Flexibilität im Netz soll nur auf Grundlage von marktlichen Anreizen geschaffen werden. Das ist die Auffassung des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie BDH und des Verbands der Automobilindustrie VDA. In einem gemeinsamen Positionspapier heben die Industrieverbände den Stellenwert von intelligent steuerbaren Wärmepumpen und Ladesäulen hervor.
Besonders diese beiden Produktkategorien könnten nachfrageseitige Flexibilität in Stromnetz bringen. In diesem Sinne begrüßen die Verbände den Weg, den das Gesetz zum Neustart der Energiewende einschlägt, drängen aber zugleich auf eine rasche und konsequente Umsetzung der dafür notwendigen Regulatorik.
In dem Gesetz, durch das ein neuer Versuch beim Smart-Meter-Rollout angegangen werden soll, werden variable Stromtarife verpflichtend. Der Gesetzgeber erhofft sich dadurch, dass Verbraucher mit Elektroautos und Wärmepumpen solche Tarife wahrnehmen wollen, um die Betriebskosten dieser Technik zu senken. Um solche Stromtarife zu nutzen, müssen Smart Meter bei den Kunden eingebaut werden. Das soll den Rollout beschleunigen.
„Mit variablen Netzentgelten können Elektroautos netzdienlich geladen und Netzengpässe präventiv vermieden werden“, sagte VDA-Geschäftsführer Andreas Rabe. “Die Fahrzeuge tragen so zu einer Stabilisierung der Stromnetze und einer sicheren und bezahlbaren Stromversorgung bei.“
Welche Form das Gesetz annimmt, ist noch nicht ganz klar. Die Befürchtung der Verbände ist, dass ein Fremdeingriff in die Laststeuerung durch den Netzbetreiber zu einer verringerten Akzeptanz für diese Schlüsseltechnologien der Energiewende führen werde. Ein Fremdeingriff durch den Netzbetreiber soll dabei nur im Notfall zur Wahrung der Systemstabilität möglich sein. Greift der Netzbetreiber ein und das eigene Haus wird unbehaglich kühl oder das Elektroauto wird nicht richtig vollgeladen, könnte das zu Unmut bei den Verbrauchern führen. Das Resultat wären geringere Verkaufszahlen von Elektroautos und Wärmepumpe.
Verbraucher müsste selbst entscheiden, ob sie Flexibilität zur Verfügung stellen wollen. Der Anreiz sollte durch entsprechende dynamische Stromtarife geschaffen werden. Dabei sind sowohl Varianten, bei denen die Entgelte in Abhängigkeit zum Netzzustand stehen, als auch Tarife, bei denen der Anteil der momentan verfügbaren erneuerbaren Energien preisbestimmend ist, denkbar. „Alternativ könnten auch standardisierte Marktprodukte nach Paragraf 14c Energiewirtschaftsgesetz zur Flexibilitätsbeschaffung im Verteilnetz genutzt werden“, heißt es ihrem Positionspapier. Eingriffe nach Paragraf 14a Energiewirtschaftsgesetz, bei denen der Netzbetreiber Lasten steuert, müssen Ultima Ratio bleiben, so die Verbände.
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ich sehe es auch so, dass die Dynamik und auch Engpässe … wenn irgend möglich… generell über den Preis ausgeregelt werden sollten. Auch teile ich die Ansicht, dass mit einer Zwangsdrosselung dem ganzen Vorhaben ein Bärendienst erwiesen wird. Man schaue sich die hysterische Stimmung in konservativen Kreisen an, da ist eine solche Drosselung verordnet „von oben“ ein sehr willkommener Streitpunkt, das ganze Projekt der Sektorenkopplung in Frage zu stellen… egal wie selten das vorkommen mag.
Ich kann es technisch nicht beurteilen, ob diese Drosselung nun trotzdem dringend erforderlich ist. Aus meiner Sicht sollten alle monetären Mittel ausgereizt werden, damit ein Zwang… in welcher Form auch immer… obsolet erscheint. Ein monetäres Mittel wäre beispielsweise, den gesamten Tarif erheblich günstiger zu machen, wenn man der Drosselung auf 3,7 kW pro Gerät zustimmt… und wer lieber flatrate haben möchte, der soll sie auch bekommen. Die ausreichende Verbreitung einer solchen Notfall-Drosselung ist dann letztlich nur eine Frage des Preises… so soll es sein, wenn Sektorenkopplung in der Gesellschaft als positiver Begriff besetzt sein soll.
Durchaus zutreffend , Ihre Analyse: Die Konservativen machen Stimmung gegen zwangsweise Leistungsregulierung. Das verrückte ist: Von den Freiheiten, die da gefordert werden, profitieren nur die 10% gut verdienenden. Diese 10% schaffen es aber, den 90% schlechterverdienenden einzureden, es ginge um ihre Freiheit. Und diese 90% hoffen, sie (oder ihre Kinder) könnten auch mal zu den 10% gehören, davon träumen sie, schicken die Kinder auf die Schule, spielen Lotto oder sprengen Geldautomaten. So kommt es dann, dass ein Armen-Verächter wie Trump ausgerechnet von den Armen gewählt wird. Bei uns nimmt diese Rolle die AfD ein: Stock-elitäres Programm, aber Stimmenfang vor allem im Kleinbürgertum.
Ganz genau. Es ärgert mich, dass ich für das Aufladen des Autos den vollen Preis zahlen muss, selbst wenn ich nachts lade.
Warum sollte ich ohne dynamische Tarife nicht um 18:00 Uhr laden und das Netz zerstören?
