pv magazine: Die EU-Kommission hat im Vorschlag für den Net Zero Industry Act im März das Ziel formuliert, dass 2030 40 Prozent der Photovoltaik-Anlagen, die in Europa installiert sind, auch hier produziert werden. Was ist das größte Hindernis, um eine europäische Produktion entlang der Photovoltaik-Wertschöpfungskette aufzubauen?
Tobias Brandis (Foto): Das größte Hindernis ist, dass abgesehen von der Polysiliziumproduktion eine Solarwertschöpfungskette in Europa kaum noch existent ist und gleichzeitig in einem großen Umfang Kapazitäten in Asien aufgebaut worden sind. Wir müssten nun etwas im Wettbewerb zu einer Region aufbauen, in der die komplette Wertschöpfungskette schon in einem sehr großen Maßstab existiert.
Seit einem Jahr ist die Diskussion darüber deutlich ins Rollen gekommen. Dazu beigetragen hat der Inflation Reduction Act (IRA), mit dem die USA dortige Produktion fördern. Ist der Standortwettbewerb mit den USA inzwischen härter als mit China?
Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass der Wettbewerb zu den USA die Politik wachgerüttelt hat, gerade auch in Brüssel. Wichtiger ist allerdings der Blick auf uns und unsere Ziele in Europa statt des Blicks auf die anderen. Es geht darum, Europa für eine solche Industrie wieder wettbewerbsfähig zu machen und Grundlagen zu schaffen, die es ermöglichen, dass sich eine solche Industrie hier ansiedelt. Ich glaube, das sehen auch die Politiker so. Es gibt ja noch viele weitere Länder neben USA und China, die ihre lokale Solarindustrie fördern. Zum Beispiel hat Indien sein eigenes Programm aufgelegt und versucht, sehr stark zu investieren. Die Türkei macht das auch.
Nachhaltige Solarzellen aus Deutschland – Podiumsdiskussion mit dem BMWK und Branchenvertretern
Wir diskutieren am 28. April um 13:00 Uhr mit dem zuständigen Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Friedrich Gröteke, und Branchenvertretern, wie in Europa eine global wettbewerbsfähige Industrie mit nachhaltigen Produkten wieder aufgebaut werden kann und was die Erfolgsaussichten für mehr Zellen und Module „Made in Europe“ sind.
Diskussionsteilnehmer:
- Friedrich Gröteke, Leiter des Referats IVE5 – Wind-, Solar- und Transformationsindustrien | Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
- Christoph Podewils, Leiter Politik | Meyer Burger
- Peter Fath, CEO RCT Solutions
- Eicke Weber, Vice-Chair, European Solar Manufacturing Council ESMC, ehemals Direktor des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE
- Jochen Wermuth, Climate Impact Investor / Chair | Solar Foundry
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Sie haben sich bei einer Veranstaltung der European Solar PV Industry Alliance im Dezember so geäußert, dass die EU bis Mitte 2023 Zeit habe, auf den IRA zu reagieren. Unternehmen würden angesichts des IRA bis dahin Investitionsentscheidungen treffen. Viele Unternehmen würden in absehbarer Zeit nur einmal investieren, nämlich hier oder in den USA. Sehen Sie das immer noch so?
Ja. Nageln Sie mich aber nicht auf einen Monat fest. Mit Mitte des Jahres kann vielleicht auch noch September oder Oktober als Bandbreite gemeint sein. Sie kennen die ambitionierten Ausbauziele, die wir erreichen müssen, wenn wir in Europa wirklich vorankommen wollen. Solche Investitionen sind nicht nur teuer, sondern brauchen auch Zeit. Wir brauchen daher schnell die klaren Rahmenbedingungen, die Entscheidungen ermöglichen, sonst schaffen wir den Zeitplan in Europa nicht. Und außerdem möchten die USA auf Basis ihres ambitionierten Plans und der starken Förderung der Industrie in absehbarer Zeit Erfolge sehen.
Ich bin da nicht ganz so pessimistisch. Die EU hat sich bereits an vielen Stellen bewegt.
Auch in Europa hat sich einiges getan. Die EU-Kommission hat den Net Zero Industry Act vorgeschlagen. Davor hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ein Eckpunktepapier vorgelegt. Das enthält relativ viel zur Industrieförderung für Photovoltaik. Es enthält aber auch, dass jetzt erst einmal eine Studie gemacht wird, um die Realisierbarkeit zu untersuchen. Das sieht für mich nicht so aus, dass der Zeitplan bis September zu halten ist.
