Die schon lange vor dem Ukraine-Krieg rasant gestiegenen fossilen Energiepreise, die Kriegsfinanzierung Russlands durch deutsche Energieeinkäufe und die sich stetig beschleunigende Erdaufheizung haben zu einem bemerkenswerten Konsens im Bundestag geführt: Alle Fraktionen mit Ausnahme der AFD-Fraktion waren sich einig, dass es nun einen wesentlich beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien braucht, um die katastrophale Abhängigkeit von fossilen Energien schneller zu beenden.
Dies war in den letzten 16 Jahren unter Kanzlerin Merkel noch vollkommen anders. In dieser Zeit wurde von der CDU/CSU zusammen den wechselnden Koalitionspartnern SPD und FDP der Niedergang des Ausbaus der Erneuerbaren Energien organisiert, was letztendlich in die heutige Energienotlage geführt hat.
Einbindung der Opposition im weiteren Prozess dringend erforderlich
Der nun zu beobachtende neu geschaffene Konsens für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien im Bundestag, hat eine historische Dimension. Daran sollte die Ampelkoalition nach der Sommerpause im Herbst anknüpfen und auch die Union sowie die Linke in die Erarbeitung weiterer Energiegesetze einbinden. Denn, dies ist die letzte historische Chance, einen weitgehend gesamtgesellschaftlichen Konsens für das Ziel von 100% Erneuerbaren Energien herzustellen, der aus Klimaschutzgründen dringend notwendig ist und nicht weiter aufgeschoben werden darf.
MdB Andreas Jung, CDU, hatte in seiner Rede kritisiert, dass die Ampelkoalition das Gesprächsangebot der Union nicht aufgegriffen hat, um gemeinsam eine EEG-Novelle zu erarbeiten, die auch die Zustimmung der Union finden könnte. Die Ampelkoalition sollte dieses Angebot für die Energiegesetznovellen im Herbst unbedingt aufgreifen, obwohl die Union selbst in ihrer Regierungsarbeit alle Gesprächsangebote der Grünen im Energiebereich ausgeschlossen hatte.
Durchbruch im Bereich der Wasserkraft, nicht jedoch für die Bioenergie
Die Union hat in der Debatte zielgenau auf große Defizite der EEG-Novelle hingewiesen: Die fehlende Unterstützung des Ausbaus der Geothermie und der Bioenergie, insbesondere für Biogas, weshalb deren erheblichen Potentiale zur Ablösung der russischer Erdgaslieferungen eben nicht gehoben werden.
Immerhin hat die Ampelkoalition im Bundestag den noch im Regierungsentwurf vorgesehenen Abbau der Kleinwasserkraft korrigiert. Die Kleinwasserkraft wird nun doch – völlig zurecht – in die Kategorie des „überragenden öffentlichen Interesses“ aufgenommen und die Vergütung der Anlagen bleibt wie bisher bestehen. Ein großer Erfolg, der auch der Energy Watch Group zuzurechnen ist. So hatte die Energy Watch Group doch in ihrer jüngsten Kurzstudie die Bedeutung der Kleinwasserkraft für das Energiesystem und als bürgerliche Energiequelle herausgestellt, was viel Beachtung in den Verhandlungen zum EEG fand.
Leider ist ein solcher Durchbruch im Bereich der Bioenergie bisher nicht gelungen, weshalb die Anstrengungen dazu im Herbst intensiviert werden müssen.
Bedeutsame Verbesserungen der EEG Novelle
Dass nun alle Erneuerbaren Energien gesetzlich als „überragendes öffentliches Interesse“ deklariert werden, ist einer der wichtigsten energiepolitischen Paradigmenwechsel auf Vorschlag von Minister Robert Habeck. Im Resultat werden künftig viele Abwägungsprozesse, die bisher im Rahmen von Genehmigungsprozessen oder Gerichtsverfahren zu Lasten des Ausbaus der Erneuerbaren Energien gingen, nun zugunsten der Erneuerbaren Energien entscheiden werden. Ein großer grüner Erfolg.