Wenn Sie derzeit nachts laden, laden Sie meist mit Kohlestrom. Der ist wegen der CO2-Zulage auch nicht mehr so günstig, wie er mal zu Zeiten vieler Kernkraftwerke war. In Zukunft wird es kaum Zeiten geben, zu denen man sicher günstigen Strom wird beziehen können. Allenfalls an Sommertagen über Mittag. Da wird sehr viel PV-Strom im Netz sein, auch bei schlechtem Wetter. Ansonsten kommt es derzeit drauf an, wie der Wind in Norddeutschland weht, weil dort die vielen Windräder stehen. Vom Wind in Süddeutschland hängt es bisher nicht ab. Vielleicht ändert sich daran noch etwas.
Ich finde, man sollte nicht nur die Freiheit haben, jederzeit zu heizen und Strom zu tanken, wie das BDI und VDA hier so empathisch fordern, sondern auch die Freiheit haben, auf den Einbau eines Smart-Meter zu verzichten und statt dessen Sperrzeiten inkauf zu nehmen. Diese Freiheit wollen diese Herren uns nämlich nicht gönnen. Dann könnte die Industrie ja nichts mehr an sinnloser Leistungsaufblähung verdienen.
Die Freiheit im Sinne von BDI und VDA ist nur die Freiheit des Besserverdienenden, der bei Strommangellage sich freut, dass die Hungerleider sich aus dem Netz verabschieden, weil es ihnen zu teuer wird, und seine eigene Bequemlichkeit nicht eingeschränkt wird, weil er sich das leisten kann. Mitbezahlen sollen die Hungerleider trotzdem, indem sie sich die überteuerten Smart-Meter einbauen lassen müssen, die ihnen außer Kosten auch noch Nachteile bringen.
Werter JCW….
dies ist sicher der falsche Chat für Ihre Äusserungen. Außer sozialer Polemik und Beschimpfungen vermisse ich den konkreten sachlichen Bezug zur Diskussion in Ihren Beiträgen.
Ich bitte Sie höflich Ihre bisherigen Plattformen für Ihre Stimmungslagen zu nutzen und dieses bisher sehr sachlich geführte Forum mit diesen, aus meiner persönlichen Sicht, wertfreien Beiträgen zu verschonen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis und sonnige Grüße
Da hat sich SWS wohl ertappt gefühlt. Aber dann den Boten zu schlagen statt der Botschaft ist gemeinhin der Beweis, dass die Botschaft stimmt.
Wenn Sie schon sachliche Diskussion wünschen, dann bleiben Sie doch bei der Sache.
Sperrzeiten ohne finanziellen Anreiz? Wohl eher nicht.
Leider hat der Spotmarkt scheinbar sinnvolle Konstrukte wie Börsenpreis-abhängige Tarife durch Spekulation und rekursiven Kauf+Verkauf zwecks Gewinnmaximierung komplett zerschossen worden (Awattar etc).
Andere Länder sind da ein wenig proaktiver und haben Anreize gesetzt via TOU (time of use) Tarifen. Allerdings ist auch dort häufig ein erheblicher Widerstand der eingesessenen Oligopolisten zu verzeichnen, welche meist nichts vergleichbares anbieten und sich lieber darauf verlegen, Kunden versuchen zu knebeln, zu belügen und/oder einen Anbieterwechsel mit einer Plethora an scheinbar zufällig auftretenden Fehlern, welche den wechselwilligen Kunden zeitlich und finanziell belasten, extrem unattraktiv zu machen.
Durch entsprechend reizvolle Tarife ist es sogar so, dass die Installationskapazitäten für Smartmeter teils völlig ausgereizt sind und Wartelisten existieren. Zudem werden dort die Kunden nicht noch finanziell belastet und die Zählerkosten werden nicht direkt auf den Kunden abgewälzt, was in Deutschland zu einer effektiven Erhöhung der Stromrechnung statt einer Senkung führt.
Aus meiner Sicht kann ich sagen, es geht sehr viel einfacher und besser als das derzeitig bevorzugte Zwangssystem.
Auf der anderen Seite ist gerade dieser Zwang auch sehr gut, weil er bei Kunden die Nackenhaare aufstellt und dazu führt, dass sich Kunden aus diesem Zwangssystem weitgehend verabschieden wollen. Ich finde es eher erstaunlich, wie viele Kunden aus Komfortgründen sich nicht bewegen. Allerdings ist ebenso erstaunlich wie leicht es ist, mit kleinen Impulsen manche Kunden aus der Angststarre zu lösen. Der Leidensdruck ist schon sehr hoch für Viele in Deutschland.
Ja, zeitabhängige Tarife sind eine sinnvolle Lösung. Tarife mit Abregelung durch den Anbieter sind ebenso eine gute Lösung, wenn der Kunde dadurch generell finanziell profitiert. Wieso eigentlich sollte der Kunde nicht nur kostenlos, sondern sogar auf seine eigenen Kosten, Regelungskapazitäten zur Verfügung stellen? Speziell, wenn Firmen dafür bezahlt werden? Hier entsteht die absurde Situation, dass der Privatkunde investiert und finanziell unbeteiligte Firmen dafür die Gewinne absahnen. So funktioniert Wirtschaft nicht. Der Endkunde trägt sowieso schon alle Kosten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Stromabnehmer verstehen, in welcher wirtschaftlichen Position sie tatsächlich sind. Der Unwille gegenüber Smartmetern ist da nur ein Vorgeschmack.
