Die Strombörse bietet viele Optionen, Geld zu verdienen. Mit dem nun beschlossenen Gesetz zum „Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ und dem damit verbundenen Smart-Meter-Rollout eröffnen sich auch für Privathaushalte ganz neue Möglichkeiten. Das Hamburger Unternehmen 1Komma5° kündigte nun an, es wolle seine Kunden künftig auch eine Teilnahme am Intraday-Handel ermöglichen. Dafür wird es mit Esforin kooperieren. Das Unternehmen ist auf Flexibilitätsvermarktung spezialisiert.
Konkret geht es darum, dass die Kunden von 1Komma5° von den Preisschwankungen am Intraday-Markt profitieren. „Die Software ‚Energy Trader‘ unseres Energiemanagementsystems Heartbeat optimiert bislang den Verbrauch des Kunden gegen die Preispunkte am Day-ahead-Markt – ähnlich wie Tibber“, erklärt 1Komma5°-Geschäftsführer Philipp Schröder auf Nachfrage von pv magazine. „Allerdings mit dem Vorteil, dass wir über Heartbeat direkt auf Wärmepumpe, Stromspeicher und Ladeinfrastruktur zugreifen und den Vorteil so durch aktive Steuerung hebeln.“ Voraussichtlich ab dem vierten Quartal soll dann der Intraday-Markt dazu kommen. „Das System optimiert flexible Verbraucher also gegen einen zusätzlichen Preispunkt, der deutlich mehr Potenzial bietet“, erklärt Schröder weiter.
Der Intraday-Markt bildet in 15-Minuten-Intervallen kurzfristige Energiepreise ab, die sehr stark schwanken und häufig sogar ins Negative fallen. Dadurch ergeben sich höhere Erlöspotenziale für Haushalte, die Photovoltaik-Anlagen, Heimspeicher, Wärmepumpen und Ladesäulen besitzen. Schröder spricht von einer Verdopplung des Einsparpotenzials auf bis zu 2400 Euro jährlich – verglichen mit einem Standardlastgang-Tarif von 38 Cent pro Kilowattstunde für den Betrieb einer Wärmepumpe, eines Elektroautos mit 20.000 Kilometern Fahrleistung und eines Verbrauch eines Vier-Personen-Haushalts.
„Mit Esforin haben wir den richtigen Partner gefunden, um Prosumer mit Photovoltaik-Anlage, Batterie, Wärmepumpe oder EV-Charger noch besser an den Energiemarkt anzubinden“, ergänzt Jannik Schall, CPO von 1Komma5°. Kürzlich hatte das Unternehmen auch die Installation von bis zu 10.000 intelligenten Messsystemen bei Neukunden in Deutschland angekündigt. „Die Kombination aus Heartbeat, Smart Meter, dynamischen Stromtarifen und Photovoltaik-Direktvermarktung ist ein mächtiges Instrument beim Umbau unseres Energiesystems: Wir können fast den gesamten Energiebedarf unserer Kunden aus Sonne und Wind decken – und das viel günstiger“, so Schall weiter.
Esforin hat sich auf die Vermarktung steuerbarer Stromlasten spezialisiert. Es hat Algorithmen entwickelt, die in Sekundenschnelle auf Schwankungen am Markt reagieren und somit die Grundlage für die anschließende Vermarktung von Flexibilität am Intraday-Markt liefern. „Mit 1Komma5° können wir schnell skalierbare Lösungen entwickeln, die potenziell zehntausende Kunden in Deutschland erreichen“, sagte Esforin-CEO Christian Hövelhaus.
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Wer meine Kommentare hier liest weiß, dass ich diese Vorhaben etwas skeptisch beobachte.
Skeptisch nicht bezüglich der Protagonisten, wie z.B. dem Philipp Schröder, der ja als ein „Macher“ auf dem Gebiet der Energiewende bekannt ist, sondern eher bezüglich dem Terrain auf dem sie sich bewegen „müssen“ bei ihrem Vorhaben. Denn da sind ja immer noch die „Altgedienten“ großen Player, die dieses Gebiet beherrschen. Wenn ich dann lese, dass der Intraday Handel den Kunden mehr zugänglich gemacht werden soll, das ist der viertelstündliche Schnäppchenhandel, nach dem Motto alles muss raus, dann werde ich den Gedanken nicht los, dass der von den großen Playern beherrscht wird. Denn Tatsache ist, seit 2010 der bekannten Ermächtigungsverordnung müssen die volatil billig machenden Erneuerbaren von den Netzbetreibern separat an der Börse verkauft werden. Und da kommt es drauf an wo sie den anbieten. Wenn bei Intraday, dann entstehen die Schnäppchen, wenn aber bei Day ahead, das ist der Vortagshandel, auf Prognosebasis, sieht die Sache wesentlich anders aus, da bleibt nämlich nicht mehr viel für die Schnäppchen. Auf dieser Handelsplattform, mussten gerade erst einige Billiganbieter Insolvenz anmelden, weil die Preise dort – merkwürdigerweise nur für einige Zeit – in die Höhe gingen, und sie ihre Kunden nicht mehr kostendeckend beliefern konnten.
Das Problem ist, dass es in unserem Strommarkt Versorger gibt die nur kaufen und verkaufen, und solche die Produzieren und verkaufen. Bei den Produzenten gehen die Margen „bis“ an die Börse und bei den nur Händlern „ab“ der Börse. Wer dann sowohl als auch tätig ist, der hat logischerweise alles in der Hand. RWE und EON lassen grüßen. Nach dem bekannten Deal sind RWE nur noch Produzenten, und EON, der Name sagt es schon „Netze, Handel und Vertrieb“
Schaun wir mal was draus wird.
Ich teile die Skepsis von Herrn Diehl ganz und gar, schließlich kennt man das Verhalten der großen Börsenspekulanten zum Schaden der Kleinanleger vom Aktienmarkt. Ich selbst habe einmal im Energiemarkt Geld angelegt und bin böse auf die Schnauzer gefallen. Der andere Grund zur Ablehnung der Smartmeter liegt aber in der Unsicherheit der Datenübertragung: schon jetzt dürften die staatlichen und halbstaatlichen Hacker-Unternehmen in Schurkenstaaten , wozu ich in diesem Falle auch China zähle, ihre Angriffe auf digital gesteuerte Stromnetze einüben. Nichts einfacher als das: man muss nur eine Unmenge an Fakedaten einschleusen!! Der Netzblackout ist dann garantiert. Schon jetzt wird ja der Zusammenbruch kommunaler Datennetze durch feindliche Angriffe eingeübt. Auch die NATO warnt inzwischen zur Wachsamkeit!!!!