Der Wiederaufbau der Solarindustrie in Deutschland läuft. Meyer Burger ist ein gutes Beispiel dafür, denn es zeigt auch, alles braucht Zeit. Das Schweizer Unternehmen fährt seine Zellproduktion in Bitterfeld-Wolfen und seine Modulfertigung konsequent hoch. Im vergangenen Jahr sei eine Produktionsmenge von 321,1 Megawatt erreicht worden und damit auch das eigene Ziel, wie es im Geschäftsbericht für 2022 heißt, den Meyer Burger am Donnerstag veröffentlichte. 830.000 Solarmodule hat der Hersteller demnach produziert und dazu noch täglich 700.000 Solarzellen.
Nach Abschluss des Produktionshochlaufs sollen es täglich mehr als eine Million Solarzellen sein, wie es bei Meyer Burger heißt. Die zweite Produktionslinie sei im September angelaufen und mit der Erfahrung aus dem ersten Hochlauf lasse sich der Prozess beschleunigen. „Es wächst die Gewissheit, dass die Produktionslinien an unseren deutschen Standorten in der Lage sein werden, im Vollbetrieb die definierten Nominalkapazitäten zu erreichen“, schreibt Meyer Burger weiter. Allerdings plagen den Hersteller auch Sorgen, insbesondere wenn es um Lieferzeiten für elektronische Komponenten geht.
Zumindest nominal ist Meyer Burger auf dem besten Weg zum Gigawatt-Hersteller. In diesem Jahr sollen die Produktionskapazitäten auf jährlich 1,4 Gigawatt ausgebaut sein. Bis Ende 2024 sollen es dann bereits drei Gigawatt sein. Dabei habe Meyer Burger beschlossen, die geplante Modulfertigung in den USA nicht nur auf 1,6, sondern etwa 2 Gigawatt zu skalieren. Wobei die höhere Produktionskapazität vornehmlich auf die Produktivitätssteigerung der geplanten Glas-Glas-Fertigung zurückzuführen sein wird. Durch diese Optimierung rechnet der Hersteller mit 25 Prozent höherem Produktionsoutput.
Doch für den Ausbau braucht es vor allem Kapital und das versucht Meyer Burger aus möglichst vielen Quellen zu generieren. Gerade für die notwendigen Erweiterungen der Zellkapazität in Thalheim sind Meyer Burger zufolge „nennenswerte Investitionen in neue Anlagen“ erforderlich. Dafür hat der Hersteller für die zusätzliche Produktionsmenge neue Abnahmevereinbarungen ab 2025 mit zwei namhaften Unternehmen geschlossen. Die Kaufgarantie läuft dabei über mehrere Jahre und die Verträge sind ähnlich aufgesetzt wie die bereits zuvor geschlossene Abnahmevereinbarung mit dem US-Projektentwickler Desri, wie es von Meyer Burger weiter heißt. Die Investitionen in die neuen Anlagen würden weitgehend durch entsprechende Vorauszahlungen der Kunden abgedeckt.
Parallel hat Meyer Burger im März auch eine Bewerbung für die dritte Ausschreibung des EU Innovation Fund eingereicht. Das Unternehmen hoffe so auf eine Förderung im dreistelligen Millionenbereich für den weiteren Aufbau von Solarzell- und Modulproduktionskapazitäten im Gigawatt-Maßstab in mehreren europäischen Ländern, wie es erklärt. Eine Entscheidung werde im Sommer 2023 erwartet. Zudem gebe der Plan der EU-Kommission zur Stärkung der Solarindustrie in Europa, der kürzlich vorgestellt wurde, Anlass zu Hoffnung. Die EU-Mitgliedsstaaten sollen ihn im zweiten Quartal implementieren, was sich positiv auf das Geschäft von Meyer Burger in Europa auswirken könnte. Das Nachziehen Europas ist angesichts der großzügigen industriepolitischen Unterstützung in den USA durch Inflation Reduction Act (IRA) dringend erforderlich.
Neben dem Status quo und den Zukunftsplänen enthält der Geschäftsbericht natürlich auch noch die Finanzzahlen für das abgelaufene Jahr. Diese stehen weiterhin im Zeichen der Neuaufstellung als Photovoltaik-Hersteller und den damit verbundenen Anstrengungen, die Produktionen hochzufahren. Der Umsatz von Meyer Burger stieg binnen Jahresfrist von 39,9 auf 147,2 Millionen Schweizer Franken. Dabei entfielen 125 Millionen Schweizer Franken auf den Verkauf der Heterojunction-Module mit 250 Megawatt Gesamtleistung, wie das Unternehmen erklärte. Das EBITDA blieb auch 2022 negativ. Allerdings konnte Meyer Burger den Verlust auf 34,6 Millionen Schweizer Franken halbieren. Das Nettoergebnis gab das Unternehmen für 2022 mit -69,9 Millionen Schweizer Franken an und reduzierte damit den Verlust um etwa ein Drittel.
Meyer Burger verkauft seine Solarmodule mittlerweile in 15 Ländern. Es habe dabei „attraktive Verkaufspreise“ durchsetzen können. Die stärksten Märkte sind für den Hersteller aktuell die Schweiz, Deutschland, Belgien und Italien. Als neue Absatzmärkte sollen in diesem Jahr unter anderem Australien und Großbritannien hinzukommen. Der Vertrieb erfolgt über etwa 50 Großhändler und mehr als tausend registrierte Installateure im Partnerprogramm von Meyer Burger.
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