Mittelfristig muss der Stromkunde auch in die Ersparnisse eingebunden werden, die aus freiwilligen oder auferlegten Stabilisierungsmaßnahmen resultieren. Irgendwann muss das Konzept der „Stakeholder“ auch von der Energiewirtschaft begriffen werden, welche da noch sehr egozentrisch agiert und sich als allein existierende Interessengruppe wahrnimmt, deren Interessen das Nonplusultra darstellt. Tatsächlich ist aber die Energiewirtschaft lediglich ein bezahlter Dienstleister, wenn auch extrem gut beschützt. Die wesentliche Interessengruppe als alleiniger Financier sind die Endkunden (die sind übrigens auch die alleinig wahlberechtigte Gruppe). Und die lassen sich nicht mehr ewig erpressen. Einige Firmen haben das bereits verstanden und handeln dementsprechend. Andere haben es auch verstanden und versuchen, das Unabwendbare noch hinauszuzögern.
Es gibt viel zu tun, viele alte Zöpfe müssen noch abgeschnitten werden. Und es muss endlich in den Köpfen ankommen, dass die Endkunden keine hirnlose Zombiehorde sind, sondern Investoren, Wähler und Rechnungszahler in Personalunion. Erst dann finden wir einen klaren Weg vorwärts. Nicht gegeneinander sondern miteinander.
… ich sehe es so wie Sie, Herr Schiller. Allerdings muss man schon Herrn Habeck bescheinigen, dass er ihre Kritikpunkte aufnimmt und endlich die Smartmeter beschleunigt auf den Markt bringt. Auch die hohe Bepreisung der Smartmeter wird ein Ende haben und die Versorger sind gezwungen, einen dynamischen Tarif anzubieten.
In letzter Konsequenz macht er es bislang aber doch nicht, wenn er einmütig mit Energieversorger eine Drosselung befürwortet. Da fehlt es ihm offenbar dann am Mut, hier vom Versorger konsequent die flexible Netzdienlichkeit einzufordern und ihn dafür selbstverständlich mit echten Anreizen und passenden Tarifen beim Endkunden einstehen zu lassen… jetzt hat er die konservative Seite am Hals, die die Energiewende „von oben“ mit Zwangsdrosselungen schlecht redet. Das ist Wasser auf die Mühlen, das es aus meiner Sicht nun wirklich nicht für bzw. gegen die Energiewende braucht.
Diese romantische Vorstellung, dass die Privathaushalte durch Verbrauchssteuerung den Lastausgleich im Netz bewältigen könnten, ist völlig überholt. Es war schon bisher so, dass die damit mögliche Lastmodulation die Anpassungsmechanismen im Netz nicht merkbar entlasten konnte. Da der Bedarf an Lastausgleich mit den unflexiblen Erzeugern noch mal ein Vielfaches höher sein wird, wird die mögliche Bedeutung der Privathaushalte noch kleiner werden.
Bei Großverbrauchern sieht das anders aus: Die niedrigen Strompreise für die Industrie waren zum Teil dadurch begründet, dass es sich bei diesen Verbrauchern lohnt, die Leistungsaufnahme an das Angebot im Netz anzupassen. Bei den meisten industriellen Verbrauchern wurde das eher grobschlächtig gehandhabt: Man versuchte, einen Anreiz zur Glättung des Lastprofils zu setzen, indem der Strompreis mit der aufgenommenen Leistung stieg.
Im neuen Stromsystem wird eine der Herausforderungen darin gesehen: Wie kann man weiterhin günstige Strompreise für die Industrie gewährleisten. Die große Sorge vieler Wirtschaftspolitiker ist, dass sich die Strompreise für die Industrie in Richtung der allgemeinen Strompreise entwickeln werden und damit die internationale Konkurrenzfähigkeit in Gefahr gerät.
Ob das wirklich eine Sorge sein muss, ist schwer zu beurteilen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die bisherigen günstigen Industriestrompreise eigentlich Ergebnis einer Quersubventionierung durch die Haushalte waren, etwas, was die Apologeten des freien Marktes eigentlich vermeiden wollen (außer sie profitieren selber davon). Die niedrigen Industriestrompreise waren zwar kein absolutes Geheimnis, wurden aber doch eher nur verschämt genannt und genaues war der allgemeinen Öffentlichkeit nicht bekannt.
Was aber ganz sicher ist: Um den zukünftigen Lastausgleich jederzeit zu aller Zufriedenheit bewältigen zu können, werden wir große, schnell reagierende Speicher an Netzknotenpunkten benötigen. Die Steuerung dieser Speicher muss durch die Übertragungsnetzbetreiber erfolgen, die nicht nur für den einfachen Lastausgleich, sondern auch noch für den regionalen Ausgleich verantwortlich sind. Das Demand-Side-Management wird sich vor allem auf die Leistungsaufnahme von Elektrolyseanlagen konzentrieren. Wärmepumpen und Schnellladestationen werden mit zeitlich eng begrenzten Leistungsbeschränkungen ein bißchen beitragen können, aber alles andere wird den dafür zu treibenden Aufwand nicht wert sein.
Die Freaks, die glauben, mit individueller Verbrauchssteuerung Vorteile erzielen zu können, könnten sich doch bitte darauf beschränken, ihren Eigenverbrauch zu optimieren. Schon der Aufwand dafür wird den meisten angesichts des geringen finanziellen Vorteils, den man damit erzielen kann, bald zu hoch sein. Das Netz wird noch geringere Vorteile anzubieten haben, weil da die Kosten der Messtechnik und die Gewinnbeteiligung für die Dienstleister hinzukommen.
Lieber JCW,
Wenn Sie Ihren herabwürdigenden Stil weglassen würden, wären Ihre Beiträge viel angenehmer. Ihr Schreibstil besteht oftmals darin, andere pauschal zu diskreditieren. Das ist wenig hilfreich und unterhaltsam schon gar nicht. Bitte lassen Sie das doch einfach.
