Zustimmung der Bürger für ambitionierte Klimapolitik weiterhin hoch

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Erst die Pandemie, dann die Energiekrise – hat das die Haltung der Bevölkerung in Deutschland zum Klimaschutz verändert? Eher nicht: Die Zustimmung für eine ambitionierte Klimapolitik ist weiterhin stark, auch wenn die Menschen zunehmend am politischen Willen und einer sozial gerechten Transformation zweifeln. Das zeigt das neue Soziale Nachhaltigkeitsbarometer, eine repräsentative Befragung von deutschlandweit mehr als 6.500 Personen zu Themen der Energie- und Verkehrswende. Sie wurde im Rahmen des Ariadne-Projektes durchgeführt, in dem Forschungsinstitute Energiewende-Strategien und deren systemische Wirkungen untersuchen.

Der Befragung zufolge ist der Klimaschutz die wichtigste oder zweitwichtigste Aufgabe in Deutschland, hinter dem Themenfeld (Ukraine-)Krieg/Außenpolitik/Verteidigung und knapp vor der Inflation. Fragen der Energiewende und -versorgung sind für rund jeden Vierten (23 Prozent) besonders relevant, noch vor den Themen Einwanderung und Flüchtlingspolitik (19 Prozent) und Sorgen über den Zustand unserer Demokratie (13 Prozent). Dahinter folgen die Themen Armut und soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft, Arbeitslosigkeit und Bildung.

Bürger unterschätzen allgemeine Zustimmung zu Klimaschutz

Interessant ist auch der Blick auf die tatsächliche und wahrgenommene Befürwortung von Klimaschutzmaßnahmen. So wird etwa die Zustimmung zum Ausbau von Windenergieanlagen im Wohnumfeld unterschätzt. Während die Befragten glauben, dass die Befürwortung für den Windausbau vor Ort in Gesamtdeutschland durchschnittlich bei einem Drittel (32 Prozent) liegt, ist es tatsächlich mehr als die Hälfte (59 Prozent). Solarparks in Nähe von Wohngebäuden befürworten 73 Prozent – die Befragten glauben aber, dass nur 48 Prozent dem zustimmen. Ein ähnliches Bild beim Thema Energiesparen: Die Befragten glauben, dass nur knapp über die Hälfte der Mitmenschen bereit sei, weniger Strom und Gas zu verbrauchen. Dabei liegen die Zustimmungswerte aber bei 77 Prozent.

„Eine verzerrte Wahrnehmung der tatsächlichen Meinungsverhältnisse zum Ausbau Erneuerbarer Energien kann sich negativ auf die Genehmigung solcher Anlagen auswirken und der Politik einen falschen Eindruck vermitteln, nach dem Motto: Vor Ort will keiner mitmachen, wenn es um die Umsetzung der Energiewende geht,“ warnt Ortwin Renn vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS). Die Aufklärung über Mehrheits- und Minderheitsverhältnisse zu einzelnen Maßnahmen der Strom- und Verkehrswende sei also sehr wichtig für den politischen Diskurs und Entscheidungsprozess.

Nur jeder vierte Hausbesitzer will keine Photovoltaik

Die Befragten sehen die Bürger weit weniger in der Verantwortung für den Klimaschutz als den Staat und die Wirtschaft. Nichtsdestotrotz zeigen sie sich offen für entsprechende Investitionen: Nur 24 Prozent der Eigenheimbesitzer schließen aus, eine Photovoltaik-Anlage zu installieren. Bei der letzten Befragung lag der Anteil noch bei 36 Prozent. Solarthermie-Anlagen kommen für 38 Prozent nicht in Frage, nach 41 Prozent vor zwei Jahren.

Insgesamt 28 Prozent der Hausbesitzer geben an, bereits eine Photovoltaik-Anlage zu betreiben, nach 21 Prozent in 2021. Diese Zahl verwundert, selbst wenn man den Balkonsolar-Boom berücksichtigt, da es nach Berechnungen des Bundesverbands Solarwirtschaft hierzulande gut drei Millionen Anlagen gibt – aber rund 16 Millionen Einfamilienhäuser.

Zehn Prozent der Befragten gaben an, bereits ein Elektroauto gekauft zu haben. Für fast jeden zweiten dagegen kommt das nicht in Frage. Daraus lässt sich aber nicht zwingend ablehnen, dass diese Bürger die Elektromobilität generell ablehnen – womöglich benötigen sie schlichtweg kein Auto oder können sich keines leisten.

„Selbst vor dem Hintergrund von Krieg und Inflation halten die Menschen in Deutschland den Klimawandel für eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme“, sagt Ko-Autor Jean-Henri Huttarsch vom RIFS. Verantwortlich für die Lösung dieses Problems seien in den Augen der Bürger alle – die Bevölkerung selbst, aber neben Wirtschaft und Industrie vor allem auch die Politik. „Ein klarer Appell, weiter an wirksamen und sozial ausbalancierten Klimaschutzmaßnahmen zu arbeiten.“

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