Wärmepumpen sind derzeit ein großes Thema. Nach der Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Kabinett, das ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen vorsieht, wird die Zahl der Wärmepumpen in den kommenden Jahren in Deutschland massiv ansteigen. Mitten in die politischen Diskussionen platzt dann die Ankündigung von Viessmann. Es will für 12 Milliarden Euro seinen Geschäftsbereich ‘Viessmann Climate Solutions’ an die Carrier Global Corporation verkaufen. Der US-Konzern mit Sitz in Florida gehört zu den führenden Anbietern von Klima- und Energielösungen seines Landes. Beide Unternehmen wollen ihre Geschäftsbereiche für Klimalösungen zusammenlegen. Dazu gehören auch die Wärmepumpen.
Beide Unternehmen sehen in den Klimazielen in Nordamerika und Europa die einmalige Chance, durch die aktive Gestaltung nachhaltiger Klima- und Energielösungen einen positiven Beitrag für zukünftige Generationen zu leisten, wie es in der Mitteilung der Unternehmen von Dienstagabend heißt. „Mit der Bündelung unserer Kräfte heben wir unseren Beitrag zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors auf die nächste Stufe, mit einer größeren Relevanz und Reichweite auf globaler Ebene – für unsere Familienmitglieder, für unsere Handwerkspartner und vor allem für mehr Klimaschutz“, erklärte Martin Viessmann, Vorsitzender des Verwaltungsrates.
Ziel der Unternehmen sei es mit dem Zusammenschluss einen unangefochtenen Marktführer im Wohn- und Gewerbesegment in Europa und Nordamerika entstehen zu lassen. „Durch den Zusammenschluss entsteht aus einer Position der Stärke heraus ein schnell wachsender Innovationsführer in einem hart umkämpften Markt“, erklärte CEO Max Viessmann.
Als Vorteile werden aufgeführt, dass das deutsche Familienunternehmen nach Abschluss der Transaktion zum größten Anteilseigner von Carrier wird. Max Viessmann werde daher auch Mitglied im Verwaltungsrat des US-Unternehmens und eingebunden in die weitere Ausrichtung und Wachstumsstrategie. Zudem wird die globale Reichweite massiv gesteigert. Carrier ist nicht nur in Nordamerika gut positioniert, sondern hat auch in Asien mit seiner Marke Toshiba Carrier Corporation eine starke Präsenz. Nach Angaben der Unternehmen wird das zusammengeschlossene Unternehmen mit rund 45.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von mehr als 17 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Dabei werde das Produkt- und Serviceportfolio verbreitert. „Außerdem werden sie von höheren Produktionskapazitäten und kürzeren Lieferzeiten für Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien profitieren. Das Angebot an Wärmepumpen, Batteriespeichern, Photovoltaik- und Klima- und Lüftungslösungen wird erheblich erweitert“, erklärten die Unternehmen.
Noch ist die Transaktion nicht in trockenen Tüchern. Mit einem Abschluss rechnen die Unternehmen bis Ende des Jahres. Der Hauptsitz von Viessmann Climate Solutions soll weiterhin das hessische Allendorf bleiben. Zudem hätten sich beide Unternehmen auf langfristige Garantien verständigt. In den kommenden drei Jahren sollen betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sein. Zudem erhalten die Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandorte eine Garantie über fünf Jahre und der Hauptsitz für zehn Jahre. Alle Aktivitäten der Viessmann Group außerhalb des Geschäftsfelds Climate Solutions seien von der Transaktion nicht betroffen und bleibe ein eigenständiges Familienunternehmen. Der Erlös aus der Transaktion solle so größtenteils in die Viessmann Group reinvestiert werden. Die Viessmann Group werde auch Eigentümerin ihrer Traditionsmarke bleiben, während Carrier die Marke Viessmann im Wärmesektor lizenzieren und weiter ausbauen werde.
Mit dem Verkauf gibt Viessmann einen großen Umsatztreiber seines Geschäfts ab. So würden nach der Transaktion nicht mehr 14.500 Mitarbeiter einen Umsatz von etwa 4 Milliarden Euro erwirtschaften, sondern die Viessmann Group mit rund 4000 Mitarbeitern noch eine Milliarde Euro Umsatz machen. „Klare Zielsetzung und Ambition der Viessmann Group ist es, spätestens bis zum Ende des Jahrzehnts auf eine Größe zu wachsen, die den Geschäftsbereich Climate Solutions heute übertrifft“, heißt es weiter.
Habeck will Verkauf prüfen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich am Mittwoch zu den Plänen von Viessmann. „Der geplante Verkauf des Geschäftsbereichs von Viessmann zeigt, dass Klimaschutztechnologien die Technologien der Zukunft sind, deutsche Unternehmen viel Kapital anziehen, weiter leistungsfähig sind und der Markt für Wärmepumpen so attraktiv ist, dass er Investitionen anzieht“, sagte er. Gerade Deutsche Unternehmen hätten die Technologie nach vorn gebracht. „Wichtig ist, dass die Vorteile unserer Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet werden, auch weiter dem Standort Deutschland zugutekommen. Darauf werden wir achten. Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient“, so Habeck weiter.
