Einer von Wegatech beauftragten Yougov-Umfrage zufolge hat die Gaskrise dafür gesorgt, dass sich Eigenheimbesitzer stärker mit ihrer Energieversorgung auseinandersetzen. Knapp 80 Prozent der Befragten haben sich demnach in den vergangenen sechs Monaten vermehrt mit autarker Strom- und Energieerzeugung beschäftigt, knapp 50 Prozent davon aufgrund der derzeit explodierenden Energiekosten. Ergebnis dieser Beschäftigung: Für 81 Prozent der Befragten ist eine autarke Strom- und Wärmeversorgung wichtig oder sogar sehr wichtig. Gleichzeitig geben allerdings nur 34 Prozent der befragten Hausbesitzer an, dass es wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich ist, dass sie sich in den kommenden zwei Jahren eine Photovoltaik-Anlage anschaffen – beim Blick auf die Installation einer Wärmepumpe sagen das 15 Prozent.
Wie aus der Umfrage hervorgeht, gibt es mehrere Faktoren, warum die Mehrheit der Befragten dem Kauf einer Solaranlage oder Wärmepumpe unentschlossen gegenüber steht oder diesen sogar für sich ausschließt. Größter Faktor sind demnach die Anschaffungskosten. Hinzu kommen ungüstige bauliche Gegebenheiten, etwa bei der Photovoltaik denkmalgeschützte Immobilien oder zu kleine Dächer sowie bei einer Wärmepumpe eine zu schlechte Dämmung oder zu wenig Abstand zum Nachbargrundstück. Auch die mangelnde Wirtschaftlichkeit wird laut Umfrage als Grund gegen eine Anschaffung aufgeführt.
Wegatech-CEO Karl Dienst sieht in besserer Aufklärungsarbeit die größte Chance, die Bereitschaft zur Investition in eine Photovoltaik-Anlage oder Wärmepumpe zu erhöhen. „Zu keinem Zeitpunkt war die Technologie hinter der Wärmepumpe oder einer Photovoltaik-Anlage so ausgereift wie heute“, so Dienst. Eine Solaranlage amortisiere sich im Schnitt bereits nach 15 Jahren, und die im Vergleich zu einer vergleichbaren Gasheizung höhere Investition in einer Wärmepumpe egalisiere sich bereits nach rund acht Jahren. Zudem gebe es mittlerweile eine Vielzahl an Förderungsmöglichkeiten. „Gerade das Wissen über Förderprogramme ist unter Hausbesitzern nicht weit verbreitet, könnte aber für Eigenheimbesitzende mit geringerem Haushaltsnettoeinkommen ein echter Gamechanger sein“, heißt es bei Wegatech. Hier sei auch die Politik gefragt.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Bei ca. 16 Millionen Eigenheimen und geschätzt durchschnittlich 10000 kWh im Jahr sind das um die 40 TWh, wenn nur ein Viertel davon Photovoltaik zubauen… nicht übel in 2 Jahren, Industrie wie Vermieter kommen ja noch dazu. So kann es weitergehen… und das wird es, wenn sich die Vorteile der Erneuerbaren dann umso mehr herumsprechen. Das ist ein Selbstläufer, wenn nur Handwerker und Ressourcenbedarf hinterherkommen. Das sehe ich noch als größtes Problem bei der Energiewende…
Wenn man bei der Umfrage genauer hinschaut, dann stellt sich die Frage, was die Eigenheimbesitzer denn wirklich wollen: Autarkie für ihr Eigenheim oder Autarkie für Deutschlands Energieversorgung. Vermutlich schauen Eigenheimbesitzer erst mal auf ihr Eigenheim und sind froh, wenn Sie Lukas Podolski´s Solarworld-Werbespruch „Isch happ immer Schtrom“ auf den Lippen führen können, während der Nachbar im Dunkeln sitzt.
Um es brutalstmöglich zu sagen: Autarkie auf dem Eigenheim ist keine kluge Sache, wenn es um eine schnellere und kostengünstigere Energiewende geht. Eigenheime sind zu kleinteilig, verschlingen viel zu viele Handwerkerstunden / installierter Leistung und so ein Dach hält nicht so lange, wie wir als Gesellschaft preiswerten grünen Strom benötigen. Mein Gegenvorschlag: Biodiv-Solarparks, überall wo es möglich ist. Betreiber sind lokale Akteure: Kommunalwerke, Netzbetreiber, Gewerbebetriebe, Bürger, Naturschützer, Landbesitzer/-wirte, incl. Speicherung und Abwärmenutzung in der Hand des lokalen Netzbetreibers, damit das ganze hocheffizient wird und bei künftig kommendem Fachkräftemangel überhaupt zu betreiben sein wird.
So isses. Aber man macht sich unbeliebt, wenn man es sagt.
Nur schon Batteriespeicher im Eigenheim sind ökologisch meist schlecht, da häufig überflüssig und auf jeden Fall zu aufwendig.
Lokale Batteriespeicher dienen fast ausschliesslich der lokalen Autoarkie – und so richtig schön ist der Strom aus der Steckdose erst, wenn der Nachbar im Dunkeln sitzt.
