Grundverständnis einer kaufmännisch-bilanziellen Einspeisung“
Das macht die Bemühungen von 50 Hertz nicht leichter.
Na, na, na, Hans Diehl
mit dieser Aussage haben Sie sich natürlich umfassend und vollständig von dem von mir erhobenen Vorwurfs des Dazwischengrätschends vollständig entlastet…….
Vollkommener Blödsinn!
Der von Ihnen aufgeführte Artikel „kaufmännisch-bilanziellen Einspeisung“ zeigt nach meinem Verständnis nur die möglicherwise entstehendn Unzulänglichkeiten des Bilanzraumes in versch. Szenarien auf und dessen heilende Behandlung auf.
Mein Vorwurf gg. Sie wg. des Hineingrätschens bleibt weiterhin bestehen.
@Thomas I
Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass in allen meinen Beiträgen 50 Hertz mein Lieblingsnetzbetreiber ist, den ich hie als Beispiel für die Energiewende verlinke. ??
Es geht ja nicht nur den Übertragungsnetzbetreibern so, wie im Artikel geschildert, sondern überall sind die Netzelemente eigentlich sehr üppig ausgelegt und man könnte sie höher belasten (=thermische Belastung), wenn man damit kein Sicherheitsproblem erzeugen würde. Im Niederspannungsnetz gibt es dazu auch Ideen und konkrete Lösungen, wie man da mehr Belastung draufbringen kann, ohne Angst haben zu müssen, die Leitungen schoren durch. Hier also mein Werbeblock:
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