Rund 11.200 Kilometer Wasserstoff-Leitungen, oder Wasserstoff-Autobahnen, wie das Bundeswirtschaftsministerium sie nennt, könnten schon ab diesen Herbst in die Genehmigungsphase kommen. In den Aufbau eines Wasserstoffnetzes kommt Schwung. So haben die Fernleitungsnetzbetreiber ihren Planungsstand eines Wasserstoff-Kernnetzes dem Bundeswirtschaftsministerium und der Bundesnetzagentur übergeben. Ziel sei es, einen kosteneffizienten Aufbau eines Wasserstoffnetzes zu ermöglichen. Das Netz solle dabei bedarfsgerecht wachsen und in den EU-Binnenmarkt eingebettet sein.
Der Plan skizziert die erste Ausbaustufe eines bundesweiten Wasserstoffnetzes. Für den privatwirtschaftlichen Aufbau sollen bestehende Leitung umgewidmet werden und neue hinzukommen. Die Finanzierung erfolge über bundesweit einheitliche Netzentgelte. Während der Hochlaufphase ist von gedeckelten Netzentgelten die Rede. Später sollen die Netzentgelte auf ein „marktgängiges“ Niveau gebracht werden, dies könne auch eine Teilabsicherung durch die Bundesregierung beinhalten. Ein Konzept dazu werde gerade entwickelt.
Viel Importe im Norden
Aufgabe des Kernnetzes sei es, die derzeit bekannten Regionen mit großen Elektrolyseuren oder Importterminals wie in Lubmin oder Wilhelmshaven mit den großen Verbrauchsregionen mit Kraftwerken, Industriestandorten oder Speichern zu verbinden. Das Kernnetz beinhalte bereits wichtige Wasserstoff-Infrastrukturprojekte, die bis 2032 in Betrieb gehen sollen, teilt das Bundeswirtschaftsministerium mit.
Die Einspeisung in das Kernnetz erfolgt laut Planungsstand besonders im Norden Deutschland. Dänemark werde 2032 zehn Gigawatt Wasserstoff nach Lubmin einspeisen, weitere 4,3 Gigawatt aus Dänemark kommen in Ellund an. Fünf Gigawatt aus Norwegen werde in Wilhelmshaven ins Netz gehen. Im Süden kommt aber auch Wasserstoff an. Aus Tschechien und Österreich dürften dem Plan zufolge sechs Gigawatt kommen und in Bayern ans Netz gehen. Aus Frankreich kommen 8,5 Gigawatt ins Saarland und nach Baden-Württemberg.
Hoher Verbrauch in Großstädten
Der thermische Brennwert des gesamten Verbrauchs wird auf 279 Terawattstunden geschätzt. Größter Verbraucher werden Kraft-Wärmekopplungsanlagen mit 157 Terawattstunden sein, gefolgt von Eisen- und Stahlindustrie, die wohl 50 Terawattstunden im Jahr 2032 verbrauchen werden. Die Chemie- und Raffineriesektoren kommen auf 30 und 32 Terawattstunden.
Die größten Verbraucher finden sich in den Ballungsräumen, nahe der Kraft-Wärmekopplungsanlagen. Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Essen werden am meisten Wasserstoff verbrauchen, schätzen die Fernleitungsnetzbetreiber in ihrem Planungsstand.
Planung noch nicht final
Der Planungsstand sei nicht final. Verteilnetzbetreiber haben noch bis zum 28. Juli Gelegenheit, Stellungnahmen abzugeben und weitere Wasserstoff-Projekte zu melden, die dann in die finale Planung des Netzes miteinfließen sollen. Die Fernleitungsnetzbetreiber wollen die finale Planung für das Wasserstoff-Kernnetz noch im Herbst dieses Jahres der Bundesnetzagentur zur Prüfung überreichen.
Parallel laufe der parlamentarische Prozess zur Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes. Dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge soll der Prozess bis zum Herbst abgeschlossen sein und somit die Rechtsgrundlage für die Antrags- und Genehmigungsverfahren für das Kernnetz geschaffen. Nach dem Wasserstoff-Kernnetz folge die zweite Ausbaustufe, der integrierte Netzentwicklungsplan Erdgas und Wasserstoff 2025-2037. Dieser befinde sich bereits in der Vorbereitung, wie es vom Bundeswirtschaftsministerium heißt.
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