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Radikale und max. gewinnorientierte Marktwirtschaft ohne jegliche soziale Komponente. Da kann auch die Politik nicht viel ausrichten. Von einem Konzern wie Viessmann habe ich nichts anderes erwartet. Ich hoffe die Endkunden durchschauen das Theater und orientieren sich an anderen Unternehmen die eine andere Ethik im Unternehmen verankert haben. Man muss sie suchen aber noch gibt es sie.
Ich weiß nicht, worauf sich das „ohne jegliche soziale Komponente“ bezieht, wenn der Standort ausdrücklich auf viele Jahre gesichert ist. Ich weiß auch nicht, was hier „radikale und max. gewinnorientierte Marktwirtschaft sein“ soll.
Fakt ist, dass der Siegeszug der Erneuerbaren Energien nie möglich gewesen wäre ohne die gewaltigen Skaleneffekte, und ja, das bedeutet in der Praxis, dass man von einem besseren Manufakturbetrieb anfangs auf hochautomatisierte Fabriken umstellt. Genau diese Entwicklung – sowohl kostenmäßig als auch die enorme Volumensteigerung ist der gewinnorientierten Marktwirtschaft zu verdanken, ohne die wir heute nicht ansatzweise in der Lage wären, zu diesen Kosten und in diesen Mengen PV zu installieren.
Wärmepumpen sind für Viessmann Neuland, aber für Carrier oder die asiatische Konkurrenz nicht. Es ist schlicht nicht sinnvoll und auch nicht erfolgversprechend, wenn Viessmann jetzt im Alleingang und mit wesentlich niedrigeren Volumen versuchen würde, eine jahrzehntelange Lernkurve nachzuholen.
Und genau wie bei der PV werden auch Wärmepumpen keinen Siegeszug antreten können, wenn weiterhin Liebhaberpreise gezahlt werden müssen.
Der Verkauf von VIESSMANN betrifft auch das fossile Geschäft mit Kesseln, etc. – es ist erstaunlich das Politik und Medien nur über die Wärmepumpen streiten. Das Gro der Mengen und Umsätze macht VIESSMANN in der alten Welt und der alten Denke. Climate Solutions ist ein Marketing- Greenwashing Branding und beinhaltet den Öl/ Gaskern der Frima. Daher ist das Unternehmen auch mitnichten als Schlüsselindustrie für den Wandel zu bezeichnen. Familie Viessmann sieht das die fossile Party zu Ende und verkauft ein angesehenes und gut einführtes
Unternehmen mit gutem Service usw. – einen Innvotar oder Motor der neuen Energiewelt ganz ganz sicher nicht.
Nach meinem Gefühl hinkt Viessmann der Umstellung auf Wärmepumpen hinterher. Viessmann ist auch sehr teuer.
Es ist auch kein Wunder, dass es im Bereich der Wärmepumpen keine deutsche Firma gibt, die auf dem Weltmarkt mitspielen könnte, da wir mit „Billigöl“ und „Billiggas“ uns selbst narkotisiert haben.
Jetzt wachen wir erschrocken auf, weil wir in der Energieversorgung von Despoten abhängig sind und die fossile Energie endlich und schädlich und bei den Kosten unkalkulierbar geworden ist.
Die Entscheidung von Viessmann lese ich als Empfehlung für Daikin, Samsung und andere große Hersteller.
„Wichtig ist, dass die Vorteile unserer Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet werden, auch weiter dem Standort Deutschland zugutekommen. Darauf werden wir achten. Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient“
Bei globalen Fragen zählt nicht nur eine Quelle (?)
@RGS in Deutschland gab es weder „Billigöl“ oder „Billiggas“ denn die Besteuerung war schon immer enorm hoch. Auch fossile Energie war im internationalen Vergleich schon teuer hier.
Ansonsten darf es doch niemanden wundern wenn Wärmepumpen in großer Zahl nicht aus Deutschland kommen (werden). Die Standortnachteile sind zu groß und günstige PV Module kommen daher auch nicht von hier
Es ist wohl ein Zeichen der Zeit, dass solche Verkäufe extrem kritisch beäugt werden und meist niedere Motive vermutet werden. Letztlich kann es nur die Zeit zeigen, was Viessmann mit dem Verkauf beabsichtigt und ob sie wirklich nur der Gier folgen. Mir erschließt sich allerdings die Logik, dass Viessmann in den neuen Markt möglichst mit bereits etablierten und sicheren Strukturen hineingehen will…. mit denen der Pumpentechnologie und der Skalierungsmöglichkeiten vom Partner und mit denen der exzellenten Service- und Vertriebswege und dem guten Branding von Viessmann. Diese Bündelung ist aus meiner Sicht der schnellste und einfachste Weg, die Vorteile aus dem Gasgeschäft mit in die neue Welt mitzunehmen. Alles von Grund auf selber neu aufzubauen wäre jetzt viel zu spät und extrem risikoreich, das ist sicher ein schweres Versäumnis von Viessmann… aber jetzt ist es so wie es ist und da sehe ich diese Option noch als die Sinnvollste an.
Wärmepumpen sind zwar gerade sehr en vogue (endlich!, wir heizen schon seit 1992 damit), aber trotzdem sind sie ziemlich low tech. Von da her gesehen gibt es deutlich wichtigere Teile im deutschen Industrie-Tafelsilber.