Durchaus bringt die EEG-Novelle viele Detailverbesserungen an Stellen, die bisher durch Bürokratie oder ungenügende Vergütungs-Unterstützung eine massive Bremswirkung erzeugten. So sind nun PV-Anlagen bis 10 kW auf den Dächern von der Einkommensteuer befreit. Im Entschließungsantrag verspricht die Koalition dies auch für Anlagen bis 30 kW im Herbst zu schaffen. Garten PV ist endlich zugelassen, die Verschlechterung der Balkonmodule in letzter Minute abgewehrt. Viele weitere Verbesserungen für die Solarenergie wird es geben, nachzulesen teilweise im PV Magazin.
Auch die Windkraft wird durch die EEG-Novelle deutlich besser gestellt. Nun sind die Länder gesetzlich verpflichtet, 2% ihrer Landesfläche für Windkraft auszuweisen und die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Bayern und andere Bundesländer werden es nun schwer haben, die bisherige Windkraftblockade aufrecht zu halten.
Bestehende fossile Denkmuster
Andererseits zeigte aber die Debatte im Bundestag auch, dass viele alte Denkmuster immer noch nicht überwunden sind. So glaubt die FDP allen Ernstes noch immer, dass die Erneuerbaren Energien hoch subventioniert seien und die Vergütung abgeschafft werden sollte, sobald das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet ist. Eine Abschaffung der immensen und kürzlich erst wieder gestiegenen fossilen Subventionen für Erdgas und Erdöl hat die FDP nicht gefordert.
Instrumentalisierung des Naturschutzes durch die AFD
Erhellend waren auch die Reden der AFD. Sie fokussierten sich fast ausschließlich darauf, dass Erneuerbare Energien im Allgemeinen und die Windkraft im Besonderen, die Biodiversität gefährden würden. Bemerkenswert ist, dass sie damit die pauschale Kritik der Naturschutzverbände, wie z.B. NABU, BUND, WWF, Deutsche Umwelthilfe, aufgreifen und diese für Ihr ihre eigenen Interessen, die Unterstützung von Kohle und Atomkraft, instrumentalisieren. Ähnlich, wie es viele fossile Interessenvertreter*innen und Bürgerinitiativen gegen Erneuerbare Energien eben auch tun.
Es zeigte sich dabei einmal mehr, dass die Naturschutzverbände die Taktgeber*innen für die Gegner*innen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien sind. Wenn auch sicherlich unbeabsichtigt von den Naturschutzverbänden selbst, ist diese Instrumentalisierung des Naturschutzes in ihrer Wirkung eben doch sehr effektiv.
So wirken die Naturschutzverbände letztlich gegen ihre eigenen Ziele: Indem sie den Kern des Klimaschutzes – den Ausbau der Erneuerbaren Energien – massiv behindern, behindern sie schließlich auch den Schutz der Biodiversität. Genau diese wird schließlich über die beschleunigend voranschreitende Aufheizung der Erde massiv zerstört. Während vielleicht einzelne Rotmilane durch die Verhinderung des Ausbaus von Windrädern geschützt werden, sterben gleichzeitig Arten wie das Schneehuhn oder der Eisbär in der Arktis aufgrund ebendieses zu langsam voranschreitenden Ausbaus klimaschützender Erneuerbarer Energien aus. Die Naturschutzverbände sollten daher intern dringend eine Debatte darüber führen, warum sie ausgerechnet von der AFD im Bundestag so dominant argumentativ aufgegriffen werden und wie dies künftig verhindert werden kann.
Zusammenfassend zeigte die Debatte zum EEG im Bundestag deutlich: Es gibt Licht und Schatten.
Obwohl es insbesondere für den Ausbau der Solarenergie und der Windkraft enorme Verbesserungen gibt, bleiben die ganz großen strukturellen Bremsen der Merkel-Regierungen weiterhin bestehen.
Insbesondere drei strukturelle Hemmnisse bleiben bestehen
- Die Abhängigkeit von den Beihilfeprüfungen der EU-Kommission, die Ihre Schwerpunktinteressen klar bei den fossilen und atomaren Energien hat und damit jüngst im EU-Parlament einen verheerenden „Erfolg“ erzielte: Erdgas und Atom werden in der EU-Taxonomie als Grüne Energie anerkannt.