JCW schrieb:
„Diese romantische Vorstellung, dass die Privathaushalte durch Verbrauchssteuerung den Lastausgleich im Netz bewältigen könnten, ist völlig überholt. Es war schon bisher so, dass die damit mögliche Lastmodulation die Anpassungsmechanismen im Netz nicht merkbar entlasten konnte.“
Was soll das? Entweder sind Sie einmal wieder seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem aktuellen Stand oder aber das is mit Absicht falsch dargestellt. In aktuellen Versuchen mit Anbietern werden Entlastungen von mehreren zehn bis hundert MW Spitzenlastreduzierung pro Anbieter geschafft. Typische Ausschreibungsvolumina reichen von 10MW bis 200MW und haben es jedes Mal geschafft, wie gewünscht die erwartete Spitzenlast in den gesicherten Bereich zu drücken.
Der Schreibstil wäre ja noch tolerierbar, wenn auch nur ein Fünkchen Wahrheit enthalten wäre.
Eine Millisekunde Denken hätte schon zutage gebracht, dass traditionell Endkunden die Stabilisierung via Nachtstrom bereits seit Jahrzehnten übernehmen.
Gerade Nachtstrom ist ein schlechtes Beispiel für die Herausforderungen der Zukunft. Nachtstrom diente der Unterbringung von sehr regelmäßig anfallender nicht abschaltbarer Stromproduktion vor allem aus Kernkraftwerken, heute eher Braunkohlekraftwerken, zur Abdeckung von sehr regelmäßig anfallenden Strombedarfen, beispielsweise Nachtspeicherheizungen, aber vor allem in der Industrie. Bei uns wird zum Beispiel der Wasserhochbehälter immer mit vergünstigtem Nachtstrom gefüllt. Die Preisvergünstigung hatte zur Folge, dass man sich nicht um Effizienz bemühte: Statt Wärmepumpe Stromdirektheizung. Ich finde dieses Beispiel eher abschreckend.
Die Herausforderung der Zukunft wird vor allem darin bestehen, die Langzeit-Stromlücken in der Erzeugung zu schließen (Stichwort: Dunkelflaute). Durch Demand-Side Management kann man diese Lücken kaum kleiner machen aber irgendwo wird es ein Optimum geben, wieviel teure Bemühung um Demand-Side-Management wieviel teure Lückenschließung erspart. Meine Vermutung ist, dass es im Bereich der Industrie einige preisgünstige Möglichkeiten auch des Langfrist-Demand-Side-Managements gibt. Im Bereich der Privathaushalte wird man mit DSM nur Kurzzeitspeicherung sparen können, wenn man beispielsweise feste Zeiten der Leistungsbegrenzung von Großverbrauchern, also Wärmepumpen und Wallboxen programmiert. Alles andere wird sehr unbequem mit gleichzeitig nur geringem Effekt.
Eine gute Begründung dafür, weshalb man Stromverbrauch durch Niedrigpreise anregen sollte, kann ich nicht erkennen. Das führt nur zu Ineffizienzen und Reboundeffekten. Das sieht man ja schon bei den Eigenverbrauchern: Weil sie ihren Strom sehr günstig produzieren, verbraten sie ihn mit leichter Hand für irgendwelchen Luxus, den sie sich zu den allgemeinen Strompreisen nicht leisten wollten.
Grundsätzlich ist es natürlich falsch zu sagen: „Bevor man sich mit Kinkerlitzchen beschäftigt, soll man sich doch erst mal um die großen Effekte bemühen.“ Wir müssen uns um alles kümmern, auch viele kleine Effekte machen zusammen eine hilfreiche Wirkung. Leider gibt es aber auch das Phänomen, dass wenn jemand etwas kleines erreicht hat, er der Meinung ist, jetzt reicht es auch, mehr muss er nicht tun. Das ist die ständige Diskussion auf allen Ebenen. Mit solch hanebüchener Argumentation wird dann die zweite PV-Freiflächenanlage im Gemeinderat abgelehnt, ein Windrad braucht man gleich gar nicht, weil doch auf allen Dächern PV-Module installiert sind. Das Verständnisproblem liegt in der Größenordnung: Wie oft wird über den Mieterstrom diskutiert und welchen Anteil hat er an den PV-Installationen? Genau da liegt das Mißverhältnis.
Dynamische Strombörsentarife mit stündlicher Abrechnung ohne SmartMeter/intelegenten Stromzähler gibt es jetzt bereits schon. Nachts und Mittags ist viel Strom verfügbar der Börsenstrompreis ist niedrig. Also
E-Auto Ladezeiten, Wärmepumpen Laufzeitfenster und zeitversetztes betreiben von Haushaltsverbrauchern in diese Zeiten legen und man schlägt drei Fliegen mit einer Klappe:
1. Jetzt bereits wieder günstigen EEG Strom nutzen
2. Sperrzeiten aus dem Wege gehen
3. Nutzung der dynamischen Stromtarife ohne die jährlichen hohen Kosten für den intelegenten Stromzähler
Und welche wären das bspw – ich kenne leider keine Möglichkeit mit einem Ferrariszähler diese Tarife zu nutzen.
@Stefan
Es sollte zumindest ein digitaler Zähler sein, an dem kann ein externer Lesekopf befestigt werden dieser wiederum wird dann über eine Bridge mit dem eigenen Router ans Internet angebunden (z. B. bietet tibber so eine Lösung an)
Die normalen digitalen Zähler sind auch noch günstig in der Grundgebühr.
Wie wäre es, wenn man festlegen würde: Es muss mindestens ein Tarif geben, der im Strommengengewichteten Mittel pro Tag nicht teurer als der günstigste Festtarif ist.
Mit dieser Festlegung könnten beide Seiten im Sinnne der Energiewende gewinnbringend arbeiten und kleine Gewinne erwirtschaften.
