In den vergangenen 15 Jahren sind die Kosten für Windenergie, Photovoltaik und Lithium-Ionen-Batterien deutlich schneller und tiefer gefallen als prognostiziert. Selbst vor wenigen Jahren wurde es in einigen Kreisen für unmöglich gehalten, dass Stromkosten (ohne Subventionen) aus Wind- und Solarenergie günstiger als Produktion aus Gas oder Kohle sein könnten. Es ist jedoch so gekommen.
Die Technologieentwicklung geht weiter. Während die Massenspeicherung von Strom bisher fast ausschliesslich mit Pumpspeicherkraftwerken wirtschaftlich machbar war, könnte eine Reihe von neuen Technologien die Kosten der Langzeitspeicherung (Langzeitspeicherung hier als größer als acht Stunden definiert) deutlich senken.
Somit ist jetzt neben Wind- und Solarenergie sowie Kurzzeitspeicherung (Lithium-Ionen) ein viertes wesentliches Element eines «NetZero»-Stromsystems verfügbar.
Rolle für Langzeitspeicherung im Energiesystem
Der Long Duration Energy Storage Council hat auf COP26 den Bericht «Net-zero power – Long duration energy storage for a renewable grid» präsentiert. Die von McKinsey durchgeführten Analysen haben gezeigt, dass Langzeitspeicherung (Long Duration Energy Storage – LDES) zwischen Lithium-Ion und Wasserstoff als dritte Kategorie der Energiespeicherung zu sehen ist. Lithium-Ionen-Batterien sind für bis zu vier Stunden und überwiegend für Steuer- und Regelfunktionen geeignet, jedoch zu teuer für Massenspeicherung von Energie. Hinzu kommt die Sorge, dass Li-Ionen Batterien für stationäre Speicherung die gleichen Lieferketten wie Batterien für Elektrische Fahrzeuge teilen, und damit auch mögliche Engpässe mit Kobalt, Nickel und Lithium.
Wasserstoff ist für Industrieanwendungen und als Ersatz für Erdgas in strategischen Reserven erforderlich, jedoch wegen schlechten Wirkungsgrades keine ideale Lösung für Intraday (bis zu 24 Stunden) und Intra-Woche (bis zu 150 Stunden) Speicherung.
Eine neue Hybridlösung?
Bisher hat die Bundesregierung ein «erneuerbare Energien plus Gas»-Hybridsystem geplant. Die schwankende Produktion von Windkraft und Photovoltaik wird durch flexible Gaskraftwerke im Gleichklang mit dem Bedarf gehalten. Erdgaspreise aus Russland waren so günstig, dass diese Lösung auch wirtschaftlich schwer zu unterbieten war – die günstigen Gaspreise haben nicht nur eine starke Lieferantenabhängigkeit erzeugt, sondern auch den Einsatz von anderen Lösungen erschwert.
Deutschland hat geplant, «NetZero» zu erreichen, indem Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetzt wird. Die Verfügbarkeit von LDES Technologien eröffnet eine neue Alternative – ein «erneuerbare Energien + Langzeitspeicher + Wasserstoff»-Hybridsystem.
Neben verbesserten Effizienzen kann das neue System schneller als eine reine Wasserstoff-Strategie umgesetzt werden. Der Einsatz von Langzeitspeichertechnologien kann schneller erfolgen, da einige LDES-Technologien bereits in der kommerziellen Produktion sind oder kurz davor stehen.
Auswirkungen von Langzeitspeichern auf das deutsche Energiesystem
Die möglichen Auswirkungen des Einsatzes der Langzeitspeicherung im deutschen Energiesystems wurden bereits im Bericht «Perspektiven für Langzeitenergiespeicher in Deutschland» modelliert und erläutert. Simulationen des deutschen Stromsystems mit Einsatz von 15 Gigawatt Langzeitenergiespeichern (aufgebaut bis 2040) haben folgende Auswirkungen der Integration von Langzeitspeicherung ergeben:
- Höherer Nutzen der erneuerbaren Energien; Abriegelung kann um bis zu 30 Prozent verringert werden. Damit wird erneuerbare Energie, die sonst nicht benutzt werden kann, nutzbar gemacht.
