Ambitionierte Ausbauziele für Photovoltaik und Windkraft hat Deutschland mittlerweile. 215 Gigawatt Photovoltaik-Leistung sollen nach dem Willen der Bundesregierung bis 2030 installiert sein, aktuell sind es noch weniger als 70 Gigawatt. Somit rückt die Frage, wer realisiert alle die benötigten Anlagen stärker in den Fokus und allen Seiten ist klar, es werden dafür viele Fachkräfte gebraucht.
„Der Ernst der Lage ist mittlerweile auch in der Politik angekommen“, sagte Florian Meyer-Delpho auf der ersten Paneldiskussion am dritten Tag des „Handelsblatt Energie-Gipfels 2023“ in Berlin. Er ist Geschäftsführer von Installion und hat vor Jahren sein Unternehmen auch vor dem Hintergrund gegründet, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Session trug so auch den Titel „Auswege aus dem Fachkräftemangel: Innovative Ideen und Best Practice“, an der neben Meyer-Delpho auch Mainova-Vorstandsmitglied Diana Rauhut und Sonnen-Geschäftsführer Oliver Koch teilnahmen.
Meyer-Delpho berichtete, dass es innerhalb der Allianz für Transformation eine Taskforce zur Behebung des Fachkräftemangels gebe. Am Mittwoch gab es ein weiteres Treffen bei denen 7 von 160 Maßnahmen ausgewählt würden, die dann konkret in die Umsetzung gingen. „Nachdem die Politik das Thema zwischen 2012 und 2018 verkackt hat, tut sich was“, sagte Meyer-Delpho weiter bezugnehmend auf die Äußerung von Wolfgang Gründinger vom Vortag auf der Konferenz. Jetzt engagiere sich sogar das Kanzleramt, denn dort sei die Taskforce angesiedelt, so Meyer-Delpho weiter.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass gering qualifizierte Menschen schnell ausgebildet werden könnten, um Solarmodule auf dem Dach zu installieren. Diesbezüglich engagiert sich etwa Enpal mit seiner eigenen Akademie, an der bereits etwa 1000 Menschen weitergebildet wurden. In zwei Wochen lernen sie, Module auf den Dächern zu installieren. Auch Sonnen bildet mittlerweile an einer eigenen Akademie Handwerker aus, um dem Mangel entgegenzuwirken. Denn es gehe ja nicht darum, nur beim Wettbewerber die Fachkräfte abzuwerben, sondern es müssen neue her, sagte Koch.
Koch, Meyer-Delpho und Rauhut waren sich so auch einig, dass der aktuelle Fachkräftemangel auch der Situation geschuldet ist, dass der Fokus junger Menschen immer in Richtung Studium und weniger auf Ausbildung gelegt werde. „Es geht darum, Menschen vom Studium wieder ins Handwerk zu bringen. Wir müssen daher, viel stärker in der Schule ansetzen und auf Ausbildung hinweisen sowie eigene Ausbildungsstätten schaffen“, sagte Rauhut.
Zudem müssten die Gehälter weiter nach oben angepasst werden, sagte Meyer-Delpho. Wertschätzung sei aber mindestens genauso wichtig. Das Image fürs Handwerk müsse verbessert werden. „Handwerker müssen als Energiewendehelden dargestellt werden und nicht als die Deppen, die es nicht geschafft haben zu studieren“, sagte der Installion-Geschäftsführer weiter. Eine weitere Lösung für den Fachkräftemangel könnte Zuwanderung sein. Damit ließe sich das Problem aber nicht kurzfristig lösen, so Meyer-Delpho. Auch Rauhut und Koch betonten, dass es diesbezüglich eine gezieltere Suche nach geeigneten Fachkräften im Ausland geben müsse. Über die Auslandsvertretungen Deutschlands könnte so besser kommuniziert werden, in welchen Bereichen hierzulande ein großer Bedarf bestehe.
Bei Installion hat man jenseits der politischen Bemühungen auch bereits eine eigene Kampagne aufgesetzt. Sie trägt den Namen #ohneHändekeineWende oder einfach kurz #ohkw. Es geht darum, ein breites Bündnis aus Unternehmen, aber auch Verbänden zusammenzubekommen, die Wege aus dem Fachkräftemangel aufzeigen und aktiv angehen. Denn 2030 klingt weit weg, ist es gar nicht, gerade wenn es darum geht, noch rund 150 Gigawatt an neuer Photovoltaik-Leistung zuzubauen.