Ich bin da nicht ganz so pessimistisch. Die EU hat sich bereits an vielen Stellen bewegt. Sie haben den Net Zero Act schon erwähnt, er ist Teil der Repower-Europe-Initiative. Danach hat die Kommission einen Entwurf für den Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) veröffentlicht. Das ist die Erweiterung des Krisenfonds in Richtung Transformation hin zu einer klimaneutralen Industrie. Darin findet sich viel Positives. Sie haben recht, einiges ist noch aufgeschoben und nicht konkret genug. Der European Sovereignty Fund, der für den Aufbau einer solaren Wertschöpfungskette in Europa eine große Rolle spielen kann, soll erst im Sommer diskutiert werden. Tatsächlich fehlt uns noch Einiges, um wirklich erfolgreich zu sein. Die EU und die nationalen Regierungen sind jetzt am Zug, die Grundlage dafür zu schaffen, dass der Wiederaufbau einer Solarindustrie in Europa gelingen kann. Firmen brauchen konkrete, nachvollziehbare und belastbare Voraussetzungen, um unternehmerische Entscheidungen treffen zu können. Das fehlt aktuell noch.
Ist es überhaupt möglich, mit den Strompreisen in Deutschland und Europa eine wettbewerbsfähige Produktion aufzubauen?
Energie war hierzulande im internationalen Vergleich noch nie billig, aber wir hatten über lange Jahre in Deutschland und Europa relativ stabile Strompreise. Sie waren viel niedriger als das Niveau, das wir nun sehen, seitdem Russland die Ukraine angegriffen hat. Wir haben jetzt Strompreise, die von einem vernünftigen Weltmarktniveau um den Faktor drei bis fünf entfernt sind. Unter diesen Voraussetzungen ist es praktisch nicht möglich, die ersten Stufen der Wertschöpfungskette betriebswirtschaftlich sinnvoll zu betreiben. Das gilt für die Polysiliziumproduktion und das Ziehen der Kristalle. Diese Prozesse sind relativ energieintensiv. Bei den gegenwärtigen Strompreisen werden wir auf diesen Wertschöpfungsstufen keine Investitionen in Europa sehen.
Wie hoch darf ein Industriestrompreis sein?
In China liegt der Strompreis zwischen 20 und 30 Euro pro Megawattstunde (2 bis 3 Cent pro Kilowattstunde, die Red.), in den USA liegt er unter 40 Euro pro Megawattstunde. Wir bei Wacker trauen uns aufgrund unserer hocheffizienten Technologie zu, auch mit 40 Euro wettbewerbsfähig zu arbeiten. Wir fordern daher schon seit Jahren immer wieder, dass wir einen Industriestrompreis von ungefähr 40 Euro pro Megawattstunde brauchen. Das zweite Thema ist neben dem hohen Preisniveau auch die Volatilität im Strompreis, die jetzt sehr viel größer geworden ist. Bei den Kapazitätszielen, wie sie sich die EU oder Deutschland vorstellen, sprechen wir von Milliardeninvestitionen. Dafür brauchen Industrieunternehmen Planungssicherheit. Wenn eine der wesentlichen Kostenkomponenten so hochvolatil ist, ist es sehr schwer, solche Investitionsentscheidungen zu treffen.
Lange Zeit hat sich die EU mit den Beihilferegeln ein Korsett gegeben, das Subventionen sehr schwierig macht. Haben sich die Beihilferegeln schon entsprechend geändert, dass Deutschland nun den Strompreis subventionieren könnte?
Nein, sie haben sich tatsächlich noch nicht geändert. Im Entwurf des TCTF gibt es jetzt die so genannte Matching-Klausel. Man erlaubt Staaten, bei Subventionen, die in anderen Regionen zur Verfügung stehen, gleichzuziehen, um den Wettbewerb auf eine Stufe zu bringen. Es gibt jedoch unterschiedliche Auslegungen, wie das zu verstehen ist. Man kann gegebenenfalls darunter verstehen, dass auch eine Unterstützung bei Betriebskosten in einem gewissen Rahmen möglich ist. Aus unserer Sicht ist das allerdings so, wie es jetzt formuliert ist, noch nicht hinreichend klar. Hinzu kommt, wie oft in der europäischen Politik, das Thema Kohäsion. Die EU möchte Investitionen insbesondere in Regionen fördern, die aus ihrer Sicht Nachholbedarf in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung haben. Dort hat man dann mehr Möglichkeiten für Förderungen. Das trifft für unsere Produktionsstandorte, die in Deutschland liegen, nicht zu.
