Es ist nicht zu fassen: Nach der CSU haben in München auch die Stadtratsfraktionen von SPD und Grünen sich für eine sogenannte Streckung, also eine Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerkes Isar 2 bis Mitte nächsten Jahres ausgesprochen.
Damit verlassen nach 22 Jahren die Stadtratsfraktionen von SPD und Grünen den mühsam unter Rot-Grün auf Bundesebene im Jahre 2000 errungenen Atomausstieg, kurz bevor er Ende des Jahres 2022 endgültig vollzogen wird.
Dieser Beschluss der Münchner SPD und Grünen fällt zig Millionen Menschen in den Rücken, die jahrelang mit guten Gründen gegen die Atomenergie gearbeitet haben und auch allen, die seit Jahrzehnten für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien gekämpft haben.
Der politische Schaden ist immens. Im In- und vor allem Ausland wird die Schlagzeile sein: Auch die Grünen erkennen an, dass eine sichere Energieversorgung ohne Atom nicht gehen würde.
Letztendlich ist der Beschluss auch ein indirektes Eingestehen, dass die örtliche Atomausstiegspolitik versagt hat. Eine der wesentlichen Triebfedern für den Ausbau der erneuerbare Energien war und ist bis heute der Atomausstieg. Seit Jahrzehnten haben SPD und Grüne in München Mehrheiten im Münchner Stadtrat und hätten längst eine Stadtpolitik vorantreiben können und müssen, die sie als Vorreiter für Erneuerbare hätte erkennen lassen können. Damit hätten sie heute keine Schwierigkeiten, die Erdgaskrise auch ohne Atomkraft zu meistern.
Doch München ist alles andere als ein Vorbild für eine gute Erneuerbare-Energien-Politik. In München ist der Ausbau der erneuerbaren Energien besonders schwach. Die Dächer, Fassaden, Parkplätze in München sind noch lange nicht voll mit PV, die Anschlusswilligen mit Batterien und Photovoltaik stoßen auch bei den Stadtwerken München auf Hürden, im Denkmalbereich kann man keine Photovoltaik bauen. Im Umland von München gibt es so gut wie keine Windräder, der Biogasausbau ist längst beendet, der Wasserkraftausbau ist faktisch gestoppt, einzig bei der Geothermie ist München Vorreiter.
Gerade in einer Großstadt wie München hätte im letzten Jahrzehnt der Ausbau der Photovoltaik mit großen Schritten vorangebracht werden können und müssen. Stattdessen gehört München innerhalb Bayerns zu den regionalen Schlusslichtern des Ausbaus von Solarstrom, wie die Zahlen der letzten Jahre klar belegen:
Hier die Photovoltaik-Ausbaudaten für München 2020 (10 Megawatt) – Bayern: 1.358,4 Megawatt, macht einen Anteil von München am bayerischen Ausbau in Höhe von 0,74 Prozent
2021 (10 Megawatt) – Bayern: 1.560,9 Megawatt, macht einen Anteil von München am bayerischen Ausbau in Höhe von 0,64 Prozent
und erstes Halbjahr 2022 (5 Megawatt) – Bayern 1. Halbjahr: 1.053,2 Megawatt, macht einen Anteil von München am bayerischen Ausbau in Höhe von 0,47 Prozent
Das bedeutet: Der Photovoltaik-Zubau in München stagniert auf niedrigstem Niveau und im Verhältnis zum Zubau in Bayern sinkt er sogar, obwohl die Antiatomparteien SPD und Grüne die stärkste Kraft sind.
Nun die Streckung von Isar 2 zu fordern ist verheerend und Ergebnis eines Versagens der Münchner Stadtratspolitik in gemeinsamer bayerischer Verantwortung der CSU, die auf Landesebene den Ausbau der erneuerbare Energien immer behindert hat, wie beispielsweise mit dem die Windkraft blockierenden 10H-Gesetz.
Die Stadtratsfraktionen in München sollten sich auf Energieeinsparung und Ausbau der erneuerbaren Energien konzentrieren, mit den vielen Möglichkeiten, die auch eine Stadt in Eigenverantwortung schaffen kann. Eine Laufzeitverlängerung auch von ISAR 2 ist nicht nötig. Die neue Studie von Zero Emission Tank gibt dazu eine Fülle von Anregungen.