- Reduktion von Erdgasverbrauch; gespeicherter Strom kann zu Spitzenbedarfszeiten aus Langzeitspeichern eingespeist werden.
- Reduziert den Bedarf an Wasserstoff im Stromsektor um 13 Prozent; auch Wasserstoff kann anteilig durch gespeicherte erneuerbare Energien ersetzt werden.
- Reduziert Gesamtsystemkosten um 24 Milliarden Euro (2025 bis 2050); Speicherung ermöglicht ein effizienteres Nutzen von allen Ressourcen im System.
- Grosshandelsstrompreise bleiben stabil um 80 Euro/Megawattstunde; Speicherung reduziert Volatilität, da Bedarfsspitzen durch gespeicherte Energie bedient werden können.
- Sichert Pläne für grünen Wasserstoff; Sollten die Kosten für grünen Wasserstoff 10 Prozent höher als der angenommene Wert von ca. 100 Euro/Megawattstunde liegen, werden die Auswirkungen durch Langzeitspeicher-Einsparungen zum Teil kompensiert.
Möglicher Beitrag zur Gasreduzierung
Langzeitspeicherung hat in bisherigen Plänen der Bundesregierung keine nennenswerte Rolle gespielt. Dies reflektiert die historische Tatsache, dass die Kosten von herkömmlichen Batterien zu hoch waren. Wie in der Einführung erwähnt, ist Langzeitspeicherung jetzt die 4. Technologieklasse, in der signifikante Kostenreduzierungen durch technologische Fortschritte erzielt wurden.
Bisher wurde grüner Wasserstoff als klimafreundlicher Nachfolger von Erdgas vorgesehen. Wasserstoff wird als Speichermedium verwendet – mit erneuerbaren Energien aus Wasser produziert, komprimiert oder verflüssigt für Transport und Speicherung, danach mit Gasturbine, Kolbenmotor oder Brennstoffzelle wieder in Strom umgewandelt. Durch diese Kette geht etwa 80 bis 90 Prozent der ursprünglichen Strommenge verloren – was wiederum den notwendigen Aufbau von Wind- oder Solarenergieproduktion um Faktor 5 bis10 erhöht. Die kleineren Verluste durch Energiespeicherung in Langzeitbatterien verringern den notwendigen Upstream-Aufbau der erneuerbaren Stromproduktion. Dies hilft wiederum der Zeitachse, da insgesamt wesentlich weniger Neues gebaut werden muss. Auch aus diesem Grund kann der Einsatz von Langzeitspeicherbatterien zum schnelleren Ersatz von Erdgas führen.
Neue Dringlichkeit
Die Relevanz von Speicherung im Netz wurde bereits von der Bundesregierung erkannt und im Koalitionsvertrag verankert. Zwischenzeitlich geht es um weitaus mehr als Klimaschutz – erneuerbare Energien in Kombination mit Speichern sind der sicherste Ersatz für Erdgas und Schutz vor Abhängigkeiten von Importen aus autokratisch geführten Ländern.
In den USA wurde dies bereits erkannt; der Inflation Reduction Act (IRA) beinhaltet eine Reihe von Förderungen für Betreiber und Produzenten von Speichersystemen. Zwei Ziele werden zeitgleich ins Visier genommen: (1) eine Beschleunigung des Aufbaus von Großspeichern im Energiesystem und (2) der Aufbau der Produktion von Speichersystemen im Land; auf Dauer bringt es nichts, eine Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen durch eine Abhängigkeit von importierten Batterien ersetzen.
Nicht-Lithium Technologien sind hier von besonderer Bedeutung, da diese nicht nur eine bessere Eignung für Speicherung von mehr als acht Stunden anbieten, sondern auch eine Gelegenheit zur (Re)-Etablierung einer lokalen Produktion von Batterien, die keine Lieferketten-Überschneidungen mit Li-Ionen Batterien hat. Lithium-Ionen-Batterien sind von zentraler Bedeutung für Elektromobilität; für Langzeitspeicherung von Strom gibt es jedoch neue und bessere Alternativen.
