Die Erdgaslobby mit ihren großen Konzernen wie beispeilsweise BASF, Wintershall Dea, Uniper, RWE oder Total haben die EU und Deutschland in die starke Abhängigkeit russischer Energielieferungen gebracht. Zudem beförderte die Lobby dort den Niedergang der erneuerbaren Energien und ist damit eine der Hauptschuldigen was die heute damit verbundenen Krisen – wie hohe Erdgaspreise, hohe Strompreise, Inflation, Kriegsfinanzierung Russlands, Erdaufheizung – betrifft.
Erdgas als die Ursache der Krisen wird als Lösung propagiert
Doch selbst in den durch sie ausgelösten Krisen beeinflussen die genannten Konzerne mit ungeheurer Lobbymacht auch jetzt wieder Politik auf allen Ebenen. Sie erdreisten sich nun sogar Erdgas als Teil der Lösung darzustellen, obwohl die Probleme dadurch ja erst entstanden sind.
So kommt es, dass der Ausbau überdimensionierter LNG-Terminals in Deutschland weiter zunimmt, im Heizungsneubau weiterhin Erdgasheizungen dominieren und die Bundesregierung in diesem Jahr sogar noch den Neubau von großen Gaskraftwerken ausschreiben will.
Die Erdgaslobby täuscht in ihren Gesprächen und Werbekampagnen Politik und Öffentlichkeit und stellt Erdgas als Beitrag zum Klimaschutz dar. Dies tut sie, obwohl längst wissenschaftlich bewiesen ist, dass Erdgaskraftwerke oder Erdgasheizungen bis zu 30 Prozent mehr Klimagase ausstoßen als Kohlekraftwerke oder Erdölheizungen.
Zudem werden mit dem Einkauf von LNG und anderen Erdgaslieferungen aus Katar, Aserbaidschan, Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen autokratisch geführten Ländern korrupte Unrechtsregime finanziert.
Wie kann das sein, wo sich doch die Ampelregierungen Klimaschutz und Ausbau der Erneuerbare auf die Fahnen geschrieben haben?
Neue Studie von Lobbycontrol deckt Lobbymacht der Erdgaskonzerne auf
Der gemeinnützige Verein „Lobbycontrol“ hat in einer umfangreichen neuen Studie die ungeheuerliche Lobbymacht der Erdgaswirtschaft in Deutschland aufgedeckt: „Die Gasindustrie gab 2021 laut Lobbyregister rund 40 Millionen Euro für Lobbyarbeit aus und beschäftigte 426 Lobbyisten. Hinzu kommen weitere Millionensummen aus der gasverbrauchenden Industrie, so hatte allein BASF Lobbyausgaben in Höhe von 3,8 Millionen. Die drei größten Umweltverbände hingegen, die sich dem Ausstieg aus dem fossilen Energieträger Gas widmen, geben zusammen nur 1,5 Millionen Euro für ihre Lobbyarbeit aus.“
So heißt es weiter im neuen Gutachten von „Lobbycontrol“:
„Mit hohen Gehältern lockt die Gasindustrie ehemalige Spitzenpolitiker in ihre Lobbyabteilungen. Bei unseren Recherchen haben wir über 30 ehemalige Politiker zusammengetragen, die als Schlüsselfiguren für die Gaslobby dienten und dienen – und das ist sicherlich keine abschließende Liste. Bekannte Namen neben Gerhard Schröder sind zum Beispiel Kerstin Andreae, die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen. Sie führt nun den BDEW an und hat einen guten Draht ins grün geführte Wirtschaftsministerium. … Während die Russland-Netzwerke derzeit weitgehend stillgelegt sind, wirken andere auch in der Ampelregierung fort. Unsere Recherchen zeigen: Von Dezember 2021 bis September 2022 trafen sich Vertreter der großen Gaskonzerne im Durchschnitt einmal täglich mit Spitzenpolitiker:innen der Bundesregierung.“
Dieser Lobbyeinfluss der Erdgaswirtschaft ist auch deshalb verheerend, weil viele der im Erdgasgeschäft tätigen Unternehmen gleichzeitig auch Geschäfte mit Erdöl machen oder Kohle- und Kernkraftwerke betreiben, sowie umwelt- und klimaschädliche Chemieprodukte (hergestellt aus Erdgas oder Erdöl, wie Pestizide, Düngemittel oder Plastik) produzieren. Mit Sicherheit bedienen sie in ihren Lobbygesprächen auch ihre anderen fossilen und atomaren Interessen.
