Die Europäische Kommission strebt eine Strommarktreform an und erwägt als mögliche Lösung eine permanente Erlösobergrenze für erneuerbare Energien. Das geht aus einem inoffiziellen Arbeitspapier der Kommission hervor, das pv magazine vorliegt.
Anlass für das Dokument ist die Arbeit zu einem neuen europäischen Strommarktdesign. Der Europäische Rat hat die Kommission damit beauftragt, strukturelle Reformen des Markdesigns anzustoßen. So soll in Zukunft ein stabiler, emissionsfreier und vollständig europäisch integrierter Strommarkt entstehen. Oberster Ziele der Reform, wie es im Papier steht, sind Energieunabhängigkeit und Klimaneutralität bei stabilen Preisen für Verbraucher, Industrie und Investoren, die ihr Geld in erneuerbare Energien stecken wollen.
Anfang 2023 soll ein erster Gesetzvorschlag vorgelegt werden. Ein öffentlicher Konsultationsprozess ist derzeit im Gang. Aus dem inoffiziellen Arbeitspapier gehen vier Eckpunkte heraus, die die Kommission mit besonderem Interesse betrachtet.
Erlösobergrenze keine Ausnahme mehr
Die Kommission liebäugelt mit der Erlösobergrenze aus dem EU-Ratsbeschluss, der Anfang Oktober verabschiedet wurde. Darin wurde die Möglichkeit einer Erlösobergrenze für inframarginale Technologien geschaffen. Als inframarginal bezeichnet man Technologien, bei denen die Gestehungskosten verlässlich deutlich unter dem Markräumungspreis liegen. Die EU-Kommissionen nennt an dieser Stelle erneuerbare Energien und Atomstrom als Beispiele.
Der Ratsbeschluss erlaubt die Erlösobergrenze als Übergangslösung, um im Notfall gegen zu hohe Energiepreise vorzugehen. Die Kommission will nun prüfen, ob eine Erlösobergrenze als ständig verfügbares oder permanent implementiertes Instrument eingeführt werden könnte.
Photovoltaik ohne Merit-Order
Des Weiteren schlägt die Kommission vor, inframarginalen Energietechnologien entsprechend ihrer tatsächlichen Gestehungskosten zu vergüten. Verbraucher sollen sich auf stabile Preise und Investoren auf stabile Renditen einrichten können. Bisher setzt das teuerste Kraftwerk, was noch zur Deckung des Bedarfs benötigt wird, den Preis für alle Kraftwerke – die Merit-Order-Kurve. Aktuell sorgt dieser Effekt dafür, dass Gaskraftwerke hohe Börsenstrompreise auch für Wind und Photovoltaik setzen. Letztere erfreuen sich aktuell an hohen Margen. Das ist nicht nur schlecht für Verbraucher, die gerne weniger für ihren Strom zahlen wollen, sondern Investoren lassen sich auch nicht beirren. Die hohen Margen ergeben sich nur, wenn Gaskraftwerke noch ans Netz gehen müssen. Wenn mehr in erneuerbare Energien investiert wird, wird das immer weniger der Fall sein und das Interesse der Investoren an Erneuerbaren fällt wieder.
Eine Möglichkeit, diese Technologien stabiler zu bepreisen, liegt in PPAs mit langen Laufzeiten. So wären die Erlöse für den Projektierer unabhängig von den Preisen an den Terminmärkten. Das dürfte auch die Investoren in Sicherheit wägen, so die Kommission. Daher wird man überlegen in Zukunft Erneuerbare verstärkt nur über Langzeit-PPAs an den Markt gehen zu lassen.
Einspeisevergütung nur noch als Preisband
Wer mit einer Photovoltaik-Anlage eine Einspeisevergütung erhält, ist durch die öffentliche Hand vor zu niedrigen Preisen an der Börse abgesichert, kann aber dennoch hohe Gewinne einfahren, wenn der Marktsituation das hergibt. Eine unglückliche Situation, wie die EU-Kommission findet. Für eine Strommarktreform zieht die Kommission in Erwägung, dass Energieprojekte, die durch öffentliche Gelder abgesichert werden, nur noch mit einem „Zwei-Wege Contract-for-Difference“ vergütet werden. In dieser Spielart von CfD gibt es einen Höchst- und Mindestpreis. Wie hoch oder niedrig diese Preise liegen, soll durch Ausschreibungen ermittelt werden. Es soll auch die Möglichkeit geschaffen werden, CfDs mit Langzeiot-PPAs zu kombinieren.
Gas soll kleinere Rolle spielen
Damit der Gaspreis in Zukunft weniger ausgeprägt den Strompreis bestimmt, sollten erneuerbare Energien in einem separaten Markt mit neuen Erlösstrukturen ihre Energie anbieten. Auf diese Weise würde die Merit-Order Kurve nicht weiterhin für exzessive Gewinne bei inframarginalen Technologien sorgen, während die wichtigen Aufgaben der flexiblen Gaskraftwerke erhalten bleiben können. Zusätzlich will die Kommission die Möglichkeit ausloten, Demand-Response und Batteriespeicher an den Terminmärkten teilnehmen zu lassen. Die könnten so schrittweise Gaskraftwerke aus dem Markt drängen.
Mehr Verbraucherschutz
Die gestiegenen Stromkosten in diesem Jahr sorgten bei einigen Schlüsselindustrien für große Sorgen. Geringere Produktion, verkürzte Arbeitszeiten bis hin zu Entlassungen waren die Folge. Volkswirtschaftlich gilt es solchen Schaden zukünftig besser abwenden zu können. Mittels eines „two-tiers“-Modells sollen besonders wichtige Verbraucher ermittelt werden, die im Notfall eine bestimmte geringe Strommenge zu stabilen günstigen Preisen erhalten.
Transparenz, Integrität und Überwachung des Marktes
Ein Teil der enormen volkswirtschaftlichen Kosten der diesjährigen Energiekrise sind entstanden, weil einige Unternehmen, die fossile Brennstoffe sowohl fördern, damit handeln und sie verstromen, besonders hohe Gewinnmargen erzielen konnten. Die Kommission will verhindern, dass solche Unternehmen in Zukunft ihre günstige Position am Markt problemlos ausnutzen können. Die europäische Agentur der Energiemarktregulatoren (ACER) soll zukünftig in enger Abstimmung mit dem Regulierer für Energiemarktintegrität und Transparenz (REMIT) zusammenarbeiten. Die Kommission erkennt an, dass REMIT ein Update braucht, um in der neuen Marktsituation auch weiterhin effektiv sein zu können. Zudem sollen auch die Strafzahlungen die REMIT verhängen kann, zwischen den Mitgliedstaaten harmonisiert werden. Auch der grenzüberschreitende Handel mit Strom könnte laut Kommissions-Arbeitspapier unter besondere Beobachtung gestellt werden.