- Die großen Hemmnisse des Ausbaus der dezentralen Bürgerenergie, als eigentliche entscheidende Kraft der Energiewende, bleiben bestehen: Die bürger*innenfeindlichen, bürokratieschaffenden und ausbaubremsenden Ausschreibungen wurden außer mit einem Nebensatz der Linken in der Bundestagsdebatte gar nicht erst thematisiert. Dabei ist ebendiese Abschaffung der Ausschreibungen zwingend erforderlich. Auch Energysharing wird noch immer nicht ermöglicht, obwohl Deutschland längst wegen fehlender Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie vor dem EUGH verklagt wurde .
- Es fehlt an einer gesetzlich garantierten Einspeisevergütung für alle Erneuerbaren Energien in Form eines eigenen Vergütungssatzes für eine dezentrale systemdienliche Einspeisung. Wie eine solche „Kombikraftwerksvergütung“ für einen Mix aus allen Erneuerbaren Energien und Speichern aussehen kann, zeigt das EWG Politikpapier. Denn, auch dies hat die Debatte gezeigt: Die Stärkung der Netze auf Verteilnetzebene ist noch immer nicht im Fokus der Ampelkoalition.
Dringend notwendige Reformen nach der politischen Sommerpause
Fazit: Für den Herbst bleibt noch viel politische Überzeugungsarbeit in der Ampelkoalition zu leisten. Die Abschaffung des Bürokratiemonsters der Ausschreibung und ein Zurück zur gesetzlich garantierten Einspeisevergütung für alle Erneuerbaren Energien, das Energysharing und die Unabhängigkeit von den Beihilfeprüfungen der EU-Kommission müssen endlich verwirklicht werden. Anders wird die Ampelkoalition selbst die eigenen – in Anbetracht der voranschreitenden Klimakrise noch immer zu schwachen – Ziele von 85% Ökostrom bis 2035 nicht erreichen, geschweige denn das für den Klimaschutz eigentlich notwendige Ziel von 100% Erneuerbaren Energien bis 2030.
Der Erhalt der Kleinwasserkraft als Mut-machender Erfolg
Und doch zeigt der große Erfolg des Erhalts der kleinen Wasserkraft wieder, dass sich die Einmischung in die politische Debatte lohnt.
Ein weiterer Mut machender Aspekt der aktuellen Verabschiedung der EEG-Novelle im Bundestag: Sie verdeutlicht wieder einmal, dass der Bundestag der eigentliche Souverän er Gesetze ist. Er hat sich auch diesmal mit vielen Verbesserungen nicht nur bei der Wasserkraft und der Solarenergie gegenüber dem Regierungsentwurf durchgesetzt. Damit bleibt das EEG 2023 in der Tradition des EEG 2000, welches aus der Mitte des Parlamentes ohne Regierungsentwurf entstanden ist. Der Bundestag ist nun im Herbst gefordert, nicht nur, wenn auch bedeutsame, kleinschrittige Verbesserungen gegenüber dem Regierungsentwurf durchzuzusetzen, sondern endlich die großen Strukturreformen des EEG anzupacken: Abschaffung der Ausschreibungen, eine Kombikraftwerksvergütung und die Befreiungen des Diktats der EU-Kommission.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
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Drei große Hemmnisse sind im Artikel hervorgehoben, die weiter bestehen bleiben.
Lassen Sie mich eines davon unter die Lupe nehmen.
1. Zitat.:
2. Die großen Hemmnisse des Ausbaus der dezentralen Bürgerenergie, als eigentliche entscheidende Kraft der Energiewende, bleiben bestehen: Die bürger*innenfeindlichen, bürokratieschaffenden und ausbaubremsenden Ausschreibungen wurden außer mit einem Nebensatz der Linken in der Bundestagsdebatte gar nicht erst thematisiert. Dabei ist ebendiese Abschaffung der Ausschreibungen zwingend erforderlich. Auch Energysharing wird noch immer nicht ermöglicht, obwohl Deutschland längst wegen fehlender Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie vor dem EUGH verklagt wurde
Zitat Ende..