Unbeirrt von allen Skandalen und Veröffentlichungen treiben die Lobbyisten ihre Anti-Klimaschutz-Kampagnen weiter. Umfangreiche Untersuchungen dazu gibt es schon länger, wie die Bücher von Anja Baisch: „Fossile Strategien“ oder „Die Klimaschmutzlobby“ von Susanne Götze und Annika Joeres.
Erdgas- und Erdölstaaten wie Katar und Aserbaidschan können dank unserer Energiekäufe lobbyieren und korrumpieren
Staatsanwälte sind längst am ermitteln von Korruptionsskandalen, die vor allem von Ölscheich-Ländern wie Katar ausgehen, so auch die Korruptionsaffäre um die ehemalige griechische Vizepräsidentin im EU-Parlament, Eva Kaili, mit vermutlichen Bestechungsmillionen aus Katar.
Dank des ertragreichen Erdöl- und Erdgasexports verfügt Katar über sehr viel Geld. Im Staatsfonds „Qatar Investment Authority“ liegen mehrere hundert Milliarden US-Dollar.
Auch der Öl- und Erdgasstaat Aserbaidschan korrumpiert deutsche Politiker für seine Interessen, wie die staatlichen Ermittlungen um die Aserbaidschan Gruppe um Ex-Bundestagsabgeordneten Eduard Lintner (CDU) vermuten lassen. Im Zuge dessen fällt immer wieder der Name des früheren CDU-Staatssekretärs Thomas Bareiß, der auch jetzt wieder im aktuellen Bericht von Lobbycontrol auftaucht.
In Zusammenhang mit Aserbaidschan fallen auch Aktivitäten von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen auf. So war sie bei der Vertragsunterzeichnung für neue Erdgaslieferverträge oder eine neue Stromtrasse aus Aserbaidschan in die EU persönlich anwesend.
Bei der Pressekonferenz zum Kaili Skandal hingegen verhielt sie sich besonders zugeknöpft und nicht sehr auskunftsfreudig.
Manche vermuten, dass von der Leyen wohl deshalb so mitteilungsarm war, weil sie selbst Ermittlungen bezüglich ihrer SMS an den Pfizer-CEO zu einem 1,8 Milliarden EU-Deal über Impfdosen fürchtet.
Nachdem das EU-Parlament nach der Kaili Verhaftung zunächst starke Kontrollen und Selbstverpflichtungen gegenüber Korruption einführen wollte, lies es nun Pfizer als Lobbyisten wieder zu, obwohl sich Albert Bourla, der CEO von Pfizer, zweimal geweigert hat, vor dem Europäischen Parlament auszusagen und so die Aufbereitung des Pfizer- EU Impfdosendeal behinderte. Auch von der Leyen will hierzu nicht zum EU-Ausschuss gehen.
Transparenz und Anti-Korruptionspolitik sehen wahrlich anders aus.
Lobbyismus, Korruption, Desinformation sowie Leugnung des Klimawandels sind schon jahrzehntelang die Methoden der fossilen und atomaren Wirtschaft
Korruption, Lobbyismus, Leugnen der Klimawandelwissenschaft, Kampagnen pro Erdgas, Erdöl, Kohle oder Atomkraft sowie gegen Erneuerbare Energien sind seit Jahrzehnten die großen Aktivitäten der Energiekonzerne. Erst allmählich kommt Licht in das Dunkel der üblen Machenschaften, die die Welt auf den „Highway in die Klimahölle“ gebracht haben, wie es UN-Generalsekretär Antonio Guterres treffend beschrieben hat.
Ein neues Buch des Wissenschaftlernetzwerkes „CSSN“, das weltweit mit universitärer Forschung den Klimaschmutzlobbyismus erforscht, ist gerade erschienen und sehr empfehlenswert für alle, die wissen wollen, warum die Welt nicht zum Klimaschutz findet.