Es ist zu hoffen und zu erwarten, dass die Beschlüsse der Münchner Stadtratsfraktionen auf Bundesebene kein Gehör finden. Vielleicht besinnen sich dann auch SPD und Grüne in München darauf, dass sie ihre eigenen Hausaufgaben erledigen müssen und eine örtliche Offensive für den Ausbau der erneuerbare Energien schaffen müssen, um auch in Zeiten wie der aktuellen fossilen Energieknappheit keine Probleme mit der Energiesicherheit zu haben.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
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Es wäre so schön gewesen. Mit Gas aus Russland zum unschlagbaren Preis hätte man die Energiewende noch um Jahre verschieben können. Aber jetzt hat man einfach zu wenig Windenergie um übers Jahr zu kommen. Im Herbst sind Landtagswahlen, da kann man sich keine Energiekrise leisten. Deswegen ist das AKW der letzte Strohhalm für die Regierung Söder. Friedrich Merz hat gestern im Sommerinterview Fehler in den letzten 16 Jahren bei der Energiewende eingeräumt. Das klingt ja nicht schlimm, aber es ist ein Totalversagen der letzten 16 Jahre. Auch die SPD und die FDP waren beteiligt. Bayern wird in den nächsten zwei Jahren nicht genug Energie haben, denn wieder Leitungen für Strom oder Fracking Gas oder Wasserstoff werden in dieser Zeit fertig sein. Nicht einmal Windräder könnten für diese Zeit einen Ersatz liefern. Das Kind liegt schon im Brunnen und ein bisschen mehr PV wird den Untergang Bayerns vom Industrie zum Agrarland nicht verhindern.
Ja, ja, Herr Fell, die sozialistischen Errungenschaften. Damit hatten wir es damals in der DDR schon nicht leicht. Immer kommt einem dabei diese “Vernunft” dazwischen!
… schon peinlich für Bayern. Ich sehe es nicht so dramatisch, wenn ausschließlich Isar2 für ein paar Monate gestreckt wird. Damit wird nur umso klarer, wie extrem groß das Versagen der Bayern war… es wurde für gar nichts vorgesorgt und so wird es auch für alle offensichtlich. Vielleicht lässt sich (mit sanfter Nachhilfe) dadurch auch eine neue Strategie hin zu EE und Windkraft entlocken, der Druck dürfte bis zu den Wahlen für grundlegende Änderungen noch immens zunehmen.
Sobald aber hier irgendetwas über eine Streckung hinaus womöglich mit neuen Brennelementen und weiteren 5 plus x Jahren verlautet wird, geht es vermutlich hier ganz gewaltig wieder ab mit den üblichen Grabenkämpfen. Dies ist trotz Krise… so meine EInschätzung… für keinen Grünen mehr hinnehmbar.
Na ja in München hocken halt auch zu viele NIMBYS.
Vielleicht müssen mal wieder die Franken den Bayern zeigen wo es lang geht. Wie schon zu Beginn der Industrialisierung. Der erste Zug fuhr schließlich von Nürnberg nach Fürth und nicht von München nach Starnberg.
Hammelburg und Grossbardorf sind heute die Trendsetter.
Leider kommt der inkompetenteste Ministerpräsident aus Franken!
Den Ministerpräsidenten wollte hier keiner haben.
Ach ja, die Alt-Grünen, die nicht verstehen, dass die Kämpfe der Vergangenheit heute ausgekämpft sind. Im Artikel geht es nicht um Bewältigung der Gegenwart (geschweige der Zukunft), sondern um Vergangenheit. Da ist die Grüne Jugend schon weiter, denn sie treibt die Sorge um die Klimaerwärmung und wie ihr zu begegnen ist.
Wenn per Gesetz festgelegt würde, dass die Abschaltung um 3 Monate bis zum 31. März 2023 verzögert wird, um etwas sicherer über den Winter zu kommen, wäre ich als Atomkraftgegner dafür. Die Argumente dagegen überzeugen mich nicht.
@Alfred Körblein.
Das klingt für Viele auf den ersten Blick vernünftig. Aber beim nähren Hinschauen frage ich mich, was das bringen würde. Strom haben wir doch genug
Siehe hier:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
Und auf den Strom „Preis“ haben AKW ohnehin keinen senkenden Einfluss. Möglicherweise haben Sie eine andere Rechnung als ich gerade dargelegt habe.
