Baden-Württemberg wird in diesem Jahr voraussichtlich einen neuen Rekordzubau bei Photovoltaik-Anlagen erleben. Nach acht Monaten des Jahres sind rund 490 Megawatt Photovoltaik-Leistung hinzugekommen, womit die jeweils 620 Megawatt Zubau aus den Jahren 2020 und 2021 übertroffen werden dürften. Doch für die ambitionierten Klimaziele der grün-schwarzen Landesregierung dürfte es zu wenig sein. Sie will bis 2040 eine installierte Photovoltaik-Leistung von etwa 47 Gigawatt erreichen – zwei Drittel davon auf Gebäuden und ein Drittel auf Freiflächen.
Gerade im Bereich der Photovoltaik-Dachanlagen ist kurzfristig eine Verdopplung des Zubaus der Vorjahre notwendig, wie es auf dem 9. Solarbranchentag in Stuttgart hieß. Dazu war auch die Landesumwelt- und -energieministerin Thekla Walker geladen. „Seit 2017 verzeichnen wir in Baden-Württemberg einen Aufwärtstrend. In diesem Jahr dürfen wir Rekorde bei den Photovoltaik-Erträgen erwarten“, sagte sie. Zugleich betonte Walker, dass Baden-Württemberg künftig bei den Zubauzahlen „noch deutlich zulegen“ wolle. „Erneuerbare Energien und der damit verbundene Netzausbau sind der Schlüssel für Versorgungssicherheit und das Eindämmen der Klimakrise“, erklärte Walker.
In den zurückliegenden Monaten hat die Landesregierung einige Maßnahmen ergriffen, um den Photovoltaik-Zubau anzukurbeln. Gerade bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen gebe es Nachholbedarf. „Deshalb hat die Landesregierung die Freiflächenöffnungsverordnung angepasst und erlaubt nun jährlich bis zu 500 Megawatt neue Freiflächenanlagen in den so genannten benachteiligten Gebieten“, sagte die Ministerin.
Das Problem dabei: Baden-Württemberg hatte zwar neben Bayern als erstes Bundesland von dieser Länderöffnungsklausel im EEG Gebrauch gemacht und die zusätzlichen Flächen für Photovoltaik-Kraftwerke in den Ausschreibungen freigegeben. Doch anders als in Bayern wird von die Regelung im Ländle oder doch „The Länd“ kaum genutzt. Der Blick auf die Seite der Bundesnetzagentur zeigt, dass für die dritte und letzte Ausschreibungsrunde für Photovoltaik-Freiflächenanlagen noch knapp 432 Megawatt als Kontingent verfügbar sind.
Für neue Wohn- und Nichtwohngebäude hat Baden-Württemberg bereits ein Photovoltaik-Pflicht erlassen. Ab Januar 2023 greift sie auch bei grundlegenden Dachsanierungen diese Vorschrift. Pläne der Grünen im Land diese Pflicht noch auszuweiten, stößt aktuell aber auf wenig Gehör beim Koalitionspartner CDU und auch auf wenig Gegenliebe in der Solarbranche. „Grundsätzlich ist es richtig. Aber die Diskussion müssen wir aktuell und in den nächsten fünf Jahren nicht führen, wenn sich an der Auftragslage nicht gravierend etwas ändern sollte“, sagte der Geschäftsführer des Solar Cluster Baden-Württemberg, Franz Pöter, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Nach seinen Schätzungen werden bis 2035 ohnehin 80 Prozent der Dächer saniert und somit mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden.
Für die eigenen Klimaschutzziele benötigt Baden-Württemberg einen Zubau von jährlich zwei Gigawatt Photovoltaik-Leistung. „Hier brauche es unter anderem eine aktive Unterstützung der Unternehmen bei der Mitarbeitergewinnung durch eine Weiter- und Ausbildungsoffensive“, sagte Ralf Hofmann, Vorsitzender des Solar-Cluster. Ein besonderes Anliegen sei ihm zudem der Aufbau einer heimischen Solarindustrie. „Die aktuelle Abhängigkeit von China und Asien bei vielen Produkten entlang der Wertschöpfungskette bereitet mir Bauchschmerzen. Spitzenprodukte made in Baden-Württemberg müssen faire Marktchancen haben“, so Hofmann weiter.
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Zusätzlich sollte man auch Windkraft ausbauen. Sonst siehts im Winter mau aus.
Die Politiker verkennen immer noch das Problem.
Die Bürokratie muss weg. Einfache Verfahren sind notwendig wie in den Niederlanden, Irland, Italien.
Willige gäbe es genug – der Papierkrieg schreckt 90% ab.
Die Verfahren sind inzwischen so kompliziert geworden dass auch die Versorger nicht mehr durchblicken, man einen Fachanwalt braucht.
Material ist da, montieren kann die Module jeder Handwerker.
Die Energiewende scheitert an der Bürokratie.
Sie haben VOLLKOMMEN recht. Mit den versch. Steuern, Anträge, Meldungen macht es auch keinen Spaß und Hilfe kostet nun auch mal Geld.
Niederlande als Vorbild nehmen und die Installationen gehen massiv nach oben!
Richtig ist, dass die Anmeldeverfahren noch vereinfacht werden müssen. Es fehlt aber auch am Willen der Regionalversorger die Anmeldeverfahren zu vereinfachen und zügig zu bearbeiten.