Wenn man jetzt noch einen oder zwei Cent für diejenigen oben darauf legt, die in Strommangelzeiten einspeisen, dann würden über kurz oder lang alle Hausspeicher netzdienlich arbeiten, indem man deren Ladung in Überschusszeiten verlegt, falls dies nicht schon längst geschehen ist.
Ich meine, dass der Gesetzgeber, wenn er solch weitreichende Festlegungen trifft, den Kunden nicht der Willkür der Energiewirtschaft ausliefern darf. Es muss einen Markt geben, auf dem der Kunde das Angebot prüfen und die günstigste Option wählen kann. Ansonsten wird der Staat wieder für alle WP Besitzer usw. einspringen müssen, wenn die Strompreise / kWh im Winter plötzlich über zwei EUR steigen. Der Staat würde damit das Unternehmerrisiko der Energiewirtschaft auf sich nehmen.
Ökosozialismus führt in die falsche Richtung, da er die Preise nachhaltig nach oben treibt. Darum braucht es einen funktionierenden Markt als Gegengewicht.
Was soll denn Ökosozialismus sein? An den Strom gibt es zwei starke Anforderungen (Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit) und mehrere schwächere Anforderungen, von denen allerdings wieder zwei herausragen: Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit FÜR ALLE könnte man als Sozialismus bezeichnen, Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit wären dann die Ökokomponente. Und was wäre daran falsch? Welt und BLÖD, Fokus nicht zu vergessen, werden schon das Haar in der Suppe finden, aber ich finde, wenn das Ökosozialismus ist, dann ist er genau das, was wir brauchen.
Einen in Maßen freien Markt sehe ich da nicht als Gegensatz, sondern als wichtigen Teilaspekt um Bezahlbarkeit und Effizienz (als Teilaspekt der Umweltfreundlichkeit) zu gewährleisten. Für alle anderen Zielpunkte ist ein freier Markt eher eine Gefahr. Anbieter kriegen ganz schnell raus, dass eine Verknappung des Angebots die Macht der Anbieter erheblich steigert und sie mit weniger Einsatz wesentlich mehr verdienen können (Negativbeispiel: Wohnungsmarkt). Ökologie und Nachhaltigkeit werden im freien Markt nicht belohnt, entsprechend kümmert er sich nicht darum.
Dass der freie Markt kein Allheimittel ist, ist also völlig klar. Wir haben meiner Meinung nach genug Markt in unserem Strommarkt. Beispiele sind die freie Wahl des Stromlieferanten. Auch für die Produktion der Infrastruktur (Netze, Kraftwerke) haben wir freie Unternehmen. Beim Betrieb der Infrastruktur geht es dann ans Eingemachte: Da müssen meist Konzessionen vergeben werden. Bei großen PV-Anlagen und Windrädern konkurrieren darum wieder freie Unternehmen in Ausschreibungen. Damit ist exemplarisch sichergestellt, dass diese sowohl den ökologischen Anforderungen gerecht werden, als auch zu niedrigen Kosten. Auch die Strombörse ist ein marktwirtschaftliches Element, wenn auch ein stark reguliertes. Sie sollte vor allem sicherstellen, dass auch die Verbraucher zu sparsamem Umgang mit Strom angehalten werden, und nicht, bloß weil der Strom billig ist, Investitionen in die Effizienz vernachlässigen.
Reicht das, zum Thema Ökosozialismus versus freier Markt?
Hallo JCW, Deine Argumente sind zwar gut und richtig. Allerdings sind dies keine neue, sondern altbewärte Strukturen.
Mit Ökosozialismus bezeichne ich Vorgänge, bei denen man aus ökologischen Gründen etwas erreichen möchte, dabei Kosten entstehen, die auf die Allgemeinheit umgelegt werden.
Dieses Prinzip ist nicht besonders neu, sondern es wurde auch mit der EEG Umlage angewendet. Nur dass hier zum Teil nach dem Verursacherprinzip gehandelt wurde.
Ich fände es besser, wenn der Staat nicht immer den Geldbeutel zücken würde, sondern sich auf seine gesetzgeberische Fähigkeiten besinnen würde. Er hätte auch sagen können, ab 40 Cent ist jeder Stromvertrag jederzeit kündbar. Dann hätten sich nicht so viele EVUs die Taschen vollgelacht.
Wenn der Staat möchte, dass mehr PV gebaut wird, muss er nicht unbedingt die Vergütungen erhöhen, er könnte auch schauen, dass diejenigen, die keine Immobilien besitzen, sich leichter an PV Anlagen beteiligen können und einen Teil des produzierten Stromes oder wahlweise den momentan produzierten Strom zum Einspeisetarif + ermäßigten Übertragungskosten selbst nutzen können.
Die Industrie hatte sich nur mit einem Drittel an dem Ausbau der Erneuerbaren beteiligt. Die Haushalte wurden mit zwei Drittel zur Kasse gebeten. Genau diejenigen, die früher gesagt haben, sie können sich keinen EEG Strom leisten, werden heute mit staatlich subventioniertem Strom gefüttert. Trotz allem fängt man an und finanziert die Stahlindustrie, damit diese ihren Stahl mit H2 kocht.
Wichtig wäre auch, dass wenn der Staat Gelder an der einen Stelle abzweigt (z.B. THG Quote), er diese auch zielführend in den Ausbau von erneuerbaren einsetzt.
Wenn der Staat allerdings fordert, dass bei bestimmten Verbrauchern dynamische Strompreise verpflichtend angewendet werden, dann finde ich das aufgrund der aktuellen Erfahrungen und Beispielen aus den USA den Bürgern gegenüber unverantwortlich.