Genau, mit Atomstrom muss man im Winter nicht Gas verstromen. Und in Frankreich stehen viele AKW‘s still. Gut über diesen Winter zu kommen sollte oberste Priorität haben
Wir sollten uns nicht noch mehr von anderen Ländern abhängig machen siehe Gas was dann passiert. Ich finde es gut wenn unsere sicheren Atomkraftwerke weiterlaufen würden dann brauchen wir keinen Atomstrom von anderen Ländern teuer kaufen. Deutschland alleine kann das Klima nicht ändern wenn rundherum sicher keiner was schert, die Luftverschmutzung hält an der sauberen Grenze zu Deutschland nicht. Ich bin für Energiewende aber nicht auf biegen und brechen und man sollte die Kosten im Auge behalten, Habe selbst PV und Speicher, Pelletheizung und E-Auto also habe ich schon etwas dazu beigetragen.
Immer weiter machen, nur nicht nachdenken. Hauptsache der Arsch ist warm und das Bier ist kalt, dazu Streamen bis die Schwarte kracht.
Der nächste AKW Unfall ist nicht mehr weit, bei den Möhrchen die um uns herum laufen. Von daher: Der Ausstieg muß kommen wie geplant. Es sit machbar, Herr Nachbar !
=> Es gibt auch abschaltbare Lasten !!! Hierfür gibt es auch eine Umlage, in jeder Stromrechnung: AbLaV-Umlage §18 – 0,009 €ct/kWh !
==> Und wenn all die Atomfetischisten sich genauso um PV und Wind kümmern würden, wäre das Problem fast vom Tisch.
Aber es ist so viel einfacher auf B90/Die Grünen zu schlagen, es lenkt ab vom eigenen Versagen – insbesondere in Bayern, der Söder halt !!
Es ist vollkommen klar, dass wir so schnell wie möglich Strom-, Wärme- und Elektrizitätssektor auf erneuerbare Energien umstellen müssen. Aber ich kann absolut nicht begreifen, wieso man bei dieser Umstellung erst AKWs abschaltet, während Kohle- und Braunkohlekraftwerke mit ihren unfassbar hohen CO2-Emissionen noch zehn Jahre weiterlaufen sollen. Allein das Braunkohlekraftwerk Neurath hat im letzten Jahr 22 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Zehnmal so viel, wie wir mit einem Tempolimit sparen könnten. Nur ein Kraftwerk!
Aber die Anti-Atom-Ideologie sitzt so tief, dass diese in den 80er-Jahren steckengebliebenen Menschen kein Sachargument davon abbringen kann. Die Welt brennt? Im nächsten Winter bricht unsere Energieversorgung zusammen? Egal, Hauptsache in Deutschland wird das letzte AKW abgeschaltet.
Das ist wirklich irre.
AKWs müssen vor allem auch abgeschaltet werden, das diese Dinger nicht regulierbar sind und jede Menge EE aus dem Netz verdrängen. AKWs haben Modulationszeiten im Wochenbereich, die lassen sich nicht einmal ansatzweise an den Bedarf anpassen. Daher kommt es auch, dass früher Nachtstrom so günstig war, weil er zwingend verbraucht werden musste. Sonst scherbelt es im AKW mächtig, Fukushima-Style. Heutzutage haben wir stromsparende Beleuchtung etc. und können gar nicht mehr AKWs durch die Nacht schleppen, so ganz ohne weiteres.
Wer ein Endlager in seinem Garten hat darf gerne die AKWs länger laufen lassen. Ansonsten schnell PV, Wind und Speicher ausbauen. Und nicht vergessen mindestens 60% unserer Energie wird verplempert da diese ineffektiv genutzt wird hoffe da machen wir mal Fortschritte 🙁
Unsere Atomkraftwerke werden großteils mit russischen und kasachischen Brennstäben versorgt genauso wie in vielen weiteren Ländern Europas.
Die europäische Atomindustrie ist nicht in der Lage AKWs plantar und kalkulierbar zu bauen geschweige denn zu warten.
Mehr als die Hälfte der Französischen AKWs ist nicht am Netz.
In diesem Jahr wurde mit dem Bau von fünf AKW begonnen: Türkei, Ägypten und in Russland wird von den Russen gebaut. China baut bei sich.
Gleichzeitig werden genausoviele AKWs endgültig abgeschaltet. Weltweit gesehen ein Nullsummenspiel.
Wie will Bayern den Strom des AKW von jetzt bis zum Winter erzeugen, wenn es das AKW jetzt runterfährt? Mit Gas oder mit Kohle? Womit erzeugen sie im Winter Strom wenn das AKW wie geplant vom Netz geht? Mit Gas oder Kohle.