Das Grundübel, und der latente Nachteil in allen Bereichen der Energiewende, nämlich die Diffamierung der „Dezentralen“ Stromerzeugung nach EEG Förderung, hat leider der Routinier H.J.Fell auch nicht auf dem Schirm. Weder in der Novelle, noch von ihm ein Wort zum Strommarktdesign, das überhaupt nicht mehr zur Energiewende passt. Der „Kannibalisierung“ Prozeß, – mit all seinen Folgen – des dezentral eingespeisten EEG Stromes, der seit 2010 an der Börse zu Graustrom degradiert, wird ist einfach kein Thema. Leider auch nicht bei der Novellierung. Dabei könnte das gerade jetzt in Krisenzeiten, nach dem Kosten/Nutzen Prinzip ungeahnten Einfluss auf die Strompreise nehmen.
Nach dem gegenwärtigen Strommarktdesign ist das Folgende Fakt. Bei der Börsenpreisbildung konkurriert EEG Strom, ohne Grenzkosten, mit konventionellen Angeboten mit ständig steigenden Grenzkosten. Das letzte noch für die Nachfrage benötigte konventionelle Kraftwerk bestimmt den Preis. Mit anderen Worten der EEG Anteil — ohne Grenzkosten — im Angebot, kommt gar nicht zu einem Kosten/Nutzen Effekt, weil selbst ein einziges konventionelles Kraftwerk, das noch benötigt wird den gesamten Grenzkosten freien, und somit billigen Anteil, zunichte macht.
Siehe hier wie die Preise entstehen.
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=merit+order+wiki
Lieber Herr Diehl. Sie haben ja so recht und wir können es 100 mal fordern, es ändert sich leider noch nichts. Ich glaube den Menschen in Deutschland muss erst auf gut deutsch der Arsch auf Grundeis gehen, bevor irgendwas passiert. Erst mit Notstandsgesetzen wird den Erneuerbaren wieder die Vorfahrt gewährt. Ob das dann zu spät ist wird sich zeigen.
@ Ernst Gruber.
Von den Menschen im Lande, sprich den Konsumenten, wird da keine Initiative ausgehen können. Dazu ist das System viel zu sehr verklausuliert. Das wird besonders deutlich an der Forderung der PV Pflicht für alle Dächer. Das klingt doch für Energiewende Befürworter, erst mal sehr sympathisch. Erst wenn man weiß, – die meisten wissen es leider nicht – dass der Strom von den „Vollen“ Dächern, zwar physikalisch vor Ort verbraucht wird, aber virtuell über die Börse gehandelt werden muss, und dort quasi als Überschuss missbraucht wird, kommt Licht in diese Dunkelkammer. Profis wie H.J.Fell oder der neue Staatssekretär bei Habéck, Patrick Graichen, müssen das aber wissen, und machen es auch nicht zum Thema. Bei Patrick Graichen wundert mich das weniger, weil der schon als Chef bei der Agora Denkfabrik, bei deren diesbezüglichen Recherchen, einen großen Bogen um dieses Thema gemacht hat. Aber für einen der EEG Urväter wie
H.-J. Fell sollte das schon ab und zu mal ein Thema sein.
Ob da immer noch zu viel Lobbyismuss im Spiel ist ????
Ja, die Marktpreise scheinen beim Strom in Deutschland nach schwachsinnigen Regeln gebildet zu werden. Klingt ziemlich willkürlich dass der Preis vom teuersten Kraftwerk bestimmt wird, das noch benötigt wird. Und wer hinterfragt die Kostenkalkulation dieses Anbieters für sein Kraftwerk?
@ RGS.
Sonne und Wind schicken ja bekanntlich keine „Rohstoffrechnungen“ Stellen Sie sich mal vor, wir hätten 90% dieser Vergünstigung in unserem Strommix, das würde sich nicht preissenkend bemerkbar machen, weil ja noch 10% Anteil an Kohle oder Gaskraftwerke für das Portfolio den Preis bestimmen.
Bei RWE hatten die ja mal einen Chef, der war meiner Meinung nach auf dem richtigen Wege.
Siehe hier:
https://www.welt.de/wirtschaft/energie/article125425602/RWE-setzt-jetzt-voll-auf-die-Energiewende.html
Zitat:.. Deutschlands größter Stromerzeuger RWE AG will sich als maßgeblicher Gestalter der deutschen Energiewende neu erfinden.
