Die Energie-Wende in Deutschland läuft auf vollen Touren!
So eine Aussage mag aufgrund der vielen aktuellen Probleme etwas provokant klingen. Dennoch ist sie sachlich richtig. Natürlich wird der Systemumbau letztendlich noch ein langer und steiniger Weg und es muss an vielen Stellen daran gearbeitet werden, damit er schnell und konsequent weitergeht. Aber stellen wir uns auf der anderen Seite doch einmal die aktuelle Situation vor, wenn wir nicht bereits mehr als 50 Prozent erneuerbare Energien im Stromnetz hätten. Vor welch ungleich größeren Problemen würden wir da momentan stehen.
Auf der anderen Seite könnte man sich sicherlich auch vorstellen, um wieviel besser unsere Situation momentan wäre, wenn nicht die Politik im Jahr 2012 den Ausbau der Erneuerbaren komplett eingebremst, sondern mit dem damaligen Tempo fortgesetzt hätte. Auch in diesem Fall wäre ein Krieg in der Ukraine mit allen seinen Folgen natürlich tragisch. Aber bezüglich unserer Abhängigkeit von fossilen Energieimporten und vor allem bezüglich der aktuellen Strompreisen wäre die Lage wesentlich anders.
Wie ist dieser Erfolg der Erneuerbaren in Deutschland entstanden, um den uns sicherlich viele Länder in Europa und darüber hinaus beneiden? Das EEG, in seiner ursprünglichen Form bestand es übrigens aus ganzen fünf Seiten Gesetzestext, setzte damals die politischen Rahmenbedingungen. Die Investitionen in die erneuerbaren Energien wurden aber nicht aus staatlichen Mitteln getätigt, sondern die Investitionen erfolgten zu fast 100 Prozent aus privatem Kapital. Natürlich wurde der deutsche Stromkunde durchaus mit Umlagen belastet, ein Effekt, der sich in der aktuellen Preissituation inzwischen komplett umkehrt. So sehen wir heute deutlicher denn je, wie erfolgreich das damalige EEG doch war. Die enormen Preisreduktionen für die Erzeugung erneuerbarer Energien haben inzwischen dazu geführt, dass man in diesen Tagen sogar über eine Deckelung der Übergewinne von den Betreibern erneuerbarer Energieanlagen nachdenkt. Eine andere Möglichkeit wäre, das Strommarktdesign (Stichwort: Merit Order) zu ändern und die vergleichsweise günstigen Strompreise aus erneuerbaren Energien so den Verbrauchern direkt zukommen zu lassen.
Tatsache ist in jedem Fall, dass die Verbraucher inzwischen von günstigen erneuerbaren Energien stark profitieren, einzig und allein ein Erfolg des nunmehr gut 20 Jahre alten EEGs.
Bei all diesem Erfolg der erneuerbaren Energien darf aber nicht verschwiegen werden, dass mit dem zunehmenden Ausbau dieser volatilen Energieformen große Speicherkapazitäten erforderlich werden. Um zu einem letztlich optimierten Gesamtsystem zu kommen, wird es langfristig verschiedene Speichertechnologien geben. Zu nennen wären hier etwa die Wasserstofftechnologie oder Methanisierung für die Langzeitspeicherung, aber auch Hausbatteriespeicher oder Speicher in Elektrofahrzeugflotten, die in Zukunft vernetzt werden könnten und vieles mehr.
Neben diesen Technologien wird man aber in jedem Falle relevante Kapazitäten an Großbatteriespeichern brauchen. Denn diese Speicher eignen sich am besten, um Netze zu stabilisieren und zu entlasten und um Energie sowohl örtlich als auch zeitlich sinnvoll zu verteilen. Verschiedene Studien zum zukünftigen Energie- und Strommarkdesign kommen hier zum übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass eine dreistellige Größenordnung an Gigawattstunden in Form von Großbatteriespeichersystemen in wichtigen Netzknotenpunkten zu errichten ist.
Die Speicher-Wende in Deutschland – auch sie läuft bereits auf vollen Touren!
Die derzeitige Dynamik dieses Speicherausbaus ist interessanterweise wesentlich größer, als Politik und Öffentlichkeit derzeit wahrnehmen.