JCW schrieb:
„Einen in Maßen freien Markt sehe ich da nicht als Gegensatz, sondern als wichtigen Teilaspekt um Bezahlbarkeit und Effizienz (als Teilaspekt der Umweltfreundlichkeit) zu gewährleisten.“
Wo genau sehen sie in der Energiewirtschaft einen freien Markt? Der Zugang zum Markt ist extrem eingeschränkt und wird über Lizenzierung abgeschottet. Da ist nichts frei dran. Weder an den Preisen, welche sich schlussendlich ohnehin and der Wirtschaftskraft orientieren müssen.
Selbst der ignoranteste Stromanbieter merkt, dass eine Überhöhung der Preise (übrigens sind nachweislich die Kosten für Primärenergie nicht gestiegen, sondern nur die Profite) lediglich zu einer Steigerung der Zahlungsausfälle führt. Es geht hier um signifikante Anteile des Bruttosozialproduktes, deren Umleitung zu notwendigen Ausfällen an anderer Stelle führen muss, sofern mehr als nur ein Anbieter die Preise anhebt. Diese Ausfälle wiederum senken das Bruttosozialprodukt und führen zu einer noch geringeren Fähigkeit, überhöhte Preise zu zahlen bzw Anteile des Bruttosozialproduktes umzuleiten.
Der Energiemarkt kann niemals frei sein im Sinne von Marktfreiheit, da Energie in Allem enthalten ist, sowohl physikalisch als auch ökonomisch. Er bestimmt im Kleinen wie im Großen Gedeihen und Verderb einer Wirtschaft und kann deswegen niemals unreguliert oder auch nur im Ansatz frei sein. Es gibt auch kein praktisches Beispiel einer funktionierenden Energiewirtschaft ohne Planung, dafür aber viele Beispiele von negativen Einflüssen fehlender Weitsichtigkeit. Eines davon diskutieren wir gerade hier.
Hier würde ich unter anderem dringend empfehlen, einmal einen Blick auf das Konzept der Preiselastizität der Nachfrage zu werfen.
@Alter Falter: Das mit dem Kündigungsrecht bei Strompreisen über 40ct wäre keine vernünftige Lösung. So ein Kündigungsrecht hatte man ja, aber die Neuverträge waren dann noch teurer.
Der Auslöser für die hohen Preise war zunächst ein Strommangel, weil in Frankreich immer mehr Kernkraftwerke abgeschaltet wurden. Dann kam noch der russische Überfall auf die Ukraine, der zu Panik und hohen Gaspreisen und in der Folge noch höheren Strompreisen führte. Ärgerlich dabei war, dass auch Kraftwerke, deren Kosten gar nicht gestiegen waren, trotzdem höhere Preise an der Börse kassieren konnten. Die staatlichen Versuche, diese „Übergewinne“ abzuschöpfen sind ein Bürokratiemonster geworden mit teilweise völlig widersinnigen Ergebnissen. Man hätte das aber auch besser machen können. Mindestens bei den Erneuerbaren ist der eigentliche Fehler aber schon viel früher passiert, als man nämlich die Direktvermarktung eingeführt hat, bei der dem Betreiber zwar ein Mindestpreis garantiert wird, er aber das Recht hat, am Markt auch höhere Preise zu verlangen und zu behalten, wenn der Markt das hergibt. Da sind Rechte und Pflichten nicht in einem ausgewogenen Verhältnis. Dem Recht auf Garantiepreise müsste auch eine Pflicht gegenüberstehen, den Strom an den, von dem man diese Einspeisevergütung garantiert bekommt, auch zu diesem Preis zu verkaufen. Das wäre direkt das EEG-Konto, indirekt sind es die Stromverbraucher (oder derzeit die Steuerzahler).
Die Lösung sollen jetzt „Differenzverträge“ bringen, wieder ein bürokratisches Monster, statt einfach die Stromvermarktung und die Kostenerstattung für die Betreiber zu trennen, so wie das für die kleinen Betreiber auch wunderbar funktioniert. Wenn die Mehrerlöse statt in die Taschen der Betreiber in das EEG-Konto gehen, aus dem normalerweise die garantierten Einspeisevergütungen bezahlt werden, dann würde das Geld wieder direkt den Verbrauchern zu gute gekommen. Den Betreibern kann man gar keinen Vorwurf machen, die hatten ja gar keine andere Wahl als die Direktvermarktung. Den Vorwurf muss man der Vorgängerregierung machen, die nicht weit genug gedacht hatte.
Dass man jetzt zu dieser Krücke „Differenzverträge“ greift, liegt wohl daran, dass man immer noch der Illusion nachhängt, man könne die anstehenden Probleme mit der Marktordnung von gestern lösen. Dabei muss der Markt sich fundamental wandeln, wenn statt sicherer fossil-nuklearer Kraftwerke höchst volatile Erzeuger (PV und Wind) den Markt dominieren, zu deren Marktintegration außerdem zusätzlich Speicher in bisher nicht gekannter Menge eingesetzt werden müssen. Wenn es nach den derzeitigen Entscheidungsträgern ginge, dann haben wir die fossil-nuklear angepasste Marktordnung noch, wenn es fast keine fossilen Kraftwerke mehr gibt. PV und Wind müssen sich dann mit Speichern so aufgepumpen, dass sie gegenüber dem Markt wie fossile Kraftwerke aussehen – ziemlich überflüssig, ineffizient und teuer.
JCW schreibt.
