In der Hansestadt Hamburg arbeitet ein Konsortium am Bau einer Großwärmepumpe, die das städtische Abwasser als Wärmequelle nutzen wird. Das US-Unternehmen Johnson Controls wird die zentrale Kläranlage der Stadt mit einem groß angelegten Wärmepumpensystem mit einer Heizleistung von 60 Megawatt ausstatten. Daneben gehören noch Hamburg Wasser und Hamburg Energie zu dem Konsortium.
Die Anlage soll die Stadt ab 2025 mit Wärme versorgen, teilte Johnson Controls in einer Erklärung mit. Das Unternehmen wird vier Wärmepumpen mit jeweils 15 Megawatt Leistung installieren – genug um 39.000 Wohneinheiten mit Wärme zu versorgen.
„Die Wärmepumpen werden dem gereinigten Abwasser, das die Anlage täglich verlässt, Wärme entziehen und in das zentrale Fernwärmenetz von Hamburg Energie einspeisen, das Teil des Wärmenetzes des Port Energy Parks der Stadt ist“, so Johnson Controls in einer Erklärung.
Der Hersteller Angaben zufolge handelt es sich bei der Installation um eines der ersten groß angelegten Wärmepumpenprojekte in Deutschland. Das Hamburger Fernwärmenetz wird nach Informationen eines Sprechers von Hamburg Energie zusätzlich mit Wärme aus industriellen Prozessen und Abfallverwertung versorgt.
„Das Hamburger Abwasserwärmeprojekt ist ein Beispiel dafür, wie die Wärmewende gelingen kann, wenn wir konsequent lokale Energiequellen und modernste Technologien nutzen“, so der Sprecher.
Die Wärmepumpen werden von der Produktionsstätte von Johnson Controls im französischen Nantes geliefert. Neben dem Projekt mit Hamburg Wasser liefert Johnson Controls ähnliche Wärmepumpen auch an Versorgungsunternehmen wie EnBW Stuttgart, Stadtwerke Rosenheim und Wien Energie.
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In Mannheim beim Energieversorger MVV läuft die erste Flusswärmepumpe dieses Jahr.
https://www.msn.com/de-de/video/other/mannheim-mvv-bringt-erste-flussw%C3%A4rmepumpe-an-den-start/vi-AA18X2op
In Skandinavien werden Grosswärmepumpen seit über 40 Jahren eingebaut wird in dem verlinkten Bericht gesagt. Mich ärgert sowas zunehmend. Warum leben wir scheinbar seit vierzig Jahren hinter dem Mond.
Weil die Energiestrategie der BRD darin bestand, möglichst billige (nahezu kostenlose Energie) vorzugsweise aus Russland, zu beziehen. Und Hand in Hand mit der CO2-Wirtschaft die gesamte Industriepolitik und Lebensrealität den Landes zu gestalten. Diese Strategie ist nun ganz böse auf die Nase gefallen.
Das ganze Energiedaseinskonstrukt der BRD – auf allen Ebenen des Lebens – war auf diese Strategie hin ausgelegt und hat sich dem über Jahrzehnte angepasst, weil das halt der Status-Quo war.
Daher tut die notwendige Disruption hierzulande so weh, weil ganze Wertschöpfungsketten und über Jahrzehnte gelernte Lebensgewohnheiten von quasi unendlicher + sehr billiger Energie ausgegangen sind. Es war ein Traum, eine egoistische und zerstörerische Illusion des des Fortschritts.
Die Neujustierung hat begonnen und diese Nachricht zeigt, dass der Zeitgeist von manchen jetzt mittlerweile erkannt wird.
PV und Wind – das ist sehr wichtig und gut. Was mir bisher fehlten waren die industriellen Ansätze wie dieser hier. Also keine Versuchslabore oder die dauernden Studien zu irgendwas. Sondern einfach mal eine moderne Anlage im industriellen Maßstab real machen. Endlich mal!