Was spricht gegen die Forderung nach Kohäsion?
Ich sehe darin ein großes Manko. Denn als Chemieunternehmen investieren wir an Standorten, an denen wir wirklich nachhaltig produzieren können. Wir brauchen die Möglichkeit, Polysilizium im Verbund mit anderen Produkten herzustellen, um möglichst wenig Abfälle zu haben, Nebenanfälle als Ausgangsstoffe für weitere Produkte zu nutzen und Hilfsstoffe im Kreislauf zu bewegen. Das ist auch für die Kostenseite wichtig. Nachhaltigkeit müsste für eine solche Matching-Klausel ein wichtiges Kriterium sein, wenn man wirklich die Industrie zurückholen möchte, mindestens so wichtig wie das Thema Kohäsion. Solche Aspekte vermisse ich bislang noch bei einer Überarbeitung der Beihilferegeln. Außerdem muss man bedenken, dass komplexe Chemieanlagen nicht einfach an einem beliebigen Standort ohne passende Infrastruktur aufgebaut werden können und existierende Anlagen mit einen Zeithorizont von Jahrzehnten gebaut und betrieben werden.
Dann müssen Photovoltaik und Windkraft dafür sorgen, dass die Strompreise bei uns global gesehen wettbewerbsfähig sind.
Die Herausforderung ist, wie man mit Förderung eine Industrie aufbaut, die hinterher aber trotzdem global wettbewerbsfähig ist. Das haben Sie in der Vergangenheit auch schon öfter betont. Wir haben neulich darüber berichtet, dass die Industrie, etwa Meyer Burger, nicht nur nach Unterstützung bei der Finanzierung der Investition, sondern auch nach einem Betriebskosten-Zuschuss fragt. Was kann man tun, damit eine Industrie nach einigen Jahren ohne Subventionen wettbewerbsfähig ist?
Das ist zunächst ein absolut richtiger Punkt: Wir können hierzulande nicht eine Solarindustrie aufbauen, die nur funktioniert, wenn sie auf Dauer hoch subventioniert wird. Das ist kein tragfähiges Geschäftsmodell. Wir brauchen eine Solarindustrie, die aus sich heraus wettbewerbsfähig ist. Nehmen wir das Thema Strompreis. Es gibt im Moment weltweit gesehen nur eine wirklich billige Stromquelle, das sind die regenerativen Technologien, also Photovoltaik und Wind. Wir müssen eine Phase überbrücken, in der Strom bei uns sehr teuer ist, weil die fossilen Brennstoffe, die zur Verfügung stehen, bei uns sehr teuer sind. Wir müssen sie so lange überbrücken, bis wir genug erneuerbare Energien aufgebaut haben, um damit günstig Strom zu produzieren. Wir gehen davon aus, dass die Dauer dieser Übergangsphase wahrscheinlich in der Größenordnung von ungefähr zehn Jahren liegen wird. Dann müssen Photovoltaik und Windkraft dafür sorgen, dass die Strompreise bei uns global gesehen wettbewerbsfähig sind. Länger darf das nicht dauern. Sonst kommen wir in eine Dauersubventionsspirale und der Wettbewerb mit den USA und China findet nicht mehr über unsere Technologie und die Qualität unserer Produkte statt, sondern über die Frage, wie großzügig die staatlichen Subventionen fließen. Deshalb sprechen wir von einem zeitlich begrenzten Transformationsstrompreis.
Für unsere Leser vielleicht wichtig zu wissen: Die Energieintensität der Prozesse ist wirklich enorm. Allein Wacker hat einen Anteil von 0,8 Prozent am Stromverbrauch in Deutschland.
