Mehr als drei Jahre ist es her, dass die Deutsche Bahn (DB) mit Enerparc den Bau des Photovoltaik-Kraftwerks in Wasbek vereinbarte. Am Wochenende nahmen die beiden Unternehmen den Solarpark in Schleswig-Holstein mit 41 Megawatt in Betrieb. Die Besonderheit: Der Solarstrom wird über das DB-Umrichterwerk in Neumünster erstmals direkt in das 16,7 Hertz-Bahnstromnetz eingespeist.
„„Die Deutsche Bahn ist schon heute Deutschlands größte Ökostromnutzerin. Neben Wind- und Wasserenergie gehört auch zunehmend Solarenergie zu den erneuerbaren Energiequellen in unserem Bahnstrommix“, erklärte Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur bei der Deutschen Bahn. Wabeck sei ein Pilotprojekt.
Auch bei Enerparc ist man stolz auf die Neuheit. „Das Besondere an dem Solarpark in Wasbek ist, dass im Gegensatz zu den etablierten Netzanschlusskriterien im öffentlichen Stromversorgungsnetz erstmalig eine entsprechende Lösung für Anschlüsse im Bahnstromnetz erarbeitet werden konnte“, ergänzte Christoph Koeppen, CEO von Enerparc. Der Solarpark werde jährlich etwa 38 Gigawattstunden Solarstrom produzieren, was dem Strombedarf eines Tages im gesamten deutschen Bahnstromnetz entspreche.
Aktuell liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am Bahnstrom bei mehr als 65 Prozent, wie es von dem Konzern hieß. Bereits sei 2018 sei der Fernverkehr komplett mit Ökostrom unterwegs. Bis 2038 soll der gesamte Bahnstrom dann zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen – immerhin zehn Terawattstunden jährlich. Zusätzlich sollen bereits 2025 die Werke, Büros und Bahnhöfe komplett mit Ökostrom versorgt werden.
Bericht über horrende Gestattungsentgelte der Bahn für Erneuerbaren-Projekte
Vergangene Woche erschien allerdings ein Artikel im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, wonach die Deutsche Bahn Photovoltaik- und Windkraftprojekte in Deutschland maßgeblich torpediert. So verlange sie Unsummen für die Erlaubnis, Kabel unter den Bahntrassen für den Anschluss der Anlagen zu verlegen. In dem Artikel wird unter anderem unter Berufung auf das EPC-Unternehmen Juwi berichtet, dass die Deutsche Bahn jeweils rund 90.000 Euro in Rechnung stellen will – einmal für ein Stromkabel vom öffentlichen Netzeinspeisepunkt zu einem Solarpark in Rheinland-Pfalz und zu einem Windpark in Sachsen-Anhalt. Beide Kabel müssten etwa 20 Meter unter den Schienen hindurch gelegt werden. Bislang hätten diese „Gestattungsentgelte“ meist zwischen 10.000 und 25.000 Euro mit einer Laufzeit von 25 Jahren gelegen. Unter öffentlichem Gelände koste so etwas in der Regel um 2,50 Euro pro laufenden Meter. Nach dem Bericht habe die Deutsche Bahn nur eine Alternative offeriert, allerdings wäre dieser günstigere Vertrag jederzeit mit einer Frist von sechs Monaten zu kündigen gewesen.
Die Deutsche Bahn erklärte auf Anfrage vom „Spiegel“, dass ihre Praxis für die Gestattungen zum Verlegen von Leitungen auf ihrem Gelände bereits seit 2012 existiere. Seither habe es keine grundlegende Veränderung gegeben. Die Schwierigkeit für die betroffenen Projektierer ist, dass sie oftmals keine Alternativen für die Trassenführung zum Netzeinspeisepunkt haben. Die von der Deutschen Bahn erhobenen Entgelte die Wirtschaftlichkeit von vielen Projekten jedoch in Frage stellt.
Abhilfe schaffen könnte in so einem Fall eine Duldungspflicht für Anschlussleitungen, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eigentlich bereits mit der letzten Novelle im EEG verankern wollte. Allerdings fiel die Änderung wieder aus dem Gesetz und damit auch eine mögliche Deckelung der Entschädigungszahlungen für Grundstückseigentümer.
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