Wenn es nur so einfach wäre, dann hätte es die Millionen von PV Installationen auf Dächern nicht gebraucht. Großanlagen sind allerdings regelmäßig medial begleitet schwierig umzusetzen. Man staunt, woher in welcher Geschwindikeit auf einmal die Bürgerinitiative gegen das Projekt kommt. Selbst bei ungenutzten Flächen neben einer Autobahn tobt plötzlich der kommunale Kleinkrieg, weil keiner dem anderen etwas gönnt bzw einige sich (monetär) benachteiligt fühlen. Und das auch bei PV Anlagen. Oft geht es dabei nur um “ deins und meins“ also blanken Neid und Missgunst bei kommunalen Akteuren.
Ralf Schnitzler schreibt
Um es brutalstmöglich zu sagen: Autarkie auf dem Eigenheim ist keine kluge Sache, wenn es um eine schnellere und kostengünstigere Energiewende geht. Eigenheime sind zu kleinteilig, verschlingen viel zu viele Handwerkerstunden / installierter Leistung und so ein Dach hält nicht so lange, wie wir als Gesellschaft preiswerten grünen Strom benötigen.
@ Ralf Schnitzler.
Das klingt technisch, ökonomisch, und vor allem theoretisch alles logisch.. Passt aber nicht zu den gegenwärtigen, gesetzlichen Rahmenbedingungen. So lange mein preiswerter Grünstrom, den ich ins Netz einspeise, am Spotmarkt der Börse als Graustrom verramscht werden muss, ziehe ich es lieber vor mit einem Heimspeicher so viel als möglich, davon, vor dieser „Misshandlung“ zu bewahren.
@Ralf Schnitzler
ich stimme ihnen zu, wenn man Autarkie als abgekoppelt von dem öffentlichen Netz betrachtet. Da macht es Sinn, den Speicher in der Kommune zu haben, anstatt die ganze Umschalt- und wieder Zuschattechnik im Eigenheim zu installieren und zu bezahlen; geschweige denn – das dies JEMAND kann und will / darf.
Sehr guter Hinweis @BotU. Können, wollen und dürfen sind bei privaten Akkulumatoren in Privathaushalten keine Lappalie. Wehe, so ein Speicher explodiert? Oder der Eigenheimer fummelt dran rum? Da möchte ich den Nutzungsvertrag zur Fernsteuerung sehen, der das sauber und gerichtsfest regelt. Das ist viel zu viel Kleinkram, als das ein Netzbetreiber das auch nur ansatzweise gut finden kann.
Diese Gasbombe im eigenen Haus ist auch nicht ohne. Wer wissen will, wie das kommunal Dezentral funktioniert, sollte sich bei EWSchönau informieren. Die machen das schon über 30 Jahre.
Danke für den Hinweis auf EWS Schönau 🙂
Wenn ich könnte, würde ich meine Dächer auch sofort voll machen, knapp 60kwp wären möglich.
Mach ich aber nicht, da es sich leider immer noch nicht rechnet. ( Asbest Entsorgung ist zu teuer, Handwerker zu teuer und Eigenbau wird nicht gefördert, trotz entsprechender Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker für Elektrotechnik.)
Warum sollen Eigenheimbesitzer nicht Strom produzieren. Sie produzieren ja in der Regel auch ihre eigene Wärme völlig ineffizient selbst. Ein kommunales Wärmenetz wäre vermutlich viel billiger.
Solange Leute mit Geld ohne mit der Wimper zu Zucken mittlere fünfstellige Beträge für Pools, Küchen, Bäder, Gärten, neue Gasheizungen und Autos raushauen und bei der PV – Anlage fragen, ob sich das lohnt, finde ich die Einwände hier gegen PV im Eigenheim nicht zugkräftig.
Sofern wir Zeit, Geld und Ressourcen ohne Ende haben, kann jeder machen was er will. Da die Gesellschaft aber ausreichend preiswerten Strom aus Sonnenlicht möglichst schnell benötigt, um aus klimaschädlichen, fossilen Energiequellen aussteigen zu können, sollte man die knappen Ressourcen (Geld, Module, Fachkräfte, Netzanschlüsse, Speicher) nicht in Kleinstanlagen stecken, sondern in viel leichter, schneller, preiswerter zu installierende und pflegende Freiflächensolarparks, die auch noch viel länger halten, als jedes Dach und sich leichter managen lassen, als winzige Eigenheimanlagen… Frage beantwortet?
Im übrigen sind Brände wegen Elektrik die häufigste Brandursache bei Wohnungen und Eigenheimen. Da sind vor allem überlastete oder veraltete Kabel und defekte Haushaltsgeräte an erster Stelle. Und Verbrennerautos fackeln auch recht häufig ab. Das wird aber alles gerne verdrängt.
Und wollen die Leute wirklich für 20.000 kWh Frackinggas ab jetzt dauerhaft 3.500€/Jahr zahlen? Tendenz steigend. Wenn sie die gleiche Wärme mit einer Wärmepumpe für 2.500€ Stromkosten bekommen?