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Hallo und grüsse vom YT Kanal Weissnichs Welt wieder mal…
ein spannendes Thema… der Fachkräftemangel.. ein entscheidener schritt dem entgegenzuwirken und ebenso den teils überzogenen Preisen einiger Anbieter die sich daraus ergeben: DIY unterstüzen.. sehr viele Bürger sind in der Lage auch selber Module auf ihr Dach zu bringen, was da fehlt sind Elektriker die diese Anlagen hinterher prüfen und anmelden.
Ich habe ja mit meinem YT Kanal unlängst die Aktion „Elektriker mit Herz“ ins Leben gerufen und es wird versucht DIY willigen mit eingetragenen Elektrikern zur Seite zu stehen.
leider sind noch viel zu viele Installateure aber nicht bereit sowas mitzutragen.
gerade der DIY markt ist aber enorm und bietet auch kleinen Installationsfirmen grosse Möglichkeiten..
Das wäre mein Beitrag zur Energiewende:-)
grüsse
Ich finde die Förderung der DIY-Fähigkeiten der Bevölkerung auf jeden Fall eine sehr sinnvolle Idee. Allerdings habe ich aus meinem Berufsalltag als Teamleiter Photovoltaik dazu folgende Bedenken:
1) Bei uns ist das größte Nadelöhr das Elektriker Gewerk. Jemand der die Module aufs Dach schraubt hat man fast immer. Aber Elektrofachkräfte, die berechtigt sind den Wechselrichter ans Netz anzuschließen, sind rar.
2) In dem man als Eklektiker die Anlage in Betrieb nimmt, übernimmt man automatisch die Verantwortung, dass auch DC-Seitig alles richtig angeschlossen ist und jede Verbindung passt (wenn ein Stecker nicht sauber gekrimpt ist stellt das ein Brandrisiko dar). Diese Verantwortung für mögliche Fehler des DIY-ler will ich nicht übernehmen – zumal ich die ja über Jahre tragen muss.
Viele Grüße
Woher weiss denn ein Dipl.Ing,was „überzogene Preise „sind.Die betriebswirtschaftliche Führung eine Unternehmens sollten Sie denen überlassen,die davon Ahnung haben
Danke für ihre initiative und volle Zustimmung !
Ich habe mich auch schon gefragt ob es nicht auch möglich wäre das Eletriker (idialerweise vom Stromnetzbetreiber) den Zählerschrank mit Zweirichtungszähler und einer Starkstromsteckdose ausstatten, in die dann willige DIY Menschen eine selbstinstallierte PV Anlage > 10kWp einfach einstecken können. So etwas müsste doch analog zu einem Balkonkraftwerk technisch möglich sein, und die Haftungsfragen wären ggf. klarer gegeben.
Ich halte DIY auch bei dem wichtigen Thema energetische Sanierung für angebracht, ich finde beispielsweise Selbsthilfevereine sinnvoll, welche die häufig ungedämmten Dachböden der Mietskasernen mit Zellulose unbürokratisch zuschütten.
Energetische Sanierung kann meines erachtens nur mit Eigeninitiative der Imobilienbesitzer zeitnah umgesetzt werden – ausser man hält Arbeitssklaven aus dem Ausland für eine sinnvolle Alternative!
Wichtig ist vor allen Menschen Mut zuzusprechen das sie vieles selbst erledigen können.
Sehr geehrter Herr Pargmann, aus gutem Grund weigern sich derart viele Elektriker für den Aufbau von Selbstbastlern zu haften. Vorher ist immer alles klar aber wenn dann mal ein Fehler in der Anlage steckt schreien alle sofort nach dem Elektriker der dann natürlich sofort und am liebsten kostenfrei nach den Installationsfehlern der DIY Leute zu suchen soll. Ich habe so etwas selbst begleitet und sehr schlechte Erfahrung gemacht. Erst wollen die Leute viel Geld sparen und wundern sich warum später keiner Lust hat Reparaturen durchzuführen.
Das wird langsam richtig interessant, die Lösung soll also folgende sein:
Man soll den Beruf finanziell interessanter machen -> mehr Geld -> mehr Fachkräfte, so die Logik.
– Pflegekräfte
– Lehrer
– Soldaten
– Niedergelassene Ärzte
– Öffentliche Verwaltung
– Bahnangestellte
– PV und WP Fachkräfte
– usw. usf. mittlerweile steht ja gefühlt bei jedem Betrieb ein Schild „Mitarbeiter gesucht“.
Es gibt Probleme, die kann man mit Geld nicht lösen. Woher sollen denn die Menschen kommen?
Beim Thema Migration bekommen ja mindestens 30 bis 40% der Deutschen spontane Hass- und Grunz-Anfälle bis hin zu menschenfeindlichsten Vorstellungen unterster Schublade (ein prominenter Vertreter derzeit, Herr Merz, o-Ton, mal mehr mal weniger schön verpackt: ´nutzlose faule Schmarotzer‘.).
