Die Achterbahnfahrt an der Strombörse lässt europaweit das Interesse an kombinierte Photovoltaik- und Speicherprojekten wachsen. Auch in deutlich steigt das Interesse merklich. Das geht aus einem Bericht des PPA-Marktanalysten Pexapark hervor.
Aus dem jährlichen „Renewables Industry Survey Report“ ging in diesem Frühjahr hervor, dass 64 Prozent der befragten europäischen Entwickler, Betreiber und Projektierer Speicherprojekte planen, um sich vor Preisrisiken an den Strombörsen zu schützen. Besonders ausgeprägt ist der Markt im Vereinigten Königreich, wo im ersten Quartal dieses Jahres, 70 Prozent der neu installierten Photovoltaik-Anlagen zusammen mit einem Batteriespeicher ans Netz gingen.
Auch in Deutschland sei der Markt für solche Projekte am Brummen. Die Innovationsausschreibungen haben bisher Projekte mit einem Gigawatt Leistung hervorgebracht. Den Analysten zufolge erlaubt das Modell weitere Erlösoptionen und „vertragliche Innovationen“ zu entwickeln. Das treibe, in Verbindung mit den volatilen Strompreisen in Deutschland, den Markt für Kombiprojekte voran, heißt es in dem Bericht.
Aus der Befragung von 194 Beratern lässt sich eine starke Markttendenz zu AC-gekoppelten Speichern ablesen. Bei Anlagen im Freiflächensegment ist eine direkte Anbindung an ein Mittel- oder Hochspannungsnetz wichtig. Ohne Wechselrichter zwischen Batterie und Netz können Anlagen auf direkterem Wege an verschiedenen Vermarktungsoptionen teilnehmen. Von den Beratern, die Angaben Speicher im Bau zu beobachten, gaben 58 Prozent an, dass die Speicher AC-seitig gekoppelt werden und in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage stehen. Nur 12 Prozent werden mit einem Stand-alone-Speicher geplant. 27 Prozent der Berater sehen auch DC-gekoppelte Batteriespeicher.
Pionierrolle für Deutschland
Pexaparks Bericht schreibt Deutschland eine Pionierrolle bei Großspeichern zu. Die installierte Leistung und Windkraft und Photovoltaik sei im europäischen Vergleich recht hoch und die Öffnung für den Primärregelleistungsmarkt hätten Deutschland zu einem frühen Aufschwung bei der Installation von großen Batteriespeichern verholfen. Deutschland sei der zweitgrößte Markt für solche Anlagen.
Jedoch stellen die Autoren des Berichts auch fest, dass das Momentum, mit dem die Speicher vor einigen Jahren ans Netz gingen, nicht gehalten werden konnte. Die vergangen beiden Innovationsausschreibungsrunden waren enorm unterzeichnet, nachdem die Vergütungsregeln von einer „fixen“ zu einer „gleitenden“ Marktprämie geändert wurden. Pexapark stellt in jedem Fall fest, dass eine Prämie, die zusätzlichen Erlöse aus dem Geschäft an der Strombörse erlaubt, ein guter Anreiz für die Entwicklung solcher Projekte ist und es erlaubt, neue innovative Vertragsmodelle zu entwickeln.
Die drei wichtigsten Aspekte, die Projektierer bei solchen Kombianlagen im Auge behalte, sind die Capex-Investitionen – Batterien sind immer noch teuer. Bei einem zehn Megawatt Anlage mit einem Speicher mit zwei Megawatt und vier Megawattstunden können die Investitionskosten auf das doppelte wachsen. Daher achten die Projektierer zusätzlich darauf, dass die Anlagen technisch dazu in der Lade sind, aktuelle Erlösoptionen so gut es geht zu auszunutzen. Darüber hinaus planen sie die Anlagen aber so, dass die Erlöswege, also zum Beispiel Arbitrage oder Frequenzdienstleistung, ohne technischen Aufwand immer wieder neu gewählt werden können. Nach dem ersten Boom von Großbatterien am Regelleistungsmarkt folgte in Deutschland ein Preiseinbruch für Frequenzdienstleistungen. Für Betreiber war es entscheidend, in diesem Moment auf neue Pferde setzen zu können. Daher scheint es wenig überraschend, dass die Projektierer in der Umfrage von Pexapark diese technische Flexibilität als besonders wichtig eingestuften
Probleme bei der Gewinnmodellierung
An den Erlösen findet sich auch noch der größte Aspekt der Zurückhaltung für Projektierer in das Geschäft mit Kombianlagen einzusteigen: Gewinnmodellierung. Für 53 Prozent der, in dem Fall 180 Befragten, stellt die Unsicherheit bei der Berechnung des Erlöses die größte Hürde zur Umsetzung von Kombikraftwerken dar.