Fazit
Langzeitspeichertechnologien sind komplementär zu Windkraft und Photovoltaik und bieten neue und wirtschaftliche Alternativen zu Erdgas und Wasserstoff. Die Technologien sind bereits in kommerzieller Produktion oder stehen kurz davor. Es handelt sich um neue Technologien, die kein Lithium verwenden und in USA und Europa (sowie anderen Ländern) produziert werden können. Der Aufbau kann mit entsprechendem Fokus und Investitionen beschleunigt werden. Die EU hat bereits sehr viele Investitionen in diesem Bereich vorgesehen; Langzeitspeicherung ist neu und sollte jetzt als Priorität gesehen werden, um den Ersatz von Erdgas durch gespeicherte erneuerbare Energien zu beschleunigen.
— Der Autor Alan Greenshields ist Director of Europe bei ESS, Inc. Er bringt es auf mehr als 15 Jahre Erfahrung im Sektor für wiederaufladbare Batterien. Als Entrepreneur gründete Greenshields eine Reihe von Unternehmen, die sich auf neue Technologien fokussieren, in Großbritannien, Deutschland und der Schweiz. Zudem war er im Management für verschiedene Batterieunternehmen tätig. https://essinc.com/ —-
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… machen wir es doch besser Schritt für Schritt. Langzeitspeicherung ist da aus meiner Sicht eher der Letzte und spielt frühestens in den Dreißigern eine übergeordnete Rolle. Wir haben schlicht die regenerative Energiemenge noch gar nicht dafür. Wir sind heute erst bei unter 50%, erst wenn wir die 70 bis 80% im Strommix überschreiten, rechnet sich so langsam ökologisch und wirtschaftlich die Langzeitspeicherung.
Bis dahin sollten wir uns auf die Effizienzen im System konzentrieren. Das Stromnetz ist zurzeit noch höchst ineffizient zentral und völlig unabhängig von der augenblicklichen Verfügbarkeit der Öko-Erzeugungsleistung konzipiert… das muss sich meines Erachtens zuallererst ändern. Sämtliche (größeren) Verbraucher, die zeitliche Verschiebungen erlauben, müssen auf die Volatilität eingestellt werden und im „Strom-Netzwerk“ integriert werden… dann, wenn große Überschüsse vorhanden sind, ist Reichweite in die Akkus zu packen, Wärme in die Wasserspeicher oder in den Estrich zu transportieren und der flexibel handhabbare industrielle Wärme- und Kälteprozess anzuschieben. Diese Technik- und Strommarkt Hausaufgaben sind aus meiner Sicht zuallererst zu machen, um überhaupt nur noch das speichern zu müssen, was nicht durch smartes Energiemanagement direkt abzufrühstücken ist. Das ist ein riesiges Potenzial, welches uns noch einige Jahre bis zu den umfassenden Speicherlösungen oder dem umfänglichen Leitungsausbau Aufschub bringen kann und große Speichermengen durch Effizienzsteigerung im System von vorneherein einspart.
Diese Speicher sind entweder schon vorhanden (Pumpspeicherkraftwerke) oder entstehen in den nächsten Jahren sowieso (Elektroautos).
Daneben gibt es im Wärmebereich und in Produktionsprozessen vielen Möglichkeiten für zeitlich schiebbare Lasten.
Der erste Fokus muss aber im Ausbau der Erneuerbaren und der Reduktion der Fossilen liegen!
Für dieses „zuerst dies, später das“ ist es längst zu spät. Wir müssen alles parallel machen, sonst gibt es bloß Geschrei, wenn zu viel Erneuerbarer Strom abgeregelt werden muss. Zunächst wird der größte Teil des produzierten Wasserstoffs in industriellen Prozessen eingesetzt werden, aber die Preisverhältnisse sollten von Anfang an in eine Richtung gehen, dass auch die Rückverstromung möglich ist.
@ JCW.
Wenn Sie meine Kommentare hier lesen würden, dann wüssten Sie, dass gar keine Erneuerbaren abgeregelt werden müssten, wenn sie wieder im Sinne der Energiewende „Vorrangig“ im Lande verbraucht würden, wie das bis 2010 gesetzlich geregelt war.