Terium forderte die Schaffung eines „dezentralen Kapazitätsmarktes“, auf dem sich ein Preis für gesicherte Erzeugungsleistung bilden könne. Damit könnten Kraftwerke refinanziert werden, die derzeit wegen des Ökostrom-Vorrangs kaum noch zum Einsatz kommen und deshalb vor der Stilllegung stehen.
„Die Feuerwehr wird auch nicht allein für das Löschwasser bezahlt“, erklärte Terium: „Sie wird genauso dafür bezahlt, dass sie rund um die Uhr mit ihren Geräten in Bereitschaft ist – das wollen wir auch!“
Darauf aufbauend, wolle sich die RWE zu einem „holistischen Energiemanager“ für Deutschland entwickeln. Die jetzige, notleidende Erzeugungssparte RWE Generation solle künftig in einem neuen Marktdesign „gewissermaßen als Auffangnetz für grünen Strom dienen.“ Zitat Ende.
Die von mir oben als Beispiel erwähnten 10% wären, mit einem Backupp, oder Kapazitätsmarkt, wie man das auch nennen möchte „Nach Angebot und Nachfrage“ marktgerecht gesichert.
Und nicht das teuerste Grenzkraftwerk, würde den Preis für alle anderen billigen Erzeugungen bestimmen. Gleichzeitig wären die konventionellen Anbieter von einem Makel befreit, der ihnen immer wieder vorgehalten wird.
Siehe hier:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wettbewerbshueter-warnen-vor-preismanipulationen-auf-dem-strommarkt-17823799.html
oder hier:
https://taz.de/!280669/
Nun zurück zum Plan des „ehemaligen“ RWE Managers.
Da steckt zwar noch ein Schuß konventionelle Selbsterhaltung drin, hätte sich aber ganz von selbst in die angestrebte Energiewende bewegt. Ein „dezentraler Kapazitätsmarkt“ wo u.a. auch von Wind und Sonne gefüllte Quartierspeicher zunehmend eine Rolle spielen würden, könnten dafür sorgen, dass die kostenlose Rohstoffe, Sonne und Wind den Stromverbrauchern zugute kommen. Es würde nicht mehr – wie gegenwärtig der Fall – das letzte und teuerste noch benötigte Kraftwerk den Preis bestimmen. Der fehlende Kosten/Nutzen Effekt, den ich hier mit meinen Kommentaren beklage, wäre gegeben.
Nach meiner Wahrnehmung scheint der Manager Terium, denen bei RWE doch etwas zu „Dezentral“ gedacht zu haben, denn kurze Zeit nach dieser Veröffentlichung, wurde er freigestellt, wie man so schön formuliert.
@Hans-Diehl
wenn denn das letzte benötigte Kraftwerk den aktuellen Strompreis an der Energie-Börse bestimmt, ergibt sich die Frage, was denn die Produzenten mit geringerem Preis davon haben.
Ließe sich abschätzen, welchen Mehrwert die PV-Pruduzenten durch diese Regelung erfahren.
Ja, ich weiß; eigentlich eine fiese Fragestellung. Muß aber auch mal sein!
@ Thomas I.
Profitieren tun nur die konventionellen Kraftwerke, für PV Produzenten ändert sich da monetär nichts. Deren EEG Stromproduktion, ist mit der EEG Umlage schon an anderer Stelle bezahlt, und fällt an der Börse mit „Null“ Gestehungskosten an.
Fakt ist, EEG Srom kann lediglich seinen „Nutzen“ nicht einbringen, weil das letzte und teuerste Kraftwerk, den billigen EE Anteil im Portfolio der Versorger zunichte macht.
Nach dem Kosten/Nutzen Prinzip, wäre die EEG Umlage schon lange kein Thema mehr.
@ Thomas, ich habe die EE Selbstvermarkter vergessen zu erwähnen. Die können sehr wohl davon profitieren, dass das letzte und teuerste Kraftwerk den Preis bestimmt. Nämlich dann, wenn dieser Preis über deren garantierten Vergütung liegt.