Zuerst zu unserem Stromverbrauch: Polysilizium ist das reinste Produkt, das von Menschenhand hergestellt wird. Dazu werden Moleküle sozusagen auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. Ohne einen enormen Einsatz von Energie lassen sich die Bindungen der Moleküle nicht lösen. Das ist schlicht ein Naturgesetz. Neben dem Strompreis gibt es aber noch weitere Punkte, die deutlich machen, dass es um eine zeitlich begrenzte Transformationsphase geht. Eine der größten Hürden ist tatsächlich, dass es eine solare Wertschöpfungskette großen Maßstabs in Europa heute nicht gibt. In dieser Industrie spielen Skaleneffekte aber eine entscheidende Rolle. Für eine wettbewerbsfähige Produktion braucht es große Volumina. Aber wenn die notwendigen Größenordnungen erreicht sind, muss eine europäische Solarindustrie aufgrund ihrer guten Technologie, aufgrund hoher Automatisierungsgrade, aber auch aufgrund der Qualität, die sie in der Lage ist zu liefern, ohne Förderungen im Wettbewerb bestehen können.
Wacker hat auf seiner Wertschöpfungsstufe ja noch relativ große Weltmarktanteile und eine signifikante Größe. Aber wenn wir bei der Zell- und Modulproduktion schauen, ist das in Europa anders. Das neue Ziel der EU sind 40 Prozent der Photovoltaik-Installation entlang der Wertschöpfungskette bis 2030 hier zu produzieren. Das sind vielleicht 30 bis 60 Gigawatt. Das ist ein Volumen, das heute, sieben Jahre vorher, ein chinesischer Hersteller in einem Jahr alleine zubaut. Kann das EU-Ziel ausreichen, um die nötigen Skaleneffekte zu erreichen?
Es ist richtig, dass in China Kapazitäten in großem Maßstab erweitert werden. Auf der anderen Seite sind die Skalen auch dort endlich. Die Werke entstehen nicht alle an einem Standort, sondern die großen Hersteller bauen ihre Produktionsanlagen inzwischen in Stufen von 20 bis 50 Gigawatt. Das kann auch in Europa funktionieren. Unter 5 Gigawatt für eine Produktionsstufe zu planen, ist vermutlich zu kleinteilig, realistischer wären 5 Gigawatt bis 20 Gigawatt. Bei Polysilizium müssen wir in Stufen von 25.000 bis 50.000 Tonnen denken. 25.000 Tonnen entsprechen dann zukünftig ungefähr 10 Gigawatt. Wenn Europa es wirklich schafft, 50 Gigawatt oder 60 Gigawatt durchintegriert aufzubauen, kann das eine absolut wettbewerbsfähige Wertschöpfungskette sein.
Für eine gewisse Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit müssen wir auch bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen.
Sowohl ein Transformationsstrompreis als auch Förderung bei Investitionen kosten die Allgemeinheit Geld. Wie kann ich meinem Nachbarn erklären, dass es sinnvoll ist, jetzt dieses Geld auszugeben? Bleibt für die Gesellschaft am Schluss mehr übrig, als es kostet?
Das muss selbstverständlich das Ziel sein, und davon bin ich auch absolut überzeugt. Zunächst einmal profitiert die Gesellschaft von einer europäischen Solarindustrie in Form von gut bezahlten Arbeitsplätzen und von Technologieentwicklung. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine gewisse Unabhängigkeit. Wohin eine zu große Abhängigkeit führen kann, sehen wir bei Gas und Öl durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Ich glaube, das Bewusstsein dafür, dass wir die Risiken, die aus Abhängigkeiten entstehen, verringern müssen, ist in der Gesellschaft gewachsen: Für eine gewisse Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit müssen wir auch bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen. Ein entscheidender Aspekt ist auch die Nachhaltigkeit in der Produktion. Wenn wir Polysilizium in Deutschland herstellen, dann sind wir beim CO2-Ausstoß um bis zu 50 Prozent besser als unsere Wettbewerber in Fernost. Das gilt natürlich für viele Produktionsstufen in der solaren Wertschöpfungskette. Für den Klimaschutz ist es wichtig, dass wir auf Nachhaltigkeit in der Produktion achten. Und auch diese verbessern wir durch den Aufbau einer Solarindustrie in Europa.
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Ich empfinde es immer wieder als befremdlich wenn Firmen aus der Branche über hohe Stromkosten jammern. Das ist so als würde ein VW Manager sich über hohe Autopreise bei BMW beschweren.
Es kann euch doch egal sein wie hoch der Strompreis an der Börse ist. Stellt euren Strom doch selbst für wenige ct / kWh her. Ihr wisst doch wie es geht oder etwa nicht?
Bitte keine Ausreden von wegen Nachts scheint die Sonne nicht und ähnliche „Bildzeitungsüberschriften“ und „Stammtischparolen“. Wir aus der Branche wissen längst, dass auch Industrieproduktionen die energieintensiv sind mit erneuerbaren Strom versorgt werden können.