Solange sich Politik und Medien nicht freimachen von der Lobbymacht der fossil-atomaren Konzerne, wird es keinen wirklichen Klimaschutz auf der Erde geben. Dies gilt auch für die deutsche Regierung unter der Ampel …
— Der Autor Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group. Er war 1998-2013 MdB für Bündnis/Die Grünen und ist Mit-Autor des Entwurfs des Erneuerbare-Energien-Gesetzes von 2000. http://hans-josef-fell.de —
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Sehr gut auf den Punkt gebracht vom H.J. Fell. Ich möchte noch hinzufügen mit welcher Dreistigkeit dabei die Energiewende von den „Altgedienten“ missbraucht wird, und dabei noch so dargestellt wird, als wären sie die Antreiber der Wende.
Der Grundstein wurde von Lobbyisten 2010 mit der bekannten Ermächtigungsverordnung gelegt, wo die lästigen Erneuerbaren aus dem gewohnten System entfernt wurden, um diese von da an nur noch als Mittel zum Zweck verwenden zu können. Als Mittel um eigene Erträge zu optimieren, wohlgemerkt.
Für neu hinzugekommene Leser siehe im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.
Lassen sie mich entsprechend der Überschrift des Artikels, „Erdgaslobby“ einen wesentlichen Punkt des Missbrauches darstellen, wie das gesetzeskonform möglich ist…
Unabhängig von Engpässen, liegt es seit 2010 eindeutig in den Händen der „Altgedienten“ wann Strom aus Gas produziert wird oder nicht.
Wie das möglich ist, versuche ich auf der Grund der Gesetzeslage darzustellen.
Seit 2010 müssen die Erneuerbaren separat, quasi als Überschuss, am Spotmarkt der Börse verkauft werden, sprich angeboten werden.
Dazu bieten sich zwei Möglichkeiten. Zum einen der Day Ahead Handel und zum anderen der Intra Day.
Der Day Ahead ist der Vortagshandel, wo der Preis nach dem Merit Order Prinzip, sprich Angebot und Nachfrage entsteht. Wenn die Erneuerbaren da „Prognostiziert“ angeboten werden, verdrängen sie die teuren Gaskraftwerke und die Börsenpreise sinken entsprechend, weil das letzte noch benötigte, und Preis bestimmende Kraftwerk ein billigeres Kohlekraftwerk ist.
Sie hier die Merit Order Kurve.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order.
Nicht nur, dass die Börsenpreise sinken, sparen wir auch noch Gas.
Anders ist die Lage, wenn die Erneuerbaren Intra Day angeboten werden. Das ist ein Kurzfristhandel, bis kurz vor der Lieferung, nach dem Motto alles muss raus. Da stehen die Börsenpreise und entsprechend der Einsatz der Gaskraftwerke schon fest.
Siehe hier
https://www.next-kraftwerke.de/wissen/day-ahead-handel
Oder hier:
https://www.next-kraftwerke.de/wissen/intraday-handel
Nur so ist auch zu erklären, warum unsere Gasspeicher trotz Putin, wider erwarten so schnell gefüllt waren. Man muss ja nur die Erneuerbaren vorrangig das heißt Day Ahead anbieten, und schon kommen Gaskraftwerke nicht mehr zum Einsatz.. Wenn man dann wieder mal höhere Börsenpreise benötigt um z.B die PPA Verträge etwas schmackhaft zu machen, wird vermehrt Intra Day verkauft, und schon stimmt der Laden wieder.
Dabei stand schon im Referentenentwurf zu der obigen Ermächtigungsverordnung, dass nach spätestens 2 Jahren ein neutraler Vermarkter für die Erneuerbaren gefunden sein muss.
Wenn der Bock erst mal als Gärtner heimisch geworden ist, kann man ihn schwierig wieder absetzen, zumal die Politiker ja zwischendurch auch wechseln.
Ergänzung zu meinem Kommentar, betreffend „Missbrauch“ der Erneuerbaren.
Laut der bekannten Ermächtigungsverordnung wurden die Erneuerbaren 2010 aus dem gewohnten System raus genommen, und müssen an der Börse separat, quasi als Überschuss verkauft werden.
Eigenverbraucher mit Heimspeicher, die diesem Missbrauch entgegenwirken, in dem sie ihren Ökostrom vor dieser Diskreditierung an der Börse bewahren, werden hier im Forum von einigen Diskutanten als asozial dargestellt. Dabei wären gerade die Eigenverbraucher mit Heimspeicher diejenigen, die für die Allgemeinheit den Strom billiger machen könnten.