Dass man jetzt zu dieser Krücke „Differenzverträge“ greift, liegt wohl daran, dass man immer noch der Illusion nachhängt, man könne die anstehenden Probleme mit der Marktordnung von gestern lösen. Dabei muss der Markt sich fundamental wandeln,
@ JCW
Der Markt muss sich dahingehend wandeln, dass die Erneuerbaren wieder „physisch“ gewälzt werden, das heißt wieder ins System integriert werden, wie es bis 2010 der Fall war. Denn dann wird der .Preis mindernde Merit Order Effekt – , den die EE auslösen, – wirksam. Übergewinne und viele andere Probleme sind automatisch vom Tisch.
Wer wissen will wie es funktioniert, lese meine folgenden Kommentare,
https://www.pv-magazine.de/2023/01/04/co%e2%82%82-emissionen-2022-in-deutschland-kaum-gesunken/
besonders den vom 06.Jan. Um 21.49 Uhr, wo ich anhand der Merit Order Grafik deutlich mache, wie N1 zu N2 wird, und dadurch P1 auf P2 sinkt.
@JCW: Ja genau das ist das Dilemma. Zum Zeitpunkt der Preiserhöhung konnte man nur dann umsteigen, wenn man die Tricks mit Grundversorgung kannte und hoffen, dass es später klappt.
Mit jederzeit meine ich, dass ich eben auch noch heute hätte wechseln können, solange eben der Preis über 40 Cent liegt.
Inzwischen sind die Marktpreise auf ein moderates Niveau gesunken und man könnte die Fortführung der Preise auch als Wucher betrachten: Der Wucher stellt einen Unterfall des sittenwidrigen Rechtsgeschäfts dar und ist in § 138 Absatz 2 BGB gesetzlich geregelt. Nach der dortigen Legaldefinition liegt ein Wucher immer dann vor, wenn ein Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation des Vertragspartners vereinbart wird (Juraforum).
@ Alter Falter.
Langfristig werden wir um eine Vergesellschaftung der Energieversorgung (Leitungen, Endversorger, nicht der E – Erzeugung!) nicht herumkommen, dass das nicht unbedingt mit negativen Folgen wie hohen Preisen verbunden sein muss, zeigt das Beispiel des ‚Staatskonzerns‘ Tennet in Holland. Dessen Struktur sollten wir für die BRD unbedingt übernehmen! Das Beiel DB, Wohnungsmarkt etc. hat ja zur Genüge gezeigt, dass der freie Spekulationsmarkt (Neokap.) oft mehr Probleme verursachen als lösen kann. Fachlich schließe ich mich der Meinung von JCW voll an. Smartmeter sind überflüssig und wegen der Hackerfahr bei den Computern der Endversorger (Überschwemmungsgefahr mit Fakedaten) sogar völlig abzuraten, so nützlich sie auf den ersten unkritischen Blick sie auch erscheinen (populistischer Lobbyismus der Digitalindustrie). I
PS Ich bin ein Elektronik – Computer- Freak, daher kenne ich die Gefahren eines übertriebenen Digitaleinsatzes ganz genau!
Mit zunächst Erschrecken, dann aber doch Amusement habe ich zur Kenntnis genommen, dass ich mit meinen Kommentaren zum Thema „monetärer Anreiz versus Kontingentierung für alle“ bei einigen (SWS, HD) erhebliches Missfallen erregt habe. Mein Stil wird gerügt. Dabei habe ich meinen Stil, den ich schon seit Jahren so pflege, gar nicht geändert. Woran liegt es also?
Offensichtlich habe ich in ein Wespennest gestochen, und jetzt kommen sie raus und wollen sich wehren. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist es das Nest derjenigen, die meinten mit der Forderung nach Knappheitspreisen für jedermann die Ökologie voranzubringen und jetzt dafür mit Trump oder der AfD verglichen werden, die den freien Markt vor allem als Mittel sehen, sich selbst Vorteile gegenüber den weniger bemittelten zu verschaffen.
Es hat noch niemandem geschadet, sich Klarheit über seine wahren Beweggründe zu verschaffen. Und es ist genauso eine Erfahrungstatsache, dass man sich keine Freunde macht, wenn man jemandem bei diesem Ergründen behilflich ist. Es war mir immer eine besondere Freude, diesen Unmut auf mich zu ziehen. Schon als die PV-Pioniere der 2000er sich selbst auf die Schultern klopften, was für tolle Ökos sie doch sind, stellte ich fest, dass diese Helden vor allem gut rechnen konnten und „Sparverträge“ mit 20-21 Jahren Laufzeit, und mehr als 6% jährlicher Rendite interessanter fanden als die 1-2% Zinsen, die man in dieser Zeit auf dem Sparbuch erlösen konnte. Ich für mich gebe ganz offen zu: Ich hatte 2011, als ich meine PV-Anlage installieren ließ, einfach keine Lust mehr, nur EEG-Umlage zu zahlen. Ich wollte auch etwas davon zurückbekommen. Dass es einem ein gutes Gefühl gibt, damit zu einem kleinen Treiber der Energiewende geworden zu sein, kommt gratis dazu.
Sollte sich also jemand von meinen Zuschreibungen beleidigt fühlen, tut mir das leid. Ich selbst finde, Ausdrücke wie „Freaks“ oder „romantische Vorstellung“ sind noch durchaus im Rahmen des Sagbaren. Außerdem hat die Formulierung meiner Kommentare auch bei mir einige Gedanken geklärt. Ich hoffe, Sie können auch davon profitieren.
Ich habe eine PV-Anlage ohne Speicher und daher sparen wir umso mehr, je besser wir unsere verschiebbaren Lasten (Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler, E-Auto) an den Sonnenschein anpassen. Nur siegt – insbesondere bei den Haushaltsgeräten – häufiger mal die Bequemlichkeit über dem Sparpotential.