SMA und BMW bei Leipzig machen es vor. Alles geht wenn man will.
Vielen Dank für den Kommentar. Ja, das finde ich auf den ersten Blick auch befremdlich. Aber auf den zweiten Blick sehe ich auch die Herausforderungen. Die Zinsen sind stark gestiegen. Nach meinem Eindruck ist Solarstom für 4 Cent/kWh Vergangenheit (ich freue mich über Zuschriften zu dem Thema und bin an realistischen Kostenrechnungen interessiert, gerne per Email an michael.fuhs@pv-magazine.com). Über die Strukturierungskosten von „pay-as-prduced“ Solarstrom zu Baseload-Slarstrm haben wir letztes Jahr viel berichtet. Da lagen sie bei 2 bis 3 Cent/Kilowattstunde. Das sind nun mal reale Kosten für ein betriebswirtschafltich arbeitendes Unternehmen.
Zu dem Thema gehört auch die Frage, ob man wettbewerbsfähig sein kann mit höherem Strmpreis als in China und in den USA. Wenn man höhere Preise durchsetzen kann (wie ist das bei SMA versus Sungrow? Oder BMW gegenüber Elektro-BYD in vielleicht 5 Jahren?) geht das. Für PV-Module, die mit teurem europäischen grünen Strom im Vergleich zu billigerem Kohlestrom anderswo hergestellt werden, muss sich das erst noch zeigen. Außerdem muss die Industrie ja exportfähig sein. Also müssen auch andere bereit sein, diese eurtopäischen Mehrkosten zu zahlen, wenn die Industrie global erfolgreich sein will. Das betrifft nicht nur die Solarindustrie, sondern die gesamte Industrie. Mir wäre es lieber, es wäre anders. Aber erst einmal erscheint mir die Argumentation schlüssig. Auch dazu gerne Zuschriften. Wir berichten ausführlich darüber in der Juni-Ausgabe unseres Magazins.
Es ist schon eine Unverschämtheit, wenn die Industrie Strompreise von 4 ct/kWh fordert und wohl auch erhalten wird. Auch bei der sogenannten Strompreisbremse (welche eigentlich nur Zusatzprofite der fossilen Stromerzeuger sichern soll) ist der Deckel für die Industrie bei 13 ! ct/kWh und für Privathaushalte bei 40 ! ct/kWh. Das bedeutet, das Privathaushalte
die Dumpingpreise für die Industrie subventionieren. Ich kann nur an jeden Bürger appelieren, macht euch euren Strom selbst, um diesem staatlich verordneten Subventionsschwindel auszuweichen.
Hallo Herr Seiler, um einmal Emotionalität rauszunehmen: dass Stromkosten ein Standortfaktor sind, ist ja klar und wie betriebswirtschaftlich arbeitende Hersteller darauf reagieren, hängt gewiss von vielen Parametern ab. Am Ende muss die Gesellschaft oder in diesem Fall die Regierung vielleicht entscheiden, ob sie Standortfaktoren ausgleichen will (sei es durch Subventionen, sei es durch Regulierung wie CO2 Anforderungen oder so was), oder ob sie die energieintensive Industrie ziehen lassen will. Der Preis ist unter Umständen Abhängigkeit von Importen. Wenn man davon ausgeht, dass sich die Stromkosten in 5 bis 10 Jahren wieder denen in anderen Regionen angelichen haben (wird das so sein?), könnte man vielleicht doch beim Strompreis helfen. Ob solch eine Subvention gesellschaftlich von einder deutlichen Mehrheit akzeptiert würde und wirtschaftpolitisch sinnvoll ist – das würde ich wirklich gerne wissen.
Arbeitsplätze, Abwanderung, Deindustrialisierung, Energiekosten, Lohnkosten, Umweltauflagen. Seit Jahrzehnten immer die gleichen Argumente, während die Gewinne von einem Rekord zum nächsten sprudeln und brav Quersubventionen von unten nach oben fließen. Ich finde, da darf man schonmal skeptisch werden.
Und warum haben wir denn die höchsten Strompreise ????
Und schon sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema, dem preis mindernden Merit Order Effekt, den Sonne und Wind auslösen.
Sonne und Wind schicken bekanntlich keine „Rohstoffrechnungen“ Müssten diese Einsparungen nicht an den Kosten für die Erneuerbaren abgezogen werden, das fragten die Leute vom Polit Magazin Monitor im folgenden Video so ab Minute 3.45 schon 2011.