Einer der letzten verbliebenen Lösungs-Schlüssel ist imho Digitalisierung im weitesten Sinne und die damit verbundenen Effizienzsteigerungen konsequent zu nutzen (auch dafür braucht man ziemlich gute Fachkräfte). Anstelle dass man z.B. den Beamtenapparat immer wieder aufbläht oder die verschiedenen Branchen sich um die wenigen Fachkräfte abmühen, was am Ende auch nur Frust auslöst, z.B. durch eine im Vergleich zu Resteuropa stark erhöhe Mitarbeiterfluktuationsrate in DE. Das will am Ende auch keiner, dass die Mitarbeiter/Angestellten nur wenige Monate oder Jahre bleiben und dann wieder verschwinden.
Auch darf es meiner Meinung nach keine Gesetze mehr geben, die nicht in enger Abstimmung mit einem digitalen (effizienten) Umsetzungskonzept verbunden sind. Die Politik kann sich nicht dauernd neue Regeln ausdenken (das wird immer schlimmer die letzten Jahre), die dann am Ende nur noch mehr Personal und mehr Administrationsaufwand und mehr Akten/Papier erzeugen, mehr Gerichtsfälle erzeugen etc. Wodurch dann wieder das bestehende Personal überfordert wird und alle nach mehr Arbeitskräften / neuen Beamtenstellen rufen. Denken Sie an den Vorschlag, WP und Wallboxen per Fernsteuerung in Zukunft auf kW- und Vierstundentakt-Ebene gezielt steuern zu können mit „angemessener“ Rückvergütung der Netzgebühren. Um Himmels Willen, echt jetzt? Das bezahle ich mit Steuergeld? Sie sind verrückt geworden, der Realität entrückt.
Alle wollen nur mit mehr Geld mehr Leute einstellen. Aber das funktioniert nicht, weil es dieses „mehr“ an Leuten einfach auf absehbare Zeit nicht geben wird. Also müssen andere Lösungswege her. Diese wie ich finde sehr naheliegende Erkenntnis scheint aber noch nicht wirklich angekommen zu sein.
Digitalisierung ist leider ein (nahezu unverstandenes) Thema zum Abwinken und Weglächeln geworden. Erstmal mehr Leute einstellen, weil ist wichtiger. Und so gehen die Jahre beim Jammern und Verschwenden von Zeit ins Land.
Lieber HD,
halten Sie sich doch an die Fakten.
Kein anderes Land hatte derartig hohe Migration (sowohl per Einwohner, wie auch absolut) wie Deutschland und das über die letzten Jahre und aktuell. Wie kann das sein, wenn lt. Ihnen soviele Deutsche doch so gemein seien und wie kann es sein, dass sich trotz dieser massiven Zuwanderung der Fachkräftemangel derart verstärkt, statt gemindert hat?
Die hohe Migration ist einer der Gründe, warum jetzt keine Fachkräfte nach Deutschland wollen.
Die Migration seit 2015 ging komplett an den Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbei, benötigt gleichzeit enorme Mengen an Ressourcen.
Das das Ganze finanziert werden muss und diese Menschen Wohnraum brauchen haben wir die höchsten Steuerlasten und enormen Wohnraummangel – eine Verbesserung ist nicht in Sicht.
Aus welchem Grund sollte eine brauchbare ausländische Fachkraft es sich antun, Deutschland zu wählen?
Viel schlimmer noch: Aus gleichem Grund verlassen immer mehr deutsche Fachkräfte Deutschland.
Deutschland hat eine Auswanderung von knapp 300.000 pro Jahr.
Das sind nicht die HartzIV-Empfänger, die Deutschland den Rücken kehren.
@Sebastian
Lesen Sie gern heraus, was Ihnen am meisten am Herzen liegt.
@sebastian
ja… die Migration seit 2015 beschert uns viele Aufgaben und wir werden auch nicht unmittelbar davon profitieren können. Da sind aber auch jede Menge willige Menschen, Kinder und Jugendliche dabei, die dem Arbeitsmarkt zukünftig potenziell zur Verfügung stehen… und da liegt es einzig und alleine an uns, dass wir daraus etwas machen.
Langfristig betrachtet ist diese Zuwanderung mit Kinder und Kindeskindern ein enormer Schatz für unser alterndes Land, man muss ihn nur heben… und eben nicht nur die kurzfristigen Probleme im Blick haben und womöglich schon frühzeitig diese Menschen aufgeben… investieren wir in diese Menschen und machen wir einfach mal vorurteilsfrei das Beste daraus. In 1-2 Generationen kräht kein Mensch mehr nach der Herkunft, wenn wir es klug anpacken…
Zum Nadelöhr fehlende Elektriker: Mein Vorschlag wäre, in bezahlten Crash-Kursen willige und verantwortliche Leute nur für die PV-Errichtung, Installation und Abnahme auszubilden. Dauer: 1 Jahr (4 Monate Theorie, 8 Monate Praxis, praxisorientierte Prüfung am Ende). Dieser Abschluss kann auch gern später als Basis einer erweiterten Elektro-Ausbildung anerkannt werden (also keine Sackgasse).