In der allgemeinen Wahrnehmung und Berichterstattung tauchen viele Projekte derzeit überhaupt nicht auf. Es gibt Berichte über Speichersysteme im Rahmen von geförderten Projekten, es gibt Pressemeldungen über Speicher in den EEG-Innovationsausschreibungen und natürlich über die zunehmende Anzahl an Speichersystemen bei Privat- und Gewerbekunden.
Sehr wenig Berichterstattung gibt es aber über „Großbatteriespeicher der nächsten Generation“. So sind in Deutschland derzeit mehrere Großbatteriespeicher in der Größenordnung von 100 Megawattstunden und mehr in Planung, im Bau oder bereits in der Fertigstellung.
Während öffentliche Projekte wie beispielsweise die geplanten Netzbooster allgemein transparent gemacht werden müssen, handelt es sich hier um eigenwirtschaftliche und marktgetriebene Projekte. Bei diesen Projekten werden zuallererst geeignete Netzanschlussknoten identifiziert, Grundstücke und Genehmigungen akquiriert und die Betreibermodelle mit Investoren vereinbart. Denn das ist die Besonderheit dieser neuen Generation von Großbatteriespeichern: Sie finanzieren sich generell selbst rein aus Markterlösen!
Die hohe Fluktuation, die sich in den Stromnetzen in den letzten Jahren immer mehr herauskristallisiert, bietet den Speichern Geschäftsmodelle, die zu einer ausreichenden eigenwirtschaftlichen Rentabilität führen und darüber hinaus dadurch selbst dieser Fluktuation wiederum entgegenwirken. Dieser Marktmechanismus löst damit zwei Probleme: Die Finanzierung der Speicher für die Energiewende belastet Netzbetreiber, Steuerzahler, Stromkunden nicht. Auch zeitraubende reglementierte Ausschreibungen sind nicht notwendig, da es nur private Kapitalgeber gibt.
Es gibt derzeit in Deutschland eine relevante Anzahl solcher fertiggeplanter Projekte inklusive der zugehörigen Netzanschlussknoten und passenden Grundstücke, es kann – überspitzt formuliert – morgen gebaut werden. Denn der Vorteil von Speicherprojekten ist die kurze Realisierungszeit! Sie beträgt in der Regel von Spatenstich bis Inbetriebnahme etwa zwei Jahre und ist damit um Größenordnungen geringer als die üblichen Projektlaufzeiten anderer Infrastrukturprojekte.
Großbatteriespeicher sind kompakt, praktisch unsichtbar und von einem normalen Gewerbebau kaum zu unterscheiden. Sie befinden sind immer in der Kulisse eines Gewerbe- und Industriegebietes, es gibt also keinerlei Einschränkungen für Wohngebiete, Infrastruktur, Landwirtschaft oder Tourismus. Das besondere aber ist die hohe Speicherdichte. So kann auf einem Hektar ein Speicher in der Größenordnung von 200 – 250 Megawattstunden untergebracht werden.
Politische Hemmnisse müssen jetzt beseitigt werden
Hier schließt sich der Kreis. Der Ausbau dieser Speicherkapazitäten der neuen Generation und neuen Größenordnung entwickelt aktuell analog zum vor gut 20 Jahren begonnen Ausbau erneuerbarer Energien eine große Dynamik und bringt damit die Energiewende in die nächste Stufe. Der Hauptgrund dafür ist, dass sich die Speicher selbst am Markt refinanzieren können und dass dadurch sehr viel privates Investitionskapital für diese Projekte zur Verfügung steht.
Staat und Politik müssen also diese Projekte nicht aus Haushalten und Steuermitteln finanzieren und das wäre in dieser Größenordnung auch gar nicht möglich.
Aber: Ähnlich wie beim EEG vor 20 Jahren müssen die politischen Rahmenbedingungen geeignet gesetzt werden!
Generell ist es erforderlich, die Speicher als vierte Säule der Energieversorgung anzuerkennen und zu definieren. Dazu sind im Detail viele Richtlinien zu überarbeiten. Da Speicher in praktisch allen Fällen immer netzentlastend und netzstabilisierend wirken, dürfen sie nicht analog zu netzbelastenden Verbrauchern behandelt werden. Nur so kann ein geeignetes Investitionsklima für diese Projekte geschaffen werden.
