In Eppingen ist in dem Dach einer Turnhalle eine Photovoltaik-Anlage mit ziegelroten Solarmodulen installiert worden. Sie entstand im Zuge des Forschungsprojekts „PVHide“, in dem die Foscher des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE mit dem Modulhersteller Axsun Solar GmbH, der Interpane Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft mbH sowie der Stadt Eppingen zusammenarbeiten. Für die Pilotanlage seien 224 Solarmodule, die mit der „MorphoColor“-Farbschicht versehen sind, auf die nach Osten und Westen ausgerichteten Dachflächen installiert worden. Die Gesamtleistung der Photovoltaik-Anlage gibt das Fraunhofer ISE mit 66 Kilowatt an.
Die bedeutet, dass die Solarmodule eine Leistung von durchschnittlich knapp 295 Watt haben. Nach Angaben der Freiburger Forscher produziert die die ziegelrote Photovoltaik-Anlage mindestens 90 Prozent des Solarstroms, den eine klassische Dachanlage mit unbeschichteten Gläsern erzeugen würde.
Im vergangenen Jahr hatte das Fraunhofer ISE die Gebäudefassade eines eigenen Forschungszentrums in Freiburg mit grünen Solarmodulen versehen. Auch dafür setzte es auf die von den Forschern entwickelte „MorphoColor“-Technologie. »Mit der grünen Photovoltaik-Anlage, die wir letztes Jahr in die Fassade unseres Zentrums für höchsteffiziente Solarzellen integriert haben, wollten wir architektonische Akzente setzen“, erklärt Harry Wirth, Bereichsleiter für Photovoltaische Module und Kraftwerke am Fraunhofer ISE. „Das Turnhallen-Dach in Eppingen zeigt nun den anderen Anwendungsfall, möglichst dezent in der Gebäudehülle zu verschwinden.“
Mit dem Forschungsprojekt „PVHide“ sollen skalierbare Konzepte für kostengünstige, unsichtbare bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV) entwickelt werden. Teil davon sei eine Weiterentwicklung der patentierten photonischen „MorphoColor“-Struktur, mit der sich das Deckglas von Solarmodulen und solarthermischen Kollektoren farbig gestalten lässt. Innerhalb des Forschungsprojekts setze Interpane die „MorphoColor“-Beschichtung der Modul-Gläser auf industriellen Anlagen um. Die Herstellung der farbigen Module übernimmt Axsun.
Bei der Turnhalle handelt es sich um ein historisches Gebäude. Mit der Installation der farbigen Photovoltaik-Anlage seien die Entwicklungen aus dem Labor nun in die Praxis überführt worden. „Die Fertigstellung der Pilotanlage ist ein wichtiger Schritt vorwärts für die großflächige Umsetzung von ‚MorphoColor‘. Seit der Herstellung der farbigen Glasscheiben konnten wir unser Verständnis der Optik und die Winkelstabilität der Farben noch deutlich verbessern“, sagte Thomas Kroyer, Projektleiter am Fraunhofer ISE. Die neueste Generation der mit „MorphoColor“ beschichteten Solarmodule zeigten ihre Farbe, egal von wo die Sonne auf die Photovoltaik-Anlage scheint.
In der Stadt Eppingen hofft man nun, dass das Best-Practice-Beispiel nun auf andere Hausbesitzer in der historischen Altstadt ausstrahlt. „Wir sind froh den Denkmalbesitzern in unserer historischen Altstadt nun vor Ort ein Best-Practice Beispiel nach dem neuesten, machbaren und auch bezahlbaren Stand zeigen zu können“, erklärte Frey, Architekt und Abteilungsleiter Hochbau der Stadt Eppingen. Dies sei ein wichtiger Schritt für die ästhetische Integration von Photovoltaik-Anlagen in den altehrwürdigen Bestand unserer Fachwerkstadt, erklärte er weiter.
Axsun kündigte an die mit ziegelroter Farbe versehenen Solarmdoule künftig für Photovoltaik-Indach- und Aufdachanlagen anbieten zu wollen.