Noch sind die Punkte lediglich Vorschläge in einem inoffiziellen Arbeitspapier. Bis im Frühjahr ein erster Reformvorschlag auf den Tisch gelegt wird, können noch viele weitere Lösungsansätze für strukturelle Veränderungen im Strommarkt eingereicht werden.
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Zitat aus dem Artikel.
Gas soll kleinere Rolle spielen
Damit der Gaspreis in Zukunft weniger ausgeprägt den Strompreis bestimmt, sollten erneuerbare Energien in einem separaten Markt mit neuen Erlösstrukturen ihre Energie anbieten. Auf diese Weise würde die Merit-Order Kurve nicht weiterhin für exzessive Gewinne bei inframarginalen Technologien sorgen, während die wichtigen Aufgaben der flexiblen Gaskraftwerke erhalten bleiben können. Zitat Ende.
Es ist mir ja selbst schon unangenehm,, wenn ich mit meinen Kommentaren den Eindruck erwecke, dass ich hier als Oberlehrer auftreten möchte, der an allem was zu meckern hat..Ich kann Euch versichern das ist nicht meine Motivation. Ich kommentiere lediglich, auf der Grundlage dessen, was ich mir seit 25 Jahren Energiewende relevant angeeignet habe. Deshalb kann ich auch diese Aussage nicht unwidersprochen lassen..Ich bin gerne bereit mich von einem Experten argumentativ belehren zu lassen, wenn ich mit meinen Betrachtungen daneben liegen sollte.
Aber nun zur Sache.. Fakt ist, wir haben doch 2010 mit der bekannten Ermächtigungsverordnung für die Erneuerbaren quasi erst einen neuen Markt geschaffen, als die EE aus dem System, und somit aus dem Merit Order Prozeß raus genommen wurden, und zum separaten Vermarkten an die Börse verbannt wurden. Während sie bis 2010 im Versorgungssystem Integriert waren, und dadurch ihren Preis mindernden Merit Order Effekt zur Geltung bringen konnten, werden sie ab 2010 separat mit einer neuen Erlösstruktur gehandelt, und spielen auf der Merit Order Angebotskurve keine Rolle mehr..
Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Die Erneuerbaren sind 2010 von der Merit Order Kurve genommen worden, und die Gaskraftwerke konnten wieder die Preise bestimmen.
Siehe hier.
.https://www.google.com/search?q=merit+order&oq=Merit+Order&aqs=chrome.0.69i59l2j0i433i512j0i20i263i512j0i512l6.4324j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8
, die linken Bilder zeigen das Gesetz bis 2010 und die rechten ab 2010.
Deshalb muss genau das Gegenteil geschehen. Die Erneuerbaren müssen wieder drauf auf die Merit Order Kurve.
Sie müssen wieder den Versorgern zwingend mit Ökobändern zugeteilt werden, wie es bis 2010 der Fall war.
Was dann geschieht, dazu siehe im folgenden Link das vierte Bild von oben, wo dargestellt wird wie an der Börse Strombedarf und Preise ermittelt werden..
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Weil die Versorger schon etwa 35% Ökostrom in ihrem Vertriebsportfolio haben, müssen sie diese weniger nachfragen.
Dadurch fällt auf der Merit Order Grafik N1 auf N2, und dadurch sinkt P1 auf P2.
Wegen der geringeren Nachfrage kommen Gaskraftwerke nicht mehr zum Einsatz.
So einfach geht Strompreisbremse, und gleichzeitig die Verhinderung von Übergewinnen.
Man möchte die Märkte hart trennen. Wie exakt das dann ausgeführt wird, ist hier noch nicht beschrieben.
Eine Markttrennung hätte aber imho einen sehr ähnlichen Effekt, wie Sie ihn immer wieder unermüdlich beschreiben. Ich denke die Markttrennung, zusammen mit Smart-Meter, weiterer EE Ausbau etc. ist nur konsequent ohne jetzt auf tausend teils sehr gute Einzelargumente Pro und Contra einzugehen.
Ich stelle mir ein Design vor, dass man 2 Stromverträge abschließen könnte, oder
indirekt 2.
Als Endkunde schließe ich einen Vertrag mit einem Anbieter des getrennten EE-Markts. Da der Markt im Hintergrund getrennt ist, gibt es auf diesem Markt kein „Verramschen“. Es ist 100% EE in der Bilanz dieses Anbieters und 0% in der Bilanz der „dreckigen Anbieters“. Eine Vermischung wird kategorisch ausgeschlossen, will ich damit sagen 🙂 Man darf als Bauer also nicht einfach alle Kartoffeln zusammen verkaufen oder nebeneinander anbieten, sondern muss auf einen anderen Markt mit den beiden Sorten.
Aber der EE-Anbieter kann (bis auf absehbare Zeit) nicht 100% 24×365 garantieren, vielleicht gibt es leistungs- oder mengenbeschränkende Preismechanismen diverser Art, um dem entgegenzutreten (daher smart-meter).
Für Leistungsspitzen brauche ich als Endverbraucher also entweder einen 2ten Vertrag, der für die teuren Spitzen eintritt (smart-meter), oder der EE-Anbieter macht das für mich, indem er den dreckigen und teureren Strom 1:1 kauft und direkt an mich als Verbraucher vermarktet und abrechnet (hört sich bequem an, könnte allerdings dem Graumarkt wieder Türen und Tore heimlich weit aufsperren).
Auf diese Weise machte dann auch die CO2 Erstehungssteuer wieder mehr Sinn, die an anderer Stelle öfters in diesem Zusammenhang erwähnt wurde.
Da es nur ein Entwurf ist, ohne genaue Umsetzungsverordnungen, ist glaube ich derzeit eine tiefgehender Analyse auf dieser Basis nicht 100% zu führen. Aber es ist doch ein gutes Zeichen, dass die Verantwortlichen sich des Themas offenbar ernsthaft annehmen.
An alle Merit Order Interessierten zum besseren Verständnis meines Kommentars.
Zitat:..Vor der Ausgleichsmechanismusverordnung wurde EEG-Strom physisch gewälzt, ein Handel an der Strombörse fand nicht statt. Waren mit dieser physischen Wälzung Unternehmen dazu verpflichtet, Strom aus erneuerbare Energien in ihre eigenes Vertriebsportfolio einzubinden, wofür sie aus dem EEG-Konto vergütet wurden, wurde mit der Ausgleichsmechanismusverordnung der EEG-Strom nun komplett an der Strombörse gehandelt. Da damit dort das Angebot an EEG-Strom stieg, fielen die Börsenpreis infolge des Merit-Order-Effektes, da die (preisbildenden) teureren (fossilen) Kraftwerke immer seltener zum Einsatz kamen. Zitat Ende.
