Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) erwägt mit Blick auf den Strommarkt zurzeit die Möglichkeit, bis zu einer Transformation des Strommarktes mit einer Übergewinnsteuer „exorbitante Gewinne“ einiger Unternehmen sowie der erneuerbaren Energien abzuschöpfen. Ein anderes Modell, nämlich eine Preisobergrenze für Strom aus einigen Quellen wie etwa Photovoltaik und Kohle, schlägt die EU-Kommission in dem 23-seitigen „Non-paper on Emergency Electricity Market Interventions“ vor, das pv magazine vorliegt. Ein Non-Paper ist ein Schriftstück, das informell vorgelegt wird, um die Akzeptanz der Inhalte bei anderen zu testen – bei Widerstand kann es jederzeit zurückgezogen werden, weil es lediglich ein nicht bindendes Diskussionspapier ist.
Eine mögliche Maßnahme zum Schutz der Verbraucher vor steigenden Strompreissen könnte dem Non-Paper zufolge die Einführung einer „Preisobergrenze für inframarginale (also billigere) Technologien“ sein, deren Umsetzung entweder für alle Mitgliedstaaten obligatorisch oder fakultativ sein könne. „Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Auswirkungen zu verringern, die der Preis der die Marge bestimmenden Technologie (häufig Gaskraftwerke) auf die Einnahmen anderer Erzeuger mit niedrigeren Grenzkosten hat“, heißt es weiter. Explizit werden dabei „die meisten erneuerbaren Energien (mit Ausnahme einiger Arten von Wasserkraft, Biomasse oder Biogas), Kernkraft und Braunkohle“ genannt.
Ziel einer Begrenzung des Strompreises sei „sicherzustellen, dass sie keine Einnahmen erzielen, die deutlich über ihren Kosten liegen“. Die Preisobergrenze könne auf Förderregelungen ausgedehnt werden, wenn diese Regelungen andernfalls zu Einnahmen führen würden, die über die Obergrenze hinausgehen. Die Maßnahme würde nach dem Clearing der Auktion auf dem Day-Ahead-Markt greifen.
Dem Papier zufolge würde die Begrenzung der Erlöse für die betreffenden Erzeuger zu zusätzlichen finanziellen Vorteilen für die Mitgliedstaaten führen. Sie wären verpflichtet, die Einnahmen mit den Stromverbrauchern zu teilen, um deren Stromrechnungen zu senken. „Die Einführung einer solchen Obergrenze wäre nicht mit parallelen Regelungen zur Besteuerung von Gewinnüberschüssen vereinbar, die abgeschafft werden müssten“, stellt das Papier klar. Die Höhe der von den Mitgliedstaaten erhobenen Einnahmen hänge von der Menge des mit billigeren Technologien erzeugten Stroms ab. Dies wiederum hänge vom Energiemix und der Ausgestaltung der Erneuerbaren-Förderprogramme der einzelnen Mitgliedstaaten ab. Die Auswirkungen dieser Maßnahme wären daher in der EU unterschiedlich.
Ein Risiko wird in dem Papier allerdings explizit genannt: „Je nach Höhe einer Preisobergrenze würden nicht geförderte Projekte für erneuerbare Energien entmutigt werden, da die Markteinnahmen geringer ausfallen würden.“
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Ich bin fassungslos über solche Vorgehensweisen. Ein Lastenausgleich auf PV Basis, auf die die eigenverantwortlich Ihre Rente generieren und mit sehr viel Geld ins Risiko gehen.
Sollen die Konzerne mir dafür Aktienanteile geben!
Warum nicht noch den Eigenheimbesitzer zu Kasse bitten um die teuren Mieten auszugleichen, oder den Pensionär 70% abschröpfen um den Rentner zu finanzieren.
Jegliche Investitionsbereitschaft in Deutschland wird zunichte gemacht.
Freiheitsenergie! super. Meine Anlage braucht noch 18 Jahre um abbezahlt zu werden und kaum sind da mal ein paar Monate mehr drin wird abgeschröpft und den Konzernen gegeben. Das ist so unglaublich diese Herangehensweise da fehlen mir die Worte. Ich investiere in D. nicht mehr.
Ich verstehe ihre Aufregung nicht so ganz. Sie haben jetzt in PV investiert und damit über die nächsten 20 Jahre ihre laufenden Kosten für den Strombezug reduziert, weil sie nun einen erheblichen Anteil ihres Stromverbrauchs selbst produzieren. Ihre zusätzlichen Kosten für diesen selbst produzierten und selbst verbrauchten Strom sind ab jetzt in den nächsten 20 Jahren vermutlich sehr gering, (Instandhaltungskosten)
Darüberhinaus erhalten Sie für den überschüssigen Strom Geld oder Strom zurück, wenn Sie ihn benötigen aber nicht selbst zur Verfügung haben.