Wenn der Energieversorger einem die Option bieten würde – Voraussetzung ist natürlich, dass man ein Smart Meter hat – zu von ihm auch kurzfristig festgelegten Zeiten den Strom günstiger beziehen kann und in den restlichen Zeiten – außen den 20€ fürs Smart Meter – keine Mehrkosten hat, dann würde sich automatisch ein netzdienliches Verhalten einstellen. Als Verbraucher würde ich ja versuchen meine verschiebbaren Lasten in den billigeren Zeitraum zu schieben und der Energieversorger hätte den Vorteil, dass sich dadurch der Energiebedarf in den angespannten Zeiten reduziert, denn wenn ich Mittags bei viel Sonne und Wind das Auto lade und das Warmwasser erzeuge, dann brauche ich am Abend dafür keinen Strom mehr. Weiter würden Zeiten mit negativen Strompreisen seltener bzw. wegfallen.
Wichtig wäre, dass von dem Bezugspreis nur nach unten, sprich billiger, abgewichen werden darf, damit der Energieversorger nicht durch die Hintertür eine Preiserhöhung erfolgen kann.
Nach dem ich mich eingehend mit allen Kommentaren befasst habe, muss ich leider, wieder mal feststellen, dass das Wesentliche nach wie vor zu kurz kommt. Auf der Grundlage der Energiewende werden Marktmodelle diskutiert, und dabei gar nicht bemerkt, dass die Hauptakteure der Wende, nämlich die EE selbst, gesetzlich dabei überhaupt keine Rolle spielen dürfen. Der Preis mindernde Merit Order Effekt, den die EE auslösen, und der daraus folgende Kosten/Nutzen Effekt, würde der Diskussionsrunde ganz andere Parameter zur Verfügung stellen.
Lassen Sie mich vor diesem Hintergrund den JCW zitieren.
Was soll denn Ökosozialismus sein? An den Strom gibt es zwei starke Anforderungen (Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit) Zitat Ende.
Wenn die EE bei der Energiewende wieder mitmachen dürften, , wie es bis 2010 der Fall war, könnte die Allgemeinheit wieder von der Tatsache profitieren,, dass Sonne und Wind keine „Rohstoffrechnungen“ schicken. Der Ökosozialismus bekäme ein ganz anderes Gesicht.
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Lesen Sie dazu meine folgenden Kommentare
https://www.pv-magazine.de/2023/01/04/co%e2%82%82-emissionen-2022-in-deutschland-kaum-gesunken/
Besonders den vom 06.Jan. Um 21.49 Uhr, wo ich anhand der Merit Order Grafik deutlich mache, wie N1 zu N2 wird und dadurch P1 auf P2 sinkt.
Nachtrag zu meinem obigen Kommentar, der zeigt, auf welchem „Faulen Ei“ der Ökosozialismus hier diskutiert wird.
Siehe hier.
https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
Alleine zwischen 2011 und 2016 haben sich – überwiegend durch den Merit Order Effekt den die EE auslösen – die Strombeschaffungskosten für die Versorger fast halbiert. Aufgrund des „paradoxen“ Systems, das seit 2010 gilt, hat sich deshalb für deren Kunden die EEG Umlage – und somit der Strompreis – von 3,530 Cent auf 6,354 Cent/kWh erhöht.
Der Ex Chef vom Fraunhofer Institut nennt es im folgenden Video, so ab Minute 1.55 größte Schweinerei in der deutschen Energiewirtschaft.
Siehe hier:
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Solange dieses Übel nicht von Grund auf angegangen wird, bleiben alle ökosozialistischen Bemühungen, mehr oder weniger Stückwerk. An anderer Stelle habe ich geschrieben, das ist wie eine Zahnbehandlung, wo der Zahnarzt, immer nur überkront, wo eigentlich eine Wurzelbehandlung nötig wäre. Nur kann ein Zahnarzt sich das nicht leisten, weil ihm der Patient sagt wo es noch weh tut, währen bei unserem Strommarktdesign dies für die Verbraucher im Dunkeln bleibt.
@Hans Diehl, ja Sie mahnen erneut die Berücksichtigung der fairen Vergütung von PV-Strom an.
Eventuell auch zu recht.
Bei dieser Diskussion geht es eher darum, eine eher marktgerechte Vergütung am Verbrauchsverlauf zu initiiren!
Wie wär es, sich mal mit der techn. Notwendigkeit der allg. vereinbarten zu garantierenden Netzfrequenz zu beschäftigen…. Bedarf vs Erzeugung im Gleichklang zu halten!
Sowohl der Bedarf an e-Energie wie auch die Erzeugung, hauptsächlicht, durch volantive Ernererbaren unterliegen zwangsläufig einem MIsmatching.
Die Energiewirtschaft hat sich seit längerem bei Überproduktion für die Abschaltung von volantiven Erzeugern und auch durch Verkauf von überschüssiger Energie ausserhalb des Versorgungsgebietes mit bekannten Auswirkungen entschieden.
Unterprodunktion wird mit der Zuschaltung von ( konventionellen) Kraftwerken entgegnet.
Ich erinnere mich an Zeiten, als die Versorger noch mit monatl. Bestelleistung und effektiver Bezugsleistung Ihre e-Energielieferung monatlich abrechneten.
Mit Energiezählern im priv. Bereich, die die Möglichkeit der Auslesung für Lieferant und Nutzer liefern sollten, wäre das doch die beste Vorraussetzung für ein Revival der klassischen verbrauchsorientierten Berechnungsmethodik!
Jeder Verbraucher sollte allerdings auch nach seinem Zähler die Regelung der individuellen Verbrauchsbegrenzung entsprechend einrichten können. Zeitlich gestaffelter Tarifierung inbegriffen!
Warum fragt eigentlich Niemand beim bestehenden Versorger nach?