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Über Geschmack lässt sich ja vortrefflich streiten.
Was bin ich froh, dass meine Nachbarn schöne schwarze Module auf dem roten Ziegeldach des sicher ~100 Jahre alten Bauernhofs haben 😀
Was tut man nicht alles für den Denkmalschutz. Manchmal tut es beinahe weh.
Über Geschmack lässt sich nicht streiten, doch dieses tut weh.
Also wenn *das* Aufgaben sind, mit denen sich Menschen in der Verwaltung ernsthaft beschäftigten, und dann kommt *so* ein Ergebnis am Ende dabei raus, dann bekomme ich ernste Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Behörde.
Ich möchte echt keine Steuern für das Gehalt von Leuten zahlen *müssen*, die derartiges verantworten.
„Dies sei ein wichtiger Schritt für die ästhetische Integration von Photovoltaik-Anlagen in den altehrwürdigen Bestand unserer Fachwerkstadt, erklärte er weiter.“
Auweia. Vielleicht ist „modern“ doch manchmal ästhetisch wertvoller als das alte. Achja, seufz.
Ich sehe schon die Altstadt von Nürnberg o.Ä. vor meinem inneren Auge. Autsch.
Hätte es – sagen wir mal – um 1650 einen „Denkmalschutz“ wie heute gegeben, was hätten wir dann? Eine Ansammlung von Lehmhütten und halb verfallenen Bauwerken, weil ja alles alte sooo schön ist. Und die wenigsten würde es interessieren.
Mit einem musealen Altbestand lässt sich keine CO2-arme Zukunft gestalten! Es wird für Eigentümer nur teurer und schwieriger, wertvolle Siedlungsflächen können nicht genutzt werden und Landfraß wird gefördert!
Danke für den Artikel!
Der Beitrag braucht bitte noch ergänzende Angaben, oder wenigstens eine !
Während ich verstehen kann, dass Denkmal liebende Menschen, die unauffälligere Integration begrüßen, stellen sich am Ende doch die Fragen: „Wer soll das bezahlen?“ und vor allem WIE VIEL?
Also bitte wenigstens eine Zahl her, €/W oder zwei – aktuell und in Zukunft – im Vergleich zu der konventionellen Bandbreite von 0,2X €/W bis 0,3X €/W für Glas-Folien-Module bis Glas-Glas-Module. Wir kommen mit der Energiewende nach wie vor nicht schnell genug voran, wenn Zielkonflikte zwischen Ästethik, Ökologie und Ökonomie bei solchen Gelegenheiten nicht diskutiert wird, sondern die Schlußformel für einen Architekten so ähnlich lautet, wie – „Jetzt können wir es ausrollen, jetzt sieht es schön aus…“.
Vielen Dank für den Beitrag – und gut, dass für die zahllosen denkmalgeschützten Innenstädte (allein Lübeck hat viele hundert rote Pfannendächer auf seiner Backsteingotik) nun auch eine PV-Option absehbar ist.
Als Bildungs- und Besucherzentrum mit Klimapark und DGS-Solarschule biete ich gern axsun/den Beteiligten an, bei Interesse einen gut sichtbaren Streifen auf einem Rotpfannendach für eine Demo u.evtl. Messung und Platz für Infos zur Verfügung zu stellen. (Auf einem schwarzen Dach haben wir entsprechend eine integrierte autarq-Anlage mit Display). Jedenfalls ist es dann die nördlichste Referenzanlage in Deutschland, da wir von hier aus über die Flensburger Förde nach Dänemark schwimmen können.. Werner Kiwitt
Ich finde es Klasse, dass man versucht leider momentan noch auf Kosten der Effizienz, eine Farbanpassung der Panele zur vorhandenen Dachfläche zu entwickeln.
Ich empfinde die schwarzen Sonnenpanele echt als Fremdkörper, deshalb habe ich bis dato immer noch mit der Installation auf meinem Hausdach gewartet und lieber lege ich ein Panel mehr dazu als diese schwarzen Panele, welche sich dazu noch extrem aufheizen…