Die Bundesnetzagentur hat ihre Kraftwerksliste aktualisiert. Demnach waren in Deutschland Stromerzeugungskapazitäten mit einer Nettoleistung von 238,709 Gigawatt zur Jahresmitte 2022 installiert. Davon entfielen gut 63 Gigawatt auf Photovoltaik-Anlagen. Die Windparks an Land summierten sich auf knapp 56,7 Gigawatt und die Offshore-Windparks auf 7,787 Gigawatt. Die Photovoltaik ist damit die Erzeugungsquelle mit der größten installierten Leistung – im Vergleich dazu summiert sich die Nettoleistung der Steinkohlekraftwerke auf 19 Gigawatt und der Braunkohlekraftwerke auf fast 18,7 Gigawatt. Die Leistung der Gaskraftwerke ist mit insgesamt 33,8 Gigawatt in der aktualisierten Kraftwerksliste verzeichnet. Einige der fossilen Kraftwerke befinden sich zudem in der Netzreserve oder sind vorläufig stillgelegt.
Aus den Zahlen der Kraftwerksliste lassen sich auch weitere Fakten für den Photovoltaik-Zubau ableiten. So lag die neu installierte Leistung aller geförderten und ungeförderten Photovoltaik-Anlagen bei 5702 Megawatt im vergangenen Jahr. Als reinen Zubau EEG-geförderter Photovoltaik-Anlagen gab die Bundesnetzagentur Ende Januar 5263,2 Megawatt an. Somit sind im 2021 rund 466 Megawatt an Photovoltaik-Anlagen entstanden, die ohne EEG-Förderung auskommen und sich über PPAs oder direkt am Strommarkt refinanzieren. Zum Jahresende 2021 lag die Nettoleistung aller Photovoltaik-Anlagen bei 59,423 Gigawatt.
Auch für das laufende Jahr hat die Bundesnetzagentur auch schon entsprechende Zahlen für die ersten drei Quartale aufbereitet. So sind bis Ende September 2022 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 5426,4 Megawatt netto zugebaut worden. Damit ist schon sicher, dass das Vorjahresergebnis übertroffen wird. Allerdings hat die Bundesnetzagentur auch projiziert, dass es einen monatlichen Nettozubau bei der Photovoltaik von 1518 Megawatt geben müsste, um das Ziel von 215 Gigawatt installierter Photovoltaik-Leistung bis 2030 zu erreichen. Bis Ende September lag diese gerade einmal bei 64,743 Gigawatt.
Zudem wird der Zubau nach den verschiedenen Segmenten aufgeschlüsselt von der Bundesnetzagentur angegeben. So sind in den ersten drei Quartalen insgesamt Photovoltaik-Ausschreibungsanlagen mit 1842,4 Megawatt im Marktstammdatenregister verzeichnet worden. Dazu kommen Photovoltaik-Anlagen, die von der gesetzlichen Förderung nach dem EEG profitieren – dies umfasst Dachanlagen, bauliche Anlagen, Freiflächen und Mieterstromprojekte – mit 2933,9 Megawatt sowie ungeförderte Photovoltaik-Anlagen mit 657,4 Megawatt.
Die Bundesnetzagentur erfasst neben dem Zubau auch den Rückbau von Photovoltaik-Anlagen. Bislang ist dieser noch eher gering. So sind nach der Statistik in diesem Jahr bis Ende September insgesamt 1467 Photovoltaik-Anlagen mit 7,2 Megawatt Gesamtleistung vom Netz genommen worden. Die meisten davon in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
In der Kraftwerksliste ist auch eine regionale Verteilung der installierten Photovoltaik-Leistung enthalten – mit Stand Ende 2021. Demnach befinden sich 17,274 der 63 Gigawatt Photovoltaik-Leistung in Bayern. Dahinter folgen Baden-Württemberg mit 7,889 Gigawatt und Nordrhein-Westfalen mit 6,975 Gigawatt. Brandenburg folgt mit 5,206 Gigawatt. Düster sieht es hingegen in den Stadtstaaten mit dem Photovoltaik-Zubau aus. So kommt Berlin bis Ende 2021 auf 156 Megawatt kumuliert installierte Photovoltaik-Leistung und liegt damit nur noch vor Hamburg mit 71 Megawatt und Schlusslicht Bremen mit 57 Megawatt.
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„Wenn bis 2030 die installierte Photovoltaik-Leistung von 215 Gigawatt erreicht werden soll, müsste ab sofort monatlich ein Netto-Zubau von 1518 Megawatt erfolgen.“ Wenn ich das lese, keimt die Hoffnung, dass irgendwann die Erkenntnis wächst, dass es unklug ist Photovoltaik-Installations- und Materialkapazitäten in Dach-Pflicht-Projekte zu binden. Politik, Netzbetreiber, Umwelt- und Naturschutz mögen bitte sehr gute Rahmenbedingungen für den Ausbau der Photovoltaikleistung mit Solarparks schaffen. Wie wäre es mir europäischer Modulproduktion? Energiespeicherung incl. Abwärmenutzung als Aufgabe für die Netzbetreiber? Damit einhergehend ein Nahwärmeanschlusswzang für Immobilien ähnlich wie in Dänemark? Radikale Neuregelung der Energiegesetzgebung an eine dezentral-zellulare Energiewelt von morgen?