Der „billige“ französische Strompreis wird dekretiert. Die Schulden des verstaatlichten Energiekonzerns EDF in Höhe von 80 Mrd. Euro zahlt der französische Steuerzahler. Das ist dann linke Tasche rechte Tasche..
Über die Kosten des Atommülls reden wir noch nicht. Kürzlich schockte eine Doku über den Abriss des AKW Greifswald. Es wird seit 1995 abgerissen. Die Kosten werden regelmäßig nach oben korrigiert. Es geht um viele Mrd. € für ein AKW. Aktuell kalkuliert die Abrissfirma, dass der Abriss bis 2060 dauert.
Da bilde sich jede/r seine eigene Meinung zu.
Ich finde das Vorgehen der Münchner Fraktionen sehr gut, denn so hat der schon angekündigte weitere Ausbau der Südostlink – Trasse wenigstens noch etwas Aufschubfrist und muss nicht unter Zeitdruck weitergeführt werden. Es hat eben in Krisenzeiten alles mehrere Seiten. Soviel mir bekannt, muss für die Höchstspannungleitungen sowieso der Staat einen beträchtlichen Zuschuss beitragen, und während der Frist bis zum Abschalten der AKWs sollte genug Zeit sein, dass die Politik den Staatssbeitrag für SOLink umwidmet zur Errichtung von großen Energiepeichern , z.B. Wärmespeichern in den aufgegebenen Braunkohlekraftwerken. Denn dort ist die nötige Infrastruktur sowie schon vorhanden.
Aber auch Speicher mit komprimierter gekühlter Luft wären denkbar in den verlassenen Abbaugruben. Man muss diese Möglichkeiten nur lange genug kommunizieren und immer wieder den den Politikern klar machen, und dazu ist eben das befristete Wieterlaufen der AKWs sehr wichtig.
90% des benötigten Gases in Bayern kam aus Russland. Ob da noch ein Atomkraftwerk oder drei laufen spielt keine Rolle. Die neuen Leitungen können maximal 4 GW transportieren. Bayern bräuchte aber mindestens 100 GW. Bayern braucht aber Gas. Eine eigene Wasserstoffproduktion hat man trotz Klimakrise nicht bedacht und wartet seitdem auf die großen Leitungen aus Afrika. Das war’s wohl Herr Söder.
Heute war im Guardian zu lesen, dass das von der Regierung in Suffolk geplante AKW Sisswell C im Betrieb zwei Mio. Liter Trinkwasser pro Tag benötigt und in der sicher zu kurz bemessenen Bauphase von 10 Jahren 3,5 Mio Liter pro Tag. Suffolk ist eine der trockensten Gegenden Englands. Die Umwelt und Wasserbehörden raten vom Bau ab, weil das Wasser nicht da sei. Ab 2035 soll das AKW dann ans Netz. Und das Wasser werde sich dann schon finden wird der zuständige Minister zitiert.
Bayerns Demokrat*innen:
Mit konstruktivem Stolz gehört man dazu!
Der massive (sozialverträgliche) Arbeitsplatzabbau 2011/2012 in der Kernenergiebranche ist auch schon lange wieder vergessen.
dazu garniert mit selektiven Umfragen, bitte, haben wir „Demoskopiekrat*innen“ auch:
https://www.base.bund.de/SharedDocs/Bilder/BASE/DE/fa/ewident-atomkraftnutzung.png;jsessionid=0AB22F3C4278C663588E2E73F9196515.2_cid349?__blob=wide&v=2
als Ergänzung fehlt:
die finanzielle Optimierung gelingt ja, auf Kosten der unteren Einkommensgruppen
https://www.swm.de/magazin/energie/onshore-windkraft
Man sollte die technischen, organisatorischen und ideologischen Gründe sauber auseinanderhalten.
Technisch könnte man die KKW wohl noch etwas weiterlaufen lassen, wenn es auch bedenklich wird mit den aufgeschobenen 10-Jahres-Wartungen, bei denen ja wohl auch Verschleissteile ausgetauscht werden sollten. Die CO2-Freiheit der Kernkraft wäre ein Vorteil, und in der gegenwärtigen Situation sollte man für jede verfügbare Reserve dankbar sein. Es ist ja nicht gesagt, dass der nächste Winter so mild wird, wie der vergangene. Und wann die französischen KKW wieder ans Netz gehen, scheint auch noch unklar zu sein.
Organisatorisch wird es schon etwas heikler: Das Personal dürfte schon lange seine Auflösungsverträge, die ihnen einen vorzeitigen vergoldeten Ruhestand garantieren, in der Tasche haben. Das rückgängig zu machen, würde ziemlich teuer werden. Deshalb springen die Betreiber auch nicht begeistert auf den Zug.