Herr Diehl, zählen Sie doch mal zusammen, was wir heute schon an Wind-, PV- und Laufwasserleistung (also unflexibler erneuerbar) installiert haben, und was da in den nächsten Jahren noch dazu kommen wird: Ohne Speicher wird das nicht gehen, sonst muss regelmäßig und immer öfter abgeregelt werden, weil die Erzeugung den Verbrauch übersteigt. Schließlich sind auch die Leitungen ins Ausland und die Begeisterung des Auslands für billigen deutschen Strom begrenzt. Wir brauchen dringend massiv Speicher, und die werden nur gebaut, wenn es ein gutes Geschäftsmodell dafür gibt. „Gut“ heißt dabei, dass die Interessen von Betreibern und Verbrauchern ausgeglichen berücksichtigt sein müssen.
@ JCW
Ich bestreite doch nicht, dass wir Speicher brauchen, ich sage lediglich, dass die Erneuerbaren wieder vorrangig im Lande verbraucht werden müssen, und erst das gespeichert werden muss, was an Prognoseabweichungen anfällt.
So wie im Folgenden die 2% die der 50 Hertz Manager nennt.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Bis da eine rentable menge anfällt, dauert es noch eine Weile. Deshalb habe ich doch auch den Kommentar vom Detlef K. erwähnt, weil der das auch so sieht.
Alles was gegenwärtig gespeichert werden soll, ist „physikalisch“ Kohle oder AKW Strom, der seit 2010 den Erneuerbaren nicht mehr angepasst werden muss.
Nein, das stimmt nicht, dass wir nur speichern müssten, was als Prognoseabweichung anfällt. Die Prognose wird in der Hälfte der Zeit eine Stromerzeugung ergeben, die über dem Verbrauch liegt. Und von diesem Strom sollte natürlich so viel wie möglich gespeichert, und so wenig wie möglich abgeregelt werden.
Ob der Strom „im Lande“ verbraucht wird, oder im Ausland, ist völlig unerheblich. Er sollte bloß sinnvoll verbraucht werden, d.h. vorrangig direkt, am zweitbesten für Speicherung mit hohem Wirkungsgrad, und dann weiter absteigend mit schlechterem Rückgewinnungsgrad. Die Abregelung sollte die ultima ratio sein, aber es wird natürlich nicht sinnvoll sein, auch noch jederzeit für die letzte kWh Speicher vorzuhalten, die nur selten gebraucht werden. Die 100%-Erneuerbar-Welt wird wahrscheinlich bis zu 10% Abregelung sehen, einfach weil die Erzeugungsleistung den maximal möglichen Verbrauch um das 5- bis 7-fache übersteigt.
Das von 50Hertz angeführte Beispiel ist völlig untauglich für die Frage, wie der Strommarkt der Zukunft aussehen könnte. 50Hertz beschreibt die Momentansituation, mit einer sehr hohen Erneuerbaren Produktion in einem im europäischen Vergleich kleinen Netzgebiet. Da ist es kein Problem, momentane Überproduktion aus dem Netzgebiet heraus an die Nachbarn zu verkaufen. In Zukunft werden die Nachbarn (für 50Hertz sind das Polen, Dänemark, Schweden und die restlichen 3/4 von Deutschland) dann selbst eine hohe Erneuerbaren-Produktion haben. Ohne Speicher wird dann auch 50Hertz blöd dastehen, auch schon bei 80% Erneuerbar.
@ JCW schreibt
Nein das stimmt nicht.
@ JCW
Gut dann versuche ich noch konkreter deutlich zu machen, was ich meine. Die Erneuerbaren müssen wieder „Physisch“ gewälzt werden, wie es bis 2010 gesetzlich geregelt war. Das heißt den Bilanzkreisen der Versorger mit Ökobändern zugeteilt werden. Dann ergibt sich die Menge die gespeichert werden muss – im Sinne der Energiewende – von ganz alleine. Genau das geschieht doch bei 50 Hertz gegenwärtig schon. Was ist daran nach Ihrer Meinung falsch.??
Nur so – unter Einbeziehung der Erneuerbaren – kann ein künftiger Energiemarkt funktionieren,
weil dann das Folgende geschieht.