Eine Klasse von Stromabnahmeverträgen, die Hybrid-PPAs, könnten zu einem gewissen Grad mehr Sicherheit verschaffen und die Komplexität der verschiedenen Erlösquellen innerhalb eines Vertrags bündeln. Gerade in Deutschland seien erste Projekte mit Baseload-PPAs oder Pay-as-produced-PPA in Verbindung mit anderen vertraglichen Elementen zu beobachten.
Generell sei der deutsche Markt für Berater und Investoren von großer Bedeutung. 55 Prozent gaben an, dass die Entwicklung von Kombiprojekten in Deutschland sehr wichtig sei. Weitere 36 hielten Kombiprojekte in Deutschland für immerhin „recht wichtig“. Nur im Vereinigten Königreich sei das auf diese Weise erfragte Interesse noch größer.
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Aber nicht nur die PV-Anlagen kannibalisieren sich gegenseitig, die Speicher werden es auch tun. Die beschriebenen PV-Strom-Speicher lassen sich nur dann wirtschaftlich betreiben, wenn sie Strom einspeichern, den man sonst nur sehr billig verkaufen könnte, und Strom abgeben, wenn der Strompreis hoch ist. In dem Augenblick, in dem die Preisschwankungen am Markt geglättet werden, weil nicht nur einer die Idee hatte, aus den Preisdifferenzen Kapital zu schlagen, funktioniert das Geschäftsmodell nicht mehr, und der Speicherausbau kommt zum Erliegen.
Es mag gegenwärtig ein kleines Fenster geben, in dem das ein tragfähiges Geschäftsmodell ist, aber eine Zukunftslösung ist es nicht.
Das liegt daran, dass Speicher, die NUR PV-Strom einspeichern, nicht ihren maximalen Nutzen bringen. Sie müssten mindestens noch genauso gut Windstrom einspeichern können, und außerdem sich an der Verhinderung von Redispatch beteiligen – je nachdem, was im Netz am dringlichsten gebraucht wird.
Damit Speicher in ausreichender Menge mit ausreichendem Nutzen gebaut werden, bedarf es eines Netzentwicklungsplans, in dem festgelegt wird, wo im Netz man wieviel Speicherkapazität benötigt, und eines Finanzierungsmodells, das dafür sorgt, dass sich Betreiber für diese Speicher finden, die von den Erlösen sicher leben können. Diese Erlöse müssten sich also aus einem Vorhalte- und einem Arbeitspreis zusammensetzen, ähnlich wie dies bei den verschiedenen Regelenergien auch gelöst wurde.
Voraussetzung wäre natürlich, dass die Notwendigkeit von Speichern endlich eingesehen wird. Anscheinend wird die von allen Playern (alte Dinos, neue Energien) bestritten, von den alten, weil es ihre Lebensversicherung ist, solange es keine Speicher gibt, von den neuen, weil sie fürchten, dass die Speicherkosten ihnen angelastet werden. Darunter leiden dann deren Lebenslügen, Erneuerbare Energien seien so preisgünstig zu haben.
JCW schreibt.