Wer das „Zitierte“ im Link liest, könnte nun meinen, na also geht doch, die Börsenpreise sinken doch seit dem die Erneuerbaren außerhalb der Bilanzkreisen der Versorger separat vermarktet werden. Der Merit Order Effekt wirkt doch, was will er den der Diehl.. Dem ist aber nicht so. Die Börsenpreise sinken nämlich in diesem Fall nicht weil Gaskraftwerke verdrängt werden, sondern weil seit 2010 konventionelle Kraftwerke nicht mehr den EE angepasst werden müssen, und deswegen zu viel Strom an der Börse ankommt. Kannibalisierungseffekt nennt man das in Insiderkreisen. Diese sinkenden Börsenpreise kommen auch nicht den normal sterblichen Verbrauchern zugute. Es sei denn wir hätten noch die Stromanbieter die damit ihre Kunden bedienten, die mussten aber leider Insolvenz anmelden, nach dem die Börsenpreise gestiegen sind.
Sinkende Börsenpreise durch den Merit Order Effekt, die auch den Verbrauchern „zwingend“ zugute kommen, entstehen nur da, wo an der Börse die Preise nach Angebot und Nachfrage entstehen.
Siehe in meinem vorigen Beitrag, wo, und weshalb N1 zu N2 und P1 zu P2 wird. So viel zu den unterschiedlichen Gründen, sinkender Börsenpreise.
Ja ich weiß, es ist schon kompliziert, unser Strommarkt findet in einer großen Dunkelkammer statt, und nur die Lobbyisten wissen wo die Lichtschalter angebracht sind.
Hallo, Herr Diehl,
ich verstehe überhaupt nicht, was es für einen Unterschied machen soll, ob man nun für die EE die physikalische Wälzung (A) nutzt oder der Börsenvermarktung (B).
Wenn wir uns mal als Referenz eine Stunde ohne EE annehmen, und dann im Vergleich dazu eine Stunde mit einer gegebenen Menge EE in beiden Fällen betrachten, passiert folgendes:
Im Fall A sorgt das Erneuerbare Angebot dafür, dass der Bedarf sinkt, während gleichzeitig das Angebot an der Strombörse (nämlich der ganz linke Teil mit den EE zu Null Grenzkosten) gleich bleibt, also so als gäbe es eine EE (die kommen ja dann nicht an die Börse).
Im Fall B sorgt das Erneuerbare Angebot dafür, dass die ganze merit-order-Kurve nach rechts verschoben wird, während der Bedarf gleich bleibt (weil dieser dann komplett über die Börse gedeckt wird).
Das Ergebnis, nämlich welches Kraftwerk das „letzte“, preissetzende ist, ist in beiden Fällen exakt das gleicht (es kann auch nicht anders sein, weil die physische Bedarfsdeckung ebenfalls in beiden Fällen auf die gleiche Art erfolgt).
In der historischen Realität war der Mechanismus nochmal etwas komplizierter, weil zwischendurch noch die sogenannte „Bandveredelung“ stattgefunden hat. Am Ergebnis ändert diese aber gar nix, es wird lediglich der zeitliche Ausgleich in einem anderen Bilanzkreis vorgenommen – in jeder Stunde landen aber effektiv die gleichen Mengen an EE- und nicht-EE Mengen „an der Börse“.
Dass der frühere Mechanismus vielen von uns EE-Akteuren aus heutiger Sicht irgendwie besser erscheint, kann ich mir – neben der uns Menschen innewohnenden Verklärung der Vergangenheit – nur damit erklären, dass er bei einem viel geringeren EE-Ausbaustand stattgefunden hat, und somit bei einem Stand wo all die Herausforderungen, die die EE am Strommarkt erzeugen, noch kaum erkennbar waren.
Die Wälzung hatte – in Verbindung mit festen (richtig festen!) EEG-Vergütungen nur einen Effekt: Dadurch, dass die EE-Mengen hat nicht am Marktgeschehen teilgenommen haben, sondern autoritär verteilt wurden, war deren Preis immer fix (im Sinne von: nicht vom Marktgeschehen beeinflusst).
Wer sich das zurückwünscht (womit ja zwingend auch das Marktprämienmodell Geschichte wäre), muss sich bewusst sein, dass damit eben auch genau der erwünschte Effekt eintritt: Die Marktsignale erreichen die Erneuerbaren nicht. Also: Kein Anreiz für Speicher, kein Anreiz für flexible Erzeugung (Biogas etc.), kein Anreiz für systemdienliche Auslegung von Erzeugern, kein Anreiz für systemdienliche regionale Verteilung der Erzeuger, usw. !
Das alles müsste dann ordnungspolitisch vorgegeben werden, oder es findet eben nicht statt.
Selbst z.B. staatlich induziert vorhandene Flexibilitäten (BHKW, Speicher) „wüssten“ gar nicht, wann sie eingesetzt werden sollten, weil es eben kein Marktsignal gibt – also dann auch noch einen staatlichen Allokationsmechanismus ?
Meiner Meinung nach müssen wir mal akzeptieren, dass die Zeiten vorbei sind, als eine EE-kWh immer (also zu jedem Zeitpunkt) „wertvoll“ war. Im Sommerhalbjahr mittags, wenn uns der Strom aus den Ohren rauskommt, hat eine zusätzlich erzeugte kWh keinen (nennenswert positiven) Wert mehr, das wird so sein, ganz egal welche (Markt oder nicht Markt-) Mechanismen man sich einfallen lässt – wie sollte es denn anders sein, wenn von einem Gut viel mehr verfügbar ist als benötigt wird ?!
Lieber Herr Hildebrandt, die Umwälzung des Marktes ist durch den Ausbau der Erneuerbaren noch viel fundamentaler, als Sie das hier ansatzweise analysiert haben.
Der Markt vor 2010 war bestimmt von Erzeugern, die mit hoher Sicherheit liefern und deshalb langfristige Lieferverträge abschließen konnten. Nur unsichere Erzeugung und Bedarf (10-20% des Gesamtstromverbrauchs) wurden über die Börse gehandelt. Entsprechend war der Börsenhandel – und ist es bis heute – konzipiert. Gehandelt wird zu Grenzkosten, von denen kein Kraftwerk leben kann. Die holen ihre Fixkosten über die Langfristverträge rein, der Grenzkosten-Erlös an der Börse ist nur ein nettes Zubrot, auf das die wenigsten (fossil-nuklearen) Erzeuger angewiesen sind. Wenn sie darauf angewiesen sind, haben sie schlecht kalkuliert.