Dazu siehe auf dem folgenden Link das vierte Bild von oben wie nach Angebot und Nachfrage der Strombedarf und der Preis ermittelt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Bei physischer Wälzung haben die Versorger schon etwa 35% Ökostrom in ihrem Vertriebsportfolio, die sie dort, wo Bedarf und Preis ermittelt wird, nicht mehr nachfragen müssen. Die Erneuerbaren sind somit integriert im Marktgeschehen. Dadurch fällt auf der Merit Order Grafik N1 auf N2 und infolgedessen P1 auf P2. Nur so ist gewährleistet, dass der Ökostrom seinen Merit Order Effekt Verbraucher freundlich einbringen kann, und nicht irgendwo in Speichern zur „Ertragsoptimierung“ anderer missbraucht wird. Warum werden denn gegenwärtig PPA finanzierte Anlagen, nur noch mit zusätzlichen Speichern gebaut ???
Diese „Physischen Variante“ ist übrigens auch die Grundlage für eine Strompreisbremse, weil dadurch die Gaskraftwerke nicht mehr den Preis bestimmen können. Lobbyisten gelingt es gegenwärtig leider immer noch, diese Tatsache im Dunkeln zu halten.
JCW schreibt.
50 Hertz beschreibt die Momentansituation, mit einer sehr hohen Erneuerbaren Produktion in einem im europäischen Vergleich kleinen Netzgebiet. Da ist es kein Problem, momentane Überproduktion aus dem Netzgebiet heraus an die Nachbarn zu verkaufen.
@ JCW
Wo sagt denn der 50 Hertz Manager was von an Nachbarn verkaufen.??
Der spricht von ins Netz „Integrieren“ und nicht nur vom Strom aufnehmen.
Zitat: Mythen der Energiewirtschaft
Vor Kurzem haben Sie vor internationalen Gästen gesagt, dass Sie bis zu 70 Prozent erneuerbare Energien ziemlich problemlos integrieren können. Wirklich?
Es gibt einige Mythen in der Energiewirtschaft. Einer davon ist die Vorstellung, man brauche bei der Integration erneuerbarer Energien sofort mehr Flexibilität im System. Also Speicher oder abschaltbare Lasten oder Backup-Kraftwerke. Das ist ein Mythos. Wir haben viel mehr Flexibilität im System, als wir benötigen. Wir haben auch noch riesige weitere Potenziale.
Ich werde aus dem Artikel nicht schlau
Was außer H2 gibt es noch ?
Zitat: #### für Langzeitspeicherung von Strom gibt es jedoch neue und bessere Alternativen.
Die Technologien sind bereits in kommerzieller Produktion oder stehen kurz davor. ####
Aha – Ein GAAANZ langer Artikel mit dem Inhalt von fast NULL. Welche Technologien sind das? Würde mich mal interessieren. Ich musste mich durch den Bericht wühlen, um auf relevante Aussagen zu stossen. ### Der Autor bringt es auf mehr als 15 Jahre Erfahrung im Sektor für wiederaufladbare Batterien. Ich bringe es auf >40 !! zu Detlef K. und Günther Blasbichler – stimme voll zu, wir haben auch noch viele tiefe Löcher im Boden, das wären auch Pumpspeicher. Wir brauchen nicht unbedingt Berge.
Ich wundere mich auch etwas: Fast null Inhalt und dann H2 „kein Langzeitspeicher“? Ich würde ohnehin den Speicherhorizont von Batterien eher bei 48h sehen. Darüber kommen Mittelfristspeicher mit Speicherhorizont bis zwei Wochen. Technologisch könnten das zB Hochtemperaturspeicher sein. Weniger Investitionskosten als Batterien aber höherer Wirkungsgrad bei der Rückverstromung.
Je nachdem, wie gut sich Elektrolyseure modulieren lassen, werden diese Mittelfristspeicher aber nur eine schmale wirtschaftliche Basis haben.
Wenn das mal kein Ablenkungsversuch a la FDP ist: Mal abwarten mit Investitionen, ob nicht noch was besseres kommt.
Und wichtiger als Spekulationen darüber, was sich durchsetzen wird, erscheint mir die Entwicklung eines Marktdesigns, das ein auskömmliches Geschäftsmodell für Speicher ermöglicht.
Die Fokussierung beim Thema Wasserstoff auf die reine Stromeffizienz ist mir etwas zu eindimensional – bei Elektrolyse und Rückverstromung kann im Sinne der Sektorenkopplung auch der Wärmebereich mitgedacht werden (z.B. H2-BHKW für Nahwärmenetze etc.).