Damit Speicher in ausreichender Menge mit ausreichendem Nutzen gebaut werden, bedarf es eines Netzentwicklungsplans, in dem festgelegt wird, wo im Netz man wieviel Speicherkapazität benötigt, und eines Finanzierungsmodells, das dafür sorgt, dass sich Betreiber für diese Speicher finden, die von den Erlösen sicher leben können.
@ JCW
Um diesen Netzentwicklungsplan Energiewende konform zu gestalten, müssen zuerst einmal die Erneuerbaren wieder vorrangig in den Bilanzkreisen der Versorger platziert werden, wie das bis 2010 der Fall war,. damit bei diesem Vorhaben die nicht angepassten Kohlekraftwerke ständig im Wege stehen.. Wie und wo wollen Sie denn Speicher platzieren, und bilanzieren, wenn etwa 45% unserer Stromerzeugung zwar „vorrangig“ im Netz sind, aber nicht bilanziert werden, Mit anderen Worten wo ständig ein Händler „unbilanziert“ davon gebraucht machen kann. Wie z.B schon 2012, als das, was ich hier das „Faule Ei“ nennne noch gar nicht lange in Kraft war.
Siehe hier:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/energieversorgung-in-deutschland-stromhaendler-zocken-fast-bis-zum-blackout-a-815587.html
ZITAT:…Aus Sicht der Bundesnetzagentur sind dafür die obersten Stromhändler verantwortlich, die sogenannten Bilanzkreisverantwortlichen, die Elektrizität einkaufen.Eigentlich sind sie rechtlich verpflichtet, stets so viel Strom aus Kraftwerken einzukaufen, wie ihre Kunden verbrauchen, schreibt die Zeitung weiter. Doch das taten sie laut Bundesnetzagentur massenhaft nicht, sondern verursachten mit „Lastprognosefehlern“ den Verbrauch fast der gesamten Regelleistung. Das war offenbar Vorsatz. Mehrere Brancheninsider berichteten der Zeitung, dass es um Profitmaximierung ging. Zitat Ende.
Das könnte nicht passieren, wenn die EE wieder zwingend in den Bilanzkreisen wären Dann wären die „prognostiziert“ auf der sicheren Seite, und keiner der Zocker könnte in Erwartung eines Sturmtiefs auf die „Schnäppchen“ spekulieren. Man hat ja gesehen was passiert, wenn das Viele mache.
Bei Ihnen „JCW“ werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie zu den Politikern gehören, die sich 2010 haben über den Tisch ziehen lassen, sonst würden Sie um diesen Energiewende kontraproduktiven Punkt nicht ständig einen Bogen machen wie der Teufel um das Weihwasser.
Mich aber als rückständig bezeichnen, nur weil ich ständig darauf hinweise, dass das vor 2010 mal anders war.
Logisch, was JCW schreibt. Mit Strompreisschwankungen Speicher zu betreiben ist ein kurzes Spiel, weil die Speicher genau diese vermindern werden.
Es ist vielleicht klüger, die Netzbetreiber zu zwingen, das Speichern netzdienlich, diskriminierungsfrei, dezentral und gut koordiniert mit der kommunalen Wärmeplanung (wegen der Königsdisziplin der Energiewende = Abwärmenutzung) zu managen. Die Kosten werden einfach über eine Speicherumlage auf die Verbraucher verteilt. Das sollte am Ende preiswerter und viel effizienter sein, als Reservekraftwerke, Trassenausbau, Netzausbau, separate Wärmeproduktion, Gehälter von Geschäftsführern von Speichergewinnmaximierungsfirmen….
Ich wiederhole mich, aber im Januar veröffentlicht: https://www.pv-magazine.de/2023/01/24/energiewende-ja-aber-wie/
Ralf Schnitzler schreibt.
Logisch, was JCW schreibt. Mit Strompreisschwankungen Speicher zu betreiben ist ein kurzes Spiel, weil die Speicher genau diese vermindern werden.
@ Ralf Schnitzler..