Ideologisch ist es von beiden Seiten entgegen den ständigen Beteuerungen eine verfahrene Situation: Die CDU nutzt die Gelegenheit, mit Halbwahrheiten zu versuchen, den ideologisch verhärteten Flügel der Grünen abzuspalten. Außerdem haben einige die letztendliche Niederlage im Kampf um die „friedliche Nutzung der Kernenergie“ immer noch nicht verwunden. Bei den Grünen ist es genau das gleiche: Manche waren aus berechtigten sachlichen Gründen gegen die Kernenergie, andere aus ideologischen, weil sie darin die Möglichkeit sahen „das System“ zu erschüttern, ohne dabei zu bemerken, dass das von ihnen präferierte System im Ostblock die Kernenergie genauso ausbaute.
Wie kommt man da raus? Die Grünen sollten aus sachlichen Gründen dem Weiterbetrieb für ein paar Monate zustimmen. Aus den genannten organisatorischen Gründen werden die Betreiber wahrscheinlich keinen Gebrauch davon machen, und wenn doch, ist es auch kein so großes Unglück. Mit so einer Lösung können natürlich nur Menschen leben, die im guten Sinne kompromissfähig sind. Die anderen, die mit dem Kopf durch die Wand wollen, verliert man dabei. Das ist ärgerlich, wenn es am extremen Rand immer wieder Verluste gibt, aber es ist menschlich. Der taktierende Gegner wird immer wieder versuchen, seinem Widersacher Schaden zuzufügen, indem er ihn spaltet. Daran merkt man dann, wem es um ein friedliches Zusammenleben geht, und wem um die eigene Macht.
Dem ist nichts hinzuzufügen!
JCW schreibt;
Die CO2-Freiheit der Kernkraft wäre ein Vorteil, und in der gegenwärtigen Situation sollte man für jede verfügbare Reserve dankbar sein. Es ist ja nicht gesagt, dass der nächste Winter so mild wird, wie der vergangene. Und wann die französischen KKW wieder ans Netz gehen, scheint auch noch unklar zu sein.
@JCW
Dann sollte man aber deutlich sagen, dass AKW „Physikalisch“ gegenwärtig schon mehr oder weniger „Nur“ Reserve,
sind. Die ganze Diskussion findet leider nur auf „Virtuelle“ Grundlage statt.
Siehe hier.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
Denn EEG Strom kann es „Physikalisch“ ja wohl nicht sein der da exportiert wird..
Wenn die EE – wie bis2010 der Fall – den Bilanzkreisen der Versorger wieder , mit Ökobändern zwingend zugeteilt würden, wäre die Diskussion über die Laufzeitverlängerung realistischer, weil physikalisch fundiert.
Siehe auch im Folgenden meine Kommentare zu der Darstellung des Prof. von der Uni Erlangen.
https://www.pv-magazine.de/2022/07/21/gas-krise-70-prozent-kappungsregelung-soll-auch-fuer-bestehende-photovoltaik-anlagen-fallen/#comments
Als alter Berliner wundert mich, dass weiterhin hauptsächlich auf Bayern eingeschlagen wird. Wer sich auf den Berliner Fernsehturm begibt, hat eine gute Übersicht über die vorhandenen 5-6 PV-Anlagen auf Berliner Dächern (vielleicht inzwischen ein paar mehr).
Selbst auf Neubauten von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden verzichtet die Regierung, seit vielen Jahren aus Rot Rot Grün oder Rot Grün bestehend, auf die Installation von PV.
Es sei zu teuer und nicht rentabel. und man bezieht aus Brandenburg genug grünen Strom.
Gut, dass man mit dem BER ein rentables Projekt hat…
Es ist schon erstaunlich, wie die Gesamtheit der Bürger den Rufen der Rattenfänger der Atom-Industrie von nich gesicheter Energieversorgung auf den Leim zugehen scheinen und herrum faselt wie eine Herde aufgebrachter Hühner.
Zu den bisherigen Aussstiegsplänen waren doch nahmhafte Fachleute maßgeblich beteiligt, die das ges. Szenario mit im Blick hatten?
Auch die Verlagerung hin zu zus. Strombedarf von Wärmepumpen der Gebäudeheizung und E-Auto-Flotte wurde ausreichend berücksichtigt; oder?
Wo sind deren Simmen zum Ausstiegszenario?
