Das Buch und die Fernsehserie „Unterleuten“ von Juli Zeh gilt als sehr treffende Beschreibung der Konflikte, die beim Bau von Windkraftanlagen in einem Dorf ausbrechen können. Abgeschwächt gibt es die beschriebenen Streitpunkte auch bei Photovoltaik-Kraftwerken. Doch wenn man sie richtig plant, können sie ein Gewinn für alle seine, sagt Helmut Adamascheck. Er ist Gemeindevertreter der Gemeinde Gumtow im Norden Brandenburgs und hat früher den Berliner Landesverband der Heinrich-Böll-Stiftung geleitet.
Zwei Kilometer von seinem Wohnort entfernt, in einem Urstromtal, entsteht derzeit ein 154-Megawatt-Photovoltaik-Kraftwerk. „Dieses Projekt ist ein schwerer Fehler, weil es dazu geführt hat, dass auch viele andere Projekte kritisch gesehen werden“, sagt er. Die Fläche sei sehr groß und es seien auch die Anhöhen mitgenommen worden. Der Investor führe weniger als 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde an die Gemeinde ab, obwohl dieser Betrag inzwischen rechtsicher zugesagt werden könnte.
Im Kontrast dazu gebe es in der Gemeinde auch Beispiele, die zeigten, wie sich sehr große Photovoltaik-Anlagen gut umsetzen lassen. Am Anfang brauche man ein vernünftige Informationsveranstaltung und müsse die Vor- und Nachteile schildern. „Das ist das Allerwichtigste“, sagt Adamaschek. „Man muss ein gewisses Vertrauen schaffen, denn dieses ist zum Teil beschädigt, weil von einigen Investoren geblufft wurde.“ Auch bei der Planung gebe es viele Gestaltungsmöglichkeiten, etwa welche Flächen man nutze und wie man die Gemeinde an den Gewinnen beteilige, so dass ein Photovoltaik-Kraftwerk nicht nur für den Verpächter ein Lottogewinn darstellt.
Mehr dazu im pv magazine Podcast.
Der Podcast wurde Ende August aufgenommen, noch bevor der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) die Selbstverpflichtung von einer Gruppe von Investoren und Projektierern zum Standards bei Konzeption, Genehmigung, Errichtung und Betrieb von Freiflächenanlagen veröffentlichte (https://www.pv-magazine.de/2020/09/08/bne-gute-planung-selbstverpflichtung-fuer-bau-von-photovoltaik-freiflaechenanlagen/ ), die teilweise den Forderungen von Helmut Adamaschek entsprechen.
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Schönes Gespräch.
Am Ende wurden noch viele positive Dinge benannt.
Leider ist die Grundwasserneubildung vergessen worden .Dem Punkt wird nur selten Beachtung geschenkt.
Ein intensiver Feldfruchtanbau hat einen Wasserbedarf in Höhe von 2000 bis 4000 Kubikmetern je Hektar und Jahr.
Eine Freiflächensolaranlage beherbergt nur extensiven Pflanzenbewuchs, mit entsprechend geringem Wasserverbrauch.
Hier gibt es stattdessen Grundwasserneubildung .
Falsche Versprechungen
Das kann ich nicht ganuz nachvollziehen .
Fest steht,das die 0,2 Cent für Standortgemeinden erst seit dem Jahr 2021 erlaubt sind .
Vor diesem Zeipunkt waren solche Zusagen illegal und kann es somit auch nicht gegeben haben .
Die Versprechungen,die der Gemeide gemacht worden sein sollen, müssen also weit vor 2021 liegen,da jetzt schon gebaut wird.
Gewerbesteuer,Poskasten in Luxemburg.
Seit 2013 , meine ich ist gesetzlich geregelt ,das 70 % der Gewerbesteuer der Standortgemeinde zufließen müssen.
Im Jahr 2021 ist dieser Anteil sogar auf 90 % erhöht worden.
Solarkataster
Herr Fuhs hat richtig gesagt ,das Erneuerbare weniger Hemmnisse brauchen.
Ein Solarkataster ist ein neues Hemmnis und kostet vor allem Zeit,die wir nicht haben .
Begehrtes Mittel ,um Entscheidungen in Räten nach hinten zu schieben.
Es macht viel mehr Sinn, jeden einzelnen beantragten Standort individuell zu betrachten .