Genau so sehe ich das auch. Deshalb würde ich das Problem bei der Wurzel packen, und zuerst die Erneuerbaren wieder den Bilanzkreisen „zwingend“ zuordnen, um somit die Strompreisschwankungen erst mal, zu mindestens in den Griff zu bekommen. Danach trifft das Speichern schon auf völlig andere Voraussetzungen.
Einmal mehr ein Zeichen dafür, solange die Hauptdarsteller nicht wieder im System integriert mitspielen dürfen, kann die Energiewende nicht funktionieren.
Warum ist denn bei 50 Hertz der Speicher noch kein Thema.??
Siehe hier:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat: Es gibt inzwischen gute Vorhersagen, wie viel Wind- oder Solarstrom voraussichtlich ins Netz eingespeist werden wird. Das weicht bei Wind nur noch um „ZWEI“.. Prozentpunkte von der Realeinspeisung ab. Zitat Ende.
Dass sich die Anlagen für Een kannibalisiren , ist ein alter Hut, es handelt sich nicht um Goldesel, die über Jahrzehnte Gold liefern. Deswegen fordere ich ja auch schon lange, dass der gesamte !!! Energiebereich zur Gemeinschaftsaufgabe erklärt wird. Früher oder später wird keine Volkswirtschaft sich vor dieser bis jetzt noch als ‚Kommunismus‘ verschriehenen Erkenntnis herummogeln können. Selbst die USA haben mit ihrer diebezüglichen in Europa so verschrienen Steuergesetzgebung einen großen Schritt in dieser Richtung gemacht, nur die Europäer gebärten sich unter der Führung des Aktionärlandes Frankreich wie fundamentalistische strenggläubige Hüter des reinen Spekulationskapitalismus . In Zukunft wird die Volkswirtschaft die Nase vorne haben, die diesen Schritt zuerst wagt. China ist in der Hinsicht schon unaufholbar weit vorn! Und die USA werden uns auch bald überholen , jedenfalls solange der Zauderer Scholz Kanzler ist. (Siehe die Modulproduktion, die peu a peu in die USA oder nach Kanada auswandert !)
Frankreich hat die Atomkraftwerke wieder verstaatlicht durch Aufkauf der EDF-Aktien in Streubesitz. Wie üblich: Verluste verstaatlichen, Gewinne privatisieren.
PS
Ralf Schnitzler zeigt einen möglichen ersten Schritt in die von mir geforderte Rochtung. Ein anderer wäre die sofortige Vergesellschaftung der Stromnetze auf Bundes- Länder- Gemeindeebene nach dem Vorbild von Tennet NL!
@Peter Bechert: Die Vergesellschaftung der Stromnetze ist mir noch zu wenig. Wenn schon, dann bitte alle Energienetze gemeinschaftlich betreiben. Aus den Forderungen für das Gelingen der Energiewende (Link siehe oben im ersten Kommentar von mir):
„Damit der Netzbetrieb gemeinwohlorientiert und sicher funktioniert, plädiere ich für eine Energieinfrastruktur als Gemeinschaftsgut. Damit meine ich eine Zusammenfassung aller Übertragungs- und Fernleitungsnetzbetreiber zu einer einzigen „Deutschland-Netz-Genossenschaft“ – deren Genossen alle Stadtwerke sind. Auch plädiere ich für eine Rekommunalisierung der lokalen Energienetzbetreiber. Diese sind die zentralen Akteure eines dezentralen Energiesystems. Mit dem Netzbetrieb sollte kein Gewinn gemacht werden müssen. Das würde nicht nur die Zusammenarbeit aller Netzbetreiber vereinfachen, sondern die Energieinfrastruktur demokratisch kontrollierbar machen.“
An R.S. :
Ich habe ja auch nur als 1. Schritt gemeint! Sie haben mit Ihrem Endziel vollkommen recht! Und da Sonne und Wind sowieso Allgemeingut sind, müsste als Endziel bei 100% Een-Anteil der gesamte Energiesektor als Allgemeingut betrachtet werden. Die PV Anlagen und Windparkks dürften nach je 25 Jehren Laufzeit sowieso ‚abgeschrieben‘ sein.