Ja, durch Abschaltung der 3 weiteren AKWs wird eine kontinuierliche Erzeugungsleistung reduziert und es könnte eventuell eng werden.
Durch den Verzicht auf eine bestimmte Erzeugungs-Kapazität (5%) wird eine mögliche Verknappung entstehen. Das wurde bei dem Ausstiegszenario hoffentlich durch die diversen eingebundenen Fachleute ausreichen berücksichtigt?
Wer sagt denn, dass die verbleibende Kapazität unter Berücksichtigung von der Zuschaltung von KKW die BRD in einen Black-Out führen wird.
Durch die ges. Diskussion wird deutich, dass mit der Verunsicherung der Bürger ein perfides Spiel betrieben werden soll, um eine längst obsolete und äußerst risiko behaftete Technologie doch möglichst weiterhin am Laufen zu halten. Von Dobrint wurde heute von einem weiteren notwendigen 5-Jahreszeitraum für die Aufrechterhaltung der Atomkraftwerke fabuliert.
Niemand rechnet die aktuelle und zuküftige Versorgungsleistung der Stromerzeuger gegen.
Ja, Bayern hat keine Kohlemeiler und entprechend Nichts dazuzuschalten; so watt.
Dann sollte am Verbrauch gearbeitet werden.
Generell ist das Vorgehen der Bundesregierung durchaus besonnen und richtig, in einer weiteren jetzt beauftragten technischen Betrachtung als Stresstest die Versorgungssicherheit der Stromversorgung der BRD zu untersuchen und somit ausreichend ab zu sichern.
Die aktuellen Reaktionen von Grünen und der SPD in München ist für mich nur als hysterische Reaktion einer Gruppe von Parlamentariern gleich zu setzen, die sich plötzlich bewußt geworden sind, in Punkto Energiesicherheit sich trotz nicht vorhandenen eigener fachlicher Entscheidungskompetenz mit eingebracht zu haben und sich jetzt über die Tragweite und Unsicherheit der eigenen Entscheidung den Boden unter den Füßen zu verlieren scheinen.
Thomas I schreibt.
Durch den Verzicht auf eine bestimmte Erzeugungs-Kapazität (5%) wird eine mögliche Verknappung entstehen.
@ Thomas.
Die Verknappung ist in der Tat „weniger“ Überschuss.
Siehe hier.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
Womit wir wieder beim Zurückblicken wären, was Sie mir immer vorhalten.
Die gegenwärtige Debatte über die Laufzeitverlängerung findet doch auf der Grundlage dessen statt, was ich hier gebetsmühlenartig das „Faule Ei“ nenne, das der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde. Das heißt , das Verhältnis Angebot zur Nachfrage wird falsch dargestellt, weil auf der Angebotsseite die EE seit 2010 aus dem offiziellen Versorgungssystem raus genommen wurden und separat am Spotmarkt der Börse verkauft werden müssen.
Wissenschaftler und namhafte Professoren, plädieren für Laufzeitverlängerung, so ist gegenwärtig über all zu lesen. Dabei berufen sie sich auf das Merit Order Prinzip, wo nach Angebot und Nachfrage, so wohl der Preis, als auch der Strombedarf ermittelt wird.
Siehe hier.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Die Professoren sagen „Theoretisch“ richtig wenn links auf der Merit Order ( MO ) Angebotskurve die AKW wegfallen, kann rechts die Nachfrage nicht mehr gedeckt werden, mit anderen Worten es kommen mehr Gaskraftwerke zum Einsatz. Diese Betrachtung ist leider nur theoretisch.
Was sie nicht berücksichtigen, dass da ja auch noch die EE sind.. Wenn die noch – wie bis 2010 der Fall – den Versorgern mit Ökobändern zwingend zugeteilt würden, hätten wir rechts auf der MO Kurve entsprechend weniger Nachfrage, und der AKW Wegfall wäre kompensiert.
Sie sehen, wie interessant ein Blick in den Rückspiegel für gegenwärtige Ereignisse sein kann.
Wie ‚ick kieke ..‘ : ich halte ich dieses dauernde Nachtreten gegen Söder und Bayern nicht für sinnvoll oder zielführend, in Foren wie hier haben weder politische Slogans – mögen sie auch als ‚Satire ‚ kaschiert sein – noch rückwärtsgewandte Sentimentalitäten einen Platz! Hier sollten ausschließlich sachdienliche Argumentationen geführt werden.