Wenn die Erneuerbaren nämlich noch im System integriert wären, in dem sie den Bilanzkreisen der Versorger „physisch“ mit Ökobändern zugeteilt würden, wie das bis 2010 der Fall war, dann wären auch die Eigenverbraucher mit ihrer Überschusseinspeisung „Bilanziert“
Was das für die Solidargemeinschaft preislich bedeuten würde, dazu siehe auf dem folgenden Merit Order Link das vierte Bild von oben, wo dargestellt ist, wie die Strompreise ermittelt werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Weil die Versorger – entsprechend der Eigenverbraucher mit Heimspeicher – weniger nachfragen müssen, fällt auf der Grafik N 1 auf N2 und infolge dessen sinkt für die Allgemeinheit P1 auf P2.
So, ihr Eigenverbrauchkritiker, macht Euch mal Gedanken über das, was ich Euch da angeboten habe, bevor ihr wieder von.. „Asozial“.. schreibt.
Die Energiewende hat Deutschland in die Abhängigkeit von russischem Erdgas geführt, So ziemlich jedem ausser dem Autor ist klar das hinter jedem Windrad und jeder Solarzelle ein Backup stehen muss. Nicht umsonst hat die Ampelkoalition den Neubau an 40 GW Gaskraftwerkskapazität im Koalitionsvertrag beschlossen. Da gridweite Speicher noch nicht absehbar zur Verfügung stehen werden bleiben nur Gaskraftwerke als schnell regelbares Backup.
HM schreibt.
Die Energiewende hat Deutschland in die Abhängigkeit von russischem Erdgas geführt,
@ HM
Und warum waren dann in diesem Jahr, wider erwarten, unsere Gasspeicher genau so problemlos gefüllt als die Jahre davor. Wenn Sie ihrer Behauptung Glaubhaftigkeit verleihen wollen, müssen Sie diese Frage beantworten können.
Zuerst will ich mich bei der Redaktion bedanken dass mein Kommentar zugelassen wurde. Es ist wichtig dass wir über diese wohl wichtigste Zukunftsfrage unseres Landes offen diskutieren können, was leider in vielen MSM nicht mehr geschieht.
@Hans Diehl
Ich muss zugeben mich hat auch überrascht wie glimpflich wir durch diesen Winter gekommen sind. Aus meiner Sicht gibt es dafür drei Hauptgründe:
– Einsparungen und Produktionsstilllegungen
– ein milder Winter
– das Hochfahren von vielen Kohlekraftwerken.
HM schreibt.
Zuerst will ich mich bei der Redaktion bedanken dass mein Kommentar zugelassen wurde.
@ HM
Warum soll Ihr Kommentar nicht zugelassen werden. Der verstößt doch gegen keine Regeln. Der ist lediglich von etwas Unkenntnis geprägt. Und um diese zu diskutieren, und eventuell auszuräumen, ist ein Fachforum wie dieses hier, die richtige Adresse.
Und nun zur Sache. Alle drei Punkte die Sie genannt haben spielen eine Rolle. Aber der Hauptgrund ist ein anderer. Der Hauptgrund, dass wir heute schon von Putin unabhängiger sind, als es in der Öffentlichkeit, und auch von Ihnen wahrgenommen wird, ist die Energiewende.
Mit den Erneuerbaren Energien erzeugen wir gegenwärtig etwa 40% Strom, der zwar Physikalisch in die Netze eingespeist wird, aber seit 2010 nur „Virtuell“ außerhalb des Systems gehandelt wird, und deshalb bei den abendlichen Nachrichten und Talkshow’s keine Rolle spielt.
Ich weiß nicht ob Sie meine Kommentare hier lesen, wenn nicht schauen Sie mal im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Seit 2010 wurden die Erneuerbaren aus dem System entfernt, und Gaskraftwerke konnten wieder – an den Erneuerbaren vorbei – unbeschadet Strom produzieren.
Nun drehte Putin den Gashahn zu, und wir mussten lediglich die Erneuerbaren, wieder integrieren in dem wir sie „Vorrangig“ auf der Merit Order Angebotskurve verkaufen. Dadurch wurden die Gaskraftwerke rechts auf der Kurve automatisch nicht mehr benötigt.