Joule
Dass Langzeitspeicher zur Energiewende gebraucht werden, ist eine Binsenweisheit. Wer auf Grund der Überschrift des Beitrages angenommen hat etwas Neues zu erfahren, sieht sich leider getäuscht.
Die Behauptung, dass mit grünem H2 bei Rückverstromung Verluste von 80% – 90% auftreten ist auch nicht ganz ernst zu nehmen. Meines Wissens hofft man großtechnisch die Gesamtverluste unter 60% drücken zu können. Nutzt man die bei Verstromung von H2 anfallende Wärme (Langzeitspeicherung soll ja einen Teil des Sommerüberschusses in den Winter transferieren) steigt der Wirkungsgrad. Leider sind die Verluste bei der Nutzung von H2 hoch, dafür können große Energiemengen einfach gespeichert und transportiert werden. Im Übrigen haben die Verluste bei erneuerbaren Energien grundsätzlich einen geringeren Stellenwert als bei fossilen, da Wind und Sonne bei Nutzung nicht verbrauch werden.
Mhm, Tiefgang des Artikels ist eher mittelmäßig.
Speicherfähigkeit von Wasserstoff ist eher eine Binsenweisheit; die recht hohen Erzeugungskosten von Wasserstoff sollten mittlerweile auch bei jedem Kommunalpolitiker angekommen sein.
Ich vermisse jedoch den Ansatz, durch ein im Versorgungsgebiet lokales oder auch bundeseinheitliches Signal die Stromverbraucher zu informieren, ob eine Überschuss oder gerade eine Unterdeckung der Stromproduktion stattfindet.
Dann ließe sich der Start der eigenen Waschmaschine entsprechend steuern oder auch in einer Produktion die Prozesse eventuell energetisch anpassen.
Wissentschaftlicher Beistand ist in dieser Frage ist leider weiterhin Fehlanzeige.
Ich stimme allen zu, daß der Titel mehr erwarten lässt, als der Artikel tatsächlich hergibt. Eine verpasste Chance, um z.B. auf die Redox Flow Technologie hinzuweisen, insbesondere die, die nicht auf Vanadium oder anderen Metallen basiert. Mir gefällt, was CMBlu entwickelt, eine Redox Flow Batterie auf Basis von Lignin. Wenig erstaunlich, dass in Österreich eine erste 1 MWh Pilotanlage entsteht, um die deutsche Technik zu testen. Im übrigen gibt es Jena Batteries, die allerdings keine Batterien mehr vertreiben wollen, sondern in das Geschäft der Speicherdienstleistungen einsteigen. Was HPS für den Privatgebrauch macht, ist mir schlicht zu teuer. Sollten sich die Redow-Flow Batterien bewähren, ist es eine Frage der Zeit, dass deren Preise attraktiv werden. Vielleicht erlebe ich es noch.
Detlef K. schreibt am 07 Dez. um 13.07 Uhr
machen wir es doch besser Schritt für Schritt. Langzeitspeicherung ist da aus meiner Sicht eher der Letzte und spielt frühestens in den Dreißigern eine übergeordnete Rolle. Wir haben schlicht die regenerative Energiemenge noch gar nicht dafür. Wir sind heute erst bei unter 50%, erst wenn wir die 70 bis 80% im Strommix überschreiten, rechnet sich so langsam ökologisch und wirtschaftlich die Langzeitspeicherung.
@ Detlef K.
Sie haben den Durchblick, denn genau so ist es. Auch dieser Artikel basiert auf der Grundlage dessen, was ich hier das „Faule Ei“ nenne, das der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde.
Für neu hinzu gekommene Leser siehe im Folgenden, unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Was gegenwärtig „ Physikalisch“ an Ökostrom zum Speichern anfällt, sind Prognoseabweichungen von etwa 2%, wie einer aus der Praxis bestätigt. Alles andere sind „Virtuelle“ Spielchen, gelinde ausgedrückt.