-Ein Solarkataster sagt nichts aus über die Eigentümerstruktur der Flächen.
-Bezieht keine Punkte ein ,die für die Wirtschaftlichkeit eines Solarprojektes notwendig sind.
-Kann dazu führen das zufällig Flächen ausgewiesen werden,auf die Landwirte als Pachtflächen unbedingt angewiesen sind. Genau das kann passieren,wenn die Kulisse unnötig eingeengt wird.
Gute Vorschläge und Argumente, welche die Chancen für die Gemeinden in den Vordergrund stellen. Was zu tun ist, um die Chancen gut zu nutzen:
– Stärkung der kommunalen Planungskompetenz,
– offensivere Beteiligung der Bürger,
– nicht investorengetriebene, sondern gemeinwohlorientierte Kriterien für die Flächenauswahl
Was mich persönlich freut, die klare Haltung zur Agri-Photovoltaik.
Was mir fehlt: Die Langfristigkeit eines Solarparks. Es wird von nur 20-30 Jahren Bodenruhe gesprochen. Das ist mir zu kurz gedacht. Ich denke bei Solarparks an sehr viel länger! Denn – wie eingangs betont – Solarparks sind die preiswerteste Methode grünen Strom zu produzieren. Das gilt erst recht für Solarparks, welche älter als 20 Jahre sind, weil dann die Abschreibung wegfällt. Es gilt für alle Kraftwerke – gleich welcher Art – folgender Grundsatz: „Kraftwerke werden solange betrieben, wie sie sich lohnen!“ Bei Solarparks sind das vermutlich mindestens 40 Jahre, sehr wahrscheinlich jedoch so lange, wie unsere Gesellschaft preiswerte Energie benötigt.
Aufgrund der Langfristigkeit von Solarparks würde ich bei der Flächenauswahl viel sorgfältiger vorgehen wollen und naturschutzfachliche Kriterien in den Vordergrung stellen. Oder anders formuliert: „Auf die Verbindung kommt es an!“
Biodiv-Solarparks können als Trittsteinbiotope im Agrarland nicht nur grünen Strom sondern hochwertige Netzwerke schaffen, wo sich die Natur erholen und die Artenvielfalt zurückkehren kann. Aus intensiv genutzten Äckern werden Trittsteinbiotope, die so in der Agrarlandschaft platziert werden sollten, dass sie den maximalen Nutzen für die Biodiversität im Verbund mit anderen Naturräumen und Biodiv-Solarparks ergeben.
Mein Vorschlag für eine umweltverträgliche Standortauswahl:
Es werden zunächst die Flächen mit der maximalen Umweltdienstleistung zur Erhöhung der Biodiversität und unter Berücksichtigung der technischen Machbarkeit gemeinsam von Naturschützern, Landbesitzern, Landwirten, Unterer Naturschutzbehörde, Landkreis, Kommune(n), Netzbetreiber und Expertise zu Bau und Betreib eines Solarparks in einem Gebiet – gerne Landkreis oder darüber hinausgehend – ermittelt. Im nächsten Schritt erfolgt mit Bürgerbeteiligung die finale Flächenauswahl. Am Ende sollten mindestens 4 % der bisher genutzten Ackerfläche in dem Gebiet
als geeignet definiert werden.
4% des Ackerlandes wären knapp 500.000 Hektar. Also 500 Gigawatt installierte Leistung mit ca. 500 Terawatt jährlicher Strommenge. Für die Vernetzung von Naturräumen ergeben das 25.000 Trittsteinbiotope á 20 Hektar Fläche.
Ich bin wirklich entsetzt über so viel geballtes unwissen über moderne Landwirtschaft.
Grundsätzlich fand ich das Thema sehr spannend und es wurde viele positive und negative Aspekte der Freiflächen-PV beleuchtet und ich stimme in den meisten Punkten auch zu.
Aber wie man so einen Unsinn über Landwirtschaft erzählen kann ist mir ein Rätsel.
Leider eine ganz schwache Vorstellung.
Lieber Alois Huber,
Ich fühle mich angesprochen und vermute, sie meinen mich. Kurze Antwort: Bin gelernter Landwirt und Agraringenieur. Bitte um ihre Argumente. Sonst kann ich ihnen nicht sachlich antworten. Vielen Dank