Die Auslegung der Anlage sollte hingegen mit ausgebildeten „studierten“ Elektrotechnikern per SW erfolgen, die dann dafür auch die technische Verantwortung übernehmen. Dies könnten m.E. auch die Hersteller der PV-Komponenten (z.B. WR-Hersteller) mit eigenem Personal übernehmen. Damit sinkt zudem die falsche Verwendung (Installationsfehler), das Eigeninteresse steigt (Motivation) und die Verantwortung wird geteilt (beide Gruppen gesetzlich abgesichert durch Versicherung für den unwahrscheinlichen Einzelfallschaden).
Seitens der Regierung müssen dann absolut und völlig einfache Standards und Richtlinien für Stecker, Kabel, Anschlüsse usw. her, die quasi nach der o.g. Ausbildung „im Schlaf“ sicher geprüft und abgenommen werden können.
Und was Digitalisierung angeht müssen sich die PV-Systeme aller Anbieter standardmässig mit Standardprotokoll selbst sichern, prüfen und ggf. durch Eigenhinweise (Stichwort: KI) sehr einfach und standardisiert reparieren lassen.
Hallo Zusammen,
für mich stellt sich die Frage was ist viel was ist wenig.
Diese pauschale Aussage “überzogenen Preisen“ gibt es am Markt, ist eine unqualifizierte Aussage.
Deswegen bitte ich doch die Experten, eine Rechnung aufzustellen (eine Kalkulation)
wie Sie eine PV Anlage aktuell kalkulieren würden.
Besonders getrennt nach Materialpreis und Lohnkosten usw….
Es ist doch auch die Frage, darf ein Handwerksbetrieb eine Rendite von 6-12% haben.
Wie hoch dürfen die Gehälter der Mitarbeiter und des Geschäftsführers sein?
Fachkräfte in das Handwerk zu bringen oder die Kapazität für den Ausbau zu beschleunigen,
geht nur über höhere Gehälter.
Die Fachkräfte kommen aus dem Ausland, beim Ausbau von Glasfaser gibt es auch keine deutschen Mitarbeiter und bei uns auf dem Industriedach waren 3 Wochen lang 4 Litauer zum Aufbau.
Warum soll ein Elektriker, im Außeneinsatz nicht auch 5000Euro pro Monat verdienen dürfen, bei einer 40 Stunden Woche.
Zudem ist immer noch die Frage, habe ich als Anlagenbetreiber eine Rendite.
Umweltschutz muss nicht nur immer eine Rendite für sich selber bringen, da kann man auch mal selbst in den Verlust gehen.
Die Einnahmen der Handwerksbetriebe muss auch in die Ausbildung fließen, ich hoffe diese private Ausbilung ist effektiver als die staatliche Förderung, von Menschen.
Der Handwerker bekommt nur ein höheres Ansehen wenn seine Verfügbarkeit knapp ist. Jahrelang wurde man geknebelt und gescheucht.
Was spricht gegen eine Verknappung?
Geht’s nicht schnell genug? Immer schneller und weiter?
Wo soll das hinführen….
Wir hatten Zeit genug PV Anlagen zu bauen. Jetzt ist es nunmal so das Handwerk knapp und teuer ist. Genau wie es sein muss.
Wenn man Bürokratie abbaut könnten wir auf einen Schlag die doppelte Anlagenleistung je Jahr installieren . Da ist der Hebel.
PS. DIY Lösung Freiflächenanlage merkste selber oder ? 😉
Ein wichtiger Hebel sind auch Anreize um die durchschnittliche Anlagengröße zu erhöhen.
Es sollte z.B. immer das Dach voll belegt werden, statt die Anlage kleiner auszulegen, um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen.
Dann kann mit der gleichen Anzahl Arbeitsstunden viel mehr Leistung installiert werden.
Noch effizienter lassen sich natürlich große Freiflächen oder Flachdachanlagen auf gewerblichen Gebäuden installieren – da kann auch ein großer Teil der Arbeit durch angelernte Kräfte gemacht werden. Bei kleineren Anlagen lohnt sich dagegen Arbeitsteilung in der Regel nicht, so dass auch die mechanischen Arbeiten durch die knappen Elektrofachkräfte durchgeführt werden.