Es war schon eine Art Tradition: Zum 15. Oktober verkündete die Bundesnetzagentur die Höhe der EEG-Umlage für das Folgejahr. Nun ist die EEG-Umlage von der Bundesregierung zum 1. Juli 2022 auf Null gesetzt worden, wie es so schön heißt. Faktisch bedeutet dies, sie wurde abgeschafft und die anfallenden Kosten werden über den Bundeshaushalt finanziert. Ein günstiger Zeitpunkt, denn aktuell erzielen die Netzbetreiber mit der Vermarktung des Stroms aus den EEG-Anlagen wesentlich höhere Einnahmen als sie an Einspeisevergütungen an die Anlagenbetreiber zahlen müssen. Dies manifestiert sich auf dem EEG-Konto, welches Ende September einen Überschuss von 16,82 Milliarden Euro aufwies.
Insgesamt gehen die Übertragungsnetzbetreiber, die das EEG-Konto führen, für das kommende Jahr von einem Überschuss aus dem EEG-Fördersystem von 3,6 Milliarden Euro aus. Dies veröffentlichte die Bundesnetzagentur am Freitag. Sie überwacht die ordnungsgemäße Ermittlung des Finanzbedarfs der Übertragungsnetzbetreiber, die diesen auf Basis gutachterlicher Prognosen jährlich für das Folgejahr ermitteln. Die Prognosen zeigen, dass mit Einnahmen durch die Vermarktung des Stroms aus festvergüteten EEG-Anlagen von 13,1 Milliarden Euro zu rechnen ist. Die Auszahlungen an die Anlagenbetreiber und andere Vermarktungskosten würden sich dagegen nur auf 9,4 Milliarden Euro summieren.
Grundlage für die Berechnungen sind auch Prognosen für den weiteren Zubau bei Photovoltaik, Windkraft und Biomasse, die nach dem EEG gefördert werden. Dabei dürfte sich am aktuellen Bild wenig ändern. Vor allem die Photovoltaik treibt den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland voran. Für 2023 rechnen die Übertragungsnetzbetreiber mit einem Netto-Zubau von 11 Gigawatt, wovon 8,5 Gigawatt auf Photovoltaik entfielen. Für Windkraft an Land und auf See wird ein Leistungszuwachs von 2,2 und 0,5 Gigawatt erwartet. Bei der Biomasse sei von einem leichten Rückgang der Leistung um rund 100 Megawatt auszugehen, da einige Anlagen ihr Förderende erreichten. Neben den EEG-geförderten Anlagen gibt es auch einen Zubau außerhalb der staatlichen Zuschüsse. Gerade große Photovoltaik-Kraftwerke entstehen auch zunehmend in diesem Bereich. Sie werden über die Abschlüsse von Stromabnahmeverträgen (PPAs) oder durch die Vermarktung des Stroms direkt an der Börse refinanziert.
Zum 1. Januar 2023 tritt offiziell das Energiefinanzierungsgesetz in Kraft. Damit wird die EEG-Umlage vollständig abgeschafft. Der Finanzierungsbedarf für die EEG-Anlagen erfolgt dann durch den Bund und seinen Klima- und Transformationsfonds.
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Zitat aus dem Artikel.
Die Prognosen zeigen, dass mit Einnahmen durch die Vermarktung des Stroms aus festvergüteten EEG-Anlagen von 13,1 Milliarden Euro zu rechnen ist. Die Auszahlungen an die Anlagenbetreiber und andere Vermarktungskosten würden sich dagegen nur auf 9,4 Milliarden Euro summieren. Zitat Ende.
Wie ich an anderer Stelle schon prophezeit habe, der Finanzmister wird sich wundern, wenn er durch die Übernahme der EEG Umlage plötzlich Geld bekommt, oder bekommen müsste. Wo doch die Stromverbraucher nur am zahlen waren. 3,7 Milliarden könnten es für den Staat in 2023 werden. Offensichtlich ist der Umgang mit den normal sterblichen Stromverbrauchern einfacher, als mit den Staatssekretären. Während für die Umlage 2022 noch eine Deckungslücke von 19,8 Milliarden zugrunde lag, ist die Lücke nicht nur geschlossen, sondern es bleibt offensichtlich sogar noch was übrig.