Hallo Herr Schnitzler, bei all Ihrer Affinität zur Agrikultur vergessen Sie bitten nicht, dass wir ettliche große versiegelte Flächen in der Wohn- und auch Industiriebebauung haben, die mit Sicherheit als PV-Fläche zu Verfügung stehen könnten.
Es müßte sich nur mal Jemand aktiver darum kümmern.
Um die 1500 MW pro Monat in Zukunft zu erreichen, müssen die Abläufe bei der Netzanmeldung usw. deutlich vereinfacht werden oder es dürfen nur noch Anlagen ab 1 MW gebaut werden;). Unser Netzbetreiber (e-Netz Südhessen) ist auf jeden Fall mit den Anmeldungen total überlastet. Rückmeldungen zu einem Anschlussbegehren kann man nur erwarten, wenn man anruft und nachfragt. Ansonsten kann man wahrscheinlich Monate auf eine Rückmeldung warten. Zum Netzanschluss schicken sie aber immer einen Mitarbeiter persönlich hin, um dem Elektriker beim Arbeiten zuzusehen. Bei der Installation über jeden Kleinkram mäkeln aber selbst die gesetzlichen Fristen und vorgaben bei der Anmeldung nicht einhalten. Die Personalkapazitäten sollten eher ins Büro verlagert werden, um die Bearbeitung dort zu beschleunigen. Den Zähler tauschen kann auch jeder Elektriker.
@Stefan, vollkommen richtig.
Hier zeigt sich die eigentliche Schwierigkeit des Umbaues auf Erneuerbare.
Das bisherige Konzept ist darauf ausgelegt, Energie zu liefern. Top down!
Mit der E-Einspeisung aus dem Feld herraus, gerade PV, , werden die Energieversorger hinsichtlich der Absicherung ihrer bisher sicher gestalteten Leitungssystems, gerade im Bereich der 400V-Systeme, vor einige Herrausforderungen gestellt.
Mit dem sporadischen Leistungsbedarf für die wachsenden E-Mobility wird es auch nicht besser.
Nicht jeder MA der jeweiligen Stadtwerke scheint dafür ausreichend ausgebildet zu sein!
Ich versteh nicht, was das für die Sicherheit unserer Stromversorgung bringen soll. (A) Laut den Energy-Charts des Fraunhofer ISE waren zB in 2020 54,07 GW Nennleistung Solar installiert. Wenn man sich dort auch die Globale Solarstrahlung für ganz Deutschland im Jahr anschaut, sieht man sehr schön den Stundenverlauf der Einstrahlung (in W/m²) eines jeden Tages. Wie zu erwarten ist das eher mau. (B) Wenn man die SMARD Daten für 2020 auswertet, kommt man zu folgendem Ergebnis für ganz Deutschland (gerundet): Bedarf: 483 TWh, Solar Erzeugung 45 TWh, entsprechend knappe 10% Beitrag zum Energieverbrauch, KF von mageren 10% (848 Volllaststunden). Und maximal wurden 8 GWh pro 15Minuten erzeugt (01.06.2020)! (C) Und jeder sollte regelmäßig einen Blick auf das Agorameter werfen, um die umwerfenden Erfolge der Erneuerbaren bei der Erzeugung von benötigter Leistung (!) als reales Shauspiel live mitzuerleben.
Alte Weisheit: „Energie ist Leistung über Zeit. Wenn die benötigte Leistung nur für ein paar Sekunden ausbleibt, bricht das Stromnetz zusammen. Egal wie viel Arbeit vorher tatsächlich oder theoretisch erzeugt wurde. Denn Nennleistung erzeugt KEINE reale Leistung!“
Christoph Meyer schreibt.
Alte Weisheit: „Energie ist Leistung über Zeit. Wenn die benötigte Leistung nur für ein paar Sekunden ausbleibt, bricht das Stromnetz zusammen. Egal wie viel Arbeit vorher tatsächlich oder theoretisch erzeugt wurde. Denn Nennleistung erzeugt KEINE reale Leistung!“
@ Christoph Meyer
Ihre alte Weisheit ist längst überholt. Die Energiewende verlangt fortschrittliches Denken.
So wie im folgenden einer aus der Praxis, der tagtäglich damit zu tun hat.
Schauen Sie mal hier.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat:…Wir verstehen uns als Labor der Energiewende. Unser Netzgebiet umfasst mit dem Nordosten etwa ein Drittel Deutschlands. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch rechnerisch bei 49,5 Prozent. Wir werden in diesem Jahr deutlich oberhalb von 50 Prozent liegen. Es gibt keine andere Region, die vergleichbar viel nicht stetige Energien, wie Solar- und Windstrom, sicher ins System integriert hat.
„Die Versorgungssicherheit ist derweil sogar noch gewachsen. „ Zitat Ende.
@Hans Diehl, wenn fortschrittliches Denken die Physik ersetzt, dann ist ja alles gut. Wir wissen ja auch, daß das Netz der Speicher ist. Da kann ja die Energieerzeugung einige Zeit ausfallen. Ist ja im Netz.