Sachlich:
Gastbeitrag von Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung in der FAZ vom 29.7.: Die wahren Risiken einer Laufzeitverlängerung –
„Wer jetzt am Atomausstieg rüttelt, gefährdet auch die sichere Endlagerung von radioaktivem Abfall. Dafür gibt es mehrere Gründe.“
Der Bundesverband Bioenergie hat schon im Mai 22 appelliert die Deckelung der Biogasproduktion aufzuheben bis 2024: https://www.hauptstadtbuero-bioenergie.de/download_file/force/242/425
Dadurch könnten sie 20% mehr produzieren kurzfristig und allein dadurch 4% des russischen Gases von 2021 ersetzen und 7tWh Strom zusätzlich produzieren. Das wäre immerhin ca. 1,3 % des deutschen Strombedarfs. Also 1 AKW wäre damit allein schon mal ersetzt.
Sachlich: In jedem der 1900 Castoren die an 16 Standorten in D. zwischengelagert sind steckt die Radioaktivität des Reaktorunfalls von Tschernobyl. So Wolfram König.
Der nächste Winter kommt bestimmt! Jetzt rechnen viele schlaue Menschen wie wir mit wenig Gas, oder sogar einem Embargo unsere Energiekrise noch in den Griff bekommen können. Dabei kommen aber witzige Forderungen zum Einsatz. Wer jetzt den Bau neuer AKWs oder die Förderung von Gas oder Fracking Gas in Deutschland fordert, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, denn in fünf oder zehn Jahren wird man diese Art der Erzeugung nicht mehr brauchen. Ich bin auch ein Kernkraftgegner, aber der Weiterbetrieb der drei AKWs wird von der Ampel sicherlich abgesegnet werden und ich befürworte ihn zumindest bis zum Frühjahr. Gerade die beiden Blöcke im Süden Deutschlands werden dringend gebraucht. Vielleicht können die Grünen für diesen Kompromiss wieder den Vorrang von grüner Energie auf dem Strommarkt durchsetzen. Hallo Peter Bechert. Ist es nicht richtig Leute an den Pranger zu stellen, welche jahrelang versagt haben? In Bayern werden energieintensive Betriebe, welche vor allem viel Gas verbrauchen ihre Produktion drosseln müssen. Gerade die CSU hat es zugelassen dass wir in Bayern eine 90-prozentige Abhängigkeit beim Gas von Russland hatten. Landschaftsschonende PV-Anlagen wurden durch die Forderung unter anderem vom Bauernverband favorisiert, aber Windkraftanlagen braucht man nicht, man hat ja genug billiges Gas. Das mit Russland konnte man vielleicht nicht voraussehen, aber wegen dem billigen Gas die erneuerbaren Energien zu blockieren war grob fahrlässig! Auch jetzt noch liegen so viele Anträge auf PV-Anlagen in den Amtsstuben wie seit 10 Jahren nicht mehr. Eine schnelle Weiterverarbeitung scheitert am Personalmangel. Hallo RGS. Jetzt noch mehr Biogasanlagen zu fordern ist schon sehr dreist. Ein pv-park generiert den 70- fachen Stromertrag auf derselben Fläche wie Energiepflanzen. Für was für eine Lobby macht man sich da noch so lächerlich?
Ernst Gruber schreibt.
Vielleicht können die Grünen für diesen Kompromiss wieder den Vorrang von grüner Energie auf dem Strommarkt durchsetzen.
@ Ernst Gruber.
Wenn den Grünen dies gelingen würde, wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Denn wenn die EE wieder zwingend den Versorgern zugeteilt würden, wäre nicht mehr zu übersehen, dass der Strom aus AKW physikalisch ohnehin Überschuss ist, der laut Bildzeitung ins Ausland verschenkt werden muss. Bei der Bildzeitung allerdings unter dem Namen EEG Strom wohlgemerkt.
Siehe hier:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
Mir geht es jetzt weniger um das Weiterlaufen der AKW, als viel mehr um das „Faule Ei“ von 2010, das da wieder mal deutlich wird.
Hallo Herr Gruber,
wenn wir auch jeden m3 Gas brauchen, sollten wir gedeckelte Kapazitäten von Biogasanlagen hochfahren, wenn die Biomasse eh auf Lager ist. Biogas sollte man auch genauer betrachten. Beispielsweise das Biogas aus der Produktion einer Recyclingpapierfabrik ist ja wohl sinnvoll.
Die Diskussion auf der Ebene „Teller statt Tank“ zu führen angesichts der Tatsache, dass 60% des in D. angebauten Getreides zur Tierfütterung verwendet wird, scheint mir zu dürftig.
