Das Schweizer Bundesamt für Energie BFE hat am Donnerstag nochmal mehr Detailauswertungen für die „Statistik Sonnenenergie“ veröffentlicht. Der neue Rekordzubau von 1083 Megawatt bedeutet eine Steigerung vom 58 Prozent gegenüber dem Jahr davor und damit nochmal eine gestiegene Nachfragedynamik. Insgesamt installiert waren damit bis Jahresende in der Schweiz Photovoltaik-Anlagen mit 4,73 Gigawatt. Sie produzierten 3858 Gigawattstunden Solarstrom, mit dem das Land 6,76 Prozent seines Strombedarfs deckte. Für das laufende Jahr rechnet der Schweizer Fachverband Swissolar mit leicht abgeschwächten Zubaurate. Er erwarte einen Zuwachs um 20 bis 30 Prozent auf 1300 bis 1400 Megawatt neu installierte Photovoltaik-Leistung.
Dabei war 2022 kein leichtes Jahr. „Engpässe bei Fachkräften und blockierte Lieferketten erschwerten die Arbeit. Dennoch übertraf das eingetretene Marktwachstum die Prognosen“, ordnete der Schweizer Photovoltaik-Verband Swissolar die Zahlen ein. Darüber hinaus erhöhten sich auch die Preise für Photovoltaik-Anlagen im vergangenen Jahr. Durchschnittlich um zwölf Prozent seien sie gestiegen. Der durch Planung und Installation von Photovoltaik-Anlagen erwirtschaftete Umsatz erhöhte sich auf rund 2,4 Milliarden Schweizer Franken. Zusätzlich seien etwa 3500 neue Jobs geschaffen worden.
Insgesamt sind 2022 in der Schweiz rund 43.000 neue Photovoltaik-Anlagen gebaut worden. Die durchschnittliche Leistung blieb unverändert bei 25,2 Kilowatt. Die wachsende Nachfrage sei dabei in allen Segmenten und Anwendungsbereichen verzeichnet worden. „Photovoltaik ist in jeder Größe einsetzbar, von der Balkonanlage über Dächer von Gewerbebetrieben bis zu alpinen Großanlagen“, erklärte David Stickelberger, Leiter Markt und Politik von Swissolar.
Mehr Speicher
Zunehmend werden Photovoltaik-Anlagen auch mit Speichern kombiniert. Die Anzahl der neu installierten Batteriespeicher habe sich gegenüber 2021 mehr als verdoppelt. Dabei sei auch die durchschnittlich installierte Speicherkapazität von 12 auf 15 Kilowattstunden gestiegen. Nach Angaben von Swissolar wird mittlerweile rund jede dritte neue Photovoltaik-Anlage auf einem Einfamilienhaus mit einem Heimspeicher kombiniert. Allerdings fehlte dabei teilweise die Notstromfunktion, um die Batterien und den Solarstrom auch in Zeiten von Stromausfällen nutzen zu können. Insgesamt habe sich die installierte Speicherkapazität in diesem Segment auf 327.000 Kilowattstunden erhöht. Angesichts des bidirektionalen Ladens von Elektroautos geht Swissolar von einem weiteren Marktwachstum bei Batteriespeichern aus. Dabei könnten die Batterien der Elektrofahrzeuge zunehmend als Zwischenspeicher eingesetzt werden.
So erfreulich die hohen Zuwachsraten beim Photovoltaik-Ausbau in der Schweiz sind, weist Swissolar doch zugleich darauf hin, dass es bis 2035 eine Versiebenfachung braucht. Bis dahin sollen 35 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien stammen, der meiste von Photovoltaik-Anlagen.
Verlässliche Rahmenbedingungen notwendig
„Das rasante Marktwachstum zeigt, dass die Erreichung dieses Ziels durchaus realistisch ist, zumal das ‚Solarexpress‘-Gesetz zum beschleunigten Bau alpiner Anlagen seine Wirkung erst in den nächsten Jahren entfalten wird“, so der Verband. Nach seinen Angaben könnten allein auf den geeigneten Dächern und Fassaden bereits jährlich mehr als 70 Terawattstunden Solarstrom erzeugt werden. Damit der Photovoltaik-Zubau aber verlässlich weiter voranschreite sei eine geeignete Gesetzgebung notwendig. Diese könnten mit dem Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien (Mantelerlass) erreicht werden, das derzeit beraten wird. Wichtig sei Swissolar zufolge, dass dieses Gesetz rasch in Kraft tritt.
Daneben würden auch mehr Fachkräfte gebraucht. Diese könnten durch die neuen Berufslehren ausgebildet werden, für die ab 1. Oktober Lehrverträge abgeschlossen werden können und die dann im August 2024 starten werden. Damit sollen gezielt „Solarinstallateure“ und „Solarmonteure“ ausgebildet werden. „Die Solarbranche ist bereit, ihre eigenen Fachkräfte auszubilden. Nun braucht es ein klares Signal aus der Politik, dass die Solarenergie langfristige berufliche Perspektiven bietet“, kommentiert Matthias Egli, Geschäftsführer von Swissolar. Auch für Quereinsteiger soll es verschiedene Bildungsangebote geben.
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