In dieses System wurden die unsicheren Erzeuger PV und Wind zusätzlich integriert, anfangs, wie sie richtig feststellen, mit marginalen Leistungen, die keinen wesentlichen Einfluss auf den Markt hatten. Sie konnten vor allem nichts an den generellen Machtverhältnissen ändern, dass nämlich einem unflexiblen Verbrauch flexible Erzeuger gegenüberstehen, die sich ihre Lieferbereitschaft (Flexibilität) so teuer wie möglich bezahlen lassen. Da die so zu Höchstpreisen an der Börse gehandelten Strommengen nur einen geringen Teil des Stromverbrauchs ausmachten, war das auch kein bedeutendes Problem.
In Zukunft muss der Markt aber so konzipiert werden, dass er auch funktioniert, wenn die unflexiblen Erzeuger Wind den unflexiblen Verbrauch mehr als abdecken, ein Zustand der bisher kaum auftrat, in Zukunft aber mehr als die Hälfte der Zeit auftreten wird. Das wird man mit dem gegenwärtigen Marktdesign nicht schaffen, und der oben skizzierte Entwurf der EU-Kommission wird dieser Herausforderung auch nicht gerecht. Das Problem ist, dass kaum noch Strom langfristig vermarktet werden kann. Ein Erneuerbaren-Erzeuger müsste sich dazu Zugriff auf Wind-, PV- und Speicher verschaffen, um ein virtuelles Wärmekraftwerk darzustellen. Das wird kaum sinnvoll sein. Besser wird es sein, wenn diese Zusammenführung durch die für die Netzstabilität verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber erfolgt. Diese unterliegen auch einer (allerdings in Deutschland unzureichend funktionierenden) Gewinnkontrolle. Sollte die weiterhin nicht funktionieren, müsste man die Übertragungsnetzbetreiber wieder verstaatlichen, damit sie keinen Anreiz haben, ungerechtfertigte Gewinne zu generieren.
Das Merit Order Prinzip ist sicherlich zu einem großen Teil für die hohen Preise verantwortlich. In meinen Augen funktioniert es aber und ist auch wichtig. So erwirtschaften Erneuerbare evtl. genug um die Zeitenwende herbeizuführen und einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien zu stemmen. Wird das Merit Order ausgehebelt werden diese Unternehmen vielleicht profitalbel wirtschaften. Für massiven Zubau fehlt aber dann das Geld. Und massiver Zubau ist nötig, wenn man in Zukunft mit Strom heizen und Autos antreiben will. Nur so kommt man raus aus der Abhängigkeit von Scheichs und anderen Despoten.
Hat die EU das nicht verstanden? Oder versucht man hier die Energiewende mutwillig zu torpedieren? Es ist so frustrierend.
Holger schreibt.
Das Merit Order Prinzip ist sicherlich zu einem großen Teil für die hohen Preise verantwortlich. In meinen Augen funktioniert es aber und ist auch wichtig.
@ Holger
Ich halte das Merit Order Prinzip grundsätzlich nicht für falsch, es muss halt nur transparent Anwendung finden.
Denn der „Mitnahmeeffekt“ für die billigen Erzeuger links auf der Angebotskurve, sorgt ja dafür, dass viel davon angeboten wird, um rechts auf der Kurve möglichst viele teure Anbieter nicht zum Zuge kommen zu lassen. Solange die Relation positiv ist, sinkt der Preis trotzdem.
Das Problem dabei ist, dass diejenigen die links billig anbieten, auch die teuren Kraftwerke rechts betreiben, und die Angebote anonym sind.
Dann kommt das folgende dabei raus
Siehe hier…. https://taz.de/!280669/
Oder hier….https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wettbewerbshueter-warnen-vor-preismanipulationen-auf-dem-strommarkt-17823799.html
Dazu kommt, dass der Stromhandel zum größten Teil „Virtuell“ stattfindet.
Für neu hinzugekommene Leser siehe im Folgenden die Merit Order Grafik
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Na – Herr Diehl – Abschaffung des Merit-Order-Wirrwarrs für PV-Strom. Ihr Traum wird wahr, oder sehe ich das falsch?
Ralf Schnitzler.
Es wird noch „WIRRWARRER“ lesen Sie meinen Kommentar.
Früher würde das die „feste EEG Vergütung“ genannt und hatte bei unbegrenzten Zubau Möglichkeiten mehre Jahre etwa eine Verdoppelung des PV Zubaus ermöglicht (1, 2, 4, 8 GW p.a.), bevor das mit dem erstickenden Deckel und final durch die Ausschreibungen beendet wurde, um ab 2021 endlich zu erkennen, das die atomar/fossilen Strompreis Explosion das wirkliche Problem ist.
Jede Technologie erhält eine kostendeckende Vergütung mit sinnvoller Marge also EEG 2.0 reloded, dann bitte aber auch ohne Ausschreibungs- Deckel.
Das für alle Erzeuger und Speicher die „kostendeckende Vergütung“ wieder einzuführen ist und die mit Merit- Order mögliche Vervielfachung der Zufalls- Gewinne endlich zu beenden ist, sollte jedem einleuchten. „Pay as you bit“ statt Merit Order muss asap für alle fossilen eingeführt werden, um stabile geringere Strompreise zu ermöglichen!
Der Stromhandel muss dann auch die pay as you bit Strompreise anteilig transparent verrechnen, um wirklich geringere Preise im Markt zu bekommen!
Wenn es dann auch einen fossil freien Markt gibt, einen lokalen Speicher Markt für eingelagerte EE-Reststrommengen, dann ergeben sich die Laufzeitverkürzungen fossiler Kraftwerke allein über den Preis und die steigenden CO2 Umlagen. Mache Regionen haben ja heute schon über 100% lokale Erzeugung und alle dort sollten davon entsprechend mit geringsten Strompreise profitieren. Wer noch fossiles kaufen will, soll bitte auch den Preis mit vollständiger Umlage der explodierenden CO2 Folgekosten (>200€/to für Klimaanpassung) und CO2 Rückholung (>500€/to bei Karbonisierung im heißen Gestein) für jede Technologie einzeln bezahlen.
Wenn pay-as-you-bid eingeführt wird, hätte dies nur zur Folge, dass niemand mehr niedrig bietet. Jeder würde mit dem Preis anbieten, den er auch als Ergebnis von Merit-Order erwartet hätte. Dann ist nichts gewonnen, in vielen Fällen eine ganze Menge (nämlich günstige Preise) verloren.
Merit-Order ist eine Folge asymmetrischer Machtverhältnisse: Wenn der unflexible Verbrauch die unflexible Erzeugung (Wind, PV und Laufwasser) übersteigt (zur Zeit noch in praktisch 100% der Zeit der Fall), müssen flexible Kraftwerke ran, und die sitzen dann am längeren Hebel.