Siehe hier.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat:..Wir verstehen uns als Labor der Energiewende. Unser Netzgebiet umfasst mit dem Nordosten etwa ein Drittel Deutschlands. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch rechnerisch bei 49,5 Prozent. Wir werden in diesem Jahr deutlich oberhalb von 50 Prozent liegen. Es gibt keine andere Region, die vergleichbar viel nicht stetige Energien, wie Solar- und Windstrom, sicher ins System integriert hat. Die Versorgungssicherheit ist derweil sogar noch gewachsen. Es gibt inzwischen gute Vorhersagen, wie viel Wind- oder Solarstrom voraussichtlich ins Netz eingespeist werden wird. …„DAS WEICHT BEI WIND NUR NOCH UM ETWA ZWEIPROZENTPUNKTE VON DER REALEISPEISUNG AB“ Zitat Ende.
Auch die folgende Aussage des Autors basiert auf der Grundlage der Fehlkonstruktion von 2010
Zitat:…Höherer Nutzen der erneuerbaren Energien; Abriegelung kann um bis zu 30 Prozent verringert werden. Damit wird erneuerbare Energie, die sonst nicht benutzt werden kann, nutzbar gemacht.Zitat Ende.
Denn wenn die Erneuerbaren noch „Physisch“ gewälzt würden, wie bis 2010 der Fall, wären es heute schon 28% mehr, die ohne Speicher genutzt werden könnten.
Bei 50 Hertz ist es doch auch möglich, wie Boris Schucht, der Manager bei 50 Hertz deutlich macht.
Hallo ihr Interessierten, lasst mich eine Aussage im Artikel beleuchten die deutlich macht, dass der Autor offensichtlich nicht ausreichend mit den gegenwärtigen Rahmenbedingungen vertraut ist, oder, warum auch immer , nicht zur Kenntnis nimmt.
Zitat:..– erneuerbare Energien in Kombination mit Speichern sind der sicherste Ersatz für Erdgas und Schutz vor Abhängigkeiten von Importen aus autokratisch geführten Ländern. Zitat Ende.
Lieber Alan Greenshields warum den erst auf Speicher warten, wenn man mit den Erneuerbaren heute schon viel einfacher, systematisch Gas ersetzen kann. Man muss doch lediglich den Strommarkt von Virtuell auf Physikalisch umstellen. Das heißt die Erneuerbaren wieder vorrangig im Lande verbrauchen, wie das bis 2010 gesetzlich geregelt war, dann kann man mit denen auch wieder Gaskraftwerke verdrängen.
Ich habe es schon X mal hier deutlich gemacht wie es geht.
Hier noch einmal. Dazu siehe im folgenden Link, das vierte Bild von oben, wie nach Angebot und Nachfrage der Strom „Bedarf“ und der Preis ermittelt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Wenn die Versorger den Ökostrom wieder zwingend zugeteilt bekommen, das heißt physisch gewälzt wird. dann haben die schon mal 35% Ökostrom in ihrem Vertriebsportfolio, die sie bei der Bedarfs und Preisbildung „nicht“ nachfragen müssen.
Auf der obigen Merit Order Grafik fällt deswegen N1 auf N2 und infolge dessen sinkt P1 auf P2.
Der Preis sinkt, weil wegen der geringeren Nachfrage die teuren Gaskraftwerke nicht mehr zum Einsatz kommen.
So einfach geht die Strompreisbremse.
Was geschieht mit dem Sauerstoff .
Bei der elektrolyse fällt ja 1/3 reiner Sauerstoff an. Wenn es gelingt dieses Gas auch zu verwerten, dann sieht die Gleichung für die Effizienz des Wasserstoffs ganz anders aus. Ich denke bei thermischer Verwertung des Wasserstoffs lässt sich durch einblasen von Sauerstoff die wärmegewinnung relevant erhöhen. Ich glaube auch, dass bei Antrieben – sei es Raketen oder auch Motoren die misch7ng mit reinem Sauerstoff zu höherer Leistung bzw. zu geringerem wasserstoffverbrauch führen kann. Heizwerke, Hochöfen, Generatoren mit 2 Tanks – Wasserstoff und Sauerstoff. Oder man verwendet den Sauerstoff zur Reinigung von Abwässern durch einblasen in Wasser. Da gibt’s jede Menge. Und wenn’s nur eine Leitung in eine Großstadt um die Luft zu verbessern. O2 ist ja kein Abfall sondern lebensgrundlage.