Guter Beitrag von Hans-Josef Fell
jedoch läßt mich die anschließende Diskussion ein wenig ratlos zurück.
Mit der EEG-Novelle 2022 wurde ohne zweifel ein bedeutender Schritt erreicht.
Mit Habeck und auch seinem Staatssekeitär, Patrick Graichen sollte auch ein Aufräumen der prekären Preissituation an der Strombörse möglich sein.
Auf Dauer wird die jetzige unbefriedigende Situation nicht zu halten sein.
Wie wird das Thema von anderen Staaten gelöst?
@ Hans Diehl:
Danke für die Links. Die EU Kommission ermittelte wegen Preisabsprachen im deutschen Stromoligopol.
Klingt nach Manipulationsmöglickeiten ohne Ende.
Wie wäre eigentlich wenn man den Strommarkt wie einen Gemüsemarkt organisiert. Da kostet ja auch nicht jedes Gemüse so viel wie das teuerste, das noch einen Käufer findet, sondern es gibt unterschiedliche Preise für die verschiedenen Gemüsesorten.
So gesehen könnte man einen Preis bilden für PV Strom, für Windstrom an Land, auf See, und dann auch für Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken, etc.
Aber vielleicht hinkt mein Vergleich mit Gemüse.
Es wäre lohnend, wenn hier Hirnschmalz eingesetzt würde, um den Missbrauch der Marktmacht zu verhindern.
RGS schreibt.
Wie wäre eigentlich wenn man den Strommarkt wie einen Gemüsemarkt organisiert. Da kostet ja auch nicht jedes Gemüse so viel wie das teuerste, das noch einen Käufer findet, sondern es gibt unterschiedliche Preise für die verschiedenen Gemüsesorten.
@ RGS.-
Für die Energiewende und den EEG Strom ist das ja seit 2010 wie ein Gemüsemarkt, wo man kaufen kann wenn der Preis stimmt. Wenn Sie meine Beiträge hier genau lesen werden Sie feststellen, dass das ein Bestandteil dessen ist, was ich hier die Energiewende der Altgedienten nenne
Siehe hier.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Vor der Ausgleichsmechanismusverordnung wurde EEG-Strom physisch gewälzt, ein Handel an der Strombörse fand nicht statt. Waren mit dieser physischen Wälzung Unternehmen dazu verpflichtet, Strom aus erneuerbare Energien in ihre eigenes Vertriebsportfolio einzubinden, wofür sie aus dem EEG-Konto vergütet wurden, wurde mit der Ausgleichsmechanismusverordnung der EEG-Strom nun komplett an der Strombörse gehandelt. Zitat Ende.
Seit dem der EEG Strom aus den Bilanzkreisen der Versorger raus genommen wurde, und separat am Spotmarkt der Börse verkauft, genauer gesagt bei Sturmtiefs z,B. „ verramscht“ werden muss, kann man da kaufen wie auf dem Gemüsemarkt wenn einem der Preis gefällt.
Ertragsoptimierung nennt man das. wie die folgende Hochschulrecherche ergeben hat.
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Sie sehen, für den offiziellen Strom Großhandelspreis, bestimmt an der Börse zunächst ein mal das letzte und teuerste Kraftwerk den Preis.
Den EEG Strom, kann man dann nach dem Gemüsemarktprinzip kaufen, um seine Erträge zu optimieren..
Und damit möglichst viel billiger Strom am Spotmarkt der Börse ankommt, wird der Ruf nach PV Pflicht für alle Dächer immer lauter.
Siehe auch hier.
https://www.pv-magazine.de/2021/02/19/im-gespraech-mit-philipp-schroeder-industriestrom-mit-erneuerbaren-energien-billig-machen/
@ RGS, guter Ansatz.
Leider wird dieser logische Berechnungsansatz von den bisherigen Monopolisten der Stromversorgung als mit undurchführbaren Aufwand ins Abseits gestellt.
Und schlimmer noch; es müßten ja von MA der öffentlichen Behörde zusätzliche Daten verifiziert und aggregiert werden. und das auch noch während Corona-Zeiten.
Also eigentlich nicht zumutbar und nicht wirklich realisierbar……
Es wird der Wille zur Verbesserung fehlen.