Das wird sich erst ändern, wenn die unflexible Erzeugung den unflexiblen Verbrauch übersteigt. Mit steigendem Bestand an Erneuerbaren wird das immer öfter der Fall sein. Bisher sinkt der Börsenpreis dann auf Null, weil es zu wenig Speicher gibt, die den überschüssigen Strom aufnehmen können. Ein Null-Preis gibt aber kein vernünftiges Signal zur effizienten Verwendung des Stroms. Das kann also kein Dauerzustand sein, sondern wir brauchen eine neue Marktordnung, die auch in diesem Fall Preissignale erzeugt, die dafür sorgen, dass der jeweils effizienteste Speicher zum Zuge kommt.
Die Vorschläge der EU-Kommission gehen an dieser Aufgabenstellung völlig vorbei. Da wird versucht, mit marktwidrigen Preisdiktaten an Symptomen eines unpassenden Designs herumzudoktern. Offensichtlich halten die sich selber für zu schlau und holen keine Fachleute dazu, die in der Lage wären, Marktsimulationen durchzuführen, die die Auswirkung der Veränderungsvorschläge modellieren könnten.
Ein wichtiger Schritt wäre, die Vergütung der Produzenten von den Erlösen an der Strombörse, auf die man in einem europäischen Markt, in dem die einzelnen Länder sehr unterschiedlich Kraftwerksstrukturen haben, nicht verzichten kann, abzukoppeln. Bei den nicht direkt-vermarkteten EEG-Anlagen in Deutschland funktioniert das ja schon wunderbar: Die Erzeuger bekommen ihre Festvergütung, von der sie gut leben können. Anfallende „Übergewinne“ landen auf dem EEG-Konto und reduzieren die notwendigen staatlichen Ausgleichszahlungen. So sollte das für alle EEG-Anlagen gelten. Wer die garantierten Einspeisevergütungen in Anspruch nimmt, muss im Gegenzug verpflichtet sein, seinen Strom auch immer über das EEG-Konto vermarkten zu lassen. Ein Hin- und Herwechseln wäre nicht zulässig. Allenfalls ein Ausstieg aus der Garantievergütung, der aber nicht rückgängig gemacht werden könnte.
JCW schreibt
Bisher sinkt der Börsenpreis dann auf Null, weil es zu wenig Speicher gibt, die den überschüssigen Strom aufnehmen können.
@ JCW
Nein… bisher sinkt der Börsenpreis auf „Null“ weil die konventionellen nicht den Erneuerbaren angepasst werden, wie das bis 2010 noch gesetzlich geregelt war. Wenn da gegenwärtig was gespeichert werden muss, kann das „Physikalisch“ nur konventioneller Strom sein.
Für neu hinzugekommene Leser siehe im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.
Die Erneuerbaren treiben die Börsenpreise nicht gegen Null wenn sie richtig integriert werden.
Siehe hier:https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Die 2% Prognoseabweichungen sind vernachlässigbar.
Herr Diehl, Sie laufen der Entwicklung immer noch ein bißchen hinterher. In einer Zukunft, in der es keine konventionellen Kraftwerke mehr gibt, wird der Börsenpreis genauso auf Null sinken, wenn Wind und PV (zusammen mit noch ein paar anderen unflexiblen Kraftwerken wie Laufwasser oder Müllverbrennung) mehr erzeugen, als es dem Bedarf entspricht, wenn sich an der gegenwärtigen Marktordnung nichts ändert.
Sie denken permanent an einen Fall, der heute öfter auftritt, dass nämlich unflexible Braunkohlekraftwerke zusammen mit PV und Wind mehr produzieren als es dem Verbrauch entspricht. Dieser Fall wird aber nicht mehr eintreten, wenn die Kohle abgeschaltet ist. Die neue Marktordnung muss deshalb darauf vorbereitet sein, dass Wind und PV ALLEINE mehr produzieren, als dem Bedarf entspricht. Wenn dieser Fall durch die Marktordnung gut gelöst ist, wird dieser Markt auch mit dem von Ihnen empfundenen Problem adäquat umgehen können. Tatsächlich werden wir es mit diesem nach länger zu tun haben, als uns lieb ist, weil einige europäische Staaten noch längere Zeit auf Kernkraft setzen werden, oder nicht so schnell mit dem Aufbau der Erneuerbaren hinterherkommen.
Aber mit Ihrem Rezept aus den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts werden wir dieses Zukunftsproblem nicht lösen.
JCW schreibt
Herr Diehl, Sie laufen der Entwicklung immer noch ein bißchen hinterher. In einer Zukunft, in der es keine konventionellen Kraftwerke mehr gibt, wird der Börsenpreis genauso auf Null sinken, wenn Wind und PV (zusammen mit noch ein paar anderen unflexiblen Kraftwerken wie Laufwasser oder Müllverbrennung) mehr erzeugen, als es dem Bedarf entspricht, wenn sich an der gegenwärtigen Marktordnung nichts ändert.
@ JCW
Bis dahin müssen wir aber „Zwingend“ ein anderes Marktsystem haben, damit die „Null“ Börsenpreise nicht nur für einige Wenige zu Buche schlagen, wie es gegenwärtig der Fall ist. Sie sind doch sonst immer besorgt um die Solidargemeinschaft, z.B. wenn es beim Eigenverbrauch um die Heimspeicher geht.
Mein schon vielleicht bekannter Vorschlag lautet seit Jahren: die Stromversorgung und- Verteilung zur Gemeinschaftsaufgabe zu erklären und an alle 3 Verwaltungsebenen zu verteilen. Höchstspannungen auf Bundesebene, Mittelspannung auf Länderebene und Endverteilung sowie Kundenbetreuung auf unterste Kreisebenen.
Mit einem solchen Prinzip der staatlichen ‚Fernkontrolle‘ haben wir in der BRD nach Kriegsende die Grundlagen für das Wirtschaftswachstum (-Wunder) geschaffen, während die europäischen Länder mit ‚Aktienwirtschaft‘ zurückgeblieben sind. Die Entwicklung in den USA ist insofern ein Sonderfall, als sie damals noch Raubbau an Öllagern, Gaslagern, Metallvorkommen etc. betreiben konnten und billigste (!!!) Arbeitskräfte in der Afroamerikanischen und der Latino- Schicht ausbeuten konnten. Für ‚echt‘ demokratische und sozial ausgerichtete Völker wahrhaft kein Vorbild! Siehe auch die Geheimdienst- Aktivitäten gegen Gewerkschaftler und gegen angeblich kommunistische Agenten unter den Jornalisten und Schriftstellern. Ich bin als Wiederaufbauskind immer wieder erschüttert, wie schnell die damaligen Verhältnisse vor lauter ‚ Marktsduselei ‚ vergessen und verdrängt worden sind.
