pv magazine: Wie entwickelt sich aktuell die Nachfrage nach Dachanlagen in Deutschland. Wir haben gehört, dass sie aktuell eher etwas abflaut und die Wartezeiten für Interessenten wieder eher im Rahmen liegen. Was ist ihre Einschätzung?
Peter Knuth: Die Nachfrage ist gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres geringer, aber noch immer auf sehr hohem Niveau. Hinzu kommt, dass es zwischenzeitig wieder mehr Anbieter im Markt gibt. Das bedeutet, dass weniger Anfragen sich auf mehr Anbieter verteilen. Die Kosten pro Lead oder pro Auftrag steigen damit und die Anlagenverkaufsreise fallen aufgrund der gestiegenen Wettbewerbssituation. Vorteile haben die Unternehmen, die schon länger im Markt sind und stark von der Weiterempfehlung profitieren.
Und gibt es noch Lieferschwierigkeiten?
Die Materialengpässe der vergangenen Monate, gerade bei den Elektronikbauteilen aus Fernost haben sich wieder verbessert und damit auch die Lieferfähigkeiten gerade bei den Speichern und Wechselrichtern. Durch die besseren Lieferfähigkeiten sind die Warte- und die Realisierungszeiträume wieder stark gesunken.
Wie haben sich die Preise für Photovoltaik-Dachanlagen entwickelt?
Aufgrund der Materialengpässe und der gestiegenen Nachfrage sind die Preise im Jahr 2023 um bis zu 20 Prozent gegenüber 2022 gestiegen. Durch den stärkeren Wettbewerb und durch verschiedene Preissenkungen seitens der Komponentenhersteller fallen die Preise wieder für Photovoltaik-Dachanlagen. Die Preise von 2022 sind aber noch nicht erreicht.
Wie sieht es bei Ihnen mit Fachkräften aus?
Monteure für die Installation der Photovoltaik-Dachanlagen sowie Elektroinstallateure und Elektromeister sind die größten Herausforderungen bei der Mitarbeiterrekrutierung. Diese Berufsgruppen sind schwer zu finden und müssen meistens aus anderen Unternehmen abgeworben oder aus anderen Branchen rekrutiert und eingearbeitet werden. Etwas leichter ist bei den kaufmännischen oder vertrieblichen Positionen. Um unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf ihre neuen Positionen vorzubereiten haben wir verschiedene Ausbildungen für Planer, Verkäufer und Monteure entwickelt und lassen die Qualifikation durch den TÜV-Rheinland überprüfen. Wir haben sogar einen Song „Solarstromhelden“ komponieren lassen, um auf witzige Art und Weise auf unsere Branche aufmerksam zu machen.
Wieviel neue Mitarbeiter konnten Sie im letzten Jahr gewinnen?
In den 116 Fachbetrieben in Deutschland und Österreich haben wir in den vergangenen 12 Monaten rund 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Bereichen Montage, Elektro, Vertrieb, Anlagenplanung und Administration eingestellt
Mit der EEG-Novelle 2023 sind ja schon einige Verbesserungen für die Photovoltaik auf den Weg gebracht worden. Was würden sie sich jetzt noch wünschen und was ist aus ihrer Sicht besonders drängend?
Was wir nicht brauchen, ist eine höhere Förderung oder eine Solarpflicht. Eine Solarpflicht könnte sogar falsche Anreize setzen und eher abschrecken. Was es braucht, erstens unter dem Stichwort Sektorenkopplung im Bildungssystem: Es sollten gezielte Solarteursausbildungen, welche die Ausbildungen von Elektrikern und Heizungsbauern bündeln, angeboten werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zweitens brauchen wir ein bundesweit einheitliches Anmeldeverfahren bei den Energieversorgern. Es kann nicht sein, dass jeder Energieversorger seine eigenen Formulare oder Onlineplattform hat. Und drittens würden es Energiegemeinschaft nach dem österreichischen Modell ermöglichen, dass noch mehr Menschen in den Genuss von Solarstrom kommen.
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Wenn man mal in den Markt hinein horcht, hört man vor allem große Zurückhaltung bei vielen Einfamilienhausbesitzern. Grund ist massive Verunsicherung durch die Politik, die ungebrochen hohe Inflation sowie die Hoffnung auf mehr Förderung und bessere Technik. Die inzwischen sehr hohen Preise von PV und Speicher schrecken zusätzlich ab.
Der Markt wird sich dieses Jahr deutlich abkühlen und gerade die großen auf Steroiden laufenden Internetbuden wie Enpal, Zolar und 1K5 werden eine brutale Bruchlandung erleben.
