Wir haben in der aktuellen Ausgabe darüber berichtet, dass Sie einen Modulwirkungsgrad-Weltrekord von 23,6 Prozent erreicht haben. Inzwischen können Sie noch leistungsfähigere Module produzieren. Was ist ihr derzeitiger Rekord?
Tiger Lu, CEO: Die offizielle Effizienz, die wir publizieren können, liegt inzwischen bei 24,27 Prozent.
Die Module enthalten Zellen, die zum einen durch das n-Typ-Topcon Konzept, zum anderen durch eine Rückseitenkontakt-Technologie die hohe Effizienz erreichen. Wenn man die Beiträge auseinanderdividiert – welche Rolle spielt die Rückseitenkontakt-Technologie?
Christian Peter (Managing Director Solarlab Aiko Europe GmbH): Es ist bekannt, dass man mit Rückseitenkontakt die höchste Effizienz erreichen kann. Die aktive Zellfläche steigt um bis zu vier Prozent. Außerdem öffnet man die Vorderseite nicht, um Leiterbahnen aufzubringen. Dadurch kann man sie besser passivieren und die Verluste reduzieren. Die Kontakte auf der Rückseite sind aber auch vollkommen passiviert. Das ist im Übrigen die Bedeutung der Bezeichnung „Topcon“. Jeder denkt, dass mit „Top“ die Vorderseite gemeint ist. Es ist aber die Passivierung gemeint.
Sie nennen Ihre Technologie „ABC-Technologie“. Gibt es einen prinzipiellen Unterschied zu der bekannten IBC-Technologie für Rückkontakt-Zellen?
CP: Es ist kein grundsätzlicher Unterschied. Aber wir haben einige Probleme gelöst, die bisher verhindert haben, dass es eine Mainstream-Technologie werden konnte. Wir haben einige patentierte Technologien entwickelt, die es uns nun erlauben, eine Gigawatt Produktion aufzubauen. Das hat bisher noch gefehlt, obwohl es solche Module schon lange gibt.
Wie viel der Rekord-Effizienz-Module können Sie dieses Jahr wirklich produzieren?
CP: Wir haben letztes Jahr eine R&D-Linie in Foshan gebaut. Die hat 500 Megawatt. Jetzt bauen wir eine ganz neue Fabrik in Zhuhai. In der finalen Ausbaustufe soll sie 10-Gigawatt pro Jahr produzieren. Zunächst streben wir an, 7,5 Gigawatt zu produzieren. Derzeit laufen sechs Linien, was drei Gigawatt Jahreskapazität entspricht. Aber wir fahren sie jetzt weiter hoch.
Was ist die mittlere Effizienz der Module, die Sie dort produzieren
TL: 24 Prozent können wir anbieten. Aber die Mainstream-Effizienz ist 23,6 bis 23,8 Prozent.
Zielen Sie wie andere Hocheffizienz-Modulhersteller vor allem auf den Residential-Markt?
CP: Wir wollen nicht nur in den Residential-Markt verkaufen, sondern auch in den Utility-Markt. Wir reden momentan mit großen IPPs in Deutschland. Im Utility-Markt ist das Produkt nicht das Modul, sondern der Strom. Damit zählen die Stromgestehungskosten. Es kann Sinn machen, mehr fürs Modul zu zahlen und trotzdem billigeren Strom zu produzieren.
Ich schließe daraus, dass Sie den Preis der Module auch für das Utility-Geschäft für attraktiv halten. Wie konnten Sie die Kosten weit genug senken?
CP: Ein großer Schritt zur Kostensenkung ist, dass wir kein Silber benutzen. Die Module sind alle silberfrei. Der andere Baustein ist, dass wir den Ertrag der Produktionslinie erhöht haben, so dass es weniger Ausschuss gibt. Das ist sehr relevant, da die Bill of Materials der größte Kostenblock ist. Daher lohnt es sich, eine hohe Effizienz in der Produktion zu haben. Außerdem haben wir in einen Polysilizium- und einen Waferhersteller investiert. Wir benötigen für unsere Zellen sehr gutes Basismaterial.
Wie ist Aiko aufgestellt?
TL: Aiko wurde 2009 gegründet. In den letzten 14 Jahren waren wir vor allem mit der Entwicklung und Produktion von Zellen beschäftigt. Die Endverbraucher kennen uns meist nicht, aber unsere Zellen sind zum Beispiel in Produkten von QCells enthalten. Auch die Firmen, die ein Carbon Footprint Tracking brauchen, kaufen oft von uns. Vorletztes Jahr haben wir begonnen, ABC Zellen und n-Typ-Technologie zu entwickeln, und uns mehr um die gesamte Wertschöpfungskette zu kümmern. Module haben wir letztes Jahr eingeführt und besonders in Deutschland haben wir schon Kunden. Wir haben Teams in diversen europäischen Ländern gegründet. Ende des Jahres werden wir hier 140 Mitarbeiter haben. Wir sind auch der einzige chinesische Hersteller, der ein Labor in Europa hat, das Solarlab Aiko Europe.
Wollen Sie auch in Europa produzieren?