@Peter, mit Ihrem Beitrag, der ja möglicherweise richtig erscheinen mag, kann ich leider keinerlei Zusammenhang zu dem oben aufgeführtem Artikel sehen, die Erneuerbaren von einer allg. Marktentwicklung preislich ab koppeln zu wollen..
Wir konzentrieren uns jetzt besonders auf die Energiewende und die Erneuerbaren. Dabei bleibt völlig unbeachtet, wie sehr die Europäische Kommission mit Lobbyisten besetzt sein muss.,. Das zeigt die folgende Passage im Artikel.
Zitat…Die Europäische Kommission strebt eine Strommarktreform an und erwägt als mögliche Lösung eine permanente Erlösobergrenze für erneuerbare Energien. Das geht aus einem inoffiziellen Arbeitspapier der Kommission hervor, das pv magazine vorliegt. Zitat Ende.
Nach einer Erlösobergrenze für die Erneuerbaren wird krampfhaft und schnellstens gesucht. Dass abgeschriebenen AKW schon immer und ewig nach oben.. „keine“.. Erlösgrenzen gesetzt sind, ist dabei offenbar immer noch keinem aufgefallen.
Fakt ist, AKW stehen mit den niedrigsten Gestehungskosten auf der Merit Order Kurve ganz links.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Weil sie immer nach dem teuersten Kraftwerk ganz rechts bezahlt werden nennt man abgeschriebene AKW im Volksmund „Gelddruckmaschinen“ Obwohl sie genauso von unvorhersehbaren hohen Börsenpreisen profitieren, wie die Erneuerbaren, kräht da offenbar kein Hahn danach.
Einschlägige Experten wollen sogar noch die Allgemeinheit weismachen, dass unsere Strompreise steigen würden, wenn die vom Netz gingen.
EU – so wird das NICHTS!
Der oben aufgeführte Artikel zu geleakten informationen aus dem Energieberatungskreis der EU klingt für mich bedrohlich wenn nicht sogar kathastrophal!
erneuerbare Energieen auf ein Preisniveau festnageln…..
Was für Pappnasen arbeiten denn da in der EU?
Ist das der Vorschlag für ein Energiesystem, welches in 2035 oder 2050 unsere Volkswirtschaften vorran bringen sollten?
Jeder mögliche Investor einer PV oder besser Windanlage wird über kurz oder lang zu der Erkenntnis kommen, dass er sein Geld auch anderweitig verbrennen könne! Ohne Gängelung und Restriktionen.
Wo bleibt die Freie Martwirtschaft und das Risiko des Investors?
Nach meiner Erkentnis haben wir aktuell den wahnsinnigen Sprung der Stromkosten dem vermaledeiten Merrit-Order-Funktion zu verdanken, in dem die Gaskraftwerke als letztendlich benötigte Erzeuger den Preis ungeachtet der Mengen für alle bestimmen! Es wurde ja auch Gas weltweitaud Devil komm raus geordert um die Speicher zu füllen; ohne auf die resultierende Preisentwicklung zu schauen!
In 2050 werden wir hoffentlich keinerlei Kohlekraftwerke mehr haben.
Auch Gas-KW sollten bis dahin der Vergangenheit angehören.
Die Ersatzlösung für Gaskraftwerke mittels Wasserstoff halte ich persönlich für eine verblendete Diskussion. Wasserstoffproduktion wird aufgrund der Physik weiterhin sehr teuer bleiben und wenn, dann sollte es den beweglichen Energieverbrauchern vorbehalten sein.
Leitungsgebundener Verbrauch an Wasserstoff wäre nur in einem begrenzten Bereich der örtlichen Stromüberproduktion einzusetzen. Phantastereien wie Wasserstoffimport aus sonnenreichen Regionen sollten bitte vorab wirklich mal durchgerechnet werden.
Politiker: wenn ihr euch mit den Entscheidungen zukünftiger Versorgung befassen müßt, macht euch bitte vorher und umfassend schlau über die Zusammenhänge und physikalischen Gesetzmäßigkeiten.
In Zukunft werden Regelleistungen mittels großen Kapazitäten an Speichern ab zu fahren sein.
Hoffentlich wurde bis dahin ein Modus-vivendi gefunden worden sein, wie mit schwankenden Erzeugungsleistungen ; insbesondere mit PV in den Dunkelzeiten, umgegangen werden sollte
Die PV wird bis dahin nicht mehr die kleine Maschinerie sein, die mal eben mit in das Tarifgefüge mit unter zu wurschteln sein wird. Eine eigenständige Energieproduktion von PV und Speicher als Lieferant von Const.Strom wären eine bevorzugte Lösung. deshalb, Hans Diehl, sehe ich Ihren Vorschlag, back to the beginning in 20210 recht kritisch, ob der noch so gelingen könnte.
Bevor eine EU eine weitere Strommarktreform veröffentlicht und verabschiedetn sollte, würde ich mir wünschen, wenn die Kommission ersteinmal gemeinsame Leitlinien für die zukünftige Stromproduktion diskutiert und auch findet; ohne ein Bashing für die Gesamtheit der Stromproduktion der Erneuerbaren Eneergien raus zu hauen.
Ertüchtigung der Stromtransportwerge.
Uneingeschränkter Vorrang den Erneuerbaren Energieen, keinerlei techn. Abregelung
Installation und auskömmliche Vergütung von Speicher als positive Regelenergie,
Anpassung des Stromverbauches durch Umbau des Verbrauches auf ein frequenzorientiertes System; abschaltbare Leistungen etc…
Thomas I schreibt.
Die PV wird bis dahin nicht mehr die kleine Maschinerie sein, die mal eben mit in das Tarifgefüge mit unter zu wurschteln sein wird. Eine eigenständige Energieproduktion von PV und Speicher als Lieferant von Const.Strom wären eine bevorzugte Lösung. deshalb, Hans Diehl, sehe ich Ihren Vorschlag, back to the beginning in 20210 recht kritisch, ob der noch so gelingen könnte.
@ Thomas I
Mein Vorschlag muss nicht der „Königsweg“ sein, mit dem mache ich lediglich darauf aufmerksam, dass es gegenwärtig der falsche Weg ist, und das bis 2010, als die EE noch in das Tarifgefüge untergewurschtelt wurden, diese wenigstens nicht als überschüssiger „Abfall“ behandelt wurden, wie das gegenwärtig der Fall ist.