Meine Bemühungen zur Realisierung einer 18 kWp PV Anlage:
-25 Anfragen an Anbieter, von klein & örtlich bis hin zu groß & überregional)
-5 Absagen (keine Kapazitäten, verbauen nur mit Batterie, keine Flachdächer – Carport, Nordseite darf man nicht verbauen, usw)
-4 Angebote von 1600 – 4200€/kWp )
-16 haben nicht geantwortet
Kann bisher nicht sagen das ich zur Realisierung motiviert werde. Handwerk Querbeet ist im allgemeinen schon gruselig genug, aber hier scheint wirklich jeder scheint auch noch auf dem gravy train (Standard Aussagen: Hohe Preise = Inflation, keine Termine = keine Kapazität, Wenn Sie jetzt nicht zuschlagen, dann werden Sie es später gar nicht können, usw.) aufzuspringen. Eine eklige Auffälligkeit, welches ich durch die jahresübergreifende Angebotsgleichheit beweisen kann ist die Brutto zu Netto Umwandlung der Preise nach Entfall der 19% MwSt seit 2023. Ich hatte sogar ein Angebot von ErKD yourself aka Eigenrenditekonzepte Deutschland für 9 KWP mit Speicher für 38 TSD €. Nach meinen ersten Rückfragen bzw. nachdem ich den Köder ausgespuckt habe brach der Kontakt seitens EKD ab.
Läuft das Bundesweit so ab? Soll das etwa so ablaufen?
Hallo Hannes Meurer,
würde ich mir auch wünschen das nicht alle Geschäftsmodelle diese irrwitzigen Preise dauerhaft erzielen können. Enerix gehört aber auch dazu. Preise bei denen viele Endkunden wirtschaftlich gesehen besser keine PV hätten. Finde es auch befremdlich wenn , auch in der Fachpresse, Preise egal sind; nur nach dem Motto wir müssen, müssen, müssen. Man kann für den Endkunden wirtschaftliche Anlagen bauen, freue mich wenn die Kunden den Dreisatz beherrschen.Heisst nicht das wir für alle bauen können, aber Geduld ist gefragt. Jahrelang untenschlossen und dann mit der Brechstange freut gewisse Unternehmen.
Chefs die in 5 Jahren genug beiseite schaffen wollen um sich in jungen Jahren zur Ruhe setzten zu können, Aussendienstler die nach Autos und Versicherungen etc einen Ausflug in die PV machen ohne jegliche Ahnung von der Materie und Anlagen ohne Sinn und Verstand verkaufen; Leute das kann es nicht sein. Das wird uns schaden und ich erwarte deutlich mehr als Gejubel über tolle Umsatzzahlen.
Der Hype geht gerade schon zu Ende. Man sieht es an vielen kleinen Signalen, die aber schon ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Beispiel Enpal:
Während der Gründer M. Kohle immer von dem Miet-Modell als heiligem Gral und „einfacher No-Brainer-Lösung“ sprach, macht Enpal auf einmal auch Kauf! Außerdem sieht man Enpal plötzlich auf kleinen regionalen Messen und vor Baumärkten, während noch letztes Jahr zu 100% auf Online-Vertrieb gesetzt wurde. Offenbar hat der alte Ansatz nicht mehr genug Wachstum gebracht!
Beispiel Zolar:
Der Co-Gründer und CEO A. Melzer will angeblich selbst auf einmal nicht mehr der Richtige für die Firma und deren weiteres Wachstum sein und ist buchstäblich zur Besinnung gekommen und räumt ad-hoc seinen CEO-Posten. In Wirklichkeit waren die Investoren nicht mehr zufrieden mit dem zu geringen Wachstum von Zolar insbesondere ggü. Enpal oder auch EKD; hinzu kamen große operative Wachstumsschmerzen bei Zolar. Die Stimmung im Zolar-Team war zuletzt auf einem absoluten Tiefpunkt (siehe z.B. Bewertungen auf kununu). A. Melzer hat die Firma keineswegs freiwillig verlassen, sondern wurde gegangen, weil er nicht mehr ordentlich geliefert hat!
Beispiel EKD: Weil das Wachstum zuletzt deutlich abgeflaut ist, wird die Firma nun schnell für einen Weiterverkauf schön gemacht. Private Equity Investor Auctus Capital aus München und Gründer Mathias Hammer (Ex-Senec) versuchen so noch schnell abzuspringen, bevor die Firmen-Bewertung runter kracht!
Auch im Wärmepumpen-Markt ziehen bereits dunkle Wolken auf, da auch hier Inflation, Verunsicherung und Preis-Explosion die Nachfrage deutlich abbremsen. Falls das Öl- und Gasheizungsverbot durch den Bundesrat blockiert wird und erst ab 2027 effektiv wird, fällt das Kartenhaus ganz schnell in sich zusammen.
Man würde sich mehr kritische Berichterstattung über solche Markt-Hintergründe von PV Magazine und Co. wünschen, aber dazu ist man zu sehr mit Firmen wie den oben genannten verflochten, da man von deren Anzeigen und Wohlwollen abhängig ist…
„Es kann nicht sein, dass jeder Energieversorger seine eigenen Formulare oder Onlineplattform hat.“ Schon befremdlich, wenn nicht zwischen Energieversorger und Netzbetreiber unterschieden wird.
Volle Zustimmung!