Siehe hier:
https://www.youtube.com/watch?v=a4pslA3NKvQ
Seit 2010 der bekannten Ermächtigungsverordnung wirkt diese Einsparung auf die Energiewende Kontraproduktiv. Je mehr Sonne und Wind die Börsenpreise, sprich Einkaufspreise der Versorger senken, desto höher steigt die EEG Umlage.
Siehe hier. https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
Alleine zwischen 2011 und 2016 haben sich die Strom Beschaffungskosten für die Versorger fast halbiert, und genau deswegen ist in diesem Zeitraum die EEG Umlage von 3,530 auf 6,354 Cent/ kWh gestiegen
Der EX Chef vom Fraunhofer Institut nennt das im folgenden Video so ab Minute 1.55 größte Schweinereien im Energiesystem
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Wo dieses Paradoxon konstruiert wurde, und wie man es abstellen kann, habe ich im Folgenden versucht deutlich zu machen.
https://www.pv-magazine.de/2023/01/04/co%e2%82%82-emissionen-2022-in-deutschland-kaum-gesunken/
Besonders mit meinen Kommentar vom 06 Jan.um 21.49 Uhr, wo anhand der Merit Order Grafik erkennbar ist wie „P1 zu P2″ wird, wenn man die Erneuerbaren wieder „physisch“ im Lande verbraucht, und nicht – wie seit 2010 der Fall – „Virtuell“.. an der Börse als Überschuss verramscht.
Dann sind auch Schlagzeilen wie die Folgende nicht mehr möglich.
https://www.bild.de/geld/wirtschaft/politik-inland/energie-irrsinn-belgier-daenen-und-oesis-kriegen-unseren-strom-geschenkt-82412206.bild.html
Für neu hinzugekommene Leser, siehe im Folgenden unter Auswirkungen die Entstehung dieser Schieflage
.https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Das Jammern über die hohen Strompreise von Seiten der Industrie kann ich nicht mehr hören. Haben denn fast alle deutschen Manager die Energiewende verschlafen und nicht gemerkt, dass Solar/Windstrom sich schon länger rechnen, man hätte ja auch ein PPA abschließen können. Stromkosten: Hier ist nicht die Regierung oder die Gesellschaft schuld,sondern allein die Manager,oder sollen die Politiker den höchtbezahlten Managern auch noch vormachen, wie man verantwortlich vorausschauend einen Betrieb führt?
Das eine ist die Schuldfrage. Es liegt auch an Regierungen, die die bis 2021 zehn Jahre lang die Energiewende verhlafen hat. Mit einer guten Energiewendepolitik nach 2011 hätten wir dieses Problem auch nicht. Das war im Übrigen die Verantwortung der Wähler. Die andere Frage ist, wie es weiter geht. Und selbst wenn Manager in der Vergangenheit Fehler gemacht haben, werden sie nicht deswegen nun Investitionen tätigen, die sich nicht lohnen. Da muss die REgierung entscheiden, oder das Parlament, ob es etwas tun will, die Produktion hier zu halten. Mit einem Solar PPA geht es auch nicht so einfach. Der Industriebetrieb brnötigt Baseload, das liefert die Solaranlage nicht. Die Kosten, um Baseload daraus zu machen, kann man sich ausrechnen, siehe oben. Ich suche auch immer noch nach Zuschrriften: was kostet der Strom aus einem neu (zu aktuellen Zinsen) gebauten Photovoltaikkraftwerks? Oder noch besser – was kostet ein Baseload-PPA aus einer neu gebauten Photovoltaikanlae über 10 Jahre?
@ M. Fuhs
Ich warte schon lange auf einen solchen Artikel, denn wenn schon Sie solche Schwierigkeiten haben, an relevante Daten zu kommen, sind für mich die Schwierigkeiten unüberwindlich. Ich vermute ja schon fast überall ein Lobby – Komplott der großen Energie – AGs, die ja jetzt schon länger in PPAanlagen investiert haben, auch mit Speichern, und die solche Daten liefern könnten, aber extra zurückhalten um die Akzeptanz der EEn bei den Managern möglichst gering zu halten, schließlich sollen die Altaktien möglichst lange ihren Wert und die Dividenden- Höhe behalten. Motto: ein Aktienbesitzer hakt dem anderen kein Auge aus.