Übrigens, weil die EE seit 2010 so behandelt werden, ist doch das Merit Order Prinzip so aus dem Ruder gelaufen. Sie kennen doch sicher die Merit Order Grafik, die ich ständig poste, wo gezeigt wird warum N1 zu N2 wird und P1 zu P2.
Thomas I schreibt.
Die PV wird bis dahin nicht mehr die kleine Maschinerie sein, die mal eben mit in das Tarifgefüge mit unter zu wurschteln sein wird. Eine eigenständige Energieproduktion von PV und Speicher als Lieferant von Const.Strom wären eine bevorzugte Lösung.
@ Thomas.
Diese Version der Ökostromproduktion ist doch gerade am Anlaufen, in Gestalt der PPA Anlagen mit zusätzlichen Speichern.
Ich nenne das hier in meinen Kommentaren, die Energiewende der großen Player. Aber leider nur für die Großen.
Wenn Sie genau hinschauen können Sie feststellen, dass die Großen von der gegenwärtigen Version der Kleinen leben können. Und zwar wie folgt. Die durchschnittlichen Börsenpreise, bleiben relativ hoch, weil die Gaskraftwerke nicht mehr von den EE verdrängt werden können. Das ist die Grundlage für die PPA Geschäftsmodelle. Dazu kommt, dass man bei Sturmtiefs, oder wenn man den Strommarkt bei Bedarf mal von „Virtuell auf „Physikalisch“ umschaltet, die Speicher der PPA Erzeuger günstig füllen kann.
Ich hoffe Sie sehen in mir jetzt nicht gleich einen Verschwörungstheoretiker, nur weil ich mich mal gedanklich auf den Sessel eines Lobbyisten geschwungen habe.
Heiko Hildebrandt schreibt am 22. Dez. um 9.24 Uhr
Hallo, Herr Diehl,
ich verstehe überhaupt nicht, was es für einen Unterschied machen soll, ob man nun für die EE die physikalische Wälzung (A) nutzt oder der Börsenvermarktung (B).
@ Heiko Hildebrant.
Vielen Dank, auf solch eine Reaktion habe ich schon immer gewartet.
Dazu müssen Sie wissen, wie die Strompreise ermittelt werden.
Die „physikalische“ Wälzung garantiert die Realität, im Netz, bei der Ermittlung des Strombedarfes und der Preisbildung.
Sie garantiert, dass die Erneuerbaren in diesem Preisbildungsprozess berücksichtigt werden, und ihren Preis mindernden Merit Order Effekt einbringen können .Womit wir wieder , bei Virtuell oder Physisch wären, den zwei Varianten, die den Stromhandel so undurchsichtig machen.
Aber nun zur „Physischen“ Wälzung.
Wie das geschieht, habe ich schon einige mal erklärt, hier noch einmal.
Dazu siehe im folgenden Merit Order Link, das vierte Bild von oben, wo dargestellt ist, wie nach Angebot und Nachfrage die Börsenpreise ermittelt werden..
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Bei der „physischen“ Wälzung haben die Versorger schon etwa 35% Erneuerbare „Zwingend“ in ihrem Vertriebsportfolio, die sie bei der Preisbildung weniger nachfragen müssen.
Dadurch fällt auf der Merit Order Darstellung N 1 auf N2 und infolge dessen sinkt P1 auf P2.
Das passiert nach Aufhebung der „Physischen“ Wälzung nicht mehr, und deshalb haben die Gaskraftwerke wieder freie Fahrt bei der Preisbildung.
Wie die „Physische“ Aufhebung zu Stande kam, siehe im Folgenden unter Auswirkungen
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Und hier eine Stellungnahme dazu vom „“IWR“
Zitat:…Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
Drückt auf die Preise ist richtig, aber leider Außerhalb des offiziellen Preisfindungssystemes. Es bildet sich sozusagen ein Schnäppchenmarkt zu Ertragsoptimierung, wie eine Hochschulrecherche ergab.
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
@Hans Diehl, der Titel des Artikels heist:
EU-Dokument geleakt: Photovoltaik außerhalb von Merit-Order vergüten
Bei aller Anerkennung Ihrer Beiträge; wie sollen wir Ihre Ausführungen jetzt in Beziehung bringen?
Back to 2010, oder sollten wir uns der aufkommenden Diskussion mit der Sinnhaftigkeit einer Erneuerbaren Enenergie überhaupt stellen?
Klar erscheint mir, das die EE kurz über Hand die Übermacht erringen werden.
Die Energieerzeuger als Monopolisten werden in die Minderheit zurückgedrängt werden.
Die Rolle als Versorger scheint im Moment eher ungeklärt.
Eine verlässliche Preispolitik nicht zu sehen ist. Und Jetzt?
@ Thomas.
Mein letzter Kommentar gilt speziell dem Heiko Hildebrand, wo es darum geht was ist der Unterschied zwischen der Physischen und der Virtuellen Ökostrom Wälzung.
Was den Titel des Artikels betrifft, möchte ich ein weiteres mal darauf hinweisen, dass PV seit 2010 schon außerhalb der Merit Order „gehandhabt“ wird.
Wenn die EE wieder aufgenommen würden auf die Merit Order Angebotskurve, das heißt „Physisch“ gewälzt würden, könnten sie „Real“ wieder teilnehmen am Verdrängen der teuersten Kraftwerke ganz rechts auf der MOE Kurve, wodurch die, – das Übel auslösende, – Gaskraftwerke keinen Einfluss mehr auf die Börsenpreise hätten. Das ganze Übel mit den Übergewinnen hat doch seinen Ursprung in dem was ich das „Faule Ei“ nenne das der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde. Deshalb schaue ich doch bei meinen Kommentaren auch ständig in den Rückspiegel, was ihnen so auf die Nerven geht.
Sie kennen doch sicher meine Kommentare wo N1 zu N2 und dadurch P1 auf P2 sinkt.
Im Übrigen finde ich gut, dass Sie so nachhaken, denn nur so kommen wir gemeinsam der Sache näher, was für andere Leser und Diskutanten auch von Vorteil sein kann.
An alle Mitdiskutanten, und Leser
Wir brauchen Speicher.
Ohne Speicher wird die Energiewende nicht funktionieren. Speichern bitte aber auf „Physikalischer“ Basis. Das heißt.. „die“. Menge speichern, die an Ökostrom zu viel erzeugt wird.
Und das sind, — wenn die EE „vorrangig“ verbraucht werden wie bei 50 Hertz praktiziert — gerade mal etwa 2%, an Prognoseabweichungen. Das sagt einer der es eigentlich wissen müsste.