Ein erster wichtiger Schritt ist in diesem Zusammenhang die Abschaffung der sogenannten Baukostenzuschüsse für Speicherprojekte. Reale Forderungen nach diesem Zuschuss betragen bis zu 20 Prozent der gesamten Investitionskosten für die Speicher und stellen damit viele aktuell geplante Großprojekte in Frage.
Der Baukostenzuschuss ist als Kostenbeteiligung für die Entnahme großer garantierter Verbraucherleistungen aus den Netzen gedacht, für netzdienliche Speicher, die noch dazu an zentralen Netzknotenpunkten errichtet werden sollen, ist er weder technisch noch gesetzlich zu rechtfertigen.
Im Hinblick auf den notwendigen dynamischen Ausbau von Speichern ist deshalb hier eine schnelle politische Entscheidung, genauer eine generelle Abschaffung des Bauskostenzuschuss für Speicher erforderlich.
— Der Autor Hans Urban hat den Solarbereich bei Schletter aufgebaut. Seit seinem Ausscheiden aus der dortigen Geschäftsleitung ist er als Berater tätig. Zudem hält er deutschlandweit Vorträge zu Themen rund um erneuerbare Energien und Elektromobilität. —
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Der Autor des Artikels ist ja nun wahrlich einer der sich schon um das Gelingen der Energiewende bemüht. Aber auch.. „seine“.. gut gemeinte Darstellung und Forderung an die Politik basiert leider auf der Tatsache, dass die Erneuerbaren bei den gegenwärtigen Speicher Planungen, schlicht und einfach „Missbraucht“ werden. Missbraucht werden , weil sie seit 2010 „Virtuell“ am Spotmarkt der Börse als Überschuss verramscht werden müssen, und die dadurch entstehenden „Schnäppchen“ die Grundlage bilden für die im Artikel gepriesenen lukrativen Speicher Geschäftsmodelle darstellen.
Für neu hinzugekommene Leser siehe im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Wie ich schon öfter geschrieben habe, „Physisch und Virtuell“ das sind die beiden Varianten beim Stromhandel womit sich die „Großen Player“ die Erneuerbaren zum monetären Spielzeug gestalten. Bei dem gegenwärtigen stand an Erneuerbaren, gibt es „Physikalisch“ allenfalls „Prognoseabweichungen“ die man an EE speichern muss. Alles andere kann „physisch“ nur Kohle und AKW Strom sein, der seit 2010 der bekannten Ermächtigungsverordnung nicht mehr den EE angepasst werden muss.
Wie es im Sinne der Energiewende funktioniert, zeigt der Manager von 50 Hertz im folgenden.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat:..Wir verstehen uns als Labor der Energiewende. Unser Netzgebiet umfasst mit dem Nordosten etwa ein Drittel Deutschlands. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch rechnerisch bei 49,5 Prozent. Wir werden in diesem Jahr deutlich oberhalb von 50 Prozent liegen. Es gibt keine andere Region, die vergleichbar viel nicht stetige Energien, wie Solar- und Windstrom, sicher ins System integriert hat. Die Versorgungssicherheit ist derweil sogar noch gewachsen. Es gibt inzwischen gute Vorhersagen, wie viel Wind- oder Solarstrom voraussichtlich ins Netz eingespeist werden wird. DAS WEICHT BEI WIND NUR NOCH UM ETWA ZWEI PROZENTPUNKTE VON DER REALEINSPEISUNG AB Zitat Ende.
Damit mich keiner falsch versteht, natürlich brauchen wir Speicher. Aber bitte erst die EE vorrangig verbrauchen, und lediglich die Prognoseabweichungen – im Falle von 50 Hertz die etwa 2% – speichern. Denn nur so können vom Merit Order Effekt, der EE, auch die Verbraucher profitieren.
Da der Autor des Artikels, als Berater tätig ist und Vorträge hält, wäre es interessant, wenn er hier lesen würde, und mir eventuell widersprechen könnte.
