Gaskessel und Ölheizungen durch Wärmepumpen zu ersetzen, hilft auch der Versorgungssicherheit mit Gas innerhalb der Europäischen Union. Wenn die Mitgliedstaaten es schaffen, bis zum Ende des Jahrzehnts 30 Millionen Gaskessel und Ölheizungen gegen Wärmepumpen zu tauschen, würde das zu einer Reduktion des Gas- und Ölverbrauchs in der EU von 36 Prozent führen. Deutschland kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Zu diesem Ergebnis kommt die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission.
Die EU-Kommission beauftragte ihren wissenschaftlichen Beirat damit, die Herausforderungen beim Ausbau der Wärmepumpen zu untersuchen. Das Forschungsinstitut analysierte unter anderem das Potenzial unterschiedlicher Wärmepumpen-Technologien, den Einfluss auf die Stromnetze, die Wettbewerbsfähigkeit von Wärmepumpenherstellern, den Fachkräftemangel, mögliche Engpässe bei den Lieferketten, der Verfügbarkeit von umweltfreundlichen Kältemitteln und das Risiko für sozial-gefährdete Haushalte.
Deutschland bietet größtes Einsparpotenzial
Der Studie nach haben Deutschland und Italien EU-weit die höchste Rate an Gaskesseln in Wohngebäuden. Tauscht Deutschland alle seine Gas- und Ölheizungen gegen Wärmepumpen aus, läge das Einsparpotenzial bei 125 Terawattstunden Gas und Öl im Jahr. So viel wie in keinem anderen Land der EU. Zum Vergleich: In Frankreich wären es nur 50 Terawattstunden, in Italien 48 Terawattstunden, in Spanien 22 Terawattstunden und in den Niederlanden 18 Terawattstunden.
Trotz des hohen Einsparpotenzials hält sich der Rollout in Deutschland, verglichen mit dem Rest Europas, jedoch in Grenzen. Im Jahr 2021 führte Finnland den europäischen Markt für Wärmepumpen an. 96 Prozent der neu verkauften Heizungen waren Wärmepumpen. Schlusslicht bildeten Deutschland und die Niederlande mit 16 und 13 Prozent der neu installierten Heizungen. Im vergangenen Jahr war ein deutliches Marktwachstum zu verzeichnen, heißt es in der Studie. Noch vor zwei Jahren wurden der EU 2,2 Millionen Wärmepumpen installiert. 2021 Jahr waren es drei Millionen Geräte.
Energiearmut mit Wärmepumpe bekämpfen
Dass während der Energiekrise in Wärmepumpen investiert wird, ist wenig überraschend. Ein zögerlicher Ausbau geht zulasten der privaten Haushalte, deren Energiekosten weiter steigen werden. Wärmepumpen und energieeffiziente Gebäude schützen nämlich vor Energiearmut, schreiben die Autoren der Gemeinsamen Forschungsstelle. Die Effizienz der Technologien sorge dafür, dass die monatlichen Rechnungen an die Versorger fallen würden. Allerdings sind Wärmepumpen mit hohen Investitionskosten verbunden, wie es in der Studie heißt. Das gefährde ökonomisch schlecht aufgestellte Haushalte am meisten. Hier sollten die Mitgliedstaaten entsprechende Hilfsprogramme aufsetzen.
Keine Netzengpässe in Sicht
Ziel ist es, bis 2030 in der EU 52 Millionen Wärmepumpen zu installieren. Diese werden zu diesem Zeitpunkt fünf Prozent des jährlichen Strombedarfs ausmachen, schreiben die Autoren der Studie. Während der Wintermonate werde diese Zahl auf elf Prozent steigen. Wenn alle Wärmepumpen rund um die Uhr nach einer bestimmten Zieltemperatur arbeiten, würde diese zu Spitzenzeiten neun Prozent der Last ausmachen. Bei Steuerungsmodellen, bei denen die Wärmepumpen über Nacht heruntergefahren werden, und erst am Morgen wieder anspringen, steigt diese Zahl. Um wie viel, verrät das JRC nicht. Der Einschätzung der Wissenschaftler zufolge soll sich der Einfluss auf die Netze jedoch „moderat“ bleiben.
Wärmepumpen funktionieren am besten in gut isolierten Gebäuden, aber gut genug auch weniger effizienten Gebäuden. Rund 60 Prozent der Gebäude in der EU benötigen Sanierungsmaßnehmen, um einen wirklich effizienten Betrieb von Wärmepumpen zu ermöglichen. Umfassenden Sanierungen wären wünschenswert, sind aber nicht unbedingt notwendig. Der Einsatz von Hochtemperatur-Wärmepumpen und größeren Heizkörpern wären ausreichend. Oft muss nur eine thermische Sanierungsmaßnahme durchgeführt werden. Also entweder größere Heizkörper oder eine bessere Dämmung.
Noch führen EU-Hersteller den Markt an
Europäische Hersteller führen den Wärmepumpen-Markt noch an. Allerdings wuchs die Zahl der Importe im Jahr 2022 stark. China zeigte sich als wichtigster Lieferant dieser Technologie. Andere große Wärmepumpenmärkte wie die USA und China hätte den Autoren der Studie zufolge große Investitionsprogramme aufgesetzt, um die Binnennachfrage anzukurbeln.
Die EU sollte hier nachziehen und die hiesigen Hersteller dabei finanziell unterstützen, ihre gute Marktposition beizubehalten und neue Technologien und Kältemittel zu entwickeln. Das sollte auch ein Ziel des EU-Wärmepumpen-Aktionsplans werden.
Die Ergebnisse der Studie wurden durch das JRC veröffentlicht.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie zu, dass das pv magazine Ihre Daten für die Veröffentlichung Ihres Kommentars verwendet.
Ihre persönlichen Daten werden nur zum Zwecke der Spam-Filterung an Dritte weitergegeben oder wenn dies für die technische Wartung der Website notwendig ist. Eine darüber hinausgehende Weitergabe an Dritte findet nicht statt, es sei denn, dies ist aufgrund anwendbarer Datenschutzbestimmungen gerechtfertigt oder ist die pv magazine gesetzlich dazu verpflichtet.
Sie können diese Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. In diesem Fall werden Ihre personenbezogenen Daten unverzüglich gelöscht. Andernfalls werden Ihre Daten gelöscht, wenn das pv magazine Ihre Anfrage bearbeitet oder der Zweck der Datenspeicherung erfüllt ist.
Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.