Dass die Preisbildung für Strom schwachsinnig und ungerecht geregelt ist, ist klar. Aber was ändert das an dem finanziellen Vorteil, den Sie aus ihrer löblichem Investition in PV ziehen? Ein Großteil ihres Stromverbrauchs haben Sie von Schwachsinn wie dem aktuellen „Strommarkt“ abgekoppelt. (Eigentlich ist es eine Beleidigung für den Marktbegriff, den Strommarkt einen Markt zu nennen. Nepotismus wäre eine treffendere Bezeichnung.)
Noch was zu privaten Ausgaben. Ich ärgere mich in Diskussionen in meinem Umfeld immer über die Aussage. Das lohnt sich nicht Strom selbst zu produzieren. Gleichzeitig geben solche Leute häufig ohne mit der Wimper zu zucken 30.000€ für ein Auto aus, obwohl es das alte noch tut oder 30.000€ für eine neue Küche oder ein Bad obwohl das alte noch in Ordnung ist.
Unglaubliche Auswüchse ist meinerseits absolut zu bestätigen.
In 2014 habe ich auf unserem Bürogebäude knapp 100 KW installiert. Vergütung 11,49 Cent.
10 % des Ertrages mussten in die Vermarktung. Marktpreisabgeltung. Für diesen Anteil war die Vergütung immer zwischen 2 und 4 Cent. Jahrelang. Jetzt gibt es seit ein paar Monaten mehr, im letzten Monat ca. 18 Cent. Auch ich muss noch einige Jahre das Projekt abbezahlen.
Die Weitergabe eines Teiles meiner Produktion an einen Nachbarn war wegen der EEG Umlage bis Ende Juni ein Nullsummenspiel und eigentlich unwirtschaftlich.
Nach dem Abgang des ehemaligen Wirtschaftsministers Altmaier dachte ich an endlich bessere Zeiten für unsere Branche.
Nun sollen die Erneuerbaren ganz schnell alles Auffangen und Ersatz schaffen.
Mit solchen absurden Überlegungen wird das sicher nicht gelingen.
MF
und ich dachte unter den Grünen wird es besser…
im Gegenteil
Vollkommen richtige Entscheidung!
Ich habe vor 4 Jahren 0,5 Mio. € in einen Solarpark auf einem mit gehörenden Grundstück zwischen zwei Bahngleisen investiert. Von der Größe her nicht die eigentlich erforderlichen 750 kw/p, eine knappe Geschichte und dennoch bleiben 2000-3000 € im Jahr übrig, bei geringem Pflegeaufwand, den ich selber durchführe.
Weil ich das Marktprämienmodell nehmen musste, kommt es immer wieder vor, dass, gerade an sehr sonnigen Wochenenden die Anlage abgeschaltet wird.
Seit September letzten Jahres wurden erstmals die 0,08 € garantierte Einspeisevergütung überschritten, sehr zu meiner Freude. Was aber in der Preisentwicklung im letzten halben Jahr passiert ist, ist ein Hohn für jeden Menschen, der sein monatliches Auskommen mit harter Arbeit verdienen und damit die gestiegenen Preise zahlen muss! Im August 2022 werden es vermutlich um die 0,40 €, also das 5-fache der garantierten Vergütung sein! Niemand, der in erneuerbare Energien investiert hat, hat mit derartigen Gewinnen kalkuliert!
Darum ist es längst überfällig, dass hier der Deckel drauf kommt! Der sollte allerdings nicht bei der ursprünglich garantierten Einspeisevegütung liegen, aber mehr als Doppelte fände ich unmoralisch!
Mal ernsthaft, es ist doch ein totaler Hohn die ganzen Mineralölkonzerne und Rohstoffhändler wieder außen vor zu lassen und die Bürgerparks sollen zahlen.
Die Konzerne werden doch schön alles am Terminmarkt passend hin- und herschieben.
Z.B. RWE zeigt schlechtes Ergebnis bei der Produktion und hohes Ergebnis im Stromhandel.
Wer große Freiflächen-Photovoltaikanlagen und ein Aufstellmodul einer Rentnerin in einen Topf wirft, der sollte wöchtentlich der Rentnerin Kaffee und Kuchen vorbeibringen müssen, ihre Stromrechnung zahlen und ‚zwischendurch‘ beim Energieversorger- oder Industriekonzern die Freiflächen-PV m2 reinigen (?)
Wenn die (sich andeutenden) Preiserhöhungen nicht derart extrem wären, könnte man auch einige Monate die Einnahmenentwicklung abwarten (?) und eine Entscheidung bzw. Ausgleich dann anbieten/vorschlagen/einpreisen (?)
und wie (zumindest) Sie erkennen, die Energiewende verändert in der jüngeren Generation auch Mentalitäten (?)