Hmm ja… der Einbau von Öl- oder Gasheizungen in Einfamilienhäusern ist in Dänemark schon seit über 10 Jahren verboten. Der durchschnittliche deutsche hat erst in diesem Jahr erfahren, daß man Häuser mit Wärmepumpen beheizen kann…
Vor einiger Zeit mal von dieser Art der Energiegewinnung gelesen. Macht ja auch Sinn, Wärme aus warmen Abwasser zu entziehen.
Aber ob es nicht sinnvoller ist, die Wärme bereits an Wohnblocks zu entziehen? Bzw. vor Hauptkanälen? Auf dem Weg bis in die Großanlage geht doch viel Wärme verloren.
Sie werden wissen was sie tun.
Meine Vermutung wäre, dass ein zu großer Wärmeentzug aus dem Abwasser die biologischen Abbauvorgänge in der Kläranlage mehr oder weniger stark hemmt und damit die Effektivität der Abwasserreinigung herabsetzt. Es müsste also an anderer Stelle wieder Wärme zugeführt werden um die Reinigungsleistung der Kläranlage zu erhalten.
Ein Entzug der Restwärme nach allen Reinigungsschritten im Auslaufbauwerk der Kläranlage erscheint mir da tatsächlich sinnvoller, da das Wasser dort immer noch wesentlich wärmer ist als das Wasser des Zielgewqässers. Kälteres Wasser im Auslauf hat als Nebeneffekt eine höhere Bindungskapazität für Sauerstoff, was den Wasserbewohnern des Zielgewässers zugute kommt. Zusätzlichg werden die Wärmetauscher durch das saubere Wasser weit weniger verdreckt, zugesetzt und angegriffen wodurch günstigere Materialien eingesetzt werden können und der Wartungsaufwand sinkt.
Gehen wir doch ausnahmsweise(!) mal davon aus, dass die Investoren und Realisierer sich schon ein bis zwei Gedanken zum Thema gemacht haben und so ein gaaaaaanz kleines bisschen Ahnung von dem haben, was sie da tun, nicht so viel wie viele Kommentatoren hier natürlich, aber fast vielleicht.
(Sorry, falls jemand sich persönlich angegriffen fühlt, nur dieses reflexhafte publizieren irgendwelcher theoretischen Bedenken oder Gedankenkonstruktionen, kann ich irgendwann nicht mehr verstehen.)
Der Wärmeverlust unterwegs ist relativ gering und findet im überwiegend im Siedlungsbereich statt. Dort erhöht die verlorene Wärme die Umgebungstemperatur (ist aber ein geringer Betrag, da Erdreich ohne fließendes Wasser ein schlechter Wärmeleiter ist und die Rohre so tief liegen, dass Oberflächentemperaturen eine zu vernachlässigende Rolle spielen -> Frostgefahr).
Zudem erfolgt die Auslegung in der Regel so, dass eine geringe Temperaturänderung bei vergleichsweise hohem Volumenstrom erfolgt. Zum Beispiel 1 Kelvin Differenz bei nur 300l/s Volumenstrom erlaubt den Entzug von 348,9Wh/s oder 1256040W (1256kW; 1,256MW).
Eine zeitigere Entnahme ändert die erzielbare Temperaturdifferenz wenig, aber der technische Aufwand kann sich bei vielen kleinen Anlagen früher im Abwasserstrom deutlich erhöhen.
Wobei „kalte“ Fernwärme noch vorteilhafter wäre und interessanterweise die Verluste von Abwasserrohren bereits entstehungsnah rückgewinnt.
In fast alle größeren Städten der Republik betreiben städtische Betriebe größere Kläranlagen. Nach überschlägigen Berechnungen beträgt das Potential der Abwasserrückgewinnung fast 5% des Wärmeenergiehaushaltes von Gemeinden. Es gibt die Technik seit langem. Es gibt Beispiele genug. Es besteht keinerlei technisches Risiko. Es gibt offensichtlich auch kein wirtschaftliches Risiko. Hinzu kommt, dass das kühlere Abwässer aus Kläranlagen zu besserer Gewässerqualität führt. Die einzigen, die leiden sind die Angler, die die Abwasserwärme schätzen. Wo ist also die Verpflichtung der städtischen Betriebe, hier mit Energie loszulegen? .