Am Montag wurde in GB bereits das dritte AKW in diesem Jahr abgeschaltet. Letztes Jahr waren es dort ebenfalls drei. Der Grund wie bei uns das Alter.
Der Streckbetrieb der drei AKW in D. ist doch ein Nullsummenspiel und daher eine Mogelpackung. Es wird so oder so die gleiche Menge Strom produziert von den drei AKWs. Entweder bis zum Ende des Jahres wie geplant oder verteilt auf einige Monate mehr. Und den Strom den die AKWs bis Dezember nicht produzieren erzeugen wir dann jetzt mit Gas, statt ab Januar. Mir leuchtet nicht ein, was das bringen soll?
Bei „abgebrannten“ Brennelementen ist immer noch reichlich spaltbares Material enthalten. Die sind vielleicht nicht mehr optimal, aber ein bißchen was kann man noch rausholen. Ich vermute, dass neben den überfälligen 10-Jahres-PSÜ der Haupthinderungsgrund für einen verlängerten Betrieb das verfügbare Personal sein wird. Das wurde schon ausgedünnt, und der Rest hat sich persönlich auf die Rente gefreut. Wenn man noch für ein paar Monate Personal aus allen drei restlichen Meilern in einem zusammenziehen kann, könnten sich die Betreiber schon glücklich schätzen.
Deshalb fordert die CSU jetzt auch einen mehrjährigen Betrieb: Nur dafür könnten sich die notwendigen Investitionen in Sicherheitsüberprüfungen, Brennstäbe und Personal rechnen. Das erscheint aber weder notwendig noch realistisch. Im Winter 2023/24 wird ja schon wieder mehr Windstrom zur Verfügung stehen und ebenso sollten die LNG-Terminals laufen. Diese Forderungen aus der rechten Ecke sind nicht sachlich sondern taktisch motiviert.
Hallo RGS. Es gibt da einen Lobbyisten der CDU beim Bund der erneuerbaren Energien in NRW. Sein Name ist Christian Mildenberger. Er schreibt und spricht seit Jahren für mehr Bioenergie. Ihr Schlagwort Biomasse ist eh auf Lager ist sicherlich kein Argument. Statt Teller oder Tank können wir auch Teller und Futtertrog oder Tank argumentieren. Wir haben 2,4 Millionen Hektar Energiepflanzen. Für PV- Anlagen ist laut öffentlicher Meinung kein Platz mehr auf benachteiligten Flächen, so dass man Ökoflächen und Brachflächen für PV verwenden muss, da sonst kein Essen mehr auf dem Teller steht. Dass wir Gülle und pflanzliche Abfälle aller Art in die Biogasanlage stecken ist mehr als sinnvoll. Wir hätten dieses Jahr mal die Aufgabe 10% der Fläche auf welcher Energiepflanzen angebaut werden mit Pflanzen für Afrika zur Verfügung zu stellen. Dann noch 5% Fläche für PV und wir können auch mit dem Strom ein Mehrfaches an Gas umweltfreundlich herstellen. Biogasanlagen sind ein Auslaufmodell, welches vor 20 Jahren für die Spitzenlast und nicht für den Dauerbetrieb gedacht war. Wir brauchen nur noch maximal 5% der vorhandenen Anlagen. PV Strom im Solarpark für drei Cent pro kWh sind ein unschlagbares Argument.
@JCW
Sie schrieben: „Deshalb fordert die CSU jetzt auch einen mehrjährigen Betrieb: Nur dafür könnten sich die notwendigen Investitionen in Sicherheitsüberprüfungen, Brennstäbe und Personal rechnen.“
Rechnen!? In die marode europäische Atomindustrie versenkt nur noch der Staat Steuergelder, die er nie wieder sieht und vielleicht noch renditegeile Groß-Investoren, denen der Staat aber das Kreditausfallrisiko zu 100% abnehmen muss. Und vielleicht noch der Börsenzockende Privatmensch ohne große Skrupel mit seinem mühsam erarbeiteten Privatvermögen, der nichts besseres zu tun hat.
Investmentfonds haben Investitionen in Atom und Fossil doch schon lange auf der roten Liste und deinvestieren bei allen Firmen die damit zu tun haben. Die immer strenger werdenden ESG-Richtlinien lassen grüßen.
Jeder vernünftige Privatmensch, investiert doch in Erneuerbare und nicht mehr in Fossil und Atom. Der Trend ist doch nicht mehr umkehrbar, denke ich.