Siehe hier.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat:..Wir verstehen uns als Labor der Energiewende. Unser Netzgebiet umfasst mit dem Nordosten etwa ein Drittel Deutschlands. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch rechnerisch bei 49,5 Prozent. Wir werden in diesem Jahr deutlich oberhalb von 50 Prozent liegen. Es gibt keine andere Region, die vergleichbar viel nicht stetige Energien, wie Solar- und Windstrom, sicher ins System integriert hat. Die Versorgungssicherheit ist derweil sogar noch gewachsen. Es fängt bei den Prognosen an. Es gibt inzwischen gute Vorhersagen, wie viel Wind- oder Solarstrom voraussichtlich ins Netz eingespeist werden wird. Das weicht bei Wind nur noch um etwa zwei Prozentpunkte von der Realeinspeisung ab. Zitat Ende.
Leider ist aber der „vorrangige“ Verbrauch der EE , sprich die „physikalische“ Wälzung wie es bei 50 Hertz praktiziert wird, seit 2010 nicht mehr gesetzlich geregelt..
Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
dadurch geht die gegenwärtig Speicherpolitik voll zu Lasten der Verbraucher.
Mit anderen Worten, die aktuellen Speicher Geschäftsmodelle sind zwar für die Energiewende unentbehrlich, finden aber leider – sozusagen als Übung für das was kommen wird – mit konventionellem Strom statt, der „ Virtuell“ als Grünstrom vorgetäuscht wird. Da wäre bis dahin nicht mal was einzuwenden, wenn da nicht viel mehr dahinter stecke.
Nämlich…dadurch, dass der Ökostrom „Virtuell“ missbraucht wird, fehlt er „Physisch“ auf der Merit Order Angebotskurve.
Siehe hier das rechte und linke Bild.
https://www.google.com/search?q=merit+order&oq=Merit+Order&aqs=chrome.0.69i59l2j0i433i512j0i512l7.4348j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8
Im Klartext, er kann nicht dazu beitragen, dass die teuren Gaskraftwerke rechts auf der Kurve verdrängt werden, und somit verhindern, dass die Börsenpreise, und somit die Übergewinne aus dem Ruder laufen.
Sie sehen, was auf der einen Seite Zukunftsträchtig erscheint, bringt auf der anderen Seite das Chaos mit den hohen Börsenpreisen und Übergewinnen.
Ich hoffe der JCW liest diesen Kommentar auch, und erklärt mir, was an dieser meiner Darstellung falsch ist, wo er mir doch an anderer Stelle vorgeworfen hat, ich würde mit meinen Kommentaren der Zeit ein „bißchen“ hinterherlaufen.
In diesem Sinne, wünsche ich allen Mitdiskutanten, und der Redaktion Frohe Feieretage, und ein gesundes neues Jahr, mit hoffentlich lebhaften Diskussionen zur Energiewende.
Erneuerbare Energien sind ein sehr wichtiges Gut und sie werden uns die nächsten Jahrzehnte vor Krisen und Erpressung schützen können. Den Wert dieser Energie haben wir als sehr hoch angesehen, solange die Erneuerbaren auch vorrangig verbraucht werden mussten. Durch die Degradierung zum Reststrom der oftmals gar nicht mehr gebraucht wurde ging die Wertschätzung total verloren. Auch die Aussage in einem Kommentar weiter oben das zu viel erzeugte grüne Energie nichts wert ist kann ich überhaupt nicht teilen. Wir müssen dahin kommen das grüne Energie speichern günstiger ist als fossile Energie Strom erzeugen einzusetzen. Ob das durch Zertifikate, Subventionen oder durch niedrige Preise der erneuerbaren Energien passiert ist zweitrangig, hauptsache es passiert.
Ist MeritOrder nicht das Beste für die Energiewende.
Grüne Energie wird mit Geld zugeschmissenen und deswegen lohnt sich dort auch Investitionen.
@T Fritz
Aber nur für die großen Player. Die normal sterblichen Stromverbraucher zahlen die Zeche mit hohen Strompreisen, weil seit 2010 der Handel mit den Erneuerbaren nicht mehr „Physisch“ sondern nur noch „Virtuell“ stattfindet, und deswegen die.. „EE“.. die teuren Gaskraftwerke „Physikalisch“ nicht mehr auf der Merit Order Angebotskurve verdrängen können.
Lesen Sie meine obigen Kommentare, und besonders die wo ich deutlich mache, wie bei der physischen Variante „N1 zu N2 wird und infolge dessen P1 auf P2 sinkt
Ich nenne das hier die Energiewende der „Großen“ Die ursprüngliche Energiewende, für die „Kleinen“ hat man zu einem Schnäppchenmarkt degradiert. Die bekommen ihre fixe Vergütung über 20 Jahre, sorgen für Überschuss an der Börse, mit denen die „Großen“ billig ihre Speicher füllen können. Dazu kommt der gebetsmühlenartige Ruf nach Solarpflicht für alle Dächer. Der Stromsee für die Schnäppchen muss ja schließlich gefüllt werden.
Einer der Protagonisten siehe hier.
https://www.pv-magazine.de/2021/02/19/im-gespraech-mit-philipp-schroeder-industriestrom-mit-erneuerbaren-energien-billig-machen/
Der hat allerdings auch noch dabei an die Kleinen gedacht.
RWE hat’s in den USA schon 2021 begonnen.
Siehe hier.
https://www.erneuerbareenergien.de/technologie/betrieb/rwe-finanziert-solarpark-mit-speicher-mit-ppa
Damit ich nicht falsch verstanden werde. Die sind auf dem richtigen Wege, aber bitte nicht auf Kosten der hohen Strompreise für die normal sterblichen Stromverbraucher.
Die EE müssen vorrangig verbraucht werden, damit die auch was davon haben.
@Hans Diehl
Ob die großen Player etwas bekommen oder der PV-Betreiber wo lautstark nach mehr Rendite ruft, sieht man fast keine Unterschiede. Soziale Verwerfungen durch teure Energie stimme ich dir zu.
Habe ich den Kommentar richtig verstanden, fürher haben die Versorger das grüne Energie zugeteilt bekommen und den Rest muste zugekauft werden. Aktuell wird alles an der Börse vermarktet?
TFritz 2022 schreibt
Habe ich den Kommentar richtig verstanden, fürher haben die Versorger das grüne Energie zugeteilt bekommen und den Rest muste zugekauft werden. Aktuell wird alles an der Börse vermarktet?
@ TFritz.
Genau so ist es. Und weil die Versorger deshalb an der Börse weniger kaufen mussten, ist die Nachfrage gesunken, die Gaskraftwerke auf der Merit Order Angebotskurve sind nicht mehr zum Einsatz gekommen, und infolge dessen sind die Börsenpreise gesunken.
Weiter oben habe ich das deutlich gemacht, wie N1 zu N2 wurde und dadurch P1 auf P2 gesunken ist.