Blödsinn!
Nur weil ich nicht mit enormen Gewinnen rechne, sollten diese doch immer (aus welchen Gründen auch immer) möglich und erlaubt sein. Wer dann mit der Moral kommt, sollte über folgendes nachdenken:
…Und wer vor 15 Jahren eine kleine Wohnung zur Vermietung gekauft hat, und diese unverschämterweise aktuell zum doppelten (mindestens) Kaufpreis wieder verkauft (Steuerfrei natürlich!), sollte ebenfalls nicht mehr profitieren dürfen – das nennt man doch Zufallsgewinne…und wer mit Aktien zufällig sein Vermögen verdoppelt…oder Oldtimer, oder Whiskey, oder…
Alles unmoralisch, da keine Arbeit damit verbunden – wer käme schon auf die Idee, dass Risiko am Ende zu Gewinnen führen darf…sollten wir nicht besser alle Gewinne festlegen?
Darf ich dann eigentlich auch bei einem Ausfall der PV-Anlage, bei Schäden am Wechselrichter, etc. die Hand aufhalten? Wer an Gewinn denkt, sollte auch die Verluste beachten. Banken haben ja schon gezeigt, dass nichts unmöglich ist…
Mann kann auch genau andersherum argumentieren. Ich habe privat in eine PV-Anlage Investiert, und bekomme 8 Cent pro kWh. Das wird sich 20 Jahre nicht ändern. Ich habe habe das bei vollem Bewusstsein unterschrieben und kann mich folglich jetzt nicht drüber aufregen. Ich speise ca. 50% meines erzeugten Stromes ins Netz und sobald dieser Strom meinen Zähler verlassen hat, kostet er meinen Nachbarn plötzlich 0,38 Cent (+ Umlagen und Steuer). Hier werden auf Basis meiner Investition mehr als 300% Gewinne gemacht und das bloß, weil der Preis unsinnigerweise an den Gaspreis gekoppelt ist. Ich denke 100% Gewinn reichen auch, zumal ich nicht weiß, ob mein Nachbar (oder sollte ich sagen , mein Nächster) bei diesen Gas- und Strompreisen nicht in finanzielle Probleme gerät. Die Gier nach eigenen Gewinnen über ein gesundes Maas hinaus auf Kosten Anderer ist sozialer Sprengstoff und stärkt die politisch extremen Parteien (… hallo Autokratie) . Gleiches gilt, wenn ein Konzern wie Juniper die Gasversorgung einstellt. Bitte mal über den Rand der eigenen Geldbörse hinaus denken.
Uwe Preusse schreibt..
Ich habe privat in eine PV-Anlage Investiert, und bekomme 8 Cent pro kWh.
. Ich speise ca. 50% meines erzeugten Stromes ins Netz und sobald dieser Strom meinen Zähler verlassen hat, kostet er meinen Nachbarn plötzlich 0,38 Cent (+ Umlagen und Steuer). Hier werden auf Basis meiner Investition mehr als 300% Gewinne gemacht und das bloß, weil der Preis unsinnigerweise an den Gaspreis gekoppelt ist.
@ Uwe Preusse.
Und damit so viel wie möglich von diesem 8 Cent Strom ins Netz kommt, wird unter dem Heiligenschein der Energiewende, Solarpflicht für alle Dächer gefordert. Ein Schelm, der sich dabei was denkt.
Interessante Diskussion, und einmal mehr ein Ergebnis des Kalten Krieges zwischen der Energiewende und den „Altgedienten“ Bei den Bremsklötzen, die der Energiewende von Anfang an in den Weg gelegt wurden, gehen die Schüsse immer öfter nach hinten los.
Die Erneuerbaren müssen selbstständig werden hieß es. Sie müssen in den Markt integriert werden, mit all den Umständen die damit verbunden sind, wollte man Investoren abschrecken. Auf Grund der Annahme, dass die EE ohne hin den Börsenpreis nach unten treiben, und die garantierte Vergütung der Anlagenbetreiber die Stromverbraucher mit der EEG Umlage ausgleichen, fühlten sich die Lobbyisten auf der gewohnt sicheren Seite. Dass die Börsenpreise plötzlich in die Höhe schießen, hatten sie nicht auf dem Schirm. Jetzt müssen sie sehen, wie sie das wieder hin bekommen. Während sich bei sinkenden Börsenpreisen, die konventionellen die Hände rieben,
Siehe hier eine Hochschulrecherche.
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Sind es jetzt die EE Erzeuger, die sich nicht abschrecken ließen, investiert haben, und nun profitieren. Alles was gerade passiert, erinnert mich als langjähriger Beobachter der Szene, immer öfter an die alte Redensart, die da lautet „Lügen haben kurze Beine“