In Deutschland planen etwa 5,4 Millionen Haushalte konkret eine oder mehrere Maßnahmen zur energetischen Sanierung ihrer Immobilien in den kommenden fünf Jahren umzusetzen. Das sind 13 Prozent aller Haushalte. Das zeigen die Ergebnisse der Sirius Campus Marktuntersuchung „Monitor zur Klimawende 2022“, bei der 2024 Haushalte in einer repräsentativen Stichprobe unter Wohneigentümern, privaten Vermietern und Mietern im September 2022 durchgeführt wurde. Neben einer verbesserten Dämmung gehören auch der Einbau einer Wärmepumpe oder die Installation einer Photovoltaik-Anlage zu einer energetischen Sanierung.
Sirius Campus zufolge seien es vor allem Haus-Wohneigentümer oder Haus-Mieter, die eine große Bereitschaft, ihre vier Wände zu ertüchtigen, zeigen. Bei den beiden Gruppen lag die Bereitschaft bei 27 beziehungsweise 22 Prozent.
Bei Einfamilienhäusern höchste Motivation
Allerdings ist bei Haus-Wohneigentümern ist die Bereitschaft zu sanieren, im Vergleich zum Vorjahr 2021 um drei Prozentpunkte gesunken. Bei Haus-Mietern wäre die Bereitschaft konstant geblieben. Nur noch 14 Prozent der Wohnungseigentümer zeigten sich bei der Marktumfrage noch bereit für energetische Sanierungsarbeiten. Ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 23 Prozent der im Jahr 2021 abgefragten Wohnungseigentümer. Bei Wohnungsmietern liegt die Bereitschaft unverändert bei nur in zwei Prozent der Haushalte vor.
Von den befragten Haushalten sehen sich 86 Prozent stark von der Inflation betroffen. Das erklärt, warum der Auswertung zufolge 55 Prozent der Haushalte mit Sanierungsplänen zunächst abwarten wollen oder die Pläne ganz überdenken.
Langes Warten verdirbt die Stimmung
Die stärksten Bremsen für Sanierungsarbeiten sind Preissteigerungen. Das gaben 28 Prozent der befragten an. Für 23 Prozent sind es die langen Wartezeiten für die Installation, die sie dazu bringen, das Vorhaben gleich komplett zu unterlassen: Stichwort: Fachkräftemangel. Etwa 18 Prozent zeigen sich von den langen Lieferzeiten und Materialengpässen genervt und sehen deshalb von Sanierungsarbeiten ab. Immerhin sind es nur 15 Prozent der Haushalte, die sich unsicher sind, ob Wärmepumpe, Photovoltaik und Co auch wirklich halten was sie versprechen.
Neben Inflation und Handwerkermangel sind auch geringe eigene Fachkompetenz und fehlende Beratungsleistungen ein gewichtiger Grund, warum viele Haushalte das Thema lange vor sich herschieben. Diese Gruppe von Haushalten, die sich nicht an das Thema herantrauen und zu wenig Beratung bekommen, machen 40 Prozent der 41 Millionen Haushalte in Deutschland aus.
Beratung und Ansprache sind wichtig
Etwa 30 Prozent der befragten Haushalte gaben an, im vergangenen Jahr auf energetische Sanierung angesprochen worden zu sein. Im Jahr zuvor waren es noch 35 Prozent. Vor allem Energieanbieter und Handwerker machten mit jeweils neun Prozent die beiden wichtigsten Ansprechpartner der Haushalte aus. Schornsteinfeger, unabhängige Energieberater sowie Hausverwaltungen machten zwischen sechs und sieben Prozent der Ansprachen für Sanierungsangebote im vergangenen Jahr aus.
„Die Gestaltung der Ansprache für eine Beratung zu energetischen Sanierungen ist von großer Bedeutung. Die Haushalte wollen sich ein Bild von den möglichen Maßnahmen und vom Anbieter machen.“, sagt Oliver Gaedeke, Geschäftsführer der Sirius Campus. „Viele Haushalte benötigen bei diesen komplexen Vorhaben einen Vertrauensaufbau und eine anschauliche Vorstellung, um sich überzeugen zu lassen.“
Wo Inflation, Wartezeiten und mangelnde Beratung Hauseigentümer davon abhalten, in ihre Immobilien zu investieren, gibt die Energiekrise einen Motivationsschub, sich doch mit dem Thema auseinanderzusetzen. 32 Prozent der Haushalte gaben an, auf die Energiekrise mit Sanierungsarbeiten reagieren zu wollen.
Junge Familien sind motiviert
Die größte Bereitschaft zum energetischen Sanieren zeigen junge Familien mit Immobilien, die ab dem Jahr 1994 errichten wurden. Haushalte mit älteren Bewohnern und älteren Gebäuden sind nur in einem Zehntel der Fälle zu einer Sanierungsmaßnahme bereit. Haushalte, die planen, von einer Mietwohnung in Wohneigentum umzuziehen, zeigen sich auch investitionsfreundlich, so die Marktumfrage. Sirius Campus schreibt in der Studie auch, dass Haushalte, die auf Ihren Energieverbrauch aufmerksam werden, sich deutlich bereiter für Sanierungsarbeiten zeigen.