Es ist ja ganz nett, wenn es zur Zeit ein Gelegenheits-Fenster für Investoren gibt, die auf eigenes Risiko Speicher installieren, die sich aus den Preisdifferenzen am Strom-Spotmarkt finanzieren können. Wie der Autor aber schon selber feststellt (allerdings nicht zu Ende denkt) führt die Tätigkeit solcher Speicher dazu, dass der volatile Strompreis geglättet wird. Weitere Speicher werden es dann schwer haben, oder den bereits existierenden das Leben schwer machen. Dieses Geschäftsmodell limitiert sich also selbst, und zwar auf einem Niveau, das nicht ausreichend ist. Die vom Autor beschriebenen Speicherbetreiber haben nämlich nur das Interesse, ihre Investition bezahlt zu bekommen. Irgendeine Verantwortung für die Stabilität des Stromnetzes übernehmen sie nicht. Da sie gleichzeitig ein nicht geringes Risiko haben, das aus den potentiellen Gewinnen gedeckt werden muss, müssen sie immer mehr erlösen können, als Speicherbetreiber, die gesicherte Einnahmen erhalten von denjenigen, die für die Netzstabilität verantwortlich sind, nämlich den Übertragungsnetzbetreibern. Es mag eine vorübergehende Möglichkeit sein, jetzt gute Geschäfte zu machen – irgendwann werden auch diese privaten Investoren froh sein, ihre Speicher in das Stabilitätsprogramm der Netzbetreiber einbringen zu können. Je früher die Bedingungen dafür bekannt sind, desto gezielter können die jetzt neu errichteten Speicher auf dieses Markt- und Geschäftsmodell hin ausgerichtet werden. Man scheint aber immer noch nicht erkannt zu haben, dass das Marktmodell der Vergangenheit (der größte Teil des Stroms wird über Langfrist-Verträge gehandelt, nur unsicherer Verbrauch und Erzeugung über die Börse) mit dem Ende der Wärmekraftwerke auch zu Ende ist.
Spannender Artikel – gute Argumente, dass Speicher an Netzknoten gehören und den sicheren Netzbetrieb stabilisieren, ermöglichen, erleichtern sollen. Auch gut, die Größenordnung: dreistelleiger Gigawatt-Bereicht!! Das kommt der Realität eine Energieversorgung mit sehr viel Wind- und Solarkraft vermutlich näher.
Netzbetrieb und Speichern gehören in genau eine einzige (öffentliche) Hand, denn nur dort können sie so richtig netzdienlich betrieben werden.
Speicher in Händen von gewinnorientierten Betreibern werden vermutlich nicht systemdienlich, sondern gewinnorientiert betrieben. Ich sehe Intraspeichermaximalgewinnbetrieb als Netzbelastung und Störung kommen. Vor allen Dingen, wenn alle Autobatterien mitspielen wollen…
Damit das Speichern für den Netzbetreiber kein Selbstbedienungsladen wird, schwärme ich von einer gemeinwohlorientierten Deutschland-Netz-Betriebsgesellschaft, die sich durch eine Netzumlage finanziert.
Infrastruktursozialismus nennt das Sighard Neckel und das tut not bei sicherheitskritischer Infrastruktur von überragendem öffentlichem Interesse.
Mit Netz meine ich alle Energienetze: Strom, Gas, Wärme! Denn bei richtig viel Speichern an jedem Netzknoten, also eigentlich an jedem Trafo auf jeder Netzebene (bei Strom), sollte man die Abwärme des Speicherbetriebs mitnutzen. Ich wiederhole mich gerne: Die Königsdsiziplin der Energiewende ist die Abwärmenutzung.
Ich lese auch ein Argument, dass nicht stimmen kann: „Dieser Marktmechanismus löst damit zwei Probleme: Die Finanzierung der Speicher für die Energiewende belastet Netzbetreiber, Steuerzahler, Stromkunden nicht.“ Ich glaube sehr wohl, dass der Stromkunde diese Leistung bezahlt. Wer denn sonst? Der Letztverbraucher zahlt das einfach über die Netzumlage und darf sich weiterhin freuen, dass der Strom (die Energie) einfach aus der Wand kommt.
Ralf Schnitzler schreibt.
Speicher in Händen von gewinnorientierten Betreibern werden vermutlich nicht systemdienlich, sondern gewinnorientiert betrieben. Ich sehe Intraspeichermaximalgewinnbetrieb als Netzbelastung und Störung kommen. Vor allen Dingen, wenn alle Autobatterien mitspielen wollen…
@ Ralf Schnitzler.
Genau so ist es. Zumal der Strom, mit dem die Speicher geladen werden schon nicht systemdienlich, im Sinne der Energiewende behandelt wird, sondern seit 2010 zu Überschuss degradiert wurde, und infolge dessen für solche Speicher Geschäftsmodelle geradezu geschaffen wurde, wie ich mit meinen Kommentaren hier gebetsmühlenartig versuche deutlich zu machen.