Siehe hier die Merit Order Kurve.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Sie sehen, durch die Energiewende sind wir schon weitaus unabhängiger von Putin, als uns die „Altgediente Stromwirtschaft“ glauben lässt. Die Not bringt an den Tag, was in der Dunkelkammer unseres Strommarktdesign alles möglich ist, und nicht unbedingt jeder wissen soll.
Lesen Sie dazu meine folgende Kommentare, besonders den vom 10 Nov. um19.13 Uhr
https://www.pv-magazine.de/2022/11/09/marktwert-solar-sinkt-auf-niedrigsten-stand-seit-februar/#comments
@Hans Diehl
Ich lese hier schon länger mit. Ich verstehe Ihre Argumentation nicht ganz weil die Erneuerbaren ja immer mit Vorrang einspeisen dürfen unabhängig von der Rechtslage.
Das Hauptproblem mit den Erneuerbaren, dass ich sehe wird z.B. sehr gut in diesem Diagramm deutlich:
https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/power_generation/29.11.2022/17.12.2022/today/
Im Dezember letzten Jahres hatten wir ungefähr drei Wochen in denen die Erneuerbaren sehr schwach geliefert haben, Solar eigentlich gar nichts und Wind häufig unter 4 GW. Wir haben aber einen Strombedarf von bis zu 75 GW in der Spitze. Wie soll das ohne Backup Kraftwerke jemals funktionieren? Solche Strommengen zu speichern wird auf lange Sicht nicht möglich sein. Ausserdem gibt es keine Garantie dass solche Phasen nur drei Wochen dauern. Im Worst Case könnte es monatelang im Winter solche Wetterlagen geben.
HM schreibt.
@Hans Diehl
Ich lese hier schon länger mit. Ich verstehe Ihre Argumentation nicht ganz weil die Erneuerbaren ja immer mit Vorrang einspeisen dürfen unabhängig von der Rechtslage.
@ HM.
Vorrangig einspeisen ja… aber seit 2010 werden die nicht mehr „Vorrangig“ im Lande verbraucht, weil Kohlekraftwerke nicht mehr angepasst werden müssen, was bis 2010 gesetzlich geregelt war.
Und genau das ist der Punkt, wo die EE zum monetären Spielball der „Altgedienten“ werden.
Schauen Sie mal im Folgenden hat das „IWR“ die Situation treffend kommentiert.
Zitat: IWR.
Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
RWE EON und Co liefern wieder vollständig konventionellen Strom. Und dazu gehört natürlich auch unnötigerweise Strom aus Gaskraftwerken.
Und was das Diagramm betrifft, an dem Sie sich orientieren. Es ist schon ein Unterschied, ob in den 3 Wochen, mal Gaskraftwerke zum Einsatz kommen müssen, um den Bedarf zu decken, oder nach belieben der konventionellen Erzeuger, wenn es denen Gewinn orientiert ins Konzept passt.
Und die Situation nach belieben, haben wir nun mal seit der Ermächtigungsverordnung von 2010.
Bis 2010 wo die Erneuerbaren den Versorgern noch „zwingend“ mit sogenannten Ökobändern zugeteilt wurden, hatten die „Prognostiziert“ einen Anteil Erneuerbare in ihrem Vertriebsportfolio, die sie bei der Strombedarfsermittlung und der Preisbildung nicht nachfragen mussten.
Dazu siehe auf dem folgenden Merit Order Link das vierte Bild von oben wo der jeweilige Strombedarf ermittelt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Ob nun 5 bis 10%, EE in den von Ihnen angeführten 3 Wochen, oder nahezu 50% die in vielen anderen Monaten des Jahres anfallen, die Versorger mussten an der Börse wo Bedarf und Preis entsteht dem entsprechend weniger nachfragen.
Das hat zur Folge, dass auf der Grafik N1 zu N2 wird und infolgedessen P1 auf P2 sinkt.
Da das vorrangige Verbrauchen der EE seit 2010 nicht mehr Gesetz ist, sprich die EE müssen nicht mehr „Physisch“ gewälzt werden, hat man das einfach mal notgedrungen freiwillig gemacht, die EE haben nach dem Merit Order Prinzip Gaskraftwerke verdrängt und schon waren dadurch die Gasspeicher, trotz Putin fast schneller gefüllt als die Jahre davor.
Sie sehen, die Energiewende macht uns nicht von Putin abhängiger, sondern das Gegenteil ist der Fall, man muss sie nur zum Wohle der Allgemeinheit anwenden.