Die Kaufabsicht für ein Elektroauto ist sehr häufig an weitere Sanierungsmaßnahmen gebunden. So gaben zwölf Prozent der befragten Autofahrer an, in den kommenden zwölf Monaten ein Elektroauto kaufen zu wollen. Die Hälfte der Autofahrer mit Elektroabsichten gab an, zusätzlich weitere Maßnahmen umsetzen zu wollen. In den meisten Fällen wäre das eine Photovoltaik-Anlage. Trotz hoher Spritpreise ist die Bereitschaft, ein Elektroauto zu kaufen, von 2021 zu heute um sechs Prozentpunkte gefallen. In den Haushalten, die sich nicht von der Inflation betroffen fühlen, ist die Bereitschaft, ein Elektroauto zu kaufen, hoch und liegt bei 31 Prozent.
Von der Planung zu Umsetzung
Die Umfrage und die Auswertung der vergangenen Jahre zeigt, dass der Anteil an umgesetzten Sanierungsarbeiten im Verhältnis zur Bereitschaft bei 43 Prozent. Dabei zeigt sich auch, dass diejenigen, die sanieren wollen, um Energie zu sparen oder ihren Wohnkomfort zu erhöhen, am häufigsten die Maßnahmen auch schlussendlich umsetzen. Klimaschutz spielt für immer mehr Menschen eine Rolle für die Motivation für Sanierungsarbeiten.
Geld spielt laut der Umfrage eine eher untergeordnete Rolle. Das Motiv, durch eine Investition Geld sparen zu können, ist kein förderliches Motiv. Nach Aussage der Studienautoren war es auch in der Vergangenheit kein starkes Motiv für Umbaumaßnahmen.
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Wir brauchen aus meiner Sicht deutlich mehr… ich nenne sie mal „alternative Energieberater“. Das heißt, dass nicht die umfassende und perfekte Sanierung zählt, sondern die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Sinnvollste. Das kann dann gerne mit Kompromissen belegt sein und recht häufig nur (ohne Außenwand) die Dämmung des Dachbodens und ggf. Keller bedeuten, oder statt dem Komplettaustausch nur die Abdichtung bestehender Fenster und Türen. Das neue Heizungssystem genauso, Flexibilität bei der Wahl der Heizung und Heizflächen und nicht das Non Plus Ultra muss der Weg sein, wenn wir wirklich millionenfach die Umstellung haben wollen. Zum Beispiel auch Wände und Decken berücksichtigen, eine Betonaktivierung vornehmen, dezentral in Form von Klimaanlagen oder für Fans die Einbindung von (wasserf.) Kaminöfen andenken. Oder in letzter Instanz die Hybridisierung, sodass die fossile Erzeugung sich wirklich nur auf die ganz wenigen sehr kalten Tage beschränkt…
Wichtig ist meines Erachtens das Ziel, den Anteil der regenerativ erzeugten Energie zu erhöhen, selbst um den Preis mangelnder Effizienz in Altbauten. Ich gehe davon aus, dass wir schon sehr bald günstige Überschüsse vermehrt bekommen und dass wir ein Stromnetz benötigen, das teure Lastspitzen vermeidet… alles Dinge, die auch in Form von speziellen niedrigen Stromtarifen, vielleicht sogar in einem staatl. geförderter Altbau-Tarif, realisierbar sind. So sind dann auch die „Kompromisse“ finanzierbar, wenn dafür PV auf dem Dach ist und dynamische Stromtarife die überwiegend günstige Nutzung im Winter erlauben oder auch das Einspeichern in (immer größeren) Batterien aus dem Netz ermöglichen, bestenfalls auch bidirektional mit E-Auto oder Hausspeicher. Folgend ist das E-Auto gerade unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten attraktiv und nicht weit… es geht doch in erster Linie um die Verabschiedung von fossilen Prozessen. Effizienzen sind dann zwar auch wichtig, wenn aber in Altbauten dadurch so wenig angestoßen wird, sind die Ziele unerreichbar.
Wir brauchen in den nächsten Jahren kreative Energieberater und Installateure, die nicht immer nur nach Plan A vorgehen, sondern alternativ kosten- und zeitoptimiert denken. Individuelle (und dann auch noch günstige) Lösungen erfordern allerdings enorm viel know how, da Altbauten so extrem vielfältig sind… aber ich hoffe einfach mal, dass auch dieses noch der Markt abdecken wird bei dieser zu erwartenden riesigen Abnahmemenge.
„es geht doch in erster Linie um die Verabschiedung von fossilen Prozessen.“
Dieser Punkt geht viel zu oft irgendwo zwischen Physik und Wirtschaft unter. Es geht darum, den CO2 Ausstoß drastisch und schnellst möglichst zu verringern. Nicht mehr und nicht weniger.