Siehe hier die Umlagenermittlung für 2022.
https://www.netztransparenz.de/portals/1/2021-10-15%20Pressemitteilung%20EEG-Umlage%202022.pdf
Zitat:…Für das Jahr 2022 wird eine weitere Zunahme von Strom aus regenerativen Anlagen um elf Terawattstunden (TWh) auf 239 TWh prognostiziert (dies entspricht einer
Gesamtfördersumme von 22,8 Milliarden Euro). Abzüglich der prognostizierten
Börsenerlöse, die insbesondere marktpreisbedingt um 95,1 Prozent gestiegen sind,
sowie unter Berücksichtigung weiterer Kosten- und Erlöspositionen ergibt sich für
2022 eine erwartete Deckungslücke von 19,8 Milliarden Euro. Dies entspricht einer
Kernumlage (Umlage vor Bundeszuschuss, Kontostand und Liquiditätsreserve) für
2022 von etwa 5,7 ct/kWh. Zitat Ende.
Da hatten wir auch schon steigende Börsenpreise in der Prognose.
Einzige Ausnahme, da mussten es noch die Verbraucher zahlen.
Die Dunkelkammer der Umlagenermittlung, kommt ins Scheinwerferlicht, des Staates.
Man darf gespannt sein, was aus den Milliarden wird, die sich nach diesem System auf der „Nebelkerze“ EEG Konto angesammelt haben.
Der Artikel verschweigt, dass der Überschuss auf dem EEG-Konto noch viel größer sein könnte, wenn nicht die Direktvermarkter ihre Mehrerlöse in die eigene Tasche stecken dürften. Und an diesem Missstand sind anscheinend auch keine Änderungen geplant. Es ist einfach ein eklatantes Missverhältnis von Rechten und Pflichten: Die Stromverbraucher (oder neuerdings der Staat) haben die Pflicht, den Anlagenbetreibern einen Mindesterlös zu garantieren – ein Recht, den Strom dann auch immer zu diesem Preis zu erwerben haben sie aber nicht. Umgekehrt haben die Anlagenbetreiber das Recht, ihren Strom zum Garantiepreis verkaufen zu können, eine Pflicht dies zu tun haben sie aber nicht. Die Stromverbraucher haben also nur Pflichten, die Anlagenbetreiber nur Rechte – das dürfte nicht so bleiben.
JCW schreibt.
Der Artikel verschweigt, dass der Überschuss auf dem EEG-Konto noch viel größer sein könnte, wenn nicht die Direktvermarkter ihre Mehrerlöse in die eigene Tasche stecken dürften. Und an diesem Missstand sind anscheinend auch keine Änderungen geplant.
@ JCW
Das ist wieder eine andere Kategorie der Missstände, was eigentlich ursprünglich einer der vielen Bremsklötze auf dem Weg hin zur Energiewende sein sollte. Deshalb kann man diejenigen nicht diskreditieren, die diesem „Bremsklotz“ getrotzt haben, die Umstände der Direktvermarktung auf sich genommen haben, und plötzlich eine Geldkassette auf dem Weg vorfinden.
Um meinen Kommentar ins rechte Licht zu rücken, ich gehöre nicht zu den Begünstigten.
Dr Containerriese „Europäische Energie“ in punkto Versorgung und Brepreisung fängt an zu schwanken.
Bei den schnellen Manövern und sich änderdem Wetter passieren ungewollte Nebeneffekte (zB Zufallsgewinne). Das sind imho nur die ersten Symptome gravierender kommender Änderungen. Alle wissen, dass es so nicht weitergehen kann und wird.
Derzeit spielen die Akteure noch hauptsächlich die nationale Karten, was langfristig nicht weiterhilft.
Die ganze Thematik ist zu groß, um damit regionale oder nationale Partialinteressen zu vertreten.
Die öffentliche Diskussion nimmt langsam Formen an. Was ausgesprochen wird, wird auch behandelt. Die Dinge fangen also an in Bewegung zu geraten. Jetzt hört man schon Stimmen, die laut über geteilte Energiemärkte sprechen. Preis und Abnahme orientiert an der Entstehung. Undenkbar vor 2 Jahren, das öffentlich auszusprechen als Mandatsträger.
In Frankreich werden pauschal ganze Offshorefelder ausgeschrieben (undenkbar vor 2+ Jahren). Hier passieren gerade wunderlich Dinge. Ich bin voller Spannung, was da die nächsten 24 Monate alles ins Rutschen gerät.
es wird doch langsam mal Zeit, daß sich der Staat auf seine ordinären Aufgaben konzentriert.
Steuern kommt vom steuern.
Was wird mit dem Überschuss der EEG jetzt aktiv angefangen?
In den Haushalt miteifließen zu lassen, wäre zu einfach!
In welchem Umfang wird sich der Staat an der aktiven Gestaltung der Energiewende beteiligen?
An was fehlt es im Moment? Aktiver Aufruf an die gestaltenden Staatssekritäre!
An Leistung, Speicherung; Nord-Südgefälle, Schutz vor Black-Out oder weitergehende Förderung der E-Mobility?