TL: Der Geschäftsführer des Solarlab, Christian Peter, hat die Aufgabe, einen guten Standort für eine Produktion zu finden. Dass es eine Modulproduktion geben wird, ist schon entschieden. Eine Zellproduktion diskutieren wir auch. Aber das ist ein hohes Risiko. Finanziell macht es für uns keinen Sinn. Das würde nur mit Unterstützung gehen.
Was für eine Unterstützung?
CP: Man braucht zwei Dinge. Einen Industriestrompreis von vier Cent pro Kilowattstunde über 20 Jahre garantiert. Dazu braucht man gute Angebote für Land und die Aussicht, gutes Personal zu finden. Wenn man die Produktion mit der in China vergleicht, ist dort nicht nur die Arbeit günstiger, sondern es geht auch viel schneller. In Europa kommt dazu, dass sich viele Regulierungen ständig ändern. Solche Risiken können wir nicht brauchen. Wir sind offen, überall zu investieren, aber wir brauchen Partner und eine Einladung.
Wir hören sehr unterschiedliches zu Arbeitskosten. Manche sagen, es spielt keine Rolle mehr, da sich die Unterschiede angleichen.
CP: Das hängt davon ab, wo man ist. In Shanghai sind die Lebenshaltungskosten wahrscheinlich wie in München. Es gibt andere Regionen, wo die Arbeit günstiger ist. Aber das Wichtigste ist, dass man gut planen kann und dass man das Projekt schnell entwickeln kann.
Sehen Sie noch Innovationen in Europa?
CP: Die Innovationsgeschwindigkeit in China ist groß. Wenn ein Maschinenbauer dort vielleicht 1000 Maschinen bauen kann, baut er hier vielleicht 10 oder 100. Das macht einen großen Unterschied.
Wie groß ist Ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilung?
TL: Ungefähr 3.000 Mitarbeiter, das macht 23 bis 24 Prozent des Headcount aus.
Wem gehört Aiko?
TL: Wir sind eine Aktiengesellschaft und an der Shanghaier Börse gelistet. Der Gründer ist immer noch der größte Aktionär. Wir haben nicht so viele gelistete Unternehmen, da der Prozess sehr aufwendig ist. Aber wer gelistet ist, ist sehr transparent. Es ist alles veröffentlicht.
Werden auch andere Modulhersteller Module aus Ihren ABC-Zellen anbieten?
TL: Wir waren ein reiner Zellhersteller. Weil wir nicht wollen, dass eine Konkurrenz zwischen den Modulen von uns und denen unserer Kunden entsteht, haben wir beschlossen, die ABC-Zellen nicht an andere Modulhersteller zu liefern. Die dominante Zelltechnologie ist noch Perc. Die Module aus ABC-Zellen fertigen nur wir.
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Wenn Sie den Strom mit Ihren eigenen Modulen nicht für unter 4 ct/kWh herstellen können dann weiß ich auch nicht weiter. Aber nach Subventionen rufen ist in der Industrie ja ein weit verbreitetes Hobby.
Also, selbst bei angenommen kostenlosen Modulen wäre es schon sehr schwer, Photovoltaik-Strom in Deutschland generell zu 4Cent pro kWh zu erzeugen.
Das Dumme ist zudem, so eine Fabrik über das komplette Jahr, 16 oder gar 24 Stunden am Tag Strom bräuchte und eben nicht nur, wenn zufällig die Sonne scheint.
Dass Beachtlichste ist, dass der Hersteller nach eigener Aussage komplett auf Silber verzichtet.
Silber wird als größter Materialkostenfaktor und als limitierender Faktor des globalen Photovoltaikausbaus gesehen.
Warum kriegen andere oder gar alle Hersteller das nicht hin?
Ein Industriestrompreis von max. 4 Cent pro Kilowattstunde ist ohne Subvention unmöglich. Das schafft man auch nicht mit Solarparks in der Wüste, die nur bei Sonnenschein Sonnenstrom für 1 Cent pro Kilowattstunde liefern können. Die zusätzlich notwendige Speichertechnik kostet vermutlich dauerhaft mehr als 3 Cent pro Kilowattstunde, wenn das rentabel laufen soll.
Mit abgeschriebenen Solarparks könnte man auch in Deutschland dauerhaft Solarstom für unter 2 Cent pro Kilowattstunde rentabel erzeugen. Das Speichern für Nachts und den Winter ist in unseren Breiten aber noch ein wenig aufwändiger. Also sollte auch Tiger Lu mit 10 Cent pro Kilowattstunde glücklich sein. Immerhin zahlt er dann überhaupt keine Netzgebühren und sollte Solarpark, Windpark und Speichertechnik direkt neben seiner Fabrik als Inselanlage bitte selber betreiben.
4ct/kWh wird sich Europa nie wieder leisten können. Das wäre nur mit russischem Erdgas möglich gewesen.
Schon jetzt wird Intels Strom in Magdeburg durch die Stromkunden subventioniert werden.
Wenn die Stromkunden den Strom noch weitere Kunden bezahlen müssen, sind wir bald bei einem Strompreis von über 1€/kwh. Da bricht dann auch der Mittelstand und Kleinunternehmen zusammen – die werden ja nicht subventioniert. Von den Bürgern, die alles erwirtschaften müssen, ganz zu schweigen.