Man kann das etwas konkretisieren, wovon freie Speicherbetreiber leben: Sie leben davon, dass sie billig einkaufen und teuer verkaufen. Beim teuer verkaufen ist klar, wer das bezahlt: Die Stromverbraucher. Der mittlere Einkaufspreis für Stromversorger steigt, und den legen sie auf ihre Verbrauchskunden um.
Den billigen Einkauf bezahlen zunächst die Lieferanten, also PV- und Windkraftbetreiber. Die holen sich das aber aus dem EEG-Konto zurück, und das wird dann wieder von den Stromkunden oder dem Staat, also dem Steuerzahler, aufgefüllt.
Fazit: Wenn einer was verdient, muss ein anderer zahlen. Speicherung ist eine Leistung, die wir brauchen, deshalb müssen wir dazu auch bereit sein, es sollte aber so wenig wie möglich sein. Außerdem brauchen wir mehr davon, als die mit höherem Betriebsrisiko behafteten und deshalb höherpreisigen freien Betreiber bereitstellen würden. Es ist deshalb kein Geschäftsmodell mit großer Zukunft.
Die Speicher Diskussionen erinnern mich mal wieder an Hermann Scheer, wo er bei einem Vortrag, in den Neunzigerjahren, den ich besucht hatte sagte, die wahre Energiewende kann nur von ganz unten kommen. Bezüglich der gegenwärtige Speicherdiskussion bedeutet das, solange die Rahmenbedingungen nicht geändert werden, müssen die „ganz unten“ mit ihren Heimspeichern dafür sorgen, dass der erzeugte Ökostrom auch Ökostrom bleibt, und nicht durch systematische Tricks an der Börse zu Schnäppchen für die großen Player diskreditiert wird. Da Eigenerzeugung und Verbrauch nicht für alle in der Solidargemeinschaft möglich ist, müssen die EE wieder ins System aufgenommen werden, bevor das Geschäftsmodell Speichern stattfindet. Dadurch ist gewährleistet, das.. „Alle“ ..in den Genuss des Preis mindernden Merit Order Effektes kommen, den die EE bewirken, und nicht nur die Gewinn orientierten Speicher Betreiber davon profitieren..
Wie das geschehen muss, habe ich schon X-mal gepostet.
Zum Beispiel hier mit meinem Kommentar vom 19. Nov. um17.56 Uhr.
https://www.pv-magazine.de/2022/11/09/marktwert-solar-sinkt-auf-niedrigsten-stand-seit-februar/
Da haben Sie Hermann Scheer aber mißverstanden: Er sagte nur, dass die Veränderung von unten gestartet werden muss. Man sollte aber nicht der Illusion erliegen, dass das dann auch reicht. Alleine die Zahlenverhältnisse: Nur ca. 1/4 des Stroms wird in Deutschland von den Haushalten aufgenommen. Ich schaffe es auf meinem zu großen Haus gerade mal das doppelte des Stroms zu erzeugen, den ich normgerecht verbrauchen dürfte (tatsächlich liegt mein Stromverbrauch dank Optimierung nur halb so hoch wie der durchschnittliche Haushaltsstromverbrauch). Deshalb ist es ja auch so verfehlt, wenn bei der Installation von erneuerbaren Anlagen immer darauf abgehoben wird „wieviele Haushalte damit versorgt werden könnten“. Wenn nämlich 100% der deutschen Haushalte mit ausreichend Strom versorgt sind, wäre immer noch 75% des Stroms nicht abgedeckt. Da wir aber inzwischen bei 50% erneuerbarem Strom sind, bedeutet das ja, dass bereits 200% der deutschen Haushalte erneuerbar versorgt sind. Eine völlig sinnlose Aussage. Man sollte einfach die Jahresproduktion in Giga- oder Terawattstunden angeben, und kann noch den derzeitigen und in Zukunft prognostizierten Stromverbrauch zum Vergleich liefern, auch Prozente sind dann nicht schlecht, sollten aber noch auf das Produktionssoll der Gemeindefläche bezogen werden, damit man sieht, wo man selbst steht.
Auch bei den Speichern hat der Start von unten nicht schlecht funktioniert, inzwischen sind wir aber darüber hinaus, und müssen es sein, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.