Ich hoffe ich konnte Ihnen meine Kommentare etwas näher bringen andernfalls haken Sie nach.
Lieber HM, dass Sie nicht verstehen, was HD schreibt wundert mich nicht. Es ist etwas wirr. Er kann vor allem die physikalischen und ökonomischen Aspekte nicht auseinanderhalten.
Physikalisch ist es ganz klar: Wenn Sonne nicht scheint und Wind nicht weht, dann haben wir nur noch Laufwasser und Biomasse. Gerade die Biomasse ist aber unbeliebt, weil speziell der Energiemais ein Vielfaches an Fläche beansprucht (ca. 30-fach) wie die PV. Biomasse ist eigentlich nur verantwortbar, soweit Reststoffe verarbeitet werden. Dieses Potential ist aber begrenzt. Außerdem wird die Biomasse bisher nicht gezwungen, ihre Erzeugung an den Netzbedarf anzupassen. Entsprechend powert sie 24/365 durch, weil das für die Betreiber das meiste Geld bei den geringsten Investitionen bringt.
Batteriespeicher sind derzeit noch so teuer, dass ihr Betrieb sich nur rechnet, wenn sie fast täglich be- und entladen werden. Die Technologie ist da sicher noch nicht ausgereizt, ich bin sicher, dass wir noch erhebliche Preisreduktionen sehen werden. Absehbar ist, dass auch Speicherhorizonte von bis zu zwei Tagen mit Batteriespeichern überbrückt werden können. Dazu braucht man Speicher, die den Bedarf für diese Zeit speichern können, also etwa 3-4 TWh.
Eine Technologie für den mittleren Zeithorizont werden derzeit bereits in der Erprobung befindliche Hochtemperaturspeicher sein. Die Einspeicherung erfolgt mit nahe 100% Wirkungsgrad, die Ausspeicherung mit dem üblichen Wirkungsgrad von Wärmekraftwerken zwischen 30 und 40%. Wärmeverluste bei längerer Speicherung müssen auch noch einkalkuliert werden.
Das unerfreulichste Problem ist die Überbrückung von längeren Dunkelflauten. Dafür ist derzeit nichts anderes absehbar als grüner Wasserstoff, der aber so sparsam wie möglich eingesetzt werden sollte, weil er den schlechtesten Wirkungsgrad hat, und auch noch für die Grundstoff- und Chemieindustrie gebraucht wird.
Mengenmäßig wird unser Stromverbrauch folgendermaßen abgedeckt werden: 70% Direkterzeugung zu sehr niedrigen Kosten 30ct/kWh. 10% Batteriespeicherung zu ca. 10ct/kWh. Die Mehrkosten für die Speicherung kann man natürlich umlegen auf jede verbrauchte kWh. Man kommt dann auf 0,7*5 + 0,2*30 + 0,1*10 = 3,5+6+1 = 10,5ct/kWh. Darin enthalten sein sollten alle Kosten, die heute für Reserveleistungen und Redispatch anfallen. Stromverteilung, Handelskosten, Abrechnung und Steuern kommen noch dazu.
Die oben erwähnten Hochtemperaturspeicher werden sich zwischen Wasserstoff und Batterien schieben, wenn sie Preisvorteile bringen können. Die Effekte von netzdienlichem Verbrauch in Industrie, Wärmepumpen und Ladereglung von E-Autos sind in dem relativ hohen Anteil von 70% Direktverbrauch enthalten. Das ist also die physikalische Seite.
Die andere Frage ist, wie man die ökonomischen Beziehungen zwischen Erzeugern, Händlern und Verbrauchern gestaltet. Die „alte“ Energiewirtschaft denkt natürlich in ihren alten Bahnen, in denen die an der Börse handelbaren Produkte an die Erzeugungscharakteristik der Kraftwerke angepasst waren. Zum großen Kummer der Börse konnte zunächst mal der größte Teil des Stroms (80-90%) an der Börse vorbei direkt und lange im Voraus verkauft werden. An der Börse wurde nur unsichere Restkapazität gehandelt und entsprechend nicht vorhersehbarer Verbrauch, außerdem tritt das Ausland mit seinen Restkapazitäten bzw. Reststrombedarf an der Börse auf. Mit dem Aufkommen der Erneuerbaren kamen noch die nur kurzfristig vorhersehbaren Erzeuger Sonne und Wind dazu, die das Börsenvolumen entsprechend aufblähten.
Man könnte jetzt versuchen, dass diese neuen Erzeuger (Wind und PV) um die Börse nicht zu überlasten (auf die Vermarktung von Überkapazitäten ist sie nicht vorbereitet), virtuell die Erzeugungscharakteristik eines Kohle- oder Gaskraftwerks simulieren und entsprechend am alten Markt platzieren, indem sie Speicherkapazität einkaufen müssen. So stellen sich das vor allem die Alten vor, denen das Umdenken schwerfällt, und die berechtigterweise auch sagen: Der deutsche Strommarkt muss sich in den europäischen einpassen, und da werden die alten Wärmekraftwerke noch lange die Oberhand haben.
Oder man schafft einen neuen Markt für die unflexibel und nur kurzfristig vorhersehbaren Erzeuger Sonne und Wind, an dem sie vorrangig den Verbrauch abdecken, wenn sie das können, und wenn sie zu viel erzeugen, Abnehmer unter den Speicherbetreibern suchen müssen. Da an diesem Markt aber die Machtverhältnisse zwischen Erzeugern und Abnehmern umgedreht sind (Erzeuger sind unflexibel, abnehmende Speicher flexibel), muss auch die Preisbildung umgedreht werden mit einem Merit-Order-Prinzip zugunsten der Speicherbetreiber. Bisher funktioniert das Merit-Order-Prinzip zugunsten von flexiblen Erzeugern, die den unflexiblen und nicht langfristig vorhersehbaren Verbrauch abdecken.
Mir scheint, diese zukunftsweisende Börse hat aber keine Chance. Das alte Denken ist schwer aus den Köpfen zu bekommen, vor allem wenn es auch noch so viele alte Akteure, vor allem im Ausland, gibt. Die Lösung mit den virtuellen Kraftwerken wird den Betrieb insgesamt etwas teurer machen, als eine speziell auf die neuen Erzeuger zugeschnittene Lösung. Allerdings wird der Betrieb vor allem deshalb teurer, weil Überkapazitäten an Erzeugern und Speichern die Folge sein werden. Nun haben wir aber gerade gelernt, das solche Überkapazitäten die Resilienz des Systems erhöhen, und dann steht den Mehrkosten auch ein Wert gegenüber.
Eine weitere, ungelöste Frage, ist, wie die Speicherbetreiber organisiert werden. Offensichtlich hängt vom richtigen Speicherbetrieb der wirtschaftliche und sichere Betrieb des Netzes ab. Sie sollten also mindestens von den für den sicheren Netzbetrieb verantwortlichen Netzbetreibern gesteuert werden, wenn nicht sogar selbst betrieben. Gerade der Betrieb ist den Netzbetreibern aber nach etwas undurchdachten EU-Regeln bisher verboten.
Sie haben also eine kurze Frage gestellt, aber die Antwort ist lang und keineswegs eindeutig.
Die Lösung, der Herr Diehl mit seiner Zwangszuteilung an Verteilnetzbetreiber nachtrauert, ist spätestens dann schädlich, wenn die Erneuerbaren mehr Strom produzieren, als die Verbraucher aufnehmen können. Wenn dann Speicher den Strom aufnehmen, ist das nicht schlecht, aber am gegenwärtigen Markt wird dieser Strom immer zum Preis Null gehandelt werden, weil die Speicherbetreiber am längeren Hebel sitzen. Damit wäre aber nicht gesichert, dass vorrangig die Batteriespeicher gefüllt werden und Wasserstoffelektrolyse erst anfängt, wenn dieser Speicherbedarf abgedeckt ist.
In meinem Kommentar von 23:00Uhr sind ein paar Zeilen verloren gegangen:
Die niedrigen Kosten des Direktverbrauchs betragen 30ct/kWh. 10%….
Leider scheint da mein Text als Steuerzeichen verstanden zu werden, so dass beim zweiten Versuch wieder der gleiche Abschnitt getilgt wurde. Es ist also keine böse Absicht von mir.
Hier die Übersicht zum Verständnis:
70% Direktverbrauch, Kosten weniger als 5ct/kWh
20% Strom aus Wasserstoff, Kosten über 30ct/kWh
10% Batteriespeicher, 5ct Erzeugung + 5ct Speicherung =10ct.
Ich hab den Editierfehler jetzt auch entschlüsselt: Aller Text zwischen einem Kleiner- und einem Größerzeichen wird anders interpretiert und oben gleich ganz weggelassen. Also: Vorsicht bei der Zeichenverwendung!
DGW
Es sollten alle diejenigen welche solche Forderungen zur Zerschlagung der deutschen Industrie äußern zuerst mal auf Ihre SUV´s, Urlaubsreisen und Urlaubsflüge verzichten und mit gutem Beispiel vorangehen. Ich war zufällig am Tag der großen Fridays for Future Demo vor 3 Jahren wegen einer Windparkgesellschafterversammlung in Berlin. Es herrschte allseits Caos, da die Mamis mit Ihren SUV´s ja die Kinder zur Demo fahren mußten. Dann liefen diese „Zukunft der dt. Bevölkerung“ mit Bier-, Wein-, Pikolo-, Sektflaschen durch das Bahnhofsviertel, egal ob auf Gehwegen oder mitten auf der Strasse. Wenn die Flaschen leer waren, landeten Sie auf der Straße. Wenn das unsere Zukunft ist, dann gute Nacht. Und ein Herr Habeck fliegt mit seinen Kindern zum Reiturlaub nach Argentinien. D.h. Wasser predigen, aber Schnaps saufen. Und zwischenzeitlich die ganze Regierung in Berlin mit NGO-Mitarbeitern durchseuchen, sowie Bundestagsabgeordnete mit gescheiterten Ausbildungen bzw. Existenzen ins Parlament um Deutschland in eine neue Zukunft zu führen. Bitter.
Haben Sie außer persönlichen und allgemeinen Verunglimpfungen und Beleidigungen und unbelegten Behauptungen auch noch sachlich was beizutragen?
Unsere PV Industrie die Weltmarktführer war haben die Regierungen unter Merkel zerstört. Das ist ja wohl unumstritten.
Falls Sie die Autoindustrie meinen? Die Hersteller haben das Verbrenneraus aus eigenen Stücken beschlossen, die meisten vor 2035. Die Politik vollzieht da nur nach, was die Industrie eh beschlossen hat.
Immerhin waren Sie auf einer Windparkgesellschafterversammlung. Vermutlich sind Sie da investiert.
Das ist profitabel. Warum wohl?
Sogar Republikanische Wähler in Texas haben das scheinbar verstanden: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/erneuerbare-energien-weltweit-der-wendepunkt-ist-da-kolumne-a-3f3cf5f0-e667-49ac-84ab-04ff8afa8aad
Und was hat das mit der Erdgaslobby zu tun, die der Autor beleuchtet. ??
Um Missverständnisse zu vermeiden, im Folgenden eine Verdeutlichung zu meinem Kommentar vom 21 Feb um 12.43 Uhr
Wo es heißt.
Zitat:…Seit 2010 müssen die Erneuerbaren separat, quasi als Überschuss, am Spotmarkt der Börse verkauft werden, sprich angeboten werden. Zitat Ende.
„Virtuell“.. verkauft werden natürlich, denn „Physikalisch“ ist das ja gar nicht möglich, weil die dezentral erzeugten EE gar nicht weiter kommen können als bis zum nächsten Verbraucher um der Ecke.
Darauf beruht doch auch der ganze Schwindel mit dem Überschuss, der unbedingt gespeichert werden müsste. Tatsächlich ist das konventioneller Strom der seit 2010 den EE nicht mehr angepasst werden muss, und die Netze verstopft für Exportzwecke.
Wie sich das mit dem Export nach 2010 entwickelt hat, kann man im Folgenden erkennen.
Von 2011 bis 2017 besonders lukrativ, wie auch im Folgenden bestätigt wird.
https://www.iwr.de/news/stromexport-deutschland-erzielt-rekordeinnahmen-news26696
Von 2017 bis 2020 hat man offensichtlich gemerkt, dass man den billigen Überschuss auch im eigenen Land zur Ertragsoptimierung verbrauchen kann, wie eine Hochschulrecherche deutlich macht.
Siehe hier:
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Nachtrag:
Bei der Aussage, „Wie sich das mit dem Export nach 2010 entwickelt hat, kann man im Folgenden erkennen